Traum-Heiler. Robert Moss A.

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Название Traum-Heiler
Автор произведения Robert Moss A.
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783941435506



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abgeschottet zu leben und nur mit vier Cousins in Verbindung zu bleiben. Sie waren Mitglieder des Wolfclans, die über ihn wachten. Das Schlüsselelement in dieser Trainings- und Vorbereitungsphase war das Träumen. »Um handeln zu können, musste ich träumen.«

      Etablierte Medizinmänner teilten ihr Wissen mit Tens, als er anfing, mit eigenen Patienten zu arbeiten. Doch am stärksten wurde er von Träumen und Visionen geleitet. »Ich fing an, die Krankheitsfälle durchs Träumen zu diagnostizieren.« Seine Träume zeigten ihm, welche Lieder, Talismane und Tiergeister er in einem bestimmten Fall verwenden sollte. Um eine Krankheit - oder genauer gesagt, den bösen Geist, der die Krankheit in den Körper des Patienten getragen hatte - auszutreiben, legte er einen Talisman auf sich und verlängerte ihn, um den Patienten zu erreichen oder zu bedecken. Der Talisman »war nie ein realer Gegenstand, sondern immer einer, der mir in einem Traum erschienen war.«

      Im Traum erhielt Tens ein Geistkanu, das er als Heilmittel einsetzte. »In einem Traum, den ich einmal über den Hügeln hatte, sah ich ein Kanu. Es erschien mir in vielen Träumen. Manchmal schaukelte das Kanu auf dem Wasser und manchmal auf den Wolken. Immer wenn irgendwo ein Problem auftauchte, konnte ich in Visionen mein Kanu sehen.«

      Schließlich hatte er dreiundzwanzig Lieder der Energie und Heilkraft zusammen; die meisten wurden ihm unmittelbar in Träumen und Visionen überliefert. Er träumte ein Lied vom Lachs:

      Das Dorf wird geheilt sein, wenn mein Lachsgeist hineinschwimmt.

      Er träumte, dass seine beiden verstorbenen Onkel ihm für beide Hände Rasseln gaben und dass ein Grizzlybär durchs Haus rannte und sich dann hinauf in die Lüfte und zwischen die Wolken schwang. Er schwenkte die Rasseln in den Händen und machte die Geräusche des Bären nach, der es auf der Erde hatte donnern lassen und dann hinaufgeschwebt war.

      In einer Vision reiste er in ein fremdes Land voller Bienen. Die Bienen zerstachen seinen ganzen Körper. Danach half ihm eine uralte Frau zu wachsen. Er sang:

      Ein Bienenschwarm zerstach meinen Körper. Großmutter bringt mich in meiner Vision zum Wachsen. Eyiwaw!

      In einer anderen Vision fiel er aus großer Höhe in ein Kanu, das ihn hinauf zwischen die Gebirgshöhen trug. Dort hörte er die Gebirgsgeister, die sich mit Stimmen unterhielten, die wie Glocken klangen. Er sang:

      Die Berge sprechen miteinander.

      Wenn er seine ernstesten Fälle behandelte, trug Isaac Tens ein Bärenfell mit einer Kapuze aus einer Bärenklaue und eignete sich die Kraft des größten Medizintiers in Nordamerika an, dessen Lied er in seinen eigenen Träumen übernahm. Bei solchen Anlässen versammelten sich die Familie, die Freunde und andere Schamanen, um eine heilende Gemeinschaft zu bilden.

      Häufig ging es um die Rückführung einer Seele. »Wenn der Patient sehr geschwächt ist, fängt der Schamane seine Seele mit den Händen ein und bläst sanft darauf, um ihr mehr Atem einzuflößen. Bei einem noch geschwächteren Patienten nimmt der halaait einen heißen Stein von der Feuerstelle und hält die Seele darüber. Er kann auch ein wenig Fett auf dem heißen Stein zum Schmelzen bringen. Seine Hände drehen den Stein von einer Seite auf die andere und nähren so den kranken Geist.« Zum Schluss wird die Seele in den Kopf des Patienten geleitet.9

      DIE DREIZEHN STUFEN SCHAMANISCHER TRÄUME

      Ruby Modesto wuchs im Martinez-Reservat im Süden Kaliforniens auf. Ihre Träume wiesen sie an, eine pul - eine Schamanin - zu werden. Sie machten Ruby mit dem Adler bekannt, der ihr Verbündeter wurde und ihr Flügel verlieh. Sie brauchte die Medizinpflanzen, die manche Schamanen ihres Volkes, der Cahuilla, anwenden, nicht, da sie ihre Träume hatte.

      Die Medizinpflanzen waren sehr wirksam. Doch nicht alle puls benutzten die starken Pflanzen. Das sollte von Anfang an klar sein.

       Ich bin zwar ein pul, doch der »Verbündete«, wie Castaneda den spirituellen Helfer nennt, der einen pul von normalen Menschen unterscheidet, kam mir durch das Träumen und nicht durch die Wirkung einer Pflanze.

      Wie Ruby Modesto herausfand, gibt es aufeinander folgende Traumebenen. Wenn man Ebene 3 oder eine höhere Ebene erreicht, erhält man eine sich steigernde Klarheit und nähert sich den wirklich guten Dingen an. Ihr Onkel war ein Traumschamane, der ihr beibrachte, wie man »das Träumen einrichtet«, um auf die interessanten Ebenen zu gelangen. Sie erklärte dem Anthropologen Guy Mount, wie das funktioniert:

      Man erreicht es, indem man sich selbst auffordert, auf der ersten, gewöhnlichen Traumebene einzuschlafen. [In diesem ersten Traum] fordert man sich auf, sich hinzulegen und einzuschlafen. Dann träumt man einen zweiten Traum. Das ist die zweite Ebene und die Vorstufe des echten Träumens. Onkel Charlie nannte diesen Prozess »Das Träumen einrichten«. Man kann sich im Voraus sagen, wohin man gehen will oder was man sehen oder lernen möchte.

       Auf der 3. Ebene lernt und sieht man ungewöhnliche Dinge, die nicht von dieser Welt sind. Die Hügel und die Landschaft sind ganz anders. Auf der 2. und der 3. Traumebene kann man mit Menschen reden und Fragen über Dinge, die man wissen möchte, stellen.10

      Wie sie hinzufügt, »verlässt die Seele während des Träumens den Körper. Man muss also vorsichtig sein.« Als sie jung war, träumte sie bis in die dreizehnte Ebene hinein, doch dann wusste sie nicht, wie sie wieder zurückkommen sollte. »Ich hatte einen Traum nach dem anderen, schlief [auf jeder Traumebene] ein und geriet auf die nächste Ebene.« Bei diesem enormen, vielschichtigen Erlebnis begegnete sie ihrem schamanischen Verbündeten, dem Adler Ahswit. Doch ihr Geist hatte sich in den Traumwelten verlaufen. Sie war tagelang halb bewusstlos in einem Schlaf, aus dem keiner sie wecken konnte. Ihr Vater versuchte vergeblich, sie in ihren Körper zurückzuholen. Schließlich schaffte es Onkel Charlie, der auf die Seelenrückführung spezialisiert war, ihren Geist zu finden und wieder in ihren Körper zurückzuholen. »Als ich aufwachte, nahmen sie mir das Versprechen ab, nicht mehr so zu träumen, solange ich nicht wusste, wie ich von selbst zurückkehren kann.«11

      Dafür muss man lernen, »gleichzeitig zu träumen und zu denken«, damit man nicht vergisst, wo man seinen Körper zurückgelassen hat, und sich daran erinnert, auf welcher Traumebene man sich gerade befindet, um sich für die Rückkehr klar orientieren zu können.

      Und wieder stellen wir fest, dass das Träumen eine Disziplin ist. Auf die verschiedenen Ebenen zu gelangen und mit Gaben für unsere Welt zurückzukommen bedarf der Übung und Konzentration auf die Flugsicherheit und Navigation. Auch wenn wir alle träumen und wir alle davon profitieren können, wenn wir in unseren Träumen viel aktiver sind, eignet sich das Träumen bis zur dreizehnten Ebene nicht für die »Unbedarften« und wird niemandem als nächtliche Übung empfohlen!

      Rubys Stimme zuzuhören, die von dem Anthropologen Guy Mount übermittelt wird, ist, als wäre man in der Gegenwart einer weisen Frau mit viel gesundem und ungewöhnlichem Menschenverstand und Intuition.

      So wie ihr Großvater es ihr erzählt hat, erzählt sie uns, wie man mit dem Schöpfer spricht und wie man seine oder ihre Stimme in der Welt um uns herum findet.

      Dazu sagt sie Folgendes:

      Großvater Francisco hat mir beigebracht, wie man zu Umna’ah, unserem Schöpfer, betet. Er hat mir gesagt, ich solle allein ins Gebirge gehen, mir dort einen schönen, stillen Platz suchen und beten. Er sagte, ich solle über alles reden, alles sagen, was ich fühle oder brauche, und dann auf eine Antwort lauschen.

       Das ist das Geheimnis: hinzuhören. Man muss alles sagen, was man auf dem Herzen hat, man soll weinen, bis man leer ist. Dann soll man lauschen. Er wird zu dir sprechen.12

      Das ist wunderschön ausgedrückt und es ist ein guter Rat für jeden Tag, aber vor allem für die Tage, an denen wir uns verloren oder verwirrt fühlen. Gehen Sie an einen besonderen Ort, einen Ort, an dem Sie das Land sprechen hören können. Lassen Sie alles raus, was Sie zum Ausdruck bringen müssen. Rufen Sie es, schreien Sie es heraus, bis Sie innerlich leer sind. Lauschen Sie dann, bis Sie mit der Führung und Kraft erfüllt sind, für die Sie Raum geschaffen haben.