Mala Sombra - Böser Schatten. José R. Brunó

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Название Mala Sombra - Böser Schatten
Автор произведения José R. Brunó
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783960085584



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was hatten Sie für ein Verhältnis zu ihm?«

      »Ich kenne ihn nur als meinen Nachbarn. Er ist vor drei Jahren hierhergezogen, nachdem seine Frau gestorben war.«

      »Und wie heißt er?«

      »Sein Name ist Emilio Gonzalez und er war pensionierter Guardia-Civil-Mann. Ich verstehe nicht, warum er sich umgebracht hat. Der hatte doch so eine gute Pension«, jammerte Mercedes und zog ein Taschentuch aus ihrer Kitteltasche, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.

      »Hatte er des Öfteren oder gestern Besuch?«

      »Die letzten Tage kam ab und zu ein Mann zu ihm, ich glaube, es war ein Kamerad aus seiner Militärzeit.«

      »Könnten Sie den Mann beschreiben, Merce?«

      »Nicht wirklich, ich habe ihn nur einmal hier im Hausflur gesehen. Aber warum fragen Sie das alles?«

      »Weil das möglicherweise ein Verwandter war, den wir benachrichtigen müssen«, log Raúl.

      »Wie alt war der Mann, Señora?«

      »Schlecht zu sagen, ich schätze, nicht viel älter als fünfzig.«

      Raúl nickt nachdenklich mit dem Kopf. »Okay, Señora, wenn ich noch Fragen habe, melde ich mich wieder bei Ihnen.«

      Inzwischen hatten die Leute der Spurensicherung ihre Arbeit in der gegenüberliegenden Wohnung getan und der Leichenwagen war eingetroffen.

      Laura hatte unzählige Fotos gemacht und es waren überall eingeschwärzte Stellen zu sehen, an denen die Spurensicherung Fingerspuren zu finden versucht hatte. Auf dem Tisch hatten ein voller Aschenbecher und eine halbvolle Weinflasche mit zwei Gläsern gestanden. Laura hatte all diese Dinge akribisch untersucht und eingepackt.

      Der Gerichtsmediziner Doktor Montes hatte schon vor geraumer Zeit den Tatort verlassen. Er war immer der Erste, der den Ort des Geschehens verließ.

      Die Leute der Spurensicherung waren in der Regel immer die Letzten, die den Ort des Verbrechens verließen. Inzwischen war auch ihre Arbeit getan und Laura drängte zum Aufbruch.

      Am nächsten Tag sollten bereits in der frühen Morgenstunde die Leichenschau und die anschließende Obduktion sein.

      Als Raúl Alonso die Gerichtsmedizin betrat, war Doktor Montes gerade dabei, seine medizinischen Instrumente zu reinigen.

      »Nun Doc, wie sieht es aus?«, fragte Raúl.

      »Wenn du den da meinst«, Montes zeigte mit der rechten Hand auf den Seziertisch, »kann ich dir nur sagen, der arme Kerl hat sich nicht selbst an das Fensterkreuz gehängt.«

      »Habt ihr Abwehrspuren entdecken können?«

      »Nichts, gar nichts. Ich glaube, dass der Täter das Opfer vorher betäubt hat.«

      »Und mit was?«

      »Das kann ich dir leider nicht sagen, Raúl, ich bin kein Toxikologe. Möglicherweise K. O.–Tropfen oder so was, die lassen sich spätestens nach fünf Stunden sowieso nicht mehr nachweisen.«

      »Okay, Ramon, ich geh dann mal ins Labor. Schauen wir mal, was die KTU so sagt.«

      Als Raúl das Labor betrat, war Laura gerade dabei, die mitgebrachten Weingläser abzukleben, um die darauf befindlichen Fingerabdrücke zu sichern.

      »Dieses«, sagte sie, »hat der Täter benutzt und das andere das Opfer. So was ist mir ja noch nie untergekommen. Erst saufen sie zusammen und dann bringt der Eine den Anderen um.«

      «Du weißt schon, dass das Opfer ein pensionierter Guardia-Civil-Mann war, oder?«

      »Das war nicht schwer zu erraten, Raúl. Die große »Drei«, die der Täter auf die Fensterscheibe geschmiert hat, war kaum zu übersehen.«

      »Also wieder unser Freund, der es auf die pensionierten Malas Sombras abgesehen hat?«

      »Davon kannst du ausgehen, Raúl. Ich frage mich nur, was hat der Kerl für ein Motiv?«

      »Motive gibt es vermutlich eine Million, aber wenn die Taten keinen terroristischen Hintergrund haben, wer kann denn so einen Hass auf die »Grünen« haben?«

      Laura schaute ihren Kollegen ratlos an und zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir sicher, dass die Opfer sich alle aus der Vergangenheit kannten und was mich erstaunt, der Kerl macht sich nicht einmal die Mühe, Spuren zu verwischen.«

      »Und ich frage mich, wenn das sein drittes Opfer war, wie viele werden es noch?«

      »Wir werden es erleben, wobei ich nicht besonders scharf darauf bin, dass der Kerl weitere Taten vor unserer Haustür verübt.«

      Es waren nur wenige Tage nach der Unterhaltung mit Raúl vergangen, als eines Morgens der Journalist Iñaki Etxebarria bei Laura anrief.

      »Das ist aber eine Überraschung«, sagte Laura, »sonst hört man von dir das ganze Jahr nichts und dann gleich so kurz hintereinander?«

      Iñaki kam sofort zur Sache. »Ich bin übermorgen in Barcelona, kann ich mit dir reden?«

      »Natürlich kannst du mit mir reden, José freut sich bestimmt. Aber was ist denn so wichtig?«

      »Na, du weißt schon, euer neuer Fall in Barcelona.«

      »Woher hast du die Information über unsern neuen Fall? Außerdem, du weißt hoffentlich, dass ich nicht über meine Arbeit sprechen kann und dass ich nicht der Ermittler bin.«

      »Nun ja, vielleicht kann ich euch ein wenig helfen und so hätten wir alle was davon.«

      »Und was hast du davon, Iñaki?«

      »Ich schreibe darüber, mit – oder ohne eure Hilfe und du weißt, wir können ziemlich flexibel sein.«

      »Okay, wenn du hier ankommst, rufe José an, der holt dich dann vom Flughafen ab.«

      Am übernächsten Morgen schellte schon sehr früh das Telefon. Iñaki war angekommen und hatte bereits in der Cafeteria des Flughafens den zweiten Kaffee getrunken. José Cardona zog sich rasch an und fuhr zum Flughafen.

      Iñaki Etxebarria hatte einen Anschlussflug nach Valencia für fünfzehn Uhr. José sollte es nur recht sein, denn er hatte nachmittags Termine und seine Arbeit stapelte sich bereits auf seinem Schreibtisch.

      »Komm Iñaki, lass uns in meine Stammkneipe gehen, ich habe nämlich noch nicht gefrühstückt. Du hast mich fast aus dem Bett geschmissen. Laura kommt dazu.«

      Der Journalist lächelte und nickte zustimmend mit dem Kopf. Als die beiden in der Cafeteria ankamen, war Laura bereits da. Sie saß an einem Tisch im hintersten Teil des Gastraumes und hatte sich bereits ihren obligatorischen Café con Leche mit einem Croissant bestellt.

      »Na, das ist ja mal eine Überraschung, Iñaki, dass wir uns so schnell wiedersehen«, sagte Laura lächelnd.

      »Ich würde euch gerne einen Deal vorschlagen.«

      José schaute Laura an und fragte: »Einen Deal? Was meinst du damit?«

      »Kurzum, ihr wisst, dass ich an der Sache mit den »Mala Sombra«-Morden bin. Vielleicht könnt ihr mir ein wenig bei meinen Recherchen helfen.«

      »Und du glaubst, dass wir dir weiterhelfen können?«, fragte Laura. »Du weißt sicherlich, dass wir über die Ermittlungen nicht reden dürfen.«

      »Ach komm, Laura, ein paar Informationen und ich sage euch, was ich herausbekommen habe.«

      »Was weißt du, was wir nicht wissen?«, mischte sich José ein. Außerdem bringt der Täter offensichtlich nicht nur vor unserer Haustür seine Opfer um.«

      »Genau das meine ich, José. Es gab bereits das vierte Opfer – in Zaragoza.«

      Laura schaute José eine Weile an. »Das ist aber Sache der Ermittlungsbehörden in Aragon, Iñaki. Du siehst, dass wir hier zwei ungelöste Fälle haben, aber ansonsten, was nicht gerade um Barcelona herum passiert, ist nicht unser Problem.«