Jahrbuch der Baumpflege 2019. Группа авторов

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Название Jahrbuch der Baumpflege 2019
Автор произведения Группа авторов
Жанр Социология
Серия
Издательство Социология
Год выпуска 0
isbn 9783878152651



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       Abbildung 8: Flatter-Ulme als Stadtbaum in kleinem Vorgarten

      Man kann nur staunen, wie es die Flatter-Ulme schafft, in kleinen Vorgärten an Hauptverkehrsstraßen fernab eines Flusses zu überleben (Abbildung 8). Sie hat ein beeindruckendes Anpassungspotenzial, welches durch die stark schwankenden natürlichen Wasserstandsverhältnisse in der Aue zu begründen ist: Von längeren Überflutungen bis zu langen extremen Austrocknungsperioden kommt alles immer wieder vor, damit muss ein Auenwaldbaum zurechtkommen. So gibt es auch sehr eindrucksvolle Alleen mit Flatter-Ulmen, z. B. bei Gadsdorf (südöstlich von Potsdam) und als Park-Allee auf der Grieserwiese in Landshut. Ulmen sind zudem beliebte Haus- und Hofbäume.

      Die Innenrinde und Blätter wurden früher in der Heilkunde bei rheumatischen Krankheitsbildern sowie gegen Hautausschläge, Gicht, Durchfall und Abszesse verwendet (Tee und Waschungen). Aus den Nusskernen kann ein schmackhaftes Öl gepresst werden.

      Ulmen spielten wegen ihrer viel größeren Verbreitung und ihres markanten Habitus’ bereits seit dem Altertum eine Rolle in Mythologie und Brauchtum. Als Symbol der Trauer wurden bei den Griechen Ulmen in Totenhainen gepflanzt. Den Kelten war sie heilig, die Römer weihten sie dem Gott Merkur. In Skandinavien, dem Baltikum und Norddeutschland war die Ulme ein wichtiger Wächterbaum auf Bauernhöfen.

       4 Sonstiges Interessantes

      Wie sollen wir in Zukunft mit den Ulmen umgehen, wenn die Krankheit so ein hohes Risiko darstellt: Soll man nicht besser ganz auf die Verwendung und Pflanzung verzichten? Dies wäre fatal, denn dann wird es in Zukunft noch weniger Ulmen geben. Vielmehr sollte man entweder wieder mehr Flatter-Ulmen pflanzen oder vermeintlich resistente Sorten, verbunden mit der Hoffnung, dass die Krankheit irgendwann auch wieder an Bedeutung verlieren wird. Dieser Optimismus ist angebracht, denn auch viele andere Baumarten sind derzeit von schweren Krankheiten betroffen (z. B. Esche, Rosskastanie, Schwarz-Erle).

      Dies ist vielleicht die wichtigste Botschaft zum Jahr der Flatter-Ulme: Es geht ihr blendend, zumindest in größeren Teilarealen ihres Verbreitungsgebietes – bei 1.000 Exemplaren mit einem Stammumfang über 2 m entlang der sächsischen Elbe habe ich aufgehört zu zählen: starke vitale Flatter-Ulmen mit reichlich Naturverjüngung. Streckenweise ist es mit Abstand die häufigste Auenbaumart in diesem Bereich, z. T. mit dichten, geschlossenen Wäldchen. Sie kann und sollte daher wieder viel mehr, auch außerhalb der Auen gepflanzt werden.

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