„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“. Ulrike Glatz

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Название „. . . in einer steinernen Urkunde lesen“
Автор произведения Ulrike Glatz
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783943904499



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und Krönung des Königs. So war Willigis an Krönungen in Aachen beteiligt. 997 wurde nun durch ein Dekret angeordnet, dass nur der Bischof von Lüttich als Ortsbischof und der Erzbischof von Köln in Aachen die Messe lesen durften, die aber unverzichtbarer Bestandteil des Krönungszeremoniells war. Willigis konnte folglich in Aachen keine Krönung mehr vollziehen und beschloss mit dem Mainzer Dom eine eigene Krönungskirche zu schaffen. Durch die Bronzetüren und ihre Inschrift wird dieser Anspruch offensichtlich. Tatsächlich sind Krönungen überliefert, allerdings noch im alten Dom. Die Pläne gingen nicht in Erfüllung, Aachen behauptete seinen Rang als Krönungskirche.

      Tragischerweise brannte der neue Dom am Tag der Weihe, dem Johannistag (24.Juni) 1009 ab. Obwohl sofort mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, erlebte Willigis die Vollendung nicht mehr, er starb 1011. Die Bauarbeiten zogen sich lange hin und konnten erst unter Erzbischof Bardo abgeschlossen werden. In Gegenwart Kaiser Konrads. II. und seines Sohnes und Nachfolgers Heinrich III. wurde der Dom 1036 geweiht.

      Willigis initiierte in Mainz noch eine weitere Großbaustelle, den Neubau des Stiftes St. Stephan hoch über der Stadt. Wie der Dom besaß auch die Stephanskirche einen Ost- und einen Westchor. Das Stift war Ausgangspunkt für die Organisation der Pfarreien in Mainz und darüber hinaus. Willigis wurde dort nach seinem Tod bestattet.

      Seit der Zeit des Erzbischofs Willigis hat der Dom immer wieder Zerstörungen, Wiederherstellungen und Neugestaltungen erfahren, ohne dass Standort und Grundrissdisposition des ersten Dombaus grundlegend verändert wurden. Der Dom ist bis heute Grabstätte der Mainzer Erzbischöfe bzw. Bischöfe, deren eindrucksvolle Grabdenkmäler seit dem 13. Jh. hier erhalten sind.

       www.bistummainz.de

      Literatur

      Basilika Nova Moguntina – 1000 Jahre Willigis-Dom St. Martin in Mainz, Aufsatzband, Mainz 2010.

      Dethard von Winterfeld, Zur Baugeschichte des Mainzer Domes, in: Der verschwundene Dom (Katalog), Mainz 2011, S. 44ff.

      Denn jene frommen Kaiser schienen es sich zum löblichen Vorsatz gemacht zu haben, … dieses damals fast herabgekommene Speyer auf ihre Kosten zu verjüngen und ihrem Gedächtnisse zu weihen …

      Bis heute dominiert der romanische Kaiserdom in Speyer das Bild der Stadt durch seine Größe und Gestalt. Er ist einbezogen in das Stadtgefüge. Alle wichtigen Straßen der alten Stadt führen auf den Dom zu, vor allem die heutige Maximilianstraße, die direkt auf den Westbau des Domes ausgerichtet ist.

      Das Erbe der Ottonen, deren Machtzentrum in Sachsen lag, traten mit Konrad II. die Salier an, die ihre Besitzungen im Worms- und im Speyergau hatten. Nach seiner Wahl in Kamba, einem untergegangenen Ort gegenüber von Oppenheim, wurde Konrad II. 1024 im Mainzer Dom durch Erzbischof Aribo zum König gekrönt. Die Grablege seiner Vorfahren war der Dom zu Worms, doch wollte Konrad II. mit dem Aufstieg seines Geschlechtes auch deutliche Zeichen setzen. Die Planung für einen neuen Dom in Speyer begann. Der Sage nach soll er am selben Tag die Grundsteine für Kloster Limburg an der Haardt anstelle einer salischen Burg und für den Dom in Speyer gelegt haben. Auch aus familiären Gründen wandte er sich von Worms ab (s. Worms, Dom S. 38) und Speyer zu, was dieser kleinen, bis zu diesem Zeitpunkt unbedeutenden Bischofsstadt einen bemerkenswerten Aufschwung bescherte, weit über die Zeit der Salier hinaus.

      In einem ersten Bauabschnitt wurde eine dreischiffige Basilika mit mächtigem Westbau, Kuppel und zwei Türmen sowie einem östlichen Querhaus, großem Chor, Vierungskuppel und ebenfalls zwei flankierenden Türmen konzipiert. Das Mittelschiff sollte flach gedeckt werden. Doch bereits 1039 starb Konrad II. Der Bau war bis dahin noch nicht über die Fundamente hinaus gekommen. Trotzdem wurde Konrad wunschgemäß in Speyer bestattet. Seinen Platz in der Gruft erkennt man an den schweren Eisenbändern, mit denen der steinerne Sarkophag gesichert werden musste, da er mitten in der Dombaustelle stand. Seine Frau Gisela starb wenige Jahre später und wurde an seiner Seite beigesetzt. Der Sohn und Nachfolger Heinrich III. unterstützte den Dom mit vielen Zuwendungen, sodass der Bau zügig voran ging. Als Heinrich III. 1056 starb, standen schon die Langhauswände, der Dom war jedoch noch nicht vollendet. Zwar erfolgte 1061 eine Domweihe, möglicherweise aber nur eines Teils der Kirche.

      Unter Heinrich IV. wandte man sich nun von der alten Planung ab und wagte in diesem zweiten Bauabschnitt, für dessen Realisierung Teile von Bau I abgerissen werden mussten, die Einwölbung. Gleichzeitig entwickelte man das gebundene System, in dem zwei Gewölbejoche der Seitenschiffe einem Gewölbejoch im Mittelschiff entsprechen. Ein Modell, das Schule machte und vielfach nachgeahmt wurde. Der entscheidende Umbau fand zwischen 1082 und 1106 statt mit der Erweiterung der Krypta über den Chor hinaus unter das gesamte Querhaus und dem Neubau des Querhauses, der Einwölbung des Langhauses mit der außen umlaufenden Zwerggalerie. Bis heute vermitteln die Ostteile des Domes den abgeschlossenen Bauzustand des frühen 12. Jhs., wobei der bildhauerische Schmuck unvollendet blieb, was an beiden Querschiffen zu sehen ist. Mit dem Tod Heinrichs IV. ließ das Interesse am Dombau in Speyer und dadurch auch die finanzielle Förderung nach; ein Vorgang, der in Mainz gleichermaßen zu beobachten ist.

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      Speyer, Dom, Krypta

      Schon die Dimension des am östlichen Rand der Stadt auf einem Hochufer gelegenen Domes ist gewaltig. Der Bau misst in seiner gesamten Länge 134 m, was für seine Entstehungszeit bedeutet, dass die Ost-Westerstreckung der gesamten Stadt gerade einmal dem Vierfachen des Domes entsprach. Die Häuser der Stadt waren im 11. Jh., von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht höher als zwei Geschosse, sodass die mächtige Baumasse des Domes noch imposanter wirkte als heute. Speyer entwickelte sich bereits in der Salier-Zeit zu einer recht bedeutenden Stadt, die auch Schauplatz wichtiger Ereignisse war. Von hier brach Kaiser Heinrich IV. 1076 zum Gang nach Canossa auf, um den Papst zu bitten, den Kirchenbann zu lösen. Im Speyerer Dom rief an Weihnachten 1146 Bernhard von Clairvaux Kaiser Konrad III. zum Kreuzzug auf.

      Alle salischen Kaiser bzw. Könige wurden in der Kaisergruft bestattet; von Kaiser Konrad II. und seiner Gemahlin Gisela, deren Sohn Heinrich III., Heinrich IV. und seiner ersten Gemahlin Bertha bis zum letzten Salier Heinrich V., der 1125 gestorben ist.

      Lange Zeit wurde wenig am Dom verändert. Nach dem Ende der Salier-Herrschaft stand Speyer nicht mehr im Mittelpunkt des reichspolitischen Interesses, auch wenn in den folgenden Jahrhunderten die fürstliche Grablege in Speyer immer wieder genutzt wurde, so für König Philipp von Schwaben (gest. 1208) und Beatrix, die Gattin Friedrichs I. Barbarossa. 1291 fand Rudolf von Habsburg hier seine letzte Ruhestätte. Neben ihm liegt sein 1308 ermordeter Sohn Albrecht von Österreich und der in der Schlacht von Göllheim 1298 gefallene Adolf von Nassau.

      1689 erlitt der Dom zusammen mit der Stadt schwere Schäden durch die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. im pfälzischen Erbfolgekrieg. Am Dom blieben die Ostteile erhalten, die westlichen Partien des Langhauses stürzten ein. Der Westbau wurde niedergelegt, da er baufällig war. Beim Wiederaufbau im 18. Jh. wurde der Innenraum in den überlieferten romanischen Formen wieder hergestellt. Man fühlte sich der Tradition des ehrwürdigen Baus verpflichtet. Im 19. Jh. veranlasste der bayerische König Ludwig I. als Landesherr (s. Ludwigshöhe S. 191) die Wiederherstellung des Westbaus. Trotz aller Orientierung am mittelalterlichen Vorbild ist er in Gestaltung und Detail ein Werk der Neoromanik.

      Mit dem Dom in Speyer schufen die drei salischen Kaiser nicht nur eine neue Bischofskirche, sondern auch einen repräsentativen Rahmen für die neue Grablege der Salier, ein deutliches Zeichen für das Selbstbewusstsein