„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“. Ulrike Glatz

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Название „. . . in einer steinernen Urkunde lesen“
Автор произведения Ulrike Glatz
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783943904499



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(Liber viarum dei), das in direkter Nachfolge von Hildegard von Bingens Werk „Wisse die Wege“ (Scivias) steht. Mit dieser großen Äbtissin (s. Disibodenberg S. 42) stand Elisabeth in Briefkontakt, von ihr erfuhr sie Trost und Zuspruch, aber auch Mahnung zur Demut und Fürsorge. So schrieb ihr Hildegard, dass der Körper durch unkluge Kasteiung und Enthaltsamkeit untauglich für das geistliche Leben werde.

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      Kloster Schönau bei Strüth (Aufnahme 1952)

      1157 starb die erste magistra des Nonnenkonvents und Elisabeth wurde zu ihrer Nachfolgerin gewählt. Es folgten weitere Werke, die unter dem Einfluss Egberts entstanden sind. Elisabeths Visionen bezogen sich häufig auf sehr konkrete Er­eignisse. So glaubte man in Köln bei einem Fund von Gräberfeldern die 11.000 Jungfrauen der hl. Ursula gefunden zu haben. Elisabeth erschaute in ihren Visionen die Geschichte der hl. Jungfrauen, das daraus entstandene Werk wurde Elisabeths am meisten verbreitete Schrift. Reliquien zweier dieser Jungfrauen wurden von Köln nach Schönau übersandt. Dort widmete man ihnen einen Altar. Auch die von ihr in Visionen gesehene „Auferstehung Mariens“ gehörte zu den bekannteren Werken.

      Der ekstatische Charakter ihrer Visionen überanstrengte ihren von Askese und Krankheiten geschwächten Körper. Elisabeth starb im Alter von nur 36 Jahren und wurde neben dem Altar der Klosterkirche beigesetzt. Ihre Werke waren im Mittelalter weit verbreitet. Handschriften und später auch gedruckte Versionen fanden in ganz Europa großen Zuspruch. Ihre von den religiösen Vorstellungen ihrer Zeit bestimmten Visionen waren leichter verständlich und erfreuten sich deshalb größerer Beliebtheit als die Werke der großen Visionärin Hildegard von Bingen, deren mystische, symbolische Bilder erst in späterer Zeit eine angemessene Würdigung fanden und bis heute gelesen werden, während Elisabeths Visionen fast vergessen sind.

      Nach dem Tod des ersten Abtes von Schönau, Hildelin, folgte Egbert. Unter ihm und seinen Nachfolgern erfuhr das Werk Elisabeths besondere Achtung und Verehrung. Schönau wurde ein einflussreiches Kloster mit ausgedehnten Besitztümern. Dies spiegelt sich auch in den Bauten wider. Im Kreuzgang zeugt der große zwölfeckige Klosterbrunnen mit Ecksäulchen aus dem 13. Jh. davon.

      In spätgotischer Zeit wurde der Chor der Klosterkirche neu gebaut, das romanische Langhaus behielt man bei. Dies machte eine Umbettung der Gebeine der hl. Elisabeth notwendig. Sie wurden in einer eigenen Kapelle an der Nordseite der Kirche in einem Sarkophag bestattet. Durch die Erhebung der Gebeine kamen Reliquien in verschiedene Orte, unter anderem auch nach Mainz. Während des Dreißigjährigen Krieges plünderten Truppen das Kloster und zerstörten das Grab. Von Elisabeth blieb nur eine Schädelreliquie erhalten, die heute noch verehrt wird.

      Kirche und Klostergebäude erhielten nach einem verheerenden Brand im 18. Jh. ihre heutige Gestalt. Hochaltar, Seitenaltäre und Chorgestühl sind vorzügliche Arbeiten vermutlich aus Mainzer Werkstätten. Eine Statue und ein Gemälde der hl. Elisabeth zeugen von der Hochachtung und Bewunderung, die ihr durch die Jahrhunderte zuteil wurde.

      Das Nonnenkloster wurde schon im frühen 17. Jh. aufgelöst, das Männerkloster 1803. Heute ist Schönau als sog. Patronatsbau in der Obhut des Landes Rheinland-Pfalz, die Kirche dient als Pfarrkirche. An das Leben und das Werk der großen Visionärin Elisabeth in der Nachfolge der Hildegard von Bingen wird hier heute noch erinnert.

       www.strueth.de

      Literatur

      M. Backes, Bau- und Kunstgeschichte von Kloster und Kirche Schönau, in: Festschrift anlässlich des 800 jährigen Todestages der hl. Elisabeth von Schönau, Schönau 1965, S. 101ff.

      M. Backes, Kloster Schönau im Taunus, Köln 1976.

      Als wir auf dem ersten berge waren, denn es sind drei solcher felsenköpfe, die nahe beisamen liegen, da fanden wir bald den eingang, denn die türe und die stiege waren noch unversehrt, ja so wol erhalten, als wenn die steinmezen und werkmeister erst gestern weggegangen wären … Rechts gieng eine türe in die kapelle und ich trat mit einer solchen rührung hinein, dass mir schon da die hellen tränen aus den augen fielen; denn ich dachte an alle die männer, die vor mir darin gestanden hatten.

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      Burg Trifels, Kapellenerker am Bergfried

      Der Name „Trifels“, also „drei Felsen“, bezieht sich auf die landschaftliche Situation und die drei rund 500 m hohen, durch Burgruinen bekrönten Bergkegel aus Sandstein. Diese bilden ein eindrucksvolles Panorama südöstlich von Annweiler. Zur Hauptburg, dem Trifels, treten Anebos und Münz (Scharfenberg). Der grandiosen Situation entspricht die historische Bedeutung des Trifels. Auch wenn die früheste urkundliche Erwähnung erst 1081 zu verzeichnen ist, geht die Anlage doch wahrscheinlich auf den Salierkaiser Konrad II. zurück, der um 1025/30 auch den Speyerer Dom als Grablege und Kloster Limburg an der Haardt begründete. Von der salischen Burg sind nur wenige Reste erhalten.

      Die sichere Lage des Trifels führte dazu, dass 1125 die Reichsinsignien durch den Salierkaiser Heinrich V. kurz vor seinem Tod hier an den Stauferherzog Friedrich von Schwaben übergeben wurden. Sie sollten „auf der besonders festen Burg“ bleiben bis zur Wahl eines neuen Königs. Mit Unterbrechungen wurden die Kleinodien auf dem Trifels bewahrt bis 1298. Seit dem frühen Mittelalter waren die Reichs­insignien fester Bestandteil der Krönungszeremonie, sie dienten der Legitimation des Herrschers. Auch bei Hoftagen oder hohen Feiertagen wurden die Insignien getragen. Wichtigstes und traditionsreichstes Herrschaftszeichen war die Reichskrone, aus Gold, Emailplatten und Edelsteinen gefertigt, deren früheste Teile im 10. Jh. entstanden sind. Auch das mit Perlen und Edelsteinen besetzte Reichskreuz, das zugleich Reliquienbehälter u. a. für Partikel vom Kreuz Christi ist, gehört zusammen mit der heiligen Lanze zu den wesentlichen, unerlässlichen Insignien. Lanze und Kreuz wurden bei Krö­nungs­zere­monien vorangetragen. Im Laufe der Zeit kamen weitere Stücke wie der Reichsapfel, das Reichsschwert und das Zepter hinzu. Auch kostbare Gewänder gehörten zum Ensemble, wie der Krönungsmantel oder bestickte Pracht­­handschuhe.

      Als Reichsburg wurde der Trifels seit dem späten 12. Jh. für die verschiedenen Aufgaben repräsentativ ausgebaut. Zunächst errichtete man den ursprünglich freistehenden Kapellenturm, den Kaiser Friedrich I. Barbarossa und sein Sohn Heinrich IV. noch aufstockten. Aus staufischer Zeit stammen die unteren drei von insgesamt vier Geschossen. Bemerkenswert ist die sorgfältige Ausführung des Mauerwerks mit Buckelquadern, ein verhältnis­mä­ßig hoher Aufwand. An der Ostseite springt im zweiten Geschoss ein halbrunder Erker vor, der die Chorapsis der Kapelle umschließt. Er wird getragen von drei figürlich gestalteten Konsolen. Ein Kegeldach schließt nach oben ab. Innen zeigt die Kapelle Stilformen, die an den Wormser Dom erinnern. Der Kapellenraum besitzt ein Kreuzrippengewölbe mit einem offenen, ringförmigen Schlussstein. An den Kapellenturm wurde in der Stauferzeit der etwas niedrigere Palas angebaut. Damals entstand auch ein Brunnenturm am Rand der Anlage, die durch verschiedene Zwingermauern ergänzt wurde. Die Grundfläche des Felsplateaus entspricht einem langgezogenen Dreieck. Dies führte dazu, dass die einzelnen Bauten der Burg, vor allem Bergfried oder Kapellenturm und der Palas, dicht zusammengerückt und im Inneren miteinander verbunden sind.

      Sicherheitsaspekte waren es auch, weshalb der Trifels zeitweise als Staatsgefängnis diente. Bereits im frühen 12. Jh. war hier der Mainzer Erzbischof Adalbert von Saarbrücken inhaftiert, der Kanzler Kaiser Heinrichs V. Er wurde zum Gegner des Kaisers, da er sich auf die Seite des Papstes geschlagen hatte. Zu den berühmten Gefangenen zählte