Название | Der Kiffer – Ein Leben ohne Kompromisse |
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Автор произведения | Jim Krasso |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957442444 |
Nachdem wir ausgeschlafen hatten, frühstückten wir ausgiebig auf dem Rastplatz und machten uns danach voller Reiselust wieder auf den Weg. Diese Etappe nach Marseille bereitete uns zum Glück keine Probleme, so war es jetzt nicht mehr weit nach Cassis. Wir konnten es kaum noch erwarten endlich das Meer zu sehen. Als wir uns der Küste näherten, schlängelten sich Serpentinen unaufhörlich ins Tal. Dann kam mir eine spontane Idee. Ich sagte zu Roland: „Weißt du was, wir könnten etwas Sprit sparen, indem ich den Motor ausschalte.“ Roland sah mich an und nickte. Also gut … ich drehte den Zündschlüssel nach Links und der Motor ging aus. Doch ich hatte eines nicht bedacht, denn als die nächste Kurve kam und ich einlenken wollte rastete auf einmal die Lenkradsperre ein und ich konnte nicht mehr lenken. Erschrocken riss ich am Lenkrad hin und her. Da ich im ersten Augenblick überhaupt nicht realisiert hatte, was denn eigentlich passiert war, überkam mich Panik. Hilfesuchend schaute ich zu Roland, in der Hoffnung, dass er vielleicht wüsste, was ich jetzt machen sollte.
Viel Zeit blieb uns nämlich nicht mehr, wir steuerten geradewegs auf den Abgrund zu. Da es keine Leitplanken gab, würde unsere Reise gleich in der Tiefe enden. Geistesgegenwärtig griff ich zum Zündschlüssel und versuchte das Auto wieder zu starten – gleichzeitig versuchte ich zu bremsen. Doch das Bremspedal reagierte nicht! Ich hatte einfach keine Bremswirkung mehr. Nur dem instinktiven hin und her reisen am Lenkrad ist es zu verdanken gewesen, dass sich der Schlüssel drehen ließ und ich so das Auto wieder starten konnte. Gerade noch konnte ich das Lenkrad herumreisen. Eine Sekunde später und wir wären gute 200 Meter in den Abgrund gestürzt. Puh, das war wirklich knapp gewesen! Wegen einer solch unüberlegten Idee wären wir fast draufgegangen. Das sollte mir eine Lehre gewesen sein und mit Sicherheit würde ich auf diese Art keinen Sprit mehr sparen wollen. Ich zitterte am ganzen Körper und auch Roland, der immer noch kreidebleich im Gesicht war, brachte kein Wort heraus. Bei der nächsten Einbuchtung blieb ich stehen und wir holten erst einmal tief Luft. Da roch ich das salzige Meer und beim genauen Hinhören konnte man auch schon die Brandung hören. Wir schauten uns an, klatschten uns ab und stiegen so schnell wir konnten wieder in das Auto, um weiterzufahren. Wir wollten diese Aktion vergessen, deswegen sprachen wir auch nicht mehr darüber, denn jeder von uns beiden wusste, dass wir verdammt noch Mal großes Glück gehabt hatten. Dann endlich sahen wir das azurblaue Meer.
Die Wellen, die mit einer rollenden Kraft an den Klippen zerschellten, das aufpeitschende Salzwasser, das in den Sonnenstrahlen glitzerte, und der Wind, der mir durch das Haar wehte, ließ mich endlose Freiheit verspüren. Eine lange Fahrt lag hinter uns. Wir waren glücklich und stolz auf uns, es geschafft zu haben. Aus einem langersehnten Traum wurde Wirklichkeit. Wir umarmten uns, wie Freunde es tun, und besiegelten diese Geste mit gestreckten Armen, die siegreich in den Himmel ragten.
Kapitel 2
MEIN ERSTER JOINT
Gut zwei Wochen mit viel Sonnenschein und herrlichen Sandstrand am Meer lagen nun vor uns. Doch bevor Chillen angesagt war, mussten wir uns erst noch einen geeigneten Ort zum Übernachten suchen. Ein Hotelzimmer konnten wir uns für die Dauer des Aufenthalts nicht leisten, außerdem wäre das für uns auch nicht in Frage gekommen. Wir wollten das Gefühl der Freiheit verspüren und nicht weiße Wände in einem Hotelzimmer anstarren, das hätten wir schließlich auch zu Hause das ganze Jahr gehabt … Da wir aber nur je einen Schlafsack dabei hatten, musste uns dieser Schlafplatz vor eventuellen Regenschauern schützten. Die Buchten mit ihren herrlichen weißen Sandstränden waren zwar sehr schön, doch auf Dauer zum Übernachten ungeeignet. Wir wollten in der Nacht ja ungestört schlafen und nicht von einem ungebetenen Gast überrascht werden. Der 3.500 Hektar große Wald, der rundum von Cassis zu sehen war, kam für uns auch nicht in Frage. Doch dann entdeckten wir vom Strand aus eine kleine Höhle in den Klippen, die so zirka zehn Meter über dem Meer gelegen war und die man mit etwas klettern auch erreichen konnte.
Genau so einen Ort hatten Roland und ich uns vorgestellt. Geschützt, mit ausreichend Platz für uns zwei und einen Blick von oben auf das Meer. Wir holten unsere Schlafsäcke aus dem Auto und deponierten die schon mal für unsere erste Nacht. Anschließend gingen wir noch zum Hafen, um dort in der angrenzenden Altstadt in einem Lokal etwas zu trinken. Dabei kamen wir an einem Denkmal vorbei, auf dem unterhalb einer angebrachten Steintafel stand, dass diese Stadt im 18. Jahrhundert erbaut wurde … Ein herrliches Ambiente, das sich uns hier bot. Ein bisschen weiter im Schatten gelegen, spielten Einheimische unter großen Bäumen Boccia auf hart gewalzten Sandbahnen. Ein Mindestmaß von 24 Meter Länge und eine Breite von mindestens 3,80 Meter müssen diese Bahnen vorweißen, um nach den vorgegebenen Regeln spielen zu können. In Zweierteams, die mit zwei Kugeln pro Spieler ausgestattet waren, versuchten sie jeweils abwechselnd an die Setzkugel (Pallino) so nah wie möglich ranzukommen … Es war schon beeindruckend, mit was für einer Genauigkeit sie ihre Kugeln platzierten.
Die ersten Tage vergingen wie im Fluge. Morgens gingen wir ans Meer, mittags schauten wir den Franzosen beim Boccia spielen zu und am Nachmittag saßen wir an der Bar bei einem kühlen Getränk und beobachteten die schönen Mädchen, die braun gebrannt in ihren Bikinis an uns vorbeiliefen. Abends blickten wir von den Klippen auf das weite Meer und beobachteten dabei den Sonnenuntergang. So rückte das Ende des Aufenthalts in Cassis immer näher und keiner von uns beiden wollte eigentlich die Reise fortsetzen.
Der Zufall hatte unsere Entscheidung zu bleiben erleichtert, denn zwei Tage vor unserer Weiterfahrt nach St. Tropez lernten wir am Strand zwei Mädchen kennen. Sie waren aus Schweden, beide 19 Jahre alt und hießen Freja und Lovisa. Sie hatten beide lange blonde Haare und die Chemie zwischen uns stimmte vom ersten Augenblick. Sie erzählten uns, dass sie „Tramper“ wären und alles, was sie dabei hätten, in ihren Rucksäcken sei. Sie waren erst seit einem Tag in Cassis und wollten so etwa eine Woche hierbleiben. Den ganzen Tag verbrachten wir mit ihnen am Strand. Am Abend saßen wir zusammen an einem Lagerfeuer am nahegelegenen Strand und erzählten uns bis in den frühen Morgen Geschichten, dazu tranken wir ein paar Flaschen Wein. Als wir ihnen gesagt hatten, dass wir eigentlich am nächsten Morgen abreisen wollten, um weiter nach St. Tropez zu fahren, waren sie darüber gar nicht erfreut … Die Blicke der Mädchen reichten aus, um zu wissen, dass wir bei ihnen bleiben sollten. So entschieden wir uns noch eine weitere Woche mit Freja und Lovisa hier in Cassis zu verbringen.
Wir luden ihre Rucksäcke in mein Auto und boten ihnen an, die verbleibenden Tage bei uns in den Klippen zu übernachten. Sie nahmen das Angebot sehr gerne an. Wir waren unzertrennlich in der Zeit, die uns noch blieb. Den Tag verbrachten wir am Strand und am späteren Abend saßen wir in den Klippen und genossen den Anblick des Sonnenunterganges, der sich uns in seiner ganzen Pracht zeigte …
Ich weiß nicht mehr woher, aber auf einmal hatte Freja, die neben mir saß, eine lange trichterförmige Zigarette in der Hand. Ein Streichholz entflammte und mit zwei, drei Zügen glimmte die Tüte. Ich war zwar Nichtraucher, dennoch kannte ich den Geruch von Tabak. Diese Zigarette roch jedoch anders. Ohne, das jemand etwas sagte, machte die Tüte ihre Runde. Jeder zog mehrmals daran, und auch ich inhalierte diesen wohlriechenden Rauch.
Es dauerte nicht lange und ich dachte, mein Gehirn würde durch den Druck, den ich in meinem Kopf verspürte, zusammengepresst. Mein Herz fing an zu rasen, als wäre ich auf der Flucht. Eine Leichtigkeit machte sich in mir breit, wie ein Luftballon, der langsam aufsteigt … Ein Blick nach unten machte mir aber deutlich, dass ich immer noch auf meinem Platz saß. „Keine Angst“, sagte Freja und hielt meine Hand, dabei schmiegte sie sich ganz nah an mich. Ein Kuss wäre jetzt wohl super gewesen, aber stattdessen starrte ich euphorisch aufs Meer, die Sterne waren zum greifen nah und das Rauschen des Meeres war so intensiv, als spräche es zu mir … Ein Glücksgefühl, das ich so noch nicht kannte. Ich kann nicht mehr sagen, wie lange ich mich in diesem Zustand befunden habe, denn irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein. Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete, sah ich als erstes ein Fischerboot auf dem Meer, das in gar nicht so weiter Entfernung von uns ankerte.
Die Fischer warfen ihr Netz aus und sangen dazu ein Lied … Die See war ruhig, nur ein leichter Wellengang ließ das Fischerboot hin und her schaukeln. Die Strahlen der Sonne, die langsam am Horizont