Projekt Null. Teja Bernardy

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Название Projekt Null
Автор произведения Teja Bernardy
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783960087526



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selbstverständlich absolut keine Rede sein. Der Fluch selbst und der daran gebundene Plan samt Ausführung sind zweifelsohne teuflisch, und das ist noch untertrieben. Wer, außer Jahwe, kommt nur auf solche höllischen Ideen? Na ja, wenn schon die Hölle seine Idee ist …

      Jedenfalls haben seither wegen eines einzigen angebissenen Apfels nach Auffassung der Theologen der Christen alle Menschen – außer Fräulein Lilith natürlich! – den ererbten Sündenmakel an der Hinterbacke, und nur Christen mit Biß wissen, wie man den bis dahin mindestens 3777 Jahre alten Fleck wieder los wird, abwäscht. Aber das ist eine ganz andere Geschichte ohne chemische Reinigung, ohne Clementine und Ariel. Irgendwie geht sie mit dem Teufel zu, wissen Theologen der Christen und ihre dafür extra ausgebildeten Exorzisten, in medizinischen und psychologischen Wissenschaften geschult, Theologen mit Biß, quasi auf neuestem Stand der hexenbesenrein Technologie aus dem Kompetenzzentrum Rom, designed by Ratzinger.

      Ob Adam und Eva das Paradies nach dem Sündenfall besenrein verlassen haben, überliefern die alten Berichte nicht. Wäre ja auch noch schöner, angesichts einer biblischen Geschichte, die zu schön ist, um wahr zu sein! Zusammenpassen will davon eigentlich nichts: Wie kleine, altkluge Kita-Besucher mit Knete hantieren, Männchen formen, so bastelt der Allmächtige einen Lehmling, bläst ihm Atem ein, und schon lebt die Figur, bekommt, der Teufel weiß woher, eine gewisse Lilith zur Frau, welche dem Adam genannten Lehmling nicht taugt, weshalb solch Weib postwendend entsorgt wird. Niemand weiß wohin. Und überhaupt: Rest- oder Sondermüll?

      Im Tiefschlaf Marke Holzhammer verliert Adam entgegen anatomischer und physiologischer Grundlast „unblutig“ ein Rippenpaar, aus welchem Gott eine andere Figur schnitzt. Ihren anatomischen Eigenschaften nach bloß ein Weib. Auch sie ihm, Gott, durchaus ähnlich, ganz nach seinem Bilde eben, nicht wahr? Wozu der Allmächtige diesen Schöpfungsweg wählt, obwohl ihm doch zumindest für Lilith offensichtlich noch ganz andere Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die Frau vom ersten Augenblick an ziemlich komplett ist, sogar Verstand hat, verschweigt ein gewisser Moses, seines Zeichens Prophet, vorgeblich Autor des Pentateuch, der fünf Bücher Mose, in fünf Blechbehältern aufbewahrte, konservierte, gewaltige Schriftrollen, nach jüdischer Sprechweise Torah = Gesetz genannt. In diesem Pentateuch läßt sich noch mehr erfahren von solch unglaublichem Zeug. Und Juden, Christen, Muslime müssen daran glauben, bis hinaus auf Schlachtfelder und Soldatenfriedhöfe mit Ehrensalut.

      Ganz nebenbei hat dieser Moses mit der Genesis seinen Jahwe nicht ganz ernst genommen, ihm und der von IHM installierten Mutter Natur gewaltig ins Handwerk gepfuscht, wird doch nicht der Mann durch die Frau geboren, sondern die Frau wird aus dem Manne geschaffen. Mit dem Griffel des Moses verliert die Schöpfungsordnung jeden positiven Wert. Wer weiß schon, wie sehr Moses sich abgestrampelt für den Genesis genannten ersten Teil seines Pentateuch, die Schriftrolle dann auf Blechdose gezogen hat? Das alte Spiel vom Igel und Hasen: Pandora war schon da, hat die erste Büchse für sich reklamiert, mit dem Dosenöffner alle Laster, Untugenden, Arbeit, Krankheit, Tod aus der Enge des Blechbehältnisses befreit, auch noch den schäbigen Rest, die Hoffnung genüßlich herausgekratzt, weshalb sich der Hyperboreer Nietzsche prompt über den Betrug, über die Verlängerung der Qual lauthals beschwert. Bei wem bloß? Bei Moses, Gott, Pandora?

      Für die restlichen vier Bücher des Pentateuch besteht jedenfalls, soweit solch Zeug bekannt ist, allerhand, nur keine Zeuge, Hoffnung sowieso nicht. Eingebunden in den Tanach, die hebräische Bibel der Israeliten, hoffnungslos heillose Verwirrung, Vermengung, Verschwägerung ägyptischer, fernöstlicher, arabischer, persischer, griechisch-römischer Mythologien und Philosophien, hinein- und zusammengerührt in völkische Geschichte und Sippschaftsgeschichten eines nomadisierenden, kriegerischen Arabervolkes im nahtlosen Übergang vom Menschenopfer zum Tieropfer, zum Rauchopfer, vom Polytheismus zum Monotheismus, für heillosen, hoffnungslosen Auserwähltheitsanspruch, bleibt Polygamie durchaus gängiges Programm. Zwei Mal Dauerkonserve mit längst überschrittenem Verfalldatum. Blechernes Geschepper der fünf Büchsen aber begleitet seither die Welt, ist nicht zu überhören, hält sie in Atem, nimmt ihn ihr. Zuvor aber waren Adam und Eva wegen eines Apfels aus dem Paradies vertrieben worden. Einfach nur so: ex und hopp. Ein weites Feld für Vertriebenenverbände, für Vertriebenenfunktionäre wie Erika Steinbach, 1943 in Rumia in Polen ans Licht gekommen, und Bernd Posselt, geboren 1956 in Pforzheim in der Bundesrepublik Deutschland. Noch in 5777 Jahren, gerechnet ab 8. Mai 1945, werden sie über ihre Vertreibung jammern, die für sie persönlich gar nicht stattgefunden hat. Das ist es, was Adam und Eva versäumt haben: aus ihrer Vertreibung Kapital zu schlagen, einen Beruf zu machen: Die ersten Berufsvertriebenen der Geschichte.

       ... unschuldig ist nur Gott

      (Jakob Wassermann: „Caspar Hauser oder die Trägheit der Herzen“)

      HERR VON PARADIES MIT GATTIN

      Vegane Ernährung, glaubt man Gott beziehungsweise seinen Theologen und ihren historischen Berichterstattern, ist seit Menschengedenken eine wenig bekömmliche Ernährungsweise, ging doch schon die erste überhaupt dokumentierte Mahlzeit, veganes Picknick im FKK-Garten Eden, nach nur einem ersten Bissen trotz ausschließlich Rohkost gründlich in die Hose, obwohl die noch gar nicht erfunden war. Nein, nein, Montezumas Rache blieb aus. Auch wird glaubhaft versichert, es habe nicht am Reifegrad der Baumfrucht gelegen, sondern mehr an demjenigen der Konsumenten. Unzweifelhaft war jedenfalls Rache auch mit dabei, wurde doch der Schlüssel zum Paradies wieder einkassiert, endgültig. So gründlich wurde der Schrebergarten Gottes abgesperrt, zugenagelt, verbarrikadiert, der Schlüssel weggeworfen, daß seither nicht einmal Zaungäste einen Blick hinein tun konnten. Schotten dicht bis zum Jüngsten Gericht!

      Ein gewisser Hieronymus Bosch hat sich zwar nicht mehr direkt an den Garten Eden erinnert, dennoch irgendwie einen Blick durchs Schlüsselloch erwischt und mit flottem Pinselstrich festgehalten, wie es jenseits des Zaunes zugeht, während der Rest der Menschheit jenseits von Eden weilt. Sieht alles eher nach einer schlecht organisierten FKK-Anlage aus. Klar doch, immer eitel Sonnenschein und keinerlei Schatten. Keine Sonnenschirme, keine mit Handtüchern extra reservierte Liegen, nicht einmal sanitäre Einrichtungen, kein Komfort, keine Unkleidekabinen, auch nicht wenigstens eins (1) von diesen transportablen Toilettenhäuschen, wie heute in jedem noch so schäbigen Flüchtlingscamp. Hygiene wird jenseits in Eden offenbar sehr klein geschrieben. Der Eisverkäufer war noch nicht da oder ist schon wieder weg. Trotz oder wegen Sonnenscheins fällt das Barbecue aus. Soweit das Auge reicht, ist nichts von all dem Zivilisationsgedöns zu sehen. Dafür den Namen Paradies? Was haben Namen mit übler Nachrede zu tun?

      Apropos Namen: Die aus dem Garten Eden Vertriebenen, das Paar Adam und Eva braucht nach der mißglückten Dinnereinladung selbstverständlich jetzt eine ladungsfähige Anschrift wegen Umzug in die beste aller Welten, zumindest also einen Familiennamen, sonst geht da, wo jetzt endlich die Post abgeht, die Post womöglich als unzustellbar zurück. Und bis die neuen Klamotten fertig sind, auf die Schneider ist heutzutage auch kein Verlaß mehr, behilft man sich mit Feigenblättern. Ja, aber der Familienname? Na ist doch simpel, einfach nur nach Herkunft, wenn sie doch schon von dort kommen, vom Paradies. Bißchen was hermachen soll er ja schon, der Name. Was sollen sonst die Nachbarn denken? Macht man aus Vom ein Von. Wirkt wirklich edler auf dem Klingelbord, auch auf den Visitenkarten und künftigen Dinnereinladungen: Herr Adam von Paradies mit Gattin Eva geben sich die Ehre … Na, ist das nichts? Und gelogen ist es auch nicht.

      Ach, damals hatten Adam und Eva vom Paradies gar keine Nachbarn? Türglocken waren unüblich? Schneider gab es auch nicht? Dinnereinladungen waren nicht en vogue? Papier war noch gar nicht erfunden? Nicht einmal Stempeldruck gab’s? Nur Händedruck! Post gab es nicht, kein bißchen gelbe Bundespost? Ämter waren unbekannt? – Absolut nicht zu glauben! – Anschriften waren unüblich, weil überflüssig? Sie ist aber doch voller Wunder, die Bibel, Tanach, Torah, der Pentateuch. Und Wunder helfen aus Beweisnot. Nur weil von den hier aufgezählten Wundern Moses (noch) nichts gewußt hat, läßt sich so etwas doch nicht einfach bestreiten. Bestimmt gab es damals schon Mobiltelefone. Jedenfalls hat man bei den archäologischen Ausgrabungen keinen Kupferdraht gefunden. Also müssen Herr und Frau von Paradies sich per Handy verabredet haben.

      Ja,