Aus der emotionalen Achterbahn aussteigen. Patricia Zurita Ona

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Название Aus der emotionalen Achterbahn aussteigen
Автор произведения Patricia Zurita Ona
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783867813136



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gibt so viele Dinge im Leben, die außerhalb unserer Kontrolle liegen: Naturkatastrophen, Autounfälle, Menschen, die in eine andere Stadt ziehen, das Altern unseres Körpers. Und selbst wenn wir glauben, wir hätten alles im Griff, bringt das Leben neue, völlig unerwartete Veränderungen. Wir haben keine Kontrolle darüber, was um uns herum passiert oder welche Gefühle diese Ereignisse unmittelbar in uns auslösen, aber wir können wählen, wie wir auf diese überwältigenden, belastenden und unangenehmen Gefühle reagieren wollen, die wir durchleben, wenn die Dinge aus dem Ruder laufen. In diesem Buch geht es darum, Menschen mit hoher Emotionalität zu vermitteln, dass sie ihre Reaktionen wählen können, wenn ihre emotionale Maschinerie in Gang kommt und ihr Verhalten zu bestimmen droht.

      Ich bin zutiefst überzeugt, dass emotional Hochsensible ein wunderbares Leben verdient haben, und ein wunderbares Leben ist eines, das sie von Augenblick zu Augenblick neu wählen. Es ist nicht das, das von ihrer emotionalen Maschinerie bestimmt wird.

       Ich hoffe, dass Sie dieses Buch hilfreich finden, es gerne lesen und die Dinge praktizieren, die Sie dabei täglich lernen werden. Gute Reise!

      Herzlich,

      Patricia Zurita Ona

      Teil I

       Leben mit Hochsensibilität

       Kapitel 1

      Bin ich emotional hochsensibel?

      Hat man Ihnen gesagt, dass Sie zu sensibel sind oder dass Sie aus allem ein großes Gefühlsdrama machen? Fühlen Sie sich manchmal von Ihren Gefühlen überwältigt, so als sei ein Knopf für Wut, Angst, Schuld, Traurigkeit oder andere Gefühle bis zum Anschlag aufgedreht worden? Erleben Sie Ihre Gefühle so intensiv, so übermächtig, dass Sie Ihr Verhalten nicht steuern können oder im betreffenden Moment nicht klar denken können?

      Bereuen Sie im Nachhinein manchmal Ihr Verhalten, weil Sie in bestimmten Momenten genau das tun, was Sie fühlen? Sind Sie erschöpft vom Auf und Ab und Hin und Her aufgrund Ihrer überwältigenden Emotionen?

      Wir alle fühlen uns hin und wieder von intensiven Gefühlen überwältigt und wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. Hochsensible erleben ihre Gefühle jedoch so, als hätten sie einen Schalter, mit dem sie an- und ausgeschaltet werden – sie fühlen zu viel, zu schnell und sie reagieren zu schnell, so als hätten diese Gefühle sie zu Boden geschleudert und seien auf ihnen herumgetrampelt. (Die Begriffe »Gefühle« und »Emotionen« werden in diesem Buch austauschbar verwendet. Um Verwirrung zu vermeiden, unterscheiden wir hier aber zwischen Emotionen/Gefühlen und Stimmungen: Eine Stimmung ist ein lang anhaltender Zustand, während eine Emotion oder ein Gefühl eine vorübergehende Erfahrung ist.)

      Wenn Sie zu diesen Menschen gehören, steuern Ihre Emotionen Ihr Verhalten an sieben Tagen die Woche, 24 Stunden lang – ohne Ferien oder Feiertage. Fühlen Sie sich beispielsweise schuldig, werden Sie von der Schuld aufgerieben; fühlen Sie sich ängstlich, werden Sie von der Angst zermalmt, und wenn Sie sich traurig fühlen, werden Sie von Traurigkeit überwältigt. Sie erleben Ihre Emotionen schnell und intensiv, glauben jedem Gedanken, jeder Interpretation oder Hypothese, als seien sie die absolute Wahrheit, und dann tun Sie genau das, was Ihre Gefühle Ihnen sagen. Später bereuen Sie Ihr Handeln, weil es Sie verletzt und weil auch die Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, verletzt werden.

      Dieser Tanz mit Ihren Gefühlen – auf und ab, hin und her, vor und zurück – ist anstrengend und Sie stellen fest, dass es in Ihrem Leben viele zerbrochene Beziehungen und viel Einsamkeit gibt; Sie haben Schwierigkeiten, länger auf einer Arbeitsstelle zu bleiben und vielleicht haben Sie sogar schon mal Selbstmordgedanken gehabt. Es ist nicht leicht für Sie und es ist nicht leicht für die Menschen, mit denen Sie in Beziehung stehen.

      Als Hochsensible/r haben Sie Schwierigkeiten mit der Steuerung Ihrer Emotionen – wie alle Menschen manchmal –, aber aufgrund Ihrer Konstitution erleben Sie alle Gefühle am Anschlag, voll aufgedreht, und bleiben trotz all Ihrer Bemühungen oft in einer Reaktionskette stecken, bei der Emotion auf Emotion folgt. Tag für Tag. Sie fragen sich vielleicht …

      Wie bin ich zu einem emotional hochsensiblen Menschen geworden?

       »An meinem fünfunddreißigsten Geburtstag wollten mein Freund und ich gemeinsam eine Party geben. Diese Beziehung war mein fünfter Versuch, mit jemandem, den ich liebte, ein Familienleben hinzubekommen. Ich hatte ihn im Internet auf einem Dating-Portal kennengelernt und nachdem wir uns acht Monate lang beschnuppert hatten, war ich überzeugt, dass er der Richtige war. Wir haben viel gestritten, manchmal stunden-, tage- und sogar wochenlang, aber ich glaubte dennoch, dass er der Richtige sei. Am Tag meines Geburtstags war ich wirklich verärgert, weil er mir nicht so viel half, wie ich es wollte. Ich wurde so wütend, dass ich anfing, ihn anzuschreien und Schimpfwörter an den Kopf zu werfen. Ich beklagte mich darüber, dass er mir nie helfen würde, dass er ein schlampiger Kerl sei und anscheinend nichts richtig machen konnte, nicht einmal bei einer so einfachen Sache wie der Vorbereitung einer Party. Ich war so wütend, dass ich die Wohnung verließ und mich für eine Stunde ins Café nebenan setzte. Dort saß ich weinend und schrieb ihm Nachrichten, immer noch voller Wut. Als ich in die Wohnung zurückkehrte, war mein Freund verschwunden und mit ihm seine wichtigsten Sachen. Auf dem Dielenboden fand ich einen Zettel, auf dem stand: ›Acht Monate lang habe ich dich gebeten, auf deine Wut zu achten, darauf, wie du mich behandelst, wenn du wütend bist, und sogar, wenn ich hier in Liebe mit dir zusammen bin, bist du dazu nicht fähig. Das macht mir Angst und ich kann mir das nicht antun. Ich bin draußen, ich bin mit dieser Beziehung fertig.‹«

      EINE HOCHSENSIBLE

      Haben Sie schon einmal in Staceys Haut gesteckt? Trotz ihres Wunsches, sich ein Familienleben aufzubauen, bestimmten ihre Emotionen ihr Handeln in dieser Beziehung, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, und sie erlebte schließlich, wie ihre fünfte Beziehung zerbrach. Warum passiert ihr das immer wieder? Was bringt sie dazu, so oft und so schnell wütend auf ihren Freund zu werden?

      Die Antwort auf diese Frage beinhaltet drei Aspekte, die Staceys Verhalten erklären: 1) ihr Temperament, 2) ihr limbisches System und 3) ihre Lerngeschichte.

       IHR TEMPERAMENT

      Ihre genetische Prädisposition bestimmt die Art Ihrer emotionalen Ausgangslage, von der aus Sie auf Ihre innere und äußere Welt reagieren: Wir nennen das »Temperament«. Manche Menschen sind so »verkabelt«, dass sie die Dinge mental »scharfstellen« (sharpeners) und entsprechend agieren, andere neigen eher dazu, Erfahrungen und Erinnerungen zu nivellieren (levellers). Letztere sind gewöhnlich entspannter und ausgeglichener oder mehr »mellow-yellow«, wie meine Studierenden einmal sagten, und es muss schon einiges passieren, bevor von ihnen eine Reaktion kommt. Auf der anderen Seite sind »Sharpener« gewöhnlich empfindsamer, nehmen mehr Anteil und sind beeindruckbarer. Sie reagieren stärker auf ihre Umgebung, auf den Gesichtsausdruck und die Tonlage anderer Menschen, auf Sinnesreize und so weiter. Emotional hochsensible Menschen sind in der Regel vom Temperament her »Sharpener«.

      IHR LIMBISCHES SYSTEM

      Das limbische System ist jener Bereich des Gehirns, der für die emotionale Verarbeitung zuständig ist, und es hat eine Reihe von Strukturen, die miteinander interagieren. Zwei Organe spielen hier eine Schlüsselrolle: die Amygdala und der Hippocampus.

      Die Amygdala, obwohl nicht größer als eine Mandel, ist extrem wirkmächtig und warnt uns, wenn eine Situation als bedrohlich empfunden wird. Sie signalisiert »Gefahr«, löst Alarm in unserem Gehirn aus und zwingt uns zu sofortigen Maßnahmen. Der Hippocampus speichert die spezifischen Aspekte einer Situation, einschließlich der trockenen Fakten und fungiert im Grunde als Gedächtnis des limbischen Systems. Als »Sicherheitspersonal« prüfen die Amygdala und der Hippocampus gemeinsam, ob eine aktuelle Situation mit einem früheren gefährlichen Erlebnis übereinstimmt