Projekt Null. Teja Bernardy

Читать онлайн.
Название Projekt Null
Автор произведения Teja Bernardy
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783960087526



Скачать книгу

besserer Lesbarkeit und zum leichteren Verständnis wird im fortlaufenden Text auf einen wissenschaftlichen Apparat mit Rand- und Fußnoten sowie ergänzendem Zitatenanhang verzichtet, ist es doch nach 2000 Jahren Interpretation am und im Christenglauben inzwischen Sitte bis Unsitte, den Leser mit mindestens rund 100 Standardwerken und 600 bis 800 zu zitierenden Werken zu traktieren, ihm 100 und mehr Seiten Anmerkungen und Hinweise zuzumuten. So wird hier keine wissenschaftlich theologische Abhandlung folgen, sondern gewisse Aspekte des Glaubens und ihres geglaubten Gegenteils werden lediglich ‘populärwissenschaftliche’ Revue passieren. Angesichts der ‘unglaublichen’ Glaubenszumutungen wird hingegen auf eine gewisse Polemik, welche durchaus treffen, keineswegs aber verletzen soll, nicht verzichtet. Überhaupt sollen mit gegenständlicher Schrift keinesfalls die religiösen Gefühle Glaubender verletzt werden, welcher Religion auch immer. Zum Teil trauriger Ernst ungeheuerlicher Glaubenszumutungen mag andererseits entschuldigen, daß ihnen gelegentlich Satire mit gutmütigem Augenzwinkern widerfährt. Auch mit dieser Möglichkeit muß das moderne Christentum von vorneherein und immer rechnen, wie eben die beiden anderen monotheistisch prophetischen Religionen und Religion allgemein auch.

       Solange die Beantwortung der Frage nach Gott Theologen überlassen bleibt, welche Gläubige, womöglich gar Priester sind, wird Gott nie die Wahrheit über sich erfahren.

      EX UND HOPP

      Vorausgesetzt, Gott existiert, wetten, daß Sippenhaft dann seine Erfindung ist? Sie muß es einfach sein! Mit allem Pi Pa Po: internationaler Gebrauchsmusterschutz, Urheberrecht, Patentrecht, Unrecht. Heute, nach in mehrtausendjähriger ungewisser Vergangenheit zurückliegendem Vergehen einer Frau und ihres Lebensgefährten, trifft nach Christenselbstverständnis Jahwes Sippenhaft mehr als sieben Milliarden Menschen. Aus jenen Zeiten, als Schlangen noch sprechen konnten, verkaufen Theologen als Vertreter jener drei israelitischen, monotheistischen, prophetischen Religionsauffassungen der Glaubens- und Restwelt einen angebissenen Apfel als einen aus aller Vergangenheit in alle Zukunft fortwirkenden und für alle jemals noch kommenden Menschengenerationen mit unendlicher Strafe belegten Sündenfall, Vergehen gegen einen gerechten(!) Gott. Und der Ruf der Schlangen ist sowieso für immer im Eimer!

      Halt, Juden und Muslime wissen mehr von Gott, Adonai, Herr Zebaoth, Jahwe, Allah, denkt der Christ. Angeblich trauen sie diesem Gottwesen solche nachtragende Hinterhältigkeit bis in Sippenhaft nicht zu, oder sich den Glauben daran nicht. Warum aber gleich ihren Ahnen alle Menschheit aus dem Paradies vertrieben ist, wie sie sagen, seit mindestens 5777 Jahren bis heute ferngehalten wird, dazu hatten auch Juden und Muslime noch keine Gelegenheit, ihren gerechten, gütigen, gnädigen, allmächtigen, allwissenden, allgegenwärtigen Gott, Adonai, Herr Zebaoth, Jahwe, Allah zu fragen, bleiben so auch seine und ihre Antworten aus. Was Theologen der Christen ihren Gläubigen zumuten, sind nichts als Glaubenszumutungen, welche einem Gott, so er denn sei und dann auch noch gerecht, zu unrecht zugemutet werden. Was bleibt davon dem Menschen? Angst! Ist das christlich?

      Bange machen gilt nicht. Bange machen ist unchristlich! Ist tatsächlich ein Körnchen Wahrheit enthalten in dem Genesis/Schöpfungsgeschichte genannten Bericht der Bibel, ist dieses merkwürdige Wesen Mensch eines, welches vernunftbegabt ist oder sein sollte. „Gottes Ebenbild“ und Angst? Vor wem oder was fürchtet sich dann der Allmächtige?

      Na ja, vielleicht wäre Angst vor diesen in God we trust Atom- und Wasserstoffbomben produzierenden, chemische und biologische Waffen züchtenden Gespenstern der Gattung Homo sapiens nicht gänzlich unbegründet, nicht einmal für Gott. Im Zweifelsfalle geht Gottes Schöpfung durch seine Geschöpfe zum Teufel, nur ein anderes seiner Geschöpfe. Das hat er nun davon, von seiner Rachsucht. Nein, nicht der Teufel, Gott natürlich, obwohl er doch für Theologen so unfaßbar übernatürlich, gerecht, gnädig und barmherzig ist, daß sie es natürlich nicht fassen, nicht sagen können. Schweigen über das, was sie nicht sagen können, mögen Theologen natürlich auch nicht. Zumindest bei dem, wovon auch sie nichts verstehen, nichts wissen können, wollen sie mitreden, das letzte Wort haben, es vom Anfang wegnehmen, wo es war.

      Angebissene Äpfel als Zeichen für Produkte der Informationstechnologie sind gerade en vogue. Ein einziger angebissener Apfel auf immer Menschheitsverderber, Informationsträger ewiger Verdammnis? Da ist der Wurm drin, bis ganz oben auf die Tiara! Aus dem Lapsus Adami, dem Fehler Adams, seiner zweiten Frau Eva zu liebe auch in den sauren Apfel gebissen zu haben, machen Christen das, was sogar Juden und Muslimen sauer aufstößt: peccatum originale, die Erbsünde, ewige Verdammnis, die Hölle auf Erden und darüber hinaus. Mein Gott, August, mußte das wirklich sein? War das nötig?

      Allerdings ist der Gedanke einer grundsätzlich gegenüber Gott mit Sünde belasteten Menschheit ursprünglicher Glaubensinhalt israeltisch-jüdischer Religion und des Zoroastrismus. Auch wenn noch nicht entschieden ist, welcher der angebissenen Äpfel der Menschheit letztendlich mehr schadet, Apple ist schließlich Apfel, Adams Apfel hat seit nunmehr zweitausend Jahren wesentlich mehr auf dem Kerbholz, als nur eine virtuelle Sünde für alle aus dem verpfuschten Apfelmahl. Als Zeichen weltlicher Macht krönt die nun Reichsapfel beschimpfte Frucht des Sündenfalls die Tiara, Krone des Papstes, steht für all das sündige Unheil, welches Päpste anzurichten verstehen. Theologen einer sogenannten Christenheit schaffen es dann noch locker, für alle aus libidinöser Zeugung hervorgegangenen Nachfahren Adams und Evas alle von Gott geschaffene Libido samt Sexualität für sein „Seid fruchtbar und mehret euch“ als Satanswerk zu verteufeln, zu verleumden, der Erbsünde erst den richtigen Kick zu geben. Nach aller Schöpfung ein verspäteter Senkrechtstarter. Vor allem ein übler Schimpf für den Allmächtigen!

      Nur Lilith, jener Reklamationsfall aus Gottes Kollektion, ist fein raus. Zu der verhängnisvollen Apfelparty hatte die Schlange sie ohne langes Winden erst gar nicht gebeten. Sie wird schon gewußt haben, warum nicht. Adam hatte seine durch Gott rechtskräftig von ihm Geschiedene nicht nur nicht eingeladen, sondern seine Ex noch während der Gewährleistungsfrist vor Ablauf der Garantie an Gott zurückgegeben, da wegen fehlenden Gehorsams nicht zum bestimmungsgemäßen Gebrauch geeignet. Ex und hopp! Und Eva? Warum hätte sie ausgerechnet ihre Rivalin, ihre Vorgängerin einladen sollen? Ein (1) Apfel zu dritt? Und wer macht hinterher den Abwasch? Ziemlich schnippisch und … klug soll sie ja auch gewesen sein, Adams Ex, Fräulein Lilith.

      Frisch geschieden und unter der Prämisse ehelicher Treue für Adam, was für Eva selbstredend gar nicht erst gilt, bleiben für Fräulein Lilith sexuelle Freuden tabu, bleibt sie Fräulein, ist der Überlieferung nach offensichtlich die erste zölibatäre Frau, das erste Menschenwesen überhaupt, welches zur Asexualität mangels Partner und Gelegenheit gelöbnisfrei verurteilt, verdammt wird, einfach nicht mehr erwähnenswert, obwohl sie mit der Schlange kein Wort geredet hat, soweit sich das aus den fehlenden Bild- und Tonaufzeichnungen und zahlreichen sehr ungenügenden, nur äußerst mangelhaft abgeschriebenen schriftlichen Aufzeichnungen rekonstruieren läßt.

      Fügt ein gewissenhafter Chronist die Mythen des Pentateuch mit den alten Mythen der Hebräer und Mesopotamiens zusammen, beobachtet dabei die Auffassung vom Wort Gottes in der Torah, hat für die Dame Lilith diese mehr oder weniger verordnete Lebensweise allerdings recht wundersame Folgen. Während Adam und Eva wegen ihrer Dummheit sich anziehen und aus dem Paradies ausziehen müssen, widerfährt Fräulein Lilith Verbannung wegen Klugheit und wegen ihres Freiheitsdrangs, erfährt niemand etwas über ihre Bekleidungsgewohnheiten und modischen Einfälle. Auf sehr törichte Weise, durch einen Fluch soll ihr Freiheitsdrang gebändigt werden, wird ihr alle Emanzipation ausgetrieben. Durch den meschuggenen Fluch wird sie gezwungen, immer wieder Kinder zu zeugen. Adam kommt für dieses Geschäft bekanntlich schon vorher und jetzt erst recht nicht in Frage. Männer sind Mangelware, frei nach Gottlob Frege in der Menge Null. Ohne ihm zu nahe treten zu wollen, Jahwe, sofern er Manns genug ist, hat sich also mit dem Fluch wohl selbst reingelegt. Für solche Fälle hält er sich dann ja immer noch den heiligen Geist, behaupten Theologen zumindest am Beispiel Marias. So empfangene Leibesfrucht hat aber offenbar keine besonders hohe Lebenserwartung, aber ein frühzeitiges Verfallsdatum.

      Einerseits kennt also zumindest der heilige Geist ihren Verbannungsort, andererseits muß Lilith die jungfräulich gezeugten ‘geistlichen’ Nachkommen immer wieder