Der Kiffer – Ein Leben ohne Kompromisse. Jim Krasso

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Название Der Kiffer – Ein Leben ohne Kompromisse
Автор произведения Jim Krasso
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783957442444



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Stunde stieg ich kreidebleich aus dem Auto. Ich begab mich, da ich glaubte mein Zustand sei wieder stabil, mit mulmigem Gefühl direkt auf das Flachdach, wo wir Pappe aufbringen sollten … Peter hatte schon mit dem Bullibrenner die ausgerollte Pappe am Rand des Daches erhitzt. Um zu helfen, stellte ich mich neben ihn und trat mit meinem Fuß die angeheizte Pappe an. Dabei schaute ich Peter an und signalisierte mit meinem Daumen, dass alles wieder in Ordnung sei. Doch dann auf einmal passierte es, alles um mich drehte sich. Mir wurde schwarz vor Augen und ich fiel einfach um. Zum Glück nicht in den Abgrund, sondern direkt neben Peter auf das Dach. Da blieb ich regungslos liegen. Als ich wieder zu mir kam, lehnte ich an der Mauer des Aufzughäuschens.

      „Verdammt noch Mal, was machst du für Sachen“, sagte Peter erschrocken. Dann holte er schnell Wasser, um meinen Nacken und Stirn zu kühlen. Was hatte ich bloß für ein Glück. Aus dem vierten Stock auf Beton zu stürzen, hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt. Nach einer halben Stunde hatte ich mich wieder etwas erholt. Peters fürsorgliche Hilfe hatte mich vor Schlimmerem bewahrt, jedoch konnte ich an diesem Tag nicht mehr arbeiten. Mein Leichtsinn hätte mir fast das Leben gekostet. So schwor ich mir, Haschisch auf diese Art nicht mehr zu konsumieren.

      Kapitel 6

       DIE SPIELSUCHT

      Ein paar Tage später saß ich mit ein paar Kumpels zusammen beim Rauchen und sie erzählten mir, dass in der Stadt eine neue Kneipe namens Perle eröffnet hätte. Der Wirt soll ein ehemaliger Zuhälter aus München sein, hieß es, der sich hier angeblich mit dieser Kneipe einen Neustart erhofft, weil er sich aus dem Milieu der Zuhälterei zurückziehen möchte. Das hörte sich wirklich interessant an. Diesen Typen wollte ich mir auf alle Fälle einmal ansehen. Am nächsten Abend ging ich in diese Kneipe. Schon beim Eintreten vermittelte mir diese durch ihr besonderes Ambiente eine Atmosphäre, in der ich mich sofort wohlfühlte. Der Wirt hinter seiner quadratischen, sich mitten im Raum befindenden Bar erinnerte mich in seiner imposanten Erscheinung an einen Kämpfer im Ring, der auf den Gong wartet.

      An der Bar bestellte ich mir erst einmal ein Bier und beobachtete den Wirt beim Umgang mit seinen Gästen. Seine lockere Art mit den Leuten umzugehen gefiel mir. Etwas später kam auch ich mit ihm ins Gespräch, ganz höflich stellte er sich mir vor. „Ich heiße Hannes“, dabei reichte er mir seine Hand über den Tresen. „Mein Name ist Jim“, erwiderte ich und hielt ihm sogleich meine Hand entgegen. „Was willst du trinken, ich gebe einen aus“, sagte Hannes mit einer rauen kräftigen Stimme. „Jägermeister!“

      Ich muss dazu sagen, dass es nicht der einzige war, den Hannes mir an diesem Abend ausgegeben hat.

      Obwohl zwischen Hannes und mir ein großer Altersunterschied bestand, verstanden wir uns von Anfang an super. Ich glaube, ich habe immer den coolen Vater in ihm gesehen. Er war immer da, wenn man ihn brauchte, und wenn ein Problem anstand, hat er geholfen, soweit es ihm möglich war … Meine Freizeit verbrachte ich in dieser Kneipe, entweder mit meinen Freunden beim Trinken, Abhängen und Spaß haben oder beim Zocken. Kein Limit zu haben, war in dieser Kneipe angesagt. Zwischendurch haben wir bei irgendwelchen Leuten, die in der Nachbarschaft wohnten, gekifft. In der Winterzeit war Schlechtwetter angesagt. Daher war es mir als Dachdecker nicht möglich, zu arbeiten. So musste ich mich für drei bis vier Monate arbeitslos melden, dass, so fand ich damals, hervorragend war. So konnte ich meine Zeit immer in der Kneipe verbringen. Immer pünktlich um neun Uhr sperrte Hannes die Kneipe auf. Mit einem Kaffee in der Hand begann der Vormittag für mich am Spielautomaten bis allmählich die richtigen Leute eintrudelten, um Karten zu spielen. Es wurde jeden Tag bis zur Sperrstunde gepokert. Danach ging es in geschlossener Runde weiter, manchmal sogar die ganze Nacht hindurch, solange man genügend Geld hatte. So manch einer verspielte sein ganzes Monatsgehalt und noch mehr. Ich war meistens bei den Gewinnern und hatte so immer genügend Geld in den Taschen, um zu zocken.

      Es wurde aber nicht nur beim Poker um Geld gespielt, sondern auch beim Würfeln, Darts, Pool-Billard, Flipper … Genau genommen, es ging bei allen Spielen in der Kneipe um Geld.

      Ab und zu fuhr ich auch ins Spielcasino. Es war interessant mit ansehen zu können, wie das Spielfieber am roulette-Tisch jeden in seinen Bann zog. Ob Arm oder Reich, jeder wollte nur das eine – zocken bis der Arzt kommt. Auch ich war infiziert von dem Flair. Das Risiko einzugehen, alles zu verlieren, war Adrenalin pur. Der sagenhafte Kick, den man bekam, wenn die Kugel vom Croupier in den Roulettekessel geworfen wurde. Wenn sie dann die Zahlen von Null bis 36 umkreiste und man darauf hoffte, dass sie bei der gesetzten Zahl liegen blieb. Letztendlich aber das Glück darüber entschied, in welchem Feld die kleine weiße Kugel liegen bleiben sollte.

      Als ich an diesem Abend den Raum betrat, in dem die Luft schon brannte, war meine Spielleidenschaft sofort entflammt. Zielstrebig ging ich zum erstbesten Roulette-Tisch und setzte voller Euphorie meine ersten Jetons auf Rot – und gewann! Ich spielte und gewann immer wieder, bis ich Jetons im Wert von 17.000 DM in meinen Hosentaschen hatte. Zuerst wollte ich ja das Glück nicht überstrapazieren und wechselte deshalb meine Jetons in Bargeld. Eine schöne Summe, dachte ich mir noch, die mir eigentlich als Gewinn für diesen Abend reichen sollte. Als ich jedoch gerade gehen wollte, blickte ich noch einmal zum Roulette und sah, dass auf der Anzeige die Farbe Schwarz siebenmal in Folge gekommen war.

      Ich hatte bis zu dieser Zeit immer vorsichtig gespielt und nie eine hohe Summe gesetzt, doch jetzt war ich mir sicher, den großen Wurf zu landen und setzte 5.000 DM auf Rot. Mein Puls raste, meine Hände schwitzten vor Aufregung, dann fiel die Kugel – 13 Schwarz. 5.000 DM waren auf einen Schlag verloren. Aber anstatt aufzuhören setzte ich noch einmal 5.000 DM auf Rot mit der Zuversicht, jetzt zu gewinnen. Der Croupier warf die Kugel und mein Blick wandte sich vom Tisch ab in der Hoffnung, dass sie bei einer geraden Zahl liegen bleibt. „17 Schwarz“, hörte ich den Croupier sagen, als die Kugel gefallen war und damit blieb mir fast das Herz stehen. Das konnte doch nicht möglich sein neunmal in Serie Schwarz. 7.000 DM hatte ich noch. Ich setzte noch einmal 5.000 DM, denn jetzt sollte doch endlich Rot kommen. Die Kugel rollte und fiel auf die Null damit hatte ich zwar noch nicht verloren aber auch nicht gewonnen. Das hieß, der Einsatz ist gesperrt. Sollte beim nächsten Spiel die Kugel auf die Farbe Rot fallen, erhalte ich mein Jetons zurück, ansonsten hätte ich auch diese verloren. Ich war schon ziemlich fertig, doch als die Kugel wieder auf Schwarz fiel, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Jetzt waren nur noch 2.000 DM übrig, von diesem Betrag waren immerhin 1.500 DM Gewinn. Aber es war mir egal, jetzt musste Rot kommen und deshalb setzte ich mein restliches Geld auf diese Farbe. Es kam wie es kommen musste, das elfte Mal Schwarz, somit hatte ich in vier Spielen alles verloren.

      Der Ärger über meine Dummheit, der in mir aufkam, war grenzenlos, wie konnte das nur passieren. In diesem schrecklichen Moment fühlte ich mich wie der größte Versager auf dieser Welt und hätte ich in diesem Augenblick eine Schusswaffe gehabt, dann hätte ich mich höchstwahrscheinlich erschossen. So aber wendete ich mich langsam von dem Spieltisch ab, um zu gehen. Auf der Treppe blieb ich ein letztes Mal stehen, um auf die Anzeigetafel des Roulette-Tisches zu blicken. Ich traute meinen Augen kaum, denn die schwarze Serie war nun gebrochen, auf der Tafel leuchtete die 12 in Rot. Ja, so kann das gehen. Ironie des Schicksals – wie gewonnen so zerronnen.

      Auf der zweistündigen Heimfahrt hatte ich genügend Zeit, um über das Geschehene nachzudenken. Als ich zu Hause angekommen war, hatte ich mich entschlossen, niemals wieder in ein Spiel-Casino zu fahren. Die Freude am Zocken hatte mich in eine unkontrollierbare Spielsucht getrieben, die sich auf keinen Fall mehr wiederholen sollte. Diese Erfahrung war mir eine Lehre gewesen. Um dieses auch einhalten zu können und nicht wieder in Versuchung zu geraten, warf ich sicherheitshalber meinen kompletten Anzug zusammen mit den Schuhen in die Mülltonne. Ich hatte die Schnauze voll vom Zocken! Trost konnte mir jetzt nur der Schlaf bieten, so ging ich zu Bett.

      Kapitel 7

       DIE TOUR NACH BERLIN

      Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, waren meine Gedanken sofort wieder bei dem vielen Geld, das ich verloren hatte. Mein Frust darüber war immer noch ziemlich hoch. Trotzdem konnte ich das auch als ein positives Erlebnis für mich verbuchen, denn diese Erfahrung