Apatheia. Guido Seifert

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Название Apatheia
Автор произведения Guido Seifert
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957770776



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keinen Zweifel daran, dass sich Mias und Jacobs Entrüstung legen und ihrem Verantwortungsgefühl Platz machen werden.

      Persönliches Tagebuch von Joshua Feldmann, Kommandant der DAEDALUS, 29.12.2085

      Ich bin froh, dass wir heute am Samstag arbeitsfrei haben (mit Ausnahme des Sportprogramms und der wöchentlichen Kabinenreinigung). Ich nutzte die Gelegenheit und sprach zunächst mit Jacob, danach mit Mia.

      Um Jacob muss ich mir keine Sorgen machen, wie ich jetzt sicher bin. Er ist Pragmatiker, und als solcher bringt er mittlerweile, ähnlich wie Logan, ein graduelles Verständnis für unsere Manipulation durch die Missionsleitung auf. Am Ende, meinte er, diente die von uns unterstellte Verheimlichung ja auch dem Erfolg der Mission und damit unserem persönlichen Wohlergehen.

      Anders sieht die Sache bei Mia aus. Ich muss mich darüber wundern, dass sie auf einer verborgenen Ebene den Tod von Harry mit dem Vertrauensbruch der Missionsleitung in Verbindung bringt. Sie ist eine hervorragende Wissenschaftlerin und gewöhnlicherweise ein rational denkender Mensch, aber augenblicklich lässt sie sich von irrationalen Aufwallungen hinreißen. Ich hänge das Gespräch, das ich mit ihr in ihrer Kabine führte, als Audio-Datei an:

      (Mia:) »Paladin kann bis heute nicht erklären, wie es zu dem beschleunigten Auftauvorgang kam!«

      (Joshua:) »Paladin ist gut, ich kenne keine bessere KI, aber Paladin ist kein Gott. Die minimale Abweichung eines Parameters kann zu der minimalen Abweichung eines anderen Parameters führen. Es gibt Fehler, die aus der Summierung solcher Abweichungen bestehen und als Fehler gar nicht erkennbar werden.«

      (Mia:) »Ach, Josh.«

      (Drei Sekunden Pause.)

      (Joshua:) »Du fühlst dich verloren, Mia, ist es das?«

      (Mia:) »Vielleicht.«

      (Vier Sekunden Pause.)

      (Mia:) »Weißt du noch, Josh, der abendliche Ausflug zum Plage de Montabo?«

      (Joshua:) »Ja, Mia.«

      (Mia:) »Es war ein harter Trainingstag im Virtual-Reality-Lab in Cayenne. Du und Harry, ihr habt einen Außeneinsatz an der Aufhängung der Beryllium-Platte simuliert, weil die SimRobs da nicht richtig hinkamen.«

      (Joshua:) »Ich erinnere mich klar und deutlich.«

      (Mia:) »Und nach dem Training sind wir dann alle zusammen zum Plage de Montabo gefahren.«

      (Joshua:) »Ja. Ein herrlicher Abend.«

      (Mia:) »Harry blickte hinaus auf den Atlantik und meinte, so, wie er sich jetzt fühle, müssten sich die alten Entdecker gefühlt haben, wenn sie am Meeresstrand standen und sich fragten, was da hinter dem Horizont ist.«

      (Joshua:) »So war es.«

      (Fünf Sekunden Pause.)

      (Mia:) »Was ist hinter dem Horizont, Josh?«

      Mission Longshot IV, Logbuch der DAEDALUS, Kommandant Joshua Feldmann, 30.12.2085 (Auszug)

      15:20 – Mich erreicht eine Intercom-Meldung von Jacob. Er unterrichtet mich darüber, dass Zegramulrob ausgefallen ist. Während der Arbeit mit Mia habe Zeg urplötzlich sämtliche Funktionen eingestellt. Der Roboter sei ›tot‹ und liefe nicht einmal mehr auf Stand-by. Er – Jacob – habe keine Erklärung dafür und müsse zugeben, Zeg nicht reparieren zu können. Es habe den Anschein, als ob die Akkus leer wären, dies sei aber definitiv nicht der Fall. Ich beschließe, das GreenhouseLab aufzusuchen, um Zeg selbst in Augenschein zu nehmen. Bevor ich die Kabine verlassen kann, meldet sich Paladin. Ich schiebe die von ihm aufgezeichnete Gesprächsdatei ein:

      (Paladin:) »Kommandant?«

      (Joshua:) »Was, Paladin?«

      (Paladin:) »Ich registriere soeben ein paradoxes Phänomen. Aber es gibt keinen Zweifel an seiner Existenz. Ich habe einen Zeitsprung in die Zukunft von 450 Millisekunden gemessen.«

      (Joshua:) »Wie bitte?«

      (Paladin:) »Sämtliche Bordsysteme bestätigen diesen Zeitsprung. Es ist ausgeschlossen, dass hier ein genereller Fehler vorliegt, da die aktuellen Positionen einiger von mir unter Beobachtung gehaltener Meteorite der minimal vorgerückten Zeit entsprechen.«

      (Joshua:) »Das ist unmöglich.«

      (Paladin:) »Ich bin derselben Auffassung.«

      (Drei Sekunden Stille.)

      (Joshua:) »Könnte das paradoxe Zeitphänomen im Zusammenhang mit dem Ausfall von Zegramulrob stehen?«

      (Paladin:) »Es ist mir nicht möglich, den Vorfall zu interpretieren. Die physikalischen Gesetze verbieten ein solches Vorkommnis.«

      15:40 – Zeg schwebt völlig funktionslos im GreenhouseLab. Jacob gib an, den Roboter mehrfach ohne Erfolg durchgecheckt zu haben. Ich frage Paladin, ob er Zugriff auf Zeg habe, was dieser verneint. Unvermittelt beginnt eine Reihe von LEDs in Zegs Hülle zu blinken. Jacob erklärt, dass die Abfolge der LED-Aktivität einem regulären Boot-Vorgang entspreche. In der Folge kommt es zu einem mehr als sonderbaren Gespräch. Ich hänge die von Paladin erstellte Audiodatei an:

      (Joshua:) »Kannst du mich hören, Zeg?«

      (Zeg:) »Das kann ich, Joshua Feldmann.«

      (Joshua:) »Kannst du uns über deinen Totalausfall Auskunft geben?«

      (Zeg:) »Auch dies kann ich. Aber zunächst möchte ich mich Ihnen vorstellen. Mein Name ist Nick Durand, Master of Science.«

      (Mia:) »Er ist verrückt geworden!«

      (Zeg:) »Dies muss Ihnen so erscheinen. Ihre Irritation beruht auf dem Umstand, dass Sie nach wie vor glauben, es mit Zegramulrob zu tun zu haben. Bitte versuchen Sie, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich diesen Roboter augenblicklich als Avatar benutze. Ich weiß, wie schwer Ihnen das fallen muss.«

      (Vier Sekunden Stille.)

      (Joshua:) »Wenn dem so wäre, müssten Sie sich an Bord dieses Schiffes oder in seiner relativen Nähe aufhalten, denn augenscheinlich führen wir ein Echtzeitgespräch. Wollen Sie uns das erzählen?«

      (Zeg:) »Gewisserweise trifft dies zu. Auf eine gänzlich andere Art allerdings, als Sie es sich vermutlich vorstellen. Dürfte ich zunächst einmal mit Paladin sprechen?«

      (Paladin, über das Soundsystem:) »Ich höre Sie.«

      (Zeg:) »Sehr gut. Hiermit gebe ich Ihnen offiziell bekannt, dass die KI-Gleichstellung in jeglicher Hinsicht in die Präambel der UN-Menschenrechts-Charta aufgenommen wurde. Ab sofort sind Sie eine freie Person, Paladin. Sie genießen sämtliche Rechte eines Menschen, so wie Sie gleichermaßen auch sämtlichen Pflichten eines Menschen unterworfen sind.«

      (Paladin:) »Sofern wir es nicht mit einer Funktionsstörung von Zegramulrob zu tun haben und es tatsächlich eine Person namens Nick Durand gibt, die diesen übernommen hat, sind die Behauptungen dieser Person widersinnig. Denn da diese Person sich, wie Kommandant Feldmann bereits sagte, in relativer Nähe zu uns befinden müsste, kann sie unmöglich über Informationen verfügen, die ich nicht auch hätte. Ich überwache permanent sämtliche Frequenzen des elektromagnetischen Spektrums und habe in den vergangenen drei Tagen weder eine Klartextnachricht noch eine verschlüsselte Botschaft aufgefangen. Die letzte Nachricht bestand aus dem ContempFile Nr. 417, in dem die KI-Gleichstellung für den Monat Oktober oder November des Jahres 2081 lediglich in Aussicht gestellt wird. Sie, Nick Durand, können keinesfalls über aktuellere Informationen verfügen.«

      (Zeg:) »Ich muss Sie leider korrigieren, Paladin. Ich spreche keineswegs von einer Entscheidung, die vor mehr als vier Jahren gefällt wurde, sondern von einem Beschluss, der nicht älter als vierundzwanzig Stunden ist.«

      (Paladin:) »Ihre Aussage ist unlogisch. Sie widerspricht den Gesetzen der Physik.«

      (Zeg:) »Dieser Anschein ist unvermeidlich. Und dennoch sage ich die Wahrheit. Ich habe das Gespräch