Название | Der Kiffer – Ein Leben ohne Kompromisse |
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Автор произведения | Jim Krasso |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957442444 |
Mein Vater, so glaubte ich, hatte seinen Führerschein irgendwo gefunden oder im Lotto gewonnen, denn sein Fahrstil war eine Bedrohung für alle Teilnehmer im Straßenverkehr. Meine Mutter, die keinen Führerschein besaß und selbst auch keinen blassen Schimmer vom Autofahren hatte, war als Beifahrer nicht einmal dazu geeignet, in die Landkarte zu schauen. Dass bei diesen Horrorfahrten keiner zu Tode kam, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber zum Glück hatten die gemeinsamen Reisen nun für mich endlich ein Ende gefunden, und ich musste mir auch deswegen keine Gedanken mehr machen. Wir hatten die Reise nach Frankreich schon ein Jahr vorher geplant und freuten uns sehr darauf, die Welt auf unsere Weise zu erkunden. Am 14. August 1980 war es endlich soweit: Mit meinem Führerschein in der Tasche, genügend Proviant und mit einem vollen Tank, fuhren Roland und ich früh morgens um sechs Uhr los. Mit der aufgehenden Sonne und unserer guten Laune, konnte diese langersehnte Reise beginnen. Obwohl unsere Reisegeschwindigkeit auf der Autobahn nicht gerade berauschend war, da mein VW Käfer ja nur 55 PS hatte, waren wir schon gegen Mittag in Saarbrücken. Jetzt nur noch über die Grenze und wir wären in Frankreich. Etwas aufgeregt war ich schon, als wir uns der Grenze näherten, an der die Grenzposten mit wachsamen Blicken die Autos kontrollierten.
Sollte aus irgendeinen Grund etwas nicht in Ordnung sein, dann würden wir wohl die Grenze nicht passieren dürfen. Jetzt war es so weit, vor der Schranke blieb ich stehen und kurbelte mein Fenster herunter. Beim Hinaufschauen sah ich den Grenzposten, der in seiner Uniform direkt neben mir stand.
„Ihre Ausweise, bitte!“, hörte ich ihn sagen. Zu meiner Verwunderung sprach er Deutsch.
Ich erzählte ihm, dass es unsere erste Reise nach Frankreich sei und dass wir zuerst Paris einen Besuch abstatten wollten, um den Eifelturm zu sehen. Anschließend wollten wir weiter über Dijon nach Lyon und dann von Montpellier direkt nach Marseille fahren. Von da aus dann nach Cassis. „Ja das kleine Fischerdorf, das am Mittelmeer liegt, ist mir bekannt“, sagte der Grenzbeamte, „Ja, da habt ihr euch eine schöne Route ausgesucht.“
„Dankeschön … Später wollen wir dann noch die Küste entlang über Toulon bis nach Saint-Tropez fahren, um dort noch eine Woche Urlaub am Meer zu verbringen.“
„Da kann ich bloß noch sagen: Willkommen in Frankreich!“ Damit übergab er uns unsere Pässe und wir konnten weiterfahren.
Auf der Landkarte fanden wir uns nicht wirklich immer zurecht, und so mussten wir immer wieder anhalten, um nach dem richtigen Weg zu fragen. Keiner von uns beiden war der französischen Sprache mächtig und die Franzosen verfügten über keinerlei Deutschkenntnisse. Deswegen blieb uns nichts anderes übrig, als mit den Händen zu „sprechen“.
Dies führte natürlich zu einigen lustigen Missverständnissen. Um zu erfahren, auf welcher der beiden Straßen wir nach Paris weiterfahren sollten, hatte Roland einen vorbeigehenden Mann angehalten. Er streckte ihm Zeigefinger und den Mittelfinger seiner Hand zum Peace-Zeichen entgegen und deutete dabei mit der anderen Hand auf die zwei Straßen, die sich gabelten. Als Roland dann den Zeigefinger einzog, um zu verdeutlichen, welche Straße wir denn jetzt nehmen sollten, hatte es den Anschein, als ob er ihm den Stinkefinger zeigen würde. Dies war jedoch keine böswillige Absicht, sondern es hatte sich einfach nur um eine unbedachte Beschreibung gehandelt. Wir lachten. Und nachdem sich der Franzose wieder eingekriegt hatte, zeigte er bereitwillig auf die Straße, die wir zur Weiterfahrt nehmen sollten. Trotz dieser zweideutigen Zeichensprache, gab es bei der Verständigung keinerlei Probleme. Die positiven Erfahrungen, die wir unterwegs mit der französischen Bevölkerung sammelten, waren immer von freundlicher Zuvorkommenheit geprägt, die uns immer wieder aufs Neue erstaunte. So hieß es doch, dass die Franzosen durch den Krieg auf Deutschland nicht gut zu sprechen seien, doch das konnten wir bei der bisherigen Reise nicht bestätigen. Trotz der Pausen, die wir immer wieder einlegten, waren wir dennoch froh, schon so weit gekommen zu sein. Wir steuerten unsere erste Großstadt an … Paris.
Der Eifelturm war unser erstes Ziel, ein 324 Meter hoher Eisenfachwerkturm, der nahe dem Ufer der Seine stand. Um ihn zu finden, fuhren wir kreuz und quer durch die Großstadt. Auf der fünfspurigen Straße, auf der die Verkehrsteilnehmer ohne Blinkzeichen die Spuren hin und her wechselten, wurde es mir schon etwas mulmig. Mir kam es vor, als ob keiner so richtig wissen würde, wo er eigentlich hinfahren müsste. Dann stand er vor uns, „la tour Eiffel“. Dieser beeindruckende Anblick aus der Ferne war allein schon die Reise wert. Als wir dann aber davorstanden, wurde mir erst einmal bewusst, wie klein ich im Gegensatz zu diesem Bauwerk doch war. Etwas Vergleichbares hatte ich zuvor noch niemals gesehen. An diesem Tag hatten wir mit dem Wetter Glück und konnten so von der obersten Plattform, die in knapp 276 Meter gelegen war, die Aussicht rund 60 Kilometer in alle Richtungen genießen. Allerdings hatten wir uns vorher entschlossen die 395 Stufen zur ersten Plattform aus eigener Kraft zu bezwingen, um dann die restliche Höhe mit dem Aufzug zu nehmen. Ein unvergessliches Erlebnis, das wir mit vielen Fotos dokumentierten.
Es war mittlerweile schon zu spät geworden, um die Reise fortzusetzen, zudem wäre eine Weiterfahrt sowieso nicht mehr in Frage gekommen, da wir auch das Nachtleben von Paris kennenlernen wollten. So machten wir uns auf die Suche nach den Kneipen, in denen die Jugendlichen feierten.
Es dauerte nicht lange, bis wir fündig wurden. Es war für uns nicht überraschend, dass auch hier die Post abging, jedoch hatten wir nicht mit so vielen Kneipen gerechnet. An jeder Ecke wurde etwas geboten, somit versanken wir im Zentrum der Nachtschwärmer. Die sprachliche Barriere war für alle, die wir in dieser Nacht kennengelernt hatten, kein Hindernis. Zu späterer Stunde, als Roland und ich schon etwas angetrunken waren, lernten wir, auf dem Rückweg zum Auto, zwei Typen kennen, die, wie ich meine, etwas aufdringlich waren. Einer von ihnen hatte uns aufgehalten und auf Englisch gefragt, ob wir aus Deutschland kommen und ob wir nicht Lust hätten, in die Kneipe zu gehen, auf die er zeigte, um mit ihnen auf die Völkerverständigung zu trinken.
„Ja, warum nicht?“, gaben wir ihnen zu Antwort.
Nach ein paar Drinks hatten wir unser Level schließlich erreicht und wollten eigentlich gehen, solange wir noch in der Lage dazu waren, da hatten uns die beiden angeboten, bei ihnen in der Wohnung zu übernachten. Da die angeblich nicht weit von hier entfernt wäre, könnten wir ruhig mit ihnen noch etwas feiern. Zuerst dachte ich mir: „Das ist aber nett von den beiden!“, doch als ich mitbekommen hatte, dass die zwei sich sonderbar verhielten, sagte ich zu Roland, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Als wir den beiden Typen ihr Angebot, bei ihnen zu übernachten dankend abschlugen, wurden sie uns gegenüber deutlich lauter. Ich hatte sie zwar nicht verstanden, dennoch glaubte ich, dass ihnen das gegen den Strich ging. Jetzt hatten wir ein Problem und irgendwie mussten wir die zwei ganz schnell loswerden. Da ich vorher schon einmal auf der Toilette war, wusste ich, dass man das Lokal durch einen Hinterausgang verlassen konnte. Ich erzählte Roland von meinem Plan. Das war unsere einzige Möglichkeit, um die beiden, die nichts Gutes im Schilde führten, auf die Schnelle loszuwerden. Gesagt – getan! Wir schwankten also Arm in Arm dem Flur entgegen, so als würden wir ziemlich angetrunken auf die Toilette gehen. Die beiden standen an der Bar und beobachteten uns dabei. Jetzt musste alles sehr schnell gehen! Als wir nicht mehr zu sehen waren, gingen wir nicht auf die Toilette, sondern liefen weiter geradewegs auf den Hinterausgang zu. Unbeobachtet öffneten wir die Tür ins Freie und verließen das Lokal. Dann sind wir, so schnell wir konnten, gerannt. Immer wieder haben wir uns umgedreht, um zu sehen, ob wir von den beiden verfolgt würden, aber zum Glück kam da niemand. Wir hatten zwar in der Kneipe unsere Getränke nicht bezahlt, aber dafür waren wir die Typen los. Keine Ahnung was die letztlich von uns wollten, wir waren auf jeden Fall nicht scharf darauf gewesen, das herauszukriegen. Da wir uns nicht getraut hatten, auf dem nahegelegenen Parkplatz im Auto zu schlafen, entschlossen wir uns, schnell weiterzufahren, solange, bis wir außerhalb von Paris wieder in Sicherheit waren, um dann irgendwo auf einem Rastplatz zu übernachten.
So lag unser erstes Abenteuer hinter uns und wir waren froh, die Sache so glimpflich überstanden zu haben. Im Auto zu übernachten, war überhaupt kein Problem, denn ich hatte,