Heilbuch der Schamanen. Felix R. Paturi

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Название Heilbuch der Schamanen
Автор произведения Felix R. Paturi
Жанр Социология
Серия
Издательство Социология
Год выпуска 0
isbn 9783946433460



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eigenen Bedürfnisse nach Leistung und Kreativität sinken

       Es kommt zur Abhängigkeit von hektischen Rhythmen und stimulierenden Klängen

       Das vegetative Nervensystem nimmt Schaden

       Angstzustände werden häufiger

       Es kommt zu Kopfschmerzanfällen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Gehörschäden, Rückenschmerzen und anderen Stresserscheinungen wie Ohrgeräuschen (Tinnitus)

      Unter den Jugendlichen ist es sehr populär, sich auf Massenparties mehrere Tage und Nächte pausenlos solcher Musik auszusetzen. Die Folgen können verheerend sein.

      Dem Missbrauch ein Ende setzen

      Wir haben gesehen, dass mit Hilfe von Militärmusik emotional Kampfbereitschaft hergestellt werden kann. Beat und Techno werden von den kommerziellen Musikmachern dieser Tage allerdings ebenso gezielt eingesetzt, um die Beeinflussbarkeit ihrer Zuhörer noch zu verstärken.

       Wir sehen an diesem Beispiel, wie unscharf die Grenze zwischen Schamanismus und moderner schwarzer Magie und Massensuggestion ist. Die Rezeptur für Erfolgsmusiken manipulativer Natur ist meist dieselbe: Man nehme eine möglichst primitive Melodie, die kaum über die große Terz hinausreicht. Man spiele dieses Thema zwei- bis dreimal relativ moderat an, wodurch auch dem schlichtesten Gemüt ein Erfolgserlebnis gestattet ist. Nun wird ihm das Gefühl von Stärke vermittelt, indem das Ganze noch etwas lauter wird. Danach setzen mehr und mehr Instrumente ein, um das einfache Thema klangvoller, aber nicht gehaltvoller zu gestalten. Die Gesangsuntermalung derartiger Melodien besteht in der Regel darin, einen einfachen Text endlos zu wiederholen.

       Diese etwas drastisch aber durchaus realistisch beschriebene Zusammenfassung der Schöpfung suggestiver Musikwerke zeigt die perfekte Form einer Psychoattacke. Es wird die Möglichkeit des eigenen Verständnisses jener Melodie vorgetäuscht, durch die Intensivierung der Lautstärke wächst das Selbstgefühl von Größe und Wachstum, alles begleitet von einem eintönigen euphorisierenden Rhythmus. Auf diese Weise schafft die moderne Musikindustrie heute bewusst psychische Abhängigkeiten von bestimmten Hörgewohnheiten und macht nicht zuletzt natürlich auch Milliardenumsätze.

      Man muss nicht unbedingt eine Trommel haben, wenn man schamanisch arbeitet. Wenn keine zur Hand ist, tut es auch ein Suppenlöffel, der mit der gewölbten Seite rhythmisch auf ein Holzbrett oder ein Buch geschlagen wird.

      Die schamanische Anwendung von Rhythmen ist weit entfernt von den oben beschriebenen Exzessen. Sicher, auch sie wirken direkt auf unser Nervensystem und unsere Psyche. Doch ist die schamanische Arbeit immer zielgerichtet auf die individuellen Bedürfnisse eines Menschen und nicht massenwirksam. Vergleichen wir sie einmal mit dem Einsatz bestimmter Medikamente, die unter bestimmten Umständen heilsam wirken, bei Missbrauch hingegen gesundheitsschädliche oder gar tödliche Folgen nach sich ziehen. Beispielsweise können einige Digitalistropfen pro Tag ein schweres Herzleiden ausgleichen, obwohl Digitalis an sich giftig ist.

      Kulturell bedingte Variationen

      Die Schamanentrommel ist weltweit verbreitet. Dennoch gibt es in manchen Kulturen Ausnahmen: Manche südasiatische Schamanen verwenden ein Saiteninstrument mit einer einzigen, straff gespannten Saite, die rhythmisch angerissen oder gezupft wird. Mit der Trommel hat dieses Instrument gemein, dass es neben dem typischen 3- bis 7-Hertz-Grundton, der im Diagramm als Sinuskurve sichtbar wird, eine Vielfalt an Oberwellen produziert. Sie sind für die Herbeiführung einer Trance zwar ohne Bedeutung, wirken sich aber erfahrungsgemäß sehr positiv auf die Inhalte der Trancearbeit aus.

       Die nordaustralischen Aborigines wiederum benutzen als reines Rhythmusinstrument meist Klanghölzer und ersetzen die dabei weitgehend fehlenden Oberschwingungen durch die variationsreichen Brummtöne eines begleitenden Didgeridoos.

      Der Herzschlag der Erde

      Viele Stammesschamanen bezeichnen den 3- bis 7-Hertz-Rhythmus der Trommel als Pulsschlag von Mutter Erde. Mit dieser Benennung scheinen sie tatsächlich seinen wahren Charakter getroffen zu haben. Vor rund einem Jahrzehnt haben Geophysiker mit ihren höchst sensiblen Messinstrumenten und -methoden herausgefunden, dass die Erde als Ganzes »atmet«. Sie dehnt sich dabei rhythmisch um einige Zentimeter aus und zieht sich wieder zusammen, wie ein aufgeblasener Luftballon, in den man stoßweise zusätzliche Luft hineinbläst, um sie gleich danach wieder entweichen zu lassen. Dieser »Atemrhythmus« der Erde liegt, so die wissenschaftlichen Ergebnisse, genau im Frequenzbereich der geschlagenen Schamanentrommel und auch der rhythmischen optischen Reize bei der Autobahnhypnose. Hier drängt sich nun eine Frage auf: Sind wir alle unbewusst von diesem Erdrhythmus beeinflusst und deshalb gerade für den schamanischen Trommelrhythmus so empfänglich? Als Antwort lässt sich das folgende Beispiel anführen. Haben Sie einmal eine junge Mutter beobachtet, die ihr Neugeborenes in den Armen wiegt? Ganz instinktiv und ohne es jemals zuvor gelernt zu haben, schaukelt sie das kleine Wesen, und das nicht etwa in langsamen und schwingenden Bewegungen, sondern im rascheren Takt der schamanischen Frequenz.

      Im schamanischen Bewusstseinszustand bleibt ein Teil des Bewusstseins an die Realitätsebene des Alltags gebunden.

      Trance - ein vieldeutiger Begriff

      Bisher habe ich in diesem Buch stets von schamanischer Trance gesprochen, und ich werde das auch weiterhin tun. Denn das Wort ist kurz und gebräuchlich, auch wenn es keineswegs im eigentlichen Sinn uneingeschränkt zutreffend ist.

       Unter Trance kann man vielerlei verstehen. Ihr Spektrum reicht beispielsweise von tiefer hypnotischer Trance, über die Trance des Schlafwandlers, bis hin zu narkotischen Zuständen. Von Trance spricht man auch bei einer bewusst durchgeführten Meditation. Und selbst hier ist zu unterscheiden, um was für eine Art von Versenkung es sich handelt.

       Auch Medien nehmen bei spiritistischen Sitzungen für sich in Anspruch, in Trance zu fallen, um mit Geistern oder Verstorbenen in Kontakt zu treten. Von der Seherin Pythia, die in der griechischen Antike über das Delphische Orakel waltete, ist überliefert, dass sie sich durch postvulkanische Schwefeldämpfe in Trance versetzen ließ.

      Der schamanische Bewusstseinszustand

      Die schamanische Trance hat mit alldem nichts zu tun. Am ehesten ist sie noch mit der Trance bei einer Mantrameditation verwandt. Um Verwechslungen zu vermeiden, sollte man daher korrekterweise nicht von schamanischer Trance sondern besser vom schamanischen Bewusstseinszustand sprechen. Der Kürze und Gängigkeit wegen werde ich jedoch den Begriff »Trance« verwenden.

       Bei diesem Zustand handelt es sich um nichts Außergewöhnliches oder gar Exotisches. Wir alle haben ihn schon oft - allerdings meist unbewusst - erlebt. Schließlich ist es ein wesentliches Kennzeichen des schamanischen Bewusstseinszustands, dass man hierbei bei vollkommen klarem Verstand ist und zu jeder Zeit selbstbestimmt und gezielt handeln kann. Auch lässt sich diese Art Trance jederzeit willentlich beenden.

       Damit rückt die schamanische Trance ihrem Wesen nach sehr nahe an das Alltagsbewusstsein, nur sind die Erlebnisinhalte deutlich andere.

      Man kann versuchen, sein Gehirn völlig von allen Gedanken zu entleeren, etwa um Nirwana-Erfahrungen zu machen, oder ganz bewusst über etwas meditieren, beispielsweise über ein Mantra oder einen bestimmten Gegenstand.

      Ein alltägliches Beispiel für schamanische Trance

      Wohl jeder routinierte Autofahrer, der Tag für Tag dieselben Strecken abfährt, könnte das Folgende erzählen: »Ich bin soeben eine mir sehr gut bekannte Strecke von meinem Arbeitsplatz bis nach Hause gefahren. Die Fahrt muss wie gewöhnlich etwa eine Stunde lang gedauert haben. Währenddessen war ich allerdings die ganze Zeit mit meinen Gedanken woanders. Dabei habe ich die Strecke und auch die Fahrt gar nicht mehr richtig wahrgenommen, obwohl ich an sich aufmerksam für den Verkehr war. Ich weiß, dass ich an der großen Ampelkreuzung vorbeigefahren