Название | Mala Sombra - Böser Schatten |
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Автор произведения | José R. Brunó |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960085584 |
Es war inzwischen eine Stunde vergangen und es gab keine Spur von Antonio Sanchez. Das Haupthaus lag auf einer Anhöhe und man konnte die umliegenden Höfe sehen.
»Das nächste Haus ist mindestens drei Kilometer entfernt«, bemerkte Roldán, der mit der Hand auf das weiße Gebäude zeigte, das in einem langgezogenen Tal lag. »Das Motorrad steht hinterm Haus und zu Fuß ist er mit Sicherheit nicht unterwegs.«
Pepe Roldán hatte sich entschlossen, den Spürhund aus dem Auto zu holen, der schon eine Stunde bellend im Auto verbracht hatte. Am Inneren der Haustür hing eine alte Cordhose von Sanchez, die Roldán dem Hund zum Schnüffeln gab.
Der Spürhund war in kürzester Zeit von null auf hundert und steuerte sofort auf den Pozo (Brunnen) zu. Der Hund legte sich auf den Boden und fing laut an zu bellen. Alle Beteiligten schauten sich fragend an und alle schienen zu wissen, was sich in diesem Brunnen befand. Der Schacht war mit einem Wellblech bedeckt und mit einigen Steinen beschwert. Pepe Roldán schob die Steine von dem Blech und entfernte die Abdeckung. Es war dunkel in dem runden Schacht, der wohl mindestens eine Tiefe von fünfzehn Metern hatte.
»Hol mir mal die Taschenlampe aus meinem Auto«, befahl der Unteroffizier einem jungen Polizisten.
Er tat, wie ihm geheißen, während die anderen Kameraden wie angewurzelt herumstanden.
Roldán leuchtete in den Brunnen, der seit vielen Jahren kein Wasser mehr führte. Auf dem Grund des Schachts war etwas zu entdecken, das aussah wie eine zusammengekauerte Gestalt. Alle wussten sofort, das war Antonio Sanchez.
Roldán hatte noch einige Male vergeblich den Namen seines ehemaligen Chefs in den Brunnen hineingerufen. Er bekam keine Antwort. Der junge Unteroffizier lief aufgeregt zu seinem Auto, um über Funk seiner Leitstelle den Fund des pensionierten Comandante zu melden.
Was vor einigen Stunden für die jungen Polizisten der Guardia Civil noch als eine willkommene Abwechslung ausgesehen hatte, sollte für sie ein schreckliches Erlebnis werden. Die jungen Paramilitärs, die noch nicht einmal ihre Ausbildung beendet hatten, schienen auch noch nie einen Toten gesehen zu haben.
Eine halbe Stunde war vergangen und auf der Finca wimmelte es von Menschen. Inzwischen war die Mordkommission mit ihrer Spurensicherung aus Barcelona angerückt. Eusébio Sainz war ebenfalls auf der Finca eingetroffen und lief aufgeregt um den Brunnen herum, in dem vermutlich sein Freund Antonio Sanchez lag. Der Unteroffizier überlegte, wie er am besten hinunter in den Brunnen kommen sollte. Die alte Vorrichtung, mit der in früheren Jahren die Eimer mit Wasser heraufgezogen wurden, war längst nicht mehr funktionsfähig.
Man hatte sich erinnert, dass Abschleppfahrzeuge eine Seilwinde besaßen, mit der man in den Brunnenschacht hinuntergelassen werden konnte.
Während Pepe Roldán sich auf den Abstieg in den Brunnen vorbereitete, schaute die Chefin der Spurensicherung, Laura Velazquez, zu dem Comandante der Guardia Civil herüber.
»Sind das alles Ihre Leute Comandante?«, fragte sie.
Sainz schaute sich um. »Die Uniformierten schon, aber die Zivilisten? Ich dachte, das wären Ihre Leute.«
»Ich schlage vor, Sie veranlassen, dass die Menschen, die hier nichts zu suchen haben, schleunigst verschwinden.«
Inzwischen war der Abschleppwagen eingetroffen, der Roldán in den Brunnen hinunterlassen sollte.
Alle schauten gebannt auf das, was dort nach einer Weile aus dem Schacht gezogen wurde. Es war nichts für schwache Nerven. An der Seilwinde hing Antonio Sanchez. Der Kopf war nach vorne gebeugt und zwischen seinen Schulterblättern steckte ein Beil. Es war gespenstisch zu sehen, wie seine Beine an seinem Körper baumelten, als gehörten sie nicht zu ihm. Vermutlich waren beide Beine beim Sturz in den tiefen Brunnen gebrochen.
Langsam wurde der Leichnam auf den Boden herabgelassen und auf das Gesicht gelegt, um das Beil aus seinem Rücken entfernen.
Der junge Gerichtsmediziner, der sich nun mit dem Opfer beschäftigte, war der achtundzwanzig-jährige Madrilene Doktor Angel Domingez, ein junger Mediziner, der das Team verstärken sollte, denn die Kriminalität, insbesondere die Kapitalverbrechen, hatten in und um Barcelona enorm zugenommen.
»Und was meinst du?«, fragte Laura den Gerichtsmediziner.
»Ich denke, der ist noch nicht einmal zehn Stunden tot. Die Leichenstarre ist gerade dabei einzutreten.«
»Die Todesursache?«
»Ich denke, dass er noch gelebt hat, als er in den Brunnen geworfen wurde.«
»Oh Gott, das behalten wir mal besser für uns«, sagte Laura und wandte sich an ihren Kollegen, Inspektor Jorge Garau.
»Hast du was Brauchbares gefunden, Jorge?«
Jorge lächelte. »Bist du die Spusi oder ich? Aber ich habe im Haus Zigarettenstummel der Marke Winston gefunden, in einem Aschenbecher, der auf dem Tisch stand. Die Ehefrau hat mir gerade versichert, dass ihr Mann Zigarrenraucher war.«
»Das ist ja interessant. Und in dem Aschenbecher waren keine Zigarrenstummel?«
»Nur einer, und ich habe ihn dir hier bereits getrennt eingetütet.«
»Okay, dann frag mal die Ehefrau, ob im Haus etwas fehlt, falls sie ansprechbar ist. Da ist noch etwas. Hast du die aufgemalte – oder aufgesprühte – Zwei auf dem Hemd des Opfers gesehen? Frag sie doch mal, was das bedeutet.«
Jorge schaute Laura fragend an. »Die Ehefrau sagt, soweit sie das beurteilen könne, fehle nichts, aber eine Zwei? Was ist das denn?«
»Keine Ahnung, aber geh hin und schau es dir an. Ich hoffe nicht, dass wir es hier mit einem Killer zu tun haben, der Opfer nummeriert. Das hatten wir nämlich noch nicht.«
Zwischenzeitlich hatte der Gerichtsmediziner seine Arbeit beendet. Laura war noch damit beschäftigt, den Griff des Beils abzukleben, auf dem sich zahlreiche Fingerabdrücke befanden. Der Leichenwagen war eingetroffen, um das Opfer in die Gerichtsmedizin zu bringen, und die Polizisten der Guardia Civil hatten den Befehl erhalten, sich vom Tatort zu entfernen.
Es war inzwischen siebzehn Uhr geworden und es wurde empfindlich kalt. Der Frühling hatte noch nicht Einzug gehalten und ab achtzehn Uhr dreißig war es stockdunkel. Die charismatische Laura Velazquez hatte ihren Schutzanzug abgestreift und suchte ihre Utensilien zusammen.
Laura war eine echte Persönlichkeit in der Rechtsmedizin. Nicht nur, weil sie eine absolute Schönheit war, sondern sie bestach auch durch ihr unglaubliches Wissen im Bereich der Forensik. Sie war der lebende Beweis, dass man nicht unbedingt studiert haben musste, um sich ein Wissen anzueignen, für das andere Leute studieren mussten. Sie war von Beruf Laborantin und hatte sich im Laufe der Jahre auf Finger– und Faserspuren spezialisiert und hatte sich in Amerika zu einer Blutspuren-Analytikerin ausbilden lassen. Eine Sparte in der Forensik, unter der man sich in den achtziger Jahren in Spanien noch nichts vorstellen konnte. Laura Velasquez hatte sich der forensischen Wissenschaft verschrieben und ihre unersättliche Neugierde trieb sie immer wieder an, etwas Neues zu erlernen.
Das Computerzeitalter hatte begonnen und man war plötzlich im Stande, Dinge zu tun, von denen viele Leute vor einigen Jahren, nicht zu träumen gewagt hätten. Fingerabdrücke konnten gespeichert werden und in wenigen Minuten mit den Abdrücken eines Verdächtigen verglichen werden.
Die Katalanen hatten etwas Geld in die Hand genommen und der Gerichtsmedizin eine neue Heimat verschafft. Sie war jetzt nur noch einige Minuten vom Polizeipräsidium entfernt, an der Plaza d´Antoni Maura. Helle, freundliche Räumlichkeiten waren gebaut worden, und in der Pathologie wurden riesige Kühlhäuser angeschafft, die es den Gerichtsmedizinern erlaubte, Leichen einige Tage aufzubewahren. In der Regel musste ein Leichnam wegen der Seuchengefahr, speziell in den Sommermonaten, innerhalb von achtundvierzig Stunden eingeäschert werden.
Am nächsten Morgen hatte sich Laura darangemacht, die Fingerspuren, die sie am Beil gesichert hatte, welches im Rücken des ermordeten Antonio Sanchez gesteckt hatte, auszuwerten. Es waren zwei unterschiedliche Abdrücke auf dem Griff des Beiles. Die einen waren von dem Opfer und die