„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“. Ulrike Glatz

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Название „. . . in einer steinernen Urkunde lesen“
Автор произведения Ulrike Glatz
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783943904499



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überhaupt darstellt, ein Sakralbau, der für die Entwicklung der Architektur im 11./12. Jh. bahnbrechend, innovativ und vorbildhaft zugleich war.

       www.dom-speyer.de

      Literatur

      Hans Erich Kubach, Der Dom zu Speyer, Darmstadt 1974.

      Matthias Müller u. a. (Hrsg.), Der Dom zu Speyer. Konstruktion, Funktion und Rezeption zwischen Salierzeit und Historismus, Darmstadt 2013.

      Er legte die Kirche des hl. Petrus an seinem Bischofssitze nieder, weil sie außerordentlich klein war und legte den Grundstein zu einer Kirche von wunderbarer Größe. Ihren Bau führte er in wenigen Jahren mit großer Schnelligkeit fast bis zur Vollendung, so dass es schien, als sei sie nicht erbaut worden, sondern wie auf Wunsch plötzlich dort entstanden.

      Schon von Weitem sichtbar ist der vieltürmige Bau des romanischen Domes in Worms. Auf einer Anhöhe gebaut, bildet die doppelchörige Anlage mit dem zur Stadt gerade geschlossenen Ostchor eine beeindruckende, das Stadtbild dominierende Baugruppe.

      Gründer und Bauherr des ersten großen Domes war Bischof Burchard von Worms. Er entstammte einem hessischen Adelsgeschlecht und wurde um 965 geboren. Seine Bildung erfuhr er in Koblenz, wurde aber bald von Erzbischof Willigis nach Mainz berufen und konnte dort in der erzbischöflichen Verwaltung umfassende Einblicke in die Organisation des ausgedehnten Bistums erhalten.

      Nachdem drei designierte Bischöfe innerhalb kurzer Zeit verstorben waren, wurde Burchard, wohl mit Unterstützung von Erzbischof Willigis, im Jahre 1000 zum Bischof von Worms geweiht. Er fand die Stadt in schlimmem, fast verödetem Zustand vor. In seiner Vita wird beschrieben, dass die Mauern Räubern und Raubtieren leichten Zugang boten, die Stadt keine Wohnstätte, sondern ein Schlupfwinkel für wilde Tiere sei. Diese Schilderung, entstanden nach dem Tod Burchards, mag die Verhältnisse besonders drastisch darstellen, um die Leistung des Bischofs eigens zu betonen. Im Großen und Ganzen dürften die Zustände wohl so oder ähnlich gewesen sein. Sofort nach seinem Amtsantritt begann Burchard mit der Sicherung und Wiederbelebung der Stadt. Auch der Neubau des Domes ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Burchard plante, wie sein großer Förderer Willigis in Mainz, einen Bau „von wunderbarer Größe“, wie in der Vita zu lesen ist.

      Seit merowingischer Zeit stand an dieser Stelle eine deutlich kleinere Bischofskirche, an der in karolingischer Zeit Baumaßnahmen vorgenommen wurden. Glanzvolle Ereignisse, wie die Hochzeit Karls des Großen mit seiner dritten Frau Fastrada fanden hier statt. Dem in Worms ansässigen Geschlecht der Salier diente der Dom als Familiengrablege. Die salische Herzogsfamilie führte eine als „ungerecht“ empfundene Herrschaft in Worms. Bischof Burchard gelang es, die Salier zum Rückzug zu bewegen und ihre Burg im Tausch gegen andere Besitzungen aufzugeben. Die Burg wurde bis auf die Grundmauern abgerissen und an ihrer Stelle das Stift St. Paul gegründet. Die Salier-Grabstätte jedoch wurde unverändert in den Neubau des Burchard-Domes übernommen. Hier bestattet war Konrad der Rote, Schwiegersohn Kaiser Ottos des Großen, der 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn gefallen war. Seine Beisetzung fand unter großen Ehren im Dom statt. Weitere Angehörige des Geschlechtes fanden dort ihre letzte Ruhestätte. Erst mit der Wahl Konrads II. zum deutschen König wurde die Grablege der Salier in den Speyerer Dom verlegt.

      Die Dimension des Burchard-Baus entsprach der des heutigen Domes, auch die Bauform stimmte in wesentlichen Teilen überein. Der Dom war als dreischiffige Basilika mit einem Querhaus und zwei Choranlagen geplant, die jeweils von zwei Rundtürmen flankiert wurden. In diesen Bereichen ist der Burchard-Dom noch im aufgehenden Mauerwerk zu erkennen. Die Ausstattung war höchst aufwendig und wurde allgemein bewundert. Ein Fußboden mit geometrischen Mustern aus hellem Marmor und Schieferplatten sowie vergoldete Kapitelle, von denen berichtet wird, ließen den Dom zu einer würdigen Bischofskirche werden. Auch die häufigen Aufenthalte deutscher Könige brachten besonderen Glanz nach Worms. Während eines Besuchs von König Heinrich II. wurde auf dessen Bitte hin der Dom festlich geweiht. König und Bischof führten die feierliche Prozession an, viele Menschen nahmen an diesem außerordentlichen Ereignis teil. Doch schon kurz nach der Weihe stürzte der Westbau wegen des schlechten Baugrundes ein, konnte aber noch zu Lebzeiten des Bauherrn wiederhergestellt werden. Neben dem Dom widmete sich Burchard der Gründung der Wormser Kollegiatsstifte St. Paul, St. Andreas und St. Martin. Kollegiatsstifte waren von großer Bedeutung für das Bistum. Hier wurden Kleriker ausgebildet, die sowohl für weltliche Aufgaben, wie die Verwaltung der Güter, und geistliche Aufgaben, wie die Seelsorge, geschult wurden. Für den Bischof waren die aus adligen Familien stammenden Geistlichen loyale Helfer bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben innerhalb des Bistums.

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      Worms, Dom, Blick auf die Ostteile (Aufnahme 1927)

      In der Bergkirche St. Peter in Hochheim, außerhalb von Worms gelegen, fand Burchard einen Rückzugs- und Ruheort, den er aber auch zum Schreiben nutzte. Hier entstand wohl das „Dekret“, eine Sammlung kirchenrechtlicher Vorschriften. Als Burchard 1025 starb, hatte er den Grundstock zu einer Blütezeit der Stadt gelegt. Wie in der Lebensgeschichte beschrieben wird, wurde er durch alle Kirchen zum Dom getragen und dort an zentraler Stelle im Westchor vor dem Laurentius-Altar beigesetzt.

      Der Dom fand seinen Niederschlag auch in der Sage. So wird im Nibelungenlied die Domtreppe zum Schauplatz des Streites der Königinnen Kriemhild und Brunhild.

      Der Dom Bischof Burchards war in der folgenden Zeit Ort vieler Hof- und Reichstage, König Heinrich IV. hielt sich häufig hier auf, feierte im Dom hohe Kirchenfeste. Seit dem frühen 12. Jh. begann eine grundlegende Erneuerung des Domes, bei der der Grundriss beibehalten wurde. Ausgehend vom Ostchor entstand der hochromanische Dom in mehreren Bauabschnitten. Die strenge, fassadenartige Ansicht zur Stadt hin betont die Monumentalität des Ostchores, es folgt das schlichtere Querhaus. Das Nordportal im Langhaus diente dem Bischof zum Einzug von der Bischofspfalz her. Zuletzt entstand der Westchor mit der fünfseitigen Chorapsis und dem achteckigen Chorturm, eine der schönsten Schöpfungen spätromanischer Architektur. Jetzt erhielt der Dom seinen charakteristischen, reichen Skulpturenschmuck an den Solbänken der Fenster und den Säulenbasen der Zwerggalerie. Am Ende des 12. Jhs. war der Neubau vollendet. Der Dom besaß nun seine, von wenigen Ergänzungen wie dem Südportal in gotischer Zeit abgesehen, bis heute gültige Form.

       www.wormser-dom.de

      Literatur

      Bischof Burchard 1000–1025 – Tausend Jahre Romanik in Worms, hrsg. v. Gerold Bönnen, Worms 2000.

      Irene Spille, Worms, Dom St. Peter, Regensburg 42007.

      Im Alter von acht Jahren ließ sie (Hildegard) sich auf dem Berg des hl. Disibod einschließen, um mit Christus begraben zu werden … Bei ihr war die fromme gottgeweihte Frau Jutta. Diese erzog sie sorgfältig im Gewande der Demut und Unschuld …

      Am Zusammenfluss von Nahe und Glan liegen versteckt im Wald auf einer Bergkuppe die Ruinen des ehemaligen Klosters Disibodenberg.

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