Название | Mala Sombra - Böser Schatten |
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Автор произведения | José R. Brunó |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960085584 |
Laura wunderte sich immer wieder, wie dumm sich Täter anstellten. Irgendwann, sei es bei der Beantragung eines Passes oder eines Ausweises, würde der Täter seinen Fingerabdruck abgeben müssen. In Spanien wurde in jedem Dokument der Identifikation der Fingerprint festgehalten.
Eine Kollegin von Laura hatte inzwischen die Kleidung des Opfers akribisch mit einer Klebefolie abgeklebt, um eventuell fremde Fasern oder Haare zu finden. Vergeblich. Außer der großen »Zwei«, die der Täter offensichtlich mit schwarzer Farbe aus einer Sprühdose auf das Hemd des Opfers gesprüht hatte, gab es keine Spuren.
›Komisch‹, dachte Laura, ›wer oder was ist denn da die Nummer Eins? Offensichtlich hatte es einen Fall gegeben, von dem wir nichts wissen.‹
Aus irgendeinem Grund wurde ein Ermittler des Departamento II ernannt. Er hieß Juan Medina. Eine zweite Mordkommission war gegründet worden, die sich ausschließlich mit Fällen der Außenbezirke rund um Barcelona kümmern sollte. Für die Innenstadt, für das Departamento I, war ihr Lebensgefährte Jóse Maria Cardona verantwortlich. Oftmals kam es zu Kompetenzrangeleien zwischen der ersten und zweiten Mordkommission, weil man sich nicht klar war, wo der Außenbezirk begann und wo der Innenbezirk endete.
Laura mochte diesen Juan Medina, der das ganze Jahr ohne Stümpfe herumlief, nicht besonders. Medina war ein typischer spanischer Macho. Ein Besserwisser, der sich für unwiderstehlich hielt und Laura permanent irgendwelche Avancen machte. Juan Medina war ein Typ, der einige Tage mit ungewaschenen Haaren und dem gleichen Hemd herumlief. Er war nicht größer als ein Meter siebzig und schob einen kleinen Bierbauch vor sich her. Das Einzige, was seine Vorgesetzten allerdings an ihm schätzten, war sein messerscharfer Verstand.
Die hübsche Laura war es gewohnt, Komplimente zu bekommen. Mit ihrer Körpergröße von ein-meter-siebzig, ihrer schlanken Figur und ihren langen, schwarzen Haaren war sie die Attraktion in der Gerichtsmedizin. Sie war der Grund, warum alle Kollegen so gerne ins Labor kamen.
In den nächsten Tagen berichteten alle Tageszeitungen von dem Mord an dem pensionierten Comandante der Guardia Civil Antonio Sanchez. Schuldige waren längst ausgemacht, es waren die Separatisten der baskischen ETA, so glaubte man zu wissen. Aber die baskische Terrorgruppe bekannte sich immer zu ihren Taten. Bisher waren noch keine Bekennerschreiben eingegangen. Im Gegenteil, die Basken leugneten, mit der Sache zu tun zu haben.
Inzwischen war die Obduktion abgeschlossen. Der Gerichtsmediziner hatte den Mageninhalt entnommen und ins Labor gegeben. Laura hatte sogar noch unverdaute Bohnen und Fleischrückstände feststellen können. Das würde bedeuten, dass sein Abendbrot noch nicht einmal gänzlich verdaut war, als der Tod eintrat. An Hand der Körpertemperatur und des Mageninhalts hatte der Gerichtsmediziner den Todeszeitpunkt auf zirka vier Uhr morgens festgelegt. Die Todesursache war die stumpfe Gewalteinwirkung auf den Kopf des Opfers. Die Schädeldecke war total zertrümmert.
Der Gerichtsmediziner war sich sicher, dass der Täter das Beil in den Rücken des Opfers gerammt hatte, als es bereits tot war.
In der Regel sollte sich eine Forensikerin nicht in die Ermittlungsarbeit der Polizei einmischen, aber nun war Laura neugierig geworden. Sie hatte mit Medina über die seltsame Nummer auf dem Rücken des Opfers gesprochen. Er hatte dem keine Bedeutung beigemessen.
Laura entschloss sich, die überregionale Tageszeitung »El Mundo« aufzusuchen. Die Redaktion befand sich nur wenige hundert Meter entfernt. Sie brauchte nicht sehr lange, um im Archiv der Zeitung einen Fall zu finden, der vor etwa vier Wochen im Raum Tarragona passiert war.
In dem Küstenort Cambrils, einige Kilometer südlich von Tarragona, wurde Anfang Februar eine Leiche ohne Kopf angeschwemmt. Die Ermittler hatten einige Wochen gebraucht, den Leichnam als den sechsundsechzig-jährigen Francisco Llompart zu identifizieren, einen pensionierten Guardia-Civil-Mann.
Laura rief sofort die Kollegen in Tarragona an. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie den Ermittler am Telefon hatte, der ihr etwas zu dem Fall sagen konnte. Für sie war nur relevant, ob das Opfer mit irgendeiner Nummer beschrieben war. Und tatsächlich, der Täter hatte seinem Opfer eine »Eins« mit einem scharfen Gegenstand, vermutlich mit einem Messer, auf den Oberkörper geritzt.
Das war es, was Laura wissen wollte, jetzt ergab das Ganze einen Sinn. Hier war ein Serientäter am Werk, der möglicherweise noch eine offene Rechnung mit der Guardia Civil zu begleichen hatte. Erschwerend kam hinzu, dass sich der Mörder gezielt seine Opfer aussuchte und sich nicht auf eine Provinz beschränkte.
Spanien ist ein großes Land und was gerade in Barcelona passierte, konnte sich morgen im eintausend Kilometer entfernten Malaga wiederholen.
Es waren drei Jahre vergangen und man schrieb bereits das Jahr 1984. Laura hatte fast täglich die überregionalen Zeitungen gelesen. Es gab seltsamerweise keine neuen Tötungsdelikte an Guardia-Civil-Beamten.
Der Fall war in Vergessenheit geraten und zu den ungelösten Fällen gelegt worden. Selbstverständlich dachte Laura nicht mehr an die Geschichte. Täglich gab es neue Fälle und für die Ermittlungsarbeiten war die Polizei zuständig. In der katalanischen Metropole Barcelona gab es ausreichend ungeklärte Fälle, die es zu lösen gab. Die Aufklärungsquote für Kapitalverbrechen lag gerade mal bei 50 Prozent.
UNBESTECHLICH
Am Abend des fünfundzwanzigsten Mai musste Laura eine Erfahrung machen, die sie so schnell nicht vergessen sollte. Es war bereits neunzehn Uhr, als im Labor das Telefon schellte. Sie hatte sich bereits ihren weißen Kittel abgestreift, um in den wohlverdienten Feierabend zu gehen. In der Gran Villa hatte es einen Unfall mit Todesfolge gegeben.
Eine Frau war die Treppe hinuntergestürzt, mehr wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Bei Unfällen mit Todesfolge musste zu jener Zeit immer die Polizei benachrichtigt werden, um festzustellen, ob nicht doch möglicherweise ein Verbrechen vorlag.
Laura hatte sich mit einer Kollegin auf den Weg gemacht. Die dritte Etage bewohnte der Kommunalpolitiker Adolfo Casillas. Eine Luxuswohnung direkt im Zentrum von Barcelona. Aus dem Salon führte eine Holztreppe in den oberen Bereich, in dem die Schlafräume untergebracht waren.
Als Laura den Salon betrat, bemerkte sie den Kommunalpolitiker, der auf dem großen Ledersofa saß und nur kurz aufgeschaut hatte, als er die Spurensicherung sah. Sein Gesicht in den Händen vergraben, stammelte er fortwährend unverständliche Worte.
Laura kannte seine Visage, die sie einige Male auf Wahlplakaten gesehen hatte. Casillas schien am Boden zerstört. »Ich habe ihr immer gesagt, sie solle die blöden Schuhe wegschmeißen«, stammelte er.
Juan Medina saß Casillas gegenüber und versuchte einige Fragen zu stellen, die den Unfallhergang betrafen, währen Laura auf den Mann zuging, der sich über die Leiche beugte.
»Sind Sie der Arzt, der den Tod feststellen soll?«, fragte Laura.
»Und Sie sind die Spurensicherung? Ich glaube, hier gibt es nichts zu sichern, das war ein Unfall.«
»Herr Doktor, ob das ein Unfall war oder nicht, das werden unsere Untersuchungen ergeben. Unterstehen sie sich, auf dem Totenschein als Ursache einen Unfall zu bescheinigen. Oder woher, glauben Sie, kommt die große Menge Blut dort an der Wand?«
Laura wandte sich ab. Sie hatte längst gesehen, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Der Mediziner, der hier vor Ort war, schien der Hausarzt der Familie Casillas zu sein. Schnell den Tod als Unfall darzustellen, einen Tag später die Leiche einäschern zu lassen und alles war vergessen. Das war mit Laura Velasquez nicht zu machen. Sie war Blutspurenspezialistin und das, was sie hier sah, war alles andere als ein Unfall.
Das Opfer lag am unteren Treppenabsatz und war vor eine Natursteinwand gefallen und hatte sich, wie man auf den ersten Blick vermuten konnte, an dieser Wand die Kopfverletzungen zugezogen – wenn da nicht die Wand in einer Höhe von ein-Meter-sechzig mit Blutspuren übersät gewesen wäre. Die Spritzspuren, die im oberen Bereich der Wand zu sehen waren, konnten nur entstanden sein, wenn mit großer Gewalt auf die Blutungsquelle mit einem Gegenstand eingeschlagen