Jahrbuch der Baumpflege 2019. Группа авторов

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Название Jahrbuch der Baumpflege 2019
Автор произведения Группа авторов
Жанр Социология
Серия
Издательство Социология
Год выпуска 0
isbn 9783878152651



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auch – gerne hätte er noch mehr gemacht, aber in den letzten Jahren ließen das seine Kräfte und seine Gesundheit schließlich nicht mehr zu. So konnte er auch bei der letzten Ausrufung im November 2018 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit dabei sein, als das erste Mal eine Bundesministerin (Julia Klöckner) persönlich an der Ausrufung teilgenommen und mitgewirkt hat (Abbildung 3). Mit einem großen Erfolgsgefühl ist er dann am 29. Dezember 2018 in Ruhe und Frieden eingeschlafen.

      Sein Werk wird weiterleben, es müssen nun zunächst einige Grundsatzentscheidungen getroffen werden, wie Ablauf und Zuständigkeiten weiter geregelt werden können.

      Es dürfte sich bei der Benennung und Ausrufung der Bäume des Jahres um eine der erfolgreichsten Aktionen der letzten Jahrzehnte zur Erhöhung der Baumartenvielfalt handeln, die zudem auch im Bewusstsein der Bevölkerung ankommt. Dies finde ich persönlich seinen größten Verdienst – ein jahrzehntelanger Transfer von Baumwissen zu den Menschen, mit besonderer Wertschätzung von Kindern und Jugendlichen, zusammen mit vielen Beteiligten in Stiftung, Verein und Kuratorium.

      „Wir wollen Menschen an Bäume heranführen und Sensibilität für dieses lebendige Naturgut schaffen. In die Herzen großer und kleiner Menschen pflanzen wir Bäume, um gedankliche Veränderungen anzustoßen.“ (SILVIUS WODARZ)

       Quellen

       www.baum-des-jahres.de

       www.wikipedia.de

      ROLOFF, A., 1997–2019: Beiträge zu dem jeweiligen „Baum des Jahres“, in: DUJESIEFKEN, D. (Hrsg): Jahrbuch der Baumpflege. Haymarket Media, Braunschweig

      Waldarbeitsschulen (Hrsg.), 2004: Der Forstwirt. 4. Aufl., Ulmer Verlag, Stuttgart.

       Autor

      Prof. Dr. Andreas Roloff leitet das Institut für Forstbotanik und Forstzoologie sowie den Forstbotanischen Garten der TU Dresden in Tharandt, ist Inhaber des Lehrstuhls für Forstbotanik und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Fragen der Baumbiologie, Gehölzverwendung und Baumpflege. Er war und ist seit 1991 bei der Baum des Jahres-Findung, -Ausrufung und -Öffentlichkeitsarbeit aktiv.

       Institut für Forstbotanik und Forstzoologie

       Pienner Str. 7, 01737 Tharandt

       Tel. (035203) 3 83 12 02

       [email protected]

       Baum des Jahres 2019: die Flatter-Ulme ( Ulmus laevis ) – Ihr Charakter: Eigenschaften und Besonderheiten

       Tree of the year 2019: European White Elm ( Ulmus laevis ) – its character, features and special characteristics

       von Andreas Roloff

       Zusammenfassung

      Flatter-Ulmen werden große, hoch aufragende Bäume mit dunkler Krone und zeigen eine leiterartige Verzweigung. Da die Blüte mit Windbestäubung bereits im März stattfindet, sind die Früchte schon Ende Mai reif. Diese führen vorher im April durch ihre ergrünenden Flügel zu grünen Kronen, obwohl die Blätter noch nicht ausgetrieben haben. Flatter-Ulmen treten vor allem entlang der Flussläufe in Auenwäldern bzw. als deren Reste auf (Abbildung 1). Als einzige der drei heimischen Ulmenarten zeigt die Flatter-Ulme am Stamm oft Brettwurzeln, Wurzelanlauf-Schösslinge und viele Wasser-reiser. Weit entfernt vom Naturstandort ist sie auch als Stadt- und Straßenbaum geeignet und steht gegenüber der Holländischen Ulmenkrankheit relativ gut da. Ihre Schattentoleranz ist bis ins mittlere Alter ausgeprägt.

       Summary

      European white elm is a species growing to large, towering trees with dark crowns and a ladderlike branching pattern. Flowering occurs in March with wind pollination, the fruits are ripe already in May. During their ripening they develop green wings with the consequence of crown greening already in April, long before leaf flush. White elms grow along rivers on riparian forest sites, often as the last remnants of these ecosystems. It is the only native elm species with buttress roots at the trunk base, with root collar sprouts and many epicormic sprouts on the trunk. Distant from its native riverside sites it can be used successfully as an urban and roadside tree. The resistance to Dutch elm disease is high, as well as its shade tolerance until medium age.

       1 Charakteristika und Erkennungsmerkmale

      Auffällig an den Ulmen ist ihre leiterartige Verzweigung (Abbildung 2) – daran erkennt man sie sogar auf der Autobahn (als Beifahrer), wenn welche auf dem Mittelstreifen wachsen. Sie kommt durch eine sehr streng zweizeilige Blattstellung zustande: immer rechts-links-rechts-links … Und wenn die Blätter so angeordnet sind, müssen die Seitenzweige genauso stehen, da sie immer aus den Knospen in den Blattstiel-Achseln entspringen. Der Austrieb der Ulmen erfolgt erst relativ spät. Als ringporige Baumarten müssen sie im Frühjahr zunächst im neuen Jahrring Frühholzgefäße bilden, bevor sie die neuen Blätter mit Wasser versorgen können.

      Die Rinde entwickelt sich zu einer dunkelgrauen Netzborke. Die Ulmen können Wunden mäßig gegen Infektionen schützen, sie haben ein mittleres Abschottungsvermögen. Die Zweige (auch Wipfeltriebe) wachsen anfangs waagerecht und richten sich erst anschließend bei ausreichender Belichtung auf, was wie bei Linde, Hainbuche und Rot-Buche als Zeichen für Schattenanpassung zu interpretieren ist.

      Der Stamm der Flatter-Ulme kann 6 m (selten 9 m) Umfang erreichen, dafür muss man ggf. oberhalb vorhandener Brettwurzeln messen (MICHELS & ROLOFF 2018). Ulmen werden schnell große Bäume von 30–40 m Höhe, das Höchstalter erreicht 250–300, selten über 400 Jahre. Flatter-Ulmen treiben reichlich Wasserreiser und stammnahe Schösslinge aus den Wurzelanläufen aus und sind sehr stockausschlagfreudig.

       Abbildung 1: Alter Solitär in der Flussaue

      Weiter ist für Ulmenblätter der schiefe (asymmetrische) Blattgrund charakteristisch, d. h. auf einer Seite des Blattstieles reicht die Blattspreitenbasis meist viel länger zum Zweig herab als auf der anderen. Die Herbstfärbung ist gelb bis orange, selten sogar rötlich.

      Eine Unterscheidung der drei einheimischen Ulmenarten ist eigentlich nicht schwierig, sie gelingt am besten anhand folgender Merkmale (zusätzlich zu den zuvor genannten): Die Blätter der Flatter-Ulme weisen in der oberen Blatthälfte keine gegabelten Hauptnerven auf (Abbildung 3), wogegen dies bei Berg- und Feld-Ulme (Ulmus glabra und U. minor) immer der Fall ist. Die Blätter der Berg-Ulme sind an einigen bis vielen Blättern 3-spitzig, die der beiden anderen Ulmen haben nur eine Spitze. Die Blätter der Berg-Ulme sind zudem oberseits so rau behaart, dass es sich wie Schleifpapier anhört, wenn man mit dem Finger darüber streicht.

      Die Blüten und Früchte der Flatter-Ulme sind lang gestielt (Abbildung 4) und letztere flattern im Wind, daher ihr deutscher Name – die der beiden anderen Ulmen sind ungestielt/sitzend.