Название | Aus der emotionalen Achterbahn aussteigen |
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Автор произведения | Patricia Zurita Ona |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867813136 |
Verschiedene neurologische Studien haben nachgewiesen, dass emotional hochsensible Menschen eine überaktive Amygdala haben, was erklärt, warum sie in unterschiedlichsten Situationen oft sowohl emotional als auch in ihrem Handeln zu erhöhter Reaktivität neigen; Hochsensible sind, kurz gesagt, biologisch prädisponiert, zu viel zu schnell zu fühlen und sich im Moment reaktiv zu verhalten.
IHRE LERNGESCHICHTE
Haben Sie jemals an einem Einführungskurs zu Emotionen teilgenommen? Natürlich nicht, denn wir lernen durchs Leben. Seit Ihrer Geburt lernen Sie durch jede einzelne Erfahrung und Begegnung. Als Baby haben Sie über Ihre Sinne etwas über die Welt gelernt; es ist eine sinnliche Welt, die auf all dem basiert, was das Kind sieht, hört, berührt, schmeckt und riecht. Wenn es dann sprechen lernt, setzt sich seine Lernerfahrung durch den Gebrauch der Sprache fort, und dadurch, dass es symbolisch alle möglichen Assoziationen, Beziehungen und Verbindungen herstellt: aus Wörtern, Sätzen, Erinnerungen und so weiter. Sie lernen ständig, in jedem Moment, ohne Pause. Manchmal nimmt man Informationen auf, weil man sie explizit vermittelt bekommt oder indem man selbst danach sucht, zu anderen Zeiten ist man Informationen einfach ausgesetzt, derer man noch nicht einmal voll gewahr ist. Können Sie sich vorstellen, wie viele Informationen Sie in diesem Augenblick in Ihrem Kopf haben, Dinge, die Sie bewusst wissen, und Dinge, von denen Sie nicht wissen, dass Sie sie wissen?
Als Mensch, der Gefühle intensiv erlebt, haben Sie gelernt, sich in Ihrer emotionalen Landschaft auf der Grundlage aller direkten und indirekten Informationen zurechtzufinden, die Sie von den Menschen um Sie herum erhalten haben, von den verschiedenen Beziehungen, die Sie eingegangen sind, und von all den gesellschaftlichen Botschaften über die »richtige« Art und Weise, Emotionen zu verarbeiten: Es ist Ihre Lerngeschichte.
Zum Beispiel erinnerte sich Stacey an Situationen, in denen ihr Bruder, als sie zirka elf Jahre alt war, mit ihren Lieblingsspielsachen spielte oder ihre Mutter ihr keinen Nachtisch gab oder ihr Vater sie nicht zum Schwimmen mitnehmen wollte. Sie war empört und schrie alle aus vollem Hals an, bis die anderen aufgaben und auf ihre Wünsche oder Bedürfnisse eingingen.
Stacey sagte, sie habe nicht gewusst, was sie sonst hätte tun können, um zu bekommen, was sie brauchte, weil sie das Gefühl hatte, dass ihr, der kleinen Tochter, niemand zuhörte. Stacey lernte, so gut sie eben konnte, mit intensiven Wutgefühlen und anderen Emotionen umzugehen, und das wurde Teil ihrer Lerngeschichte. Später nahm sie manchmal Drogen oder ritzte sich die Arme auf, weil sie die Intensität und den Stress, die mit Gefühlen wie Wut, Verletzlichkeit oder Enttäuschung verbunden waren, nicht ertragen konnte. Oder sie versuchte, sich ihre inneren Kämpfe zu erklären, indem sie anderen die Schuld gab.
Es ist die Interaktion zwischen Ihrem Temperament, Ihrem limbischen System und Ihrer Lerngeschichte, die Ihre persönliche Signatur als Hochsensible/r erzeugt.
Es erfordert Mut, in Ihrer Haut zu stecken
Es ist wirklich schwer, dieses Wechselbad der Gefühle auszuhalten – auf und ab, hin und her und wieder auf und ab – wenn Ihr emotionaler Schalter eingeschaltet ist, der Sie in eine emotionale Hölle schleudert, und Ihr limbisches System arbeitet hart, um Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Es erzeugt in Ihrem Körper einen bestimmten Handlungsimpuls und drängt Sie zur sofortigen Umsetzung. Es ist hart — wirklich hart.
Niemand weiß, was wirklich in Ihrem Innern vorgeht, wenn Ihre emotionale Maschinerie aktiviert wird, und welche Anstrengungen es Sie kostet, nicht zu tun, was diese nervigen und schrecklichen Gefühle von Ihnen fordern. Es erfordert tatsächlich Mut, in Ihrer Haut zu stecken und mit Ihren Gefühlen umzugehen, angesichts des geringen Spielraums, den Ihre Amygdala Ihnen in jedem beliebigen Moment lässt. Viele Hochsensible greifen bei dem Versuch, ihre intensiven Emotionen unter Kontrolle zu bringen, auf Reaktionen zurück, die alles andere als konstruktiv sind. Ich nenne sie »schnelle Lösungen«, weil sie vielleicht kurzfristig funktionieren. Langfristig bringen sie aber noch mehr Schwierigkeiten. Diese wenig hilfreichen – und sogar riskanten – Reaktionen sind unser Thema im nächsten Kapitel.
* Der Begriff »hochsensibel« meint in diesem Buch stets »emotional hochsensibel«. Er unterscheidet sich damit von der Definition von Elaine Aron, nach der Hochsensibilität neben emotionaler Intensität auch gründliche Informationsverarbeitung, Übererregbarkeit und hohe Sinnessensibilität umfasst.
Kapitel 2
Warum Ihre »schnellen Lösungen« nicht funktionieren
Wenn Ihre emotionale Maschinerie in Gang gesetzt wird, durchleben Sie ein Gefühl nach dem anderen – es ist wie eine emotionale Kettenreaktion – und wenn einige dieser Gefühle unangenehm sind, werden Sie natürlich, wie jeder Mensch, alles tun, um Ihr Unbehagen unmittelbar zu unterdrücken, abzumildern oder zu neutralisieren. Wir alle tun Dinge, die sich sofort auszahlen, besonders, wenn wir in Bedrängnis sind. Es ist, als ob es attraktiver wäre, heute ein Angebot von 100 Euro für einen Vortrag zu bekommen, als in der nächsten Woche ein Angebot von 150 Euro für denselben Vortrag.
Der Versuch, Gefühle durch schnelle Lösungen unter Kontrolle zu bringen
Hochsensible tun in bester Absicht, was sie nur können, um ihrer bedrückenden Gefühle Herr zu werden, und manchmal bringen sie sie mit schnellen Lösungen unter Kontrolle. Schauen wir uns jede einzelne kurz an.
SCOTCH, SEX, ARBEIT UND SCHOKOLADE
Jeff setzt Bob nun eine Stunde lang auseinander, dass er oft zur falschen Zeit das Falsche sagt und dass er sich mit einem guten Drink entspannen solle, weil es ihm helfen würde, sich zu kontrollieren und einzuschlafen. Bob sagt kein Wort; er fühlt sich wie gelähmt, verwirrt und betäubt. Er schaut auf sein Handy und liest seine Textnachricht vom Nachmittag: »Um wieviel Uhr kommst du heute nach Hause, damit ich das Essen rechtzeitig für uns fertig haben kann?« Jeff fährt fort zu trinken und sich über Bobs unangebrachte Nachricht zu beklagen.
Hier ist das Problem: Irgendwann haben Sie gelernt, mit den emotionalen Turbulenzen, die der Umgang mit anderen Menschen oder schwierige Lebenssituationen mit sich bringen können, umzugehen, indem Sie auf schnelle »Lösungen« zurückgreifen, die sich im Augenblick einfach gut anfühlen, Sie von Ihrem Schmerz ablenken und ihn sogar für eine Weile verschwinden lassen. All diese schnellen Lösungen wie Trinken, sexuelle Aktivitäten oder exzessives Arbeiten funktionieren so gut und fühlen sich so gut an, dass Sie immer wieder darauf zurückgreifen. In gewissem Sinne »überlernen« Sie sie.
»WENN DU FRÖHLICH BIST, DANN ISS EINEN SNACK«
Als ich kürzlich über die verschiedenen Strategien nachdachte, die eine meiner Klientinnen bei Schwierigkeiten mit ihrem Chef anwandte, erinnerte ich mich an einen alten Werbespot der Weight Watchers. Kennen Sie diesen Song noch? »Wenn du fröhlich bist, dann klatsche in