Warum es so schwierig ist, in die Hölle zu kommen. Hans Conrad Zander

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Название Warum es so schwierig ist, in die Hölle zu kommen
Автор произведения Hans Conrad Zander
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783897109582



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die er doch selber allen alten Männern der Welt empfohlen hatte, habe sich Cicero, von Ruhmsucht geblendet, noch als Greis „adolescentium bellis“, in die Kriege halbreifer Jünglinge gestürzt: Pompejus, Cäsar, Antonius, Oktavian. Bis es schließlich den Triumvirn zuviel wurde. Und es setzten die drei Diktatoren Ciceros Namen zuoberst auf die Liste derer, die sie umbringen wollten.

      In welche Panik geriet da Cicero! Von einem seiner vielen Landhäuser floh er quer durch Italien ins andere, wollte bei Brutus in Kleinasien Zuflucht suchen, bis ihn die Häscher in seiner Villa bei Formiae aufspürten. Noch versuchte er, ihnen zu entkommen, hinab zur Küste, ans rettende Meer. Doch unterwegs, auf einem düsteren Waldweg, ereilte ihn am 7. Dezember 43 vor Christus sein unwürdiges Schicksal. Den Kopf, der so viel gedacht, die Hand, die so viel geschrieben hatte, beides schlugen ihm die Schergen ab. Und Petrarca verspürt kein Mitleid mehr: „Adieu in alle Ewigkeit, mein Cicero – vale in aeternum, mi Cicero!“

      Über die Jahrhunderte wird Petrarcas Wutbrief das gebildete Abendland im Urteil über Cicero verwirren und spalten. Leidenschaftlich wird Erasmus Petrarca widersprechen: „Ich kann Ciceros Schrift über das Alter (…) nicht lesen, ohne das Buch von Zeit zu Zeit zu küssen und mich zu verneigen vor Ciceros heiligem, ganz von göttlichem Odem erfülltem Herzen.“

      Noch in Kaiser Wilhelms humanistischem Gymnasium wird es für deutsche Knaben zwar nicht höchste Lust, wohl aber höchste Ehre sein, Ciceros „Gespräche in Tusculum“ zu übersetzen, Ciceros Brandreden im Senat zu deklamieren:

      „Quousque tandem, Catilina, abutere patientia nostra!“

      Zu gleicher Zeit allerdings fällt der Historiker Theodor Mommsen über Cicero ein Urteil, das noch viel vernichtender ausfällt als Petrarcas Kritik. „Als Staatsmann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht“ stehe Cicero auch „als Schriftsteller … ebenso tief wie als Staatsmann.“ Als Redner habe der Römer Cicero nie den Griechen Demosthenes erreicht, als Philosoph nie den Griechen Plato. „Durchaus Pfuscher“ sei Cicero gewesen, schließt Mommsen gnadenlos.

      Mommsens Tage sind vorbei und auch das humanistische Gymnasium gibt´s nicht mehr. Geblieben sind wir, die letzten greisen Epigonen der klassischen Bildung. Wir und unser Cicero. Mir persönlich ist er jetzt lieber als jemals zuvor. Wohl wahr, dass in seiner privaten Korrespondenz eine Unentschlossenheit, Ängstlichkeit, ja Feigheit zutage tritt, die im Gegensatz steht zu jener altrömischen Charakterstärke, jener philosophischen Würde, die er öffentlich vertrat. Aber ist solche Schwäche, solche Widersprüchlichkeit im Alter verwerflich?

      So sind wir senes heute noch alle: Vor den Jungen geben wir uns wichtiger, tüchtiger, würdiger, als wir vor uns selber sind. Auch wir tun ja so, als wären wir jeder ein Alter Cato – und sind doch höchstens kleine Cicerones. Nicht grundlos werden wir heute, in den Blogs des 21. Jahrhunderts, als „old white men“ so wütend demaskiert, wie einstmals Petrarca Cicero bloßgestellt hat.

      Mi Cicero! In deiner Widersprüchlichkeit warst du der erste von uns. Vor mehr als zwei Jahrtausenden warst du, Alter Römer, der erste „alte weiße Mann“.

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