Mala Sombra - Böser Schatten. José R. Brunó

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Название Mala Sombra - Böser Schatten
Автор произведения José R. Brunó
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783960085584



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waren nur zwanzig Minuten vergangen, als Jorge Garau in der Rechtsmedizin auftauchte, um sich von den neuesten Erkenntnissen berichten zu lassen.

      »Du hättest deinen Kollegen Raúl mal gleich mitbringen sollen. Holt euch mal den Nachbarn und den Vicario zur Befragung in die Jefatura (Präsidium). Es sieht so aus, als wolle uns jemand für dumm verkaufen.«

      Am nächsten Morgen hatten die Ermittler den Zeugen Bergans und den Ehemann der Toten zum Verhör ins Präsidium gebracht. Zunächst wollte man den Zeugen verhören, der ziemlich aufgeregt an seinen Fingernägeln kaute.

      José hatte ihn am Sonntag schon einmal befragt und begann das Verhör.

      »Nun, Señor Bergans, erzählen Sie doch noch einmal, was Sie getan haben, als Sie die Wohnung betraten.«

      »Ich habe mehrmals den Namen von Ana gerufen und habe überall nachgesehen, bis ich sie dann im Schlafzimmer gefunden habe.«

      »Und wie sind Sie in die Wohnung gekommen?«

      »Ich habe einen Schlüssel, meine Frau putzt hin und wieder bei den Vicarios.«

      »Und dann sind Sie einfach so in das Schlafzimmer der Dame gegangen?«

      »Ich habe ein Geräusch gehört, und wie sich dann herausstellte, war es die Klimaanlage. Ich habe sie ausgestellt und dann sofort die Polizei angerufen.«

      »Klimaanlage? Ich habe Sie doch am Sonntag gefragt, ob Sie etwas angefasst oder verändert haben. Warum haben Sie mir das nicht schon am Sonntag gesagt?«

      »Weil ich das in der Aufregung vergessen habe.«

      José erhob sich und ging nachdenklich durch den Raum. Er hatte sich inzwischen mit dem Gerichtsmediziner unterhalten, der sich über den Verwesungsgrad des Opfers gewundert hatte.

      Das war die Erklärung, warum der Körper der Toten von innen stärkere Zerfallsmerkmale aufwies als von außen. Der Täter hatte die Klimaanlage angeschaltet, um den Todeszeitpunkt zu vertuschen.

      Inzwischen hatten sich die Beamten den prominenten Ehemann des Opfers vorgeknöpft. Francisco Vicario war ein selbstbewusster Mann von vierzig Jahren, der auftrat, als gehöre ihm die Welt.

      »Was wollen Sie von mir, ich habe ein Alibi. Haben sie meinen Metre Martinez nicht befragt?«

      »Haben wir, Señor Vicario. Sie haben ein perfektes Alibi«, sagte Raúl ironisch und schaute zu José herüber. »Sie haben noch mit Ihrer Frau um fünf Uhr dreißig gefrühstückt und haben dann um sechs Uhr das Haus verlassen, richtig?«

      »Das habe ich Ihnen doch alles schon einmal erzählt«, sagte Vicario mit einem breiten Grinsen.

      José hatte während des Verhörs den arroganten Promikoch beobachtet. Ihm war das siegessichere Lächeln von Vicario aufgefallen. Damit sollte augenblicklich Schluss sein. José wollte jetzt die schärferen Geschütze auffahren.

      »Und wie erklären Sie sich, Señor Vicario, dass Ihre Frau bereits um fünf Uhr tot war, obwohl Sie behaupten, mit ihr noch eine halbe Stunde vorher gefrühstückt haben, bevor Sie um sechs Uhr das Haus verließen? Können Sie mir das einmal erklären?«

      Francisco Vicario war innerhalb einer Sekunde so weiß im Gesicht wie die Wand, vor der er saß.

      »Ich sage jetzt gar nichts mehr, ich will meinen Anwalt sprechen«, sagte Vicario mit zittriger Stimme.

      »Genau das wollte ich Ihnen auch vorschlagen, aber heute bleiben Sie erst einmal bei uns, Señor Vicario. Sie sind vorläufig festgenommen!«

      Raúl grinste, während Jorge dem Promikoch Handschellen anlegte, um ihn abzuführen.

      »Den Nachbarn kannst du nach Hause schicken und sieh zu, dass wir den Bericht von der Forensik kriegen, sonst kommt so ein schlauer Anwalt und boxt den Kerl noch raus, bevor er dem Haftrichter vorgeführt werden kann.«

      Vicario wurde des Mordes an seiner Frau angeklagt und obwohl er nie geständig war, wurde er auf Grund der Indizien zu zwanzig Jahren Haft verurteilt.

      Die Ironie der Geschichte: Die goldene Uhr, die er seiner Frau zum Geburtstag geschenkt hatte, hatte ihn verraten. Der unverdaute Mageninhalt und der Grad der Verwesung des Opfers hatten dabei nur eine untergeordnete Rolle gespielt.

      Ohne die Aufmerksamkeit der Forensik wäre Francisco Vicario wahrscheinlich davongekommen.

      Im Oktober 1989 war es soweit. Laura und ihr Lebenspartner José Cardona hatten Post von der Generalidad, der Autonomieregierung Catalunya bekommen. Der Staatsekretär des Präsidenten Jordi Pujol i Soley hatte sie eingeladen, um mit ihnen das Protokoll für die Verleihung des »Orden Honor de la Provincia Catalunya« zu besprechen.

      Laura wollte diese Auszeichnung ablehnen, wobei es José ziemlich egal war, ob er sich diesen Orden an die Uniform heften könnte. Er trug sie ohnehin nur bei offiziellen Anlässen.

      Laura hingegen war der Meinung, dass um ihre Person in der letzten Zeit zu viel Wirbel gemacht wurde. Sie war in allen möglichen Klatschblättern abgelichtet und wurde auch ständig von irgendwelchen Fotografen belauert. Schuld waren die Pressekonferenzen, auf denen sie permanent dabei sein musste. Sie wollte als Forensikerin in Ruhe ihre Arbeit machen und nicht als eine Person des öffentlichen Lebens wahrgenommen werden. Allerdings war es dafür schon zu spät, aus der Sache kam sie nicht mehr raus. Inzwischen kannte sie jede polizeiliche Dienststelle im Land.

      Überhaupt schauten alle Provinzen des Landes neidisch nach Katalonien. Die hatten sehr viel Geld in ihren Polizeiapparat investiert.

      Laura wollte, wenn sie schon einmal in die Generalidad einbestellt wurde, dafür sorgen, dass die forensische Wissenschaft in Barcelona Einzug hielt.

      Sie hatte von einem Präzedenz- Fall in England gelesen. Zwei Mädchen im Alter von fünfzehn Jahren waren vergewaltigt worden. Der Täter wurde auf Grund seines genetischen Fingerabdrucks, der sogenannten DNA überführt und verurteilt. Dieses Verfahren war noch weitgehend unbekannt und wurde selbst in den USA das erste Mal als Beweismittel zugelassen. Es sollte der Urknall in der forensischen Wissenschaft werden.

      Laura wollte diese Methode erlernen und dafür musste sie nach London, zu Scotland Yard. Ob sie ihren Status dafür nutzen könnte, den Staatssekretär von ihrem Vorhaben zu überzeugen, würde sich herausstellen.

      *

      Am Montag, dem siebenundzwanzigsten Oktober waren Laura und José in das Regierungsgebäude bestellt worden. Der Staatssekretär des Präsidenten hieß Manuel Pons, ein dynamischer junger Mann, der den Ablauf der Preisverleihung mit den beiden Kriminalisten besprechen wollte. Es waren noch einige Andere nominiert worden, Sportler und solche, die sich in der Provinz Catalunya mit besonderen Leistungen hervorgetan hatten.

      Manuel Pons kannte die beiden Kriminalisten, die vor ihm saßen. Die Zeitungen hatten in letzter Zeit oft genug über sie berichtet.

      Laura kam sofort zur Sache. »Señor Pons«, begann sie, »um ehrlich zu sein, ich habe mir lange überlegt, ob ich die Ehrung nicht ablehnen sollte.«

      »Sie wollten was?« Der Staatsekretär war es nicht gewohnt, dass man solche Ehrungen ablehnte. »Und warum, wenn ich fragen darf?«

      »Weil ich der Meinung bin, dass das Ganze der Ehre zu viel ist. Außerdem wird der Rummel um meine Person langsam zum Albtraum.«

      Pons lächelte. »Das ist der Preis, den wir für unsere Arbeit bezahlen, Señora Velazquez.«

      »Ich hätte noch ein besonderes Anliegen, Señor.«

      »Und das wäre?«

      »Ich würde es begrüßen, wenn wir unsere Forensik reformieren könnten.«

      Pons überlegte einen Augenblick. »Sind wir da denn nicht schon ziemlich gut aufgestellt.«

      »Nicht gut genug, ich würde gerne …«

      Pons unterbrach Laura. »Señora Velazquez, bevor Sie mir jetzt etwas erzählen von dem ich nichts verstehe, arbeiten Sie ein Konzept aus und übergeben Sie es mir