Der Kiffer – Ein Leben ohne Kompromisse. Jim Krasso

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Название Der Kiffer – Ein Leben ohne Kompromisse
Автор произведения Jim Krasso
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783957442444



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erhalten hatten.

      Nachdem die herbeigerufene Police eingetroffen war und unsere Personalien notiert hatte, wurden wir gebeten zum Commissariat mitzufahren, um unsere Aussage zu Protokoll zu geben. Auch wenn uns die Police gesagt hatte, dass nur wenig Hoffnung bestünde, den oder die Täter zu fassen, waren wir trotz allem froh, dass uns nichts passiert war. Nicht auszudenken, was uns hätte passieren können, wenn wir in das Zeitfenster der Tatzeit geraten wären.

      An diesem Tag verließen wir alle zusammen Cassis und fuhren weiter die Küste entlang über Toulon bis zum Pearl Beach in Saint-Tropez, weit genug entfernt, um vom Geschehenen Abstand zu gewinnen. Das nächste Etappenziel von Roland und mir war somit erreicht, und auch Freja und Lovisa hatten Saint-Tropez auf ihrem Reiseplan.

      Die vielen großen Yachten, die entlang der Küste vor Anker lagen, waren beeindruckend. Doch als ich die noblen Restaurants und exklusiven Hotels zu sehen bekam, wurde mir erst klar, wie viele reiche Menschen hier Urlaub machen.

      Uns blieb noch eine Woche, um mit den Mädchen abzuhängen, und die wollten wir auf jeden Fall, in jeder freien Minute, zusammen verbringen. Die Tage vergingen schneller, als wir es eigentlich wollten. Und als der Tag des Abschieds gekommen war, fiel dieser allen sehr schwer. Ein wunderschöner Urlaub mit den Mädchen war zu Ende gegangen … Ein Flirt, von dem ich wusste, dass er zeitlich begrenzt sein würde, der dennoch bis Heute für mich unvergesslich geblieben ist.

      Irgendwie freute ich mich auch wieder auf zu Hause, aber auf der Heimfahrt waren Roland und ich doch sehr betrübt. Die schönen Tage und Abende mit den Mädchen waren unser Hauptgesprächsthema auf der Heimfahrt. Ein Urlaub der einmalig war …

      Immer wieder in all den Jahren erinnerte ich mich an Freja. Leider hat uns das Schicksal nie wieder zusammengeführt. Was mir aber für immer bleibt, ist die Erinnerung an sie und an die schöne Zeit, die ich mit ihr erleben durfte …

      Kapitel 4

       DER EINSTIEG

      Es vergingen so etwa zwei Jahre, bis ich wieder in den Genuss kam, einen Joint zu rauchen. Mein Freund Horst hatte mich eingeladen, bei ihm zu Hause seinen Geburtstag mitzufeiern. Selbstverständlich freute ich mich auf diesen Abend. Es ging ganz schön zur Sache: Wir tranken ein Bier nach dem anderen, und wir waren gut drauf. Als ein paar von uns auf der Terrasse eine Zigarette geraucht hatten, kam Horst dazu. „Habt ihr Bock einen zu rauchen?“, fragte er und holte zugleich einen Joint aus seiner Tasche. Ganz selbstverständlich zündete er ihn auch sofort an. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Horst kifft. Bevor ich mir dazu Gedanken machen konnte, drückte mir Horst den Joint in die Hand. Ich überlegte kurz, ob ich überhaupt mitrauchen sollte, aber schließlich zog ich doch. Horst grinste mich an und ich inhalierte den Rauch genüsslich in mehreren Zügen. Es dauerte nicht lange und mir wurde furchtbar schlecht, so schlecht, dass ich auf die Toilette musste, um mich zu übergeben.

      So saß ich auf der Schüssel und konnte mich nicht mehr bewegen, denn sobald ich es versuchte, wurde mir schwindelig. Horst, der sich darüber amüsierte, sagte zu mir: „Du hast zu oft gezogen, jetzt ist dein Kreislauf nicht mehr stabil. Aber mach dir keine Sorgen, bleibe einfach sitzen, bis es dir wieder besser geht.“

      „Vielen Dank auch“, sagte ich mit einer leisen, aber sarkastisch klingenden Stimme. So etwa nach einer Stunde versuchte ich mich vorsichtig aufzurichten, was mir auch gelang. Mein Gang aus der Toilette war noch wackelig und meine Wahrnehmung ließ zu wünschen übrig. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Verdammt noch mal, mir war so schlecht gewesen, dass ich mir geschworen habe, nie wieder einen Joint zu rauchen.

      Mein Schwur sollte nicht lange halten, denn schon eine Woche später fuhren meine Kumpels und ich zu einem nahegelegenen Kloster, wo durch Mönche eine Wirtschaft mit Biergarten betrieben wurde. Das Bier dort schmeckte sehr gut. Es war ein Geheimtipp, denn das Schwarzbier, das hier gebraut wurde, gab es nur ein paar Monate im Sommer. Die restliche Zeit des Jahres war die Klosterstube geschlossen.

      Wir hatten an dem schönen Sommertag schon einige Bier getrunken, als wir auf die Idee kamen, auf eine Anhöhe zu fahren, die ganz in der Nähe des Klosters gelegen war, um einen schönen Ausblick über die Landschaft zu haben. So glaubte ich zumindest … Als wir oben angekommen waren, holte einer der Jungs Zigarettenpapier aus seiner Hosentasche und eine kleine Tüte, in der sich Marihuana befand. Es schien mittlerweile jeder zu rauchen, den ich kannte. Immer wieder sah ich hin, um zu sehen, wie ein Joint gebaut wird. Ben blickte mich an. Als er fertig war gab er mir den Joint und sagte: „Los, zünde ihn an.“ Ich zögerte keinen Moment, und so kam ich in den Genuss, das erste Mal einen Marihuana-Joint anzurauchen. Ich hatte keine Ahnung, welche Wirkung mich erwartete. Deswegen zog ich dieses Mal nicht so intensiv an, sondern gab den Joint schnell weiter. Schließlich wollte ich nicht wieder so enden wie das letzte Mal bei Horst. Es dauerte nicht lange und wir alle fingen an zu kichern, wie kleine Kinder lachten wir über alles, was wir sahen, redeten wirre Sachen, die in keinem Zusammenhang standen. Es war so befreiend. Kein Gedanke war von Dauer und nichts war mir zu diesem Zeitpunkt wichtig. Zeitlos verbrachten wir den Nachmittag, bis der Heißhunger auf Essen unerträglich wurde. Ein cooler Tag neigte sich dem Ende entgegen und ich machte mir keine Gedanken darüber, dass ich schon wieder Drogen konsumiert hatte.

      „Am kommenden Wochenende findet ein Open-Air-Konzert statt“, sagte Ben noch, bevor wir uns verabschiedeten. Er fragte mich, ob ich da mitfahren wolle. „Natürlich, sehr gerne“, sagte ich spontan, denn ich wusste, dass es da bestimmt wieder etwas zu Rauchen geben würde. „Alles klar, dann bis Freitag, wir holen dich ab“, sagte Ben mit einem Grinsen im Gesicht. Ich freute mich darüber und konnte das Wochenende kaum erwarten.

      Wie versprochen stand Ben mit seinem VW-Bus am Freitag vor dem Haus, in dem ich wohnte. Er hupte dreimal, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich rannte schnell die Treppe hinunter. Als sich die Schiebetür vom Bus auftat, kam mir als erstes eine Rauchwolke entgegen, die nach Marihuana roch.

      „Hi“, begrüßte ich die darin sitzenden Leute, die ich zum Teil gar nicht kannte. Ein lautes Lachen schallte mir entgegen. Mit einem: „Komm rein, setz dich“ wurde ich begrüßt und bevor ich Platz genommen hatte, hielt ich schon den ersten Joint in meiner Hand. So hatte ich bis zur Ankunft beim Festival mindestens fünf Joints mitgeraucht. Ich war so zugedröhnt als ich ausstieg, dass ich das, was um mich herum geschah, gar nicht mehr wahrnahm. Lachend und Arm in Arm hängend betraten wir das Gelände, wo das Konzert stattfand. Abwesend bewegte ich mich zu der Musik, um mich herum waren alle gut drauf, und ich schwebte auf Wolke sieben. Doch nach ein paar Stunden hatte ich keine Power mehr – ausgelaugt und mit null Plan lag ich abseits im Dreck. Ich bekam von dem ganzen Trubel so gut wie nichts mehr mit. Alkohol und die Joints zollten ihren Tribut, das Konzert lief an mir vorbei. Ausgeliefert und meiner Persönlichkeit beraubt, hatte mich der Drogenrausch zu einem wehrlosen Objekt für andere gemacht. Ein Typ hatte mir meine Uhr und mein Geld gestohlen. Ich wurde ausgelacht, beschimpft und von manchen sogar getreten. Ein wehrloses Opfer, mit dem man alles machen konnte.

      Irgendwann am nächsten Tag war ich wieder zu Hause, ohne Erinnerung an den Ablauf des Konzerts wollte ich nur noch wieder fit werden. Müde und lustlos stand ich Montagfrüh um sechs Uhr auf, um zur Arbeit zu gehen. Es fiel mir sichtlich schwer und am liebsten wäre ich im Bett geblieben. Nicht die Arbeit, nein der Gedanke, wie ich mir selber etwas zum Rauchen besorgen konnte, schwirrte in meinem Kopf herum und so rief ich Horst nach der Arbeit an und fragte ihn, ob er Zeit hätte, sich mit mir zu treffen.

      „Klar, komm vorbei“, antwortete er mir am Telefon. Ich fuhr gleich zu ihm nach Hause.

      Als ich in sein Wohnzimmer trat sagte er: „Mach es dir gemütlich.“ Auf dem Tisch stand ein Glas Chillum, daneben lagen Tabak und ein paar Knospen Marihuana. So ein Rauchgerät hatte ich vorher noch niemals gesehen, und irgendwie war ich schon scharf darauf, es auszuprobieren. Ich schaute gespannt zu, als Horst die Mischung im vorgesehenen Trichter anzündete und sich das Glasrohr mit Rauch füllte. Während dieser Zeit hielt er mit einem Finger ein kleines Loch zu, nahm diesen dann von der Öffnung und sog zugleich den ganzen Rauch wie ein Staubsauger ein. Er verdrehte leicht die Augen, als er mich ansah. Ohne Worte nickte er mit dem Kopf und gab mir zugleich das Chillum in die Hand.