Jahrbuch der Baumpflege 2019. Группа авторов

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Название Jahrbuch der Baumpflege 2019
Автор произведения Группа авторов
Жанр Социология
Серия
Издательство Социология
Год выпуска 0
isbn 9783878152651



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Ziel der Ausrufung ist es, zum einen auf seltene Baumarten oder Probleme einer Baumart hinzuweisen, zum anderen die Schönheit, den Wert und die positiven Wirkungen von Bäumen allgemein und die vielfältigen Funktionen der einzelnen Baumarten bewusster zu machen. Dies gilt gleichermaßen für Bäume im Wald, in der Landschaft oder Stadt, in Gärten, Parks und an Straßen.

       2 Ergebnisse und Wirkung der Aktivitäten

      Man kann feststellen, dass die Benennung und Ausrufung von Bäumen des Jahres eine großartige Erfolgsgeschichte ist. Deshalb wurde dem Initiator Dr. SILVIUS WODARZ für diese Aktion 2011 auch vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz verliehen.

       Abbildung 1: SILVIUS WODARZ, so wie er es liebte: bei der Ausrufung des Baum des Jahres im Oktober 2009 im Zoo Berlin, mit Baumköniginnen und Kinderbotschaftern

      So wurden bzw. werden seltene Baumarten wie z. B. Eibe, Speierling und Schwarz-Pappel im Jahr der Ausrufung und seitdem verstärkt in so großer Anzahl gepflanzt (bei der Eibe sind 100.000 Pflanzungen dokumentiert), dass es dadurch zu einer dauerhaften und nennenswerten Förderung dieser Baumarten gekommen ist. Bei Bäumen wie z.B. Sand-Birke und Wald-Kiefer, die bekanntlich nicht zu den seltenen Arten gehören, wird der Wert, die Schönheit und Nutzung auch solcher Baumarten vielen Menschen bewusster gemacht und dieses Bewusstsein wird dauerhaft geschaffen bzw. verbessert. Aktuelle neue Probleme wie z. B. die Miniermotte bei der Rosskastanie und Phytophthora bei der Schwarz-Erle wurden bekannter und die Anstrengungen zur Untersuchung und Bekämpfung der Krankheiten mit nachhaltigem Erfolg verstärkt.

      Kaum bekannte, „vergessene“ oder oft übersehene Baumarten wie der Speierling und die Elsbeere (Abbildung 2) sind überhaupt erst durch die Ausrufung maßgeblich bekannt geworden und werden seitdem dauerhaft mehr beachtet, auch im Wald. Und schließlich werden viele Baumarten wie z. B. Walnuss und Hainbuche durch die Aktion einfach noch beliebter. Das botanische Wissen um Bäume hat dadurch deutlich zugenommen – was will man mehr?

      Insgesamt kann man feststellen, dass durch diese Aktivitäten die positive Beziehung Mensch – Baum („Menschen für Bäume – Bäume für Menschen“, WODARZ) nachhaltig verstärkt und verbessert worden ist.

      Man kann einwenden, dass es inzwischen über 30 verschiedene Naturobjekte des Jahres gibt und diese mittlerweile niemand mehr alle bemerken und beachten kann. Dazu ist aber anzumerken, dass der Baum des Jahres eines der ersten Objekte war, die ausgerufen wurden. Zudem hat vor einigen Jahren eine Erhebung ergeben, dass der Baum des Jahres die am meisten bekannte und beachtete Aktion dieser Art ist und zudem von den Menschen ausnahmslos positiv eingeschätzt wird. Ja, der Baum des Jahres ist so inzwischen zu einer „starken Marke“ geworden, mit der bzw. dessen Logo sogar Werbung verbunden wird (was allerdings nur in ausdrücklich vertraglich geregelten Fällen zulässig ist). Und dass es inzwischen auch ein Eis und eine Seife des Jahres gibt, kann wohl nicht ernsthaft dem Baum des Jahres angelastet werden.

      Es findet seit langem eine lebhafte Kommunikation zum Baum des Jahres über das Internet (www.baum-des-jahres.de) sowie über Faltblätter und andere Medien statt. Allein die Homepage wird jeden Monat über 40.000 mal aufgesucht.

      Auf die anfangs häufig und in letzter Zeit noch gelegentlich gestellte Frage, wie lange es denn noch jedes Jahr neue Baumarten geben wird, kann man nach 31 Bäumen des Jahres entspannt antworten: Für mindestens 50 Jahre, denn es sind nicht nur einheimische Baumarten „zugelassen“ (z. B. wurde bereits 2005 die nichtheimische Rosskastanie ausgerufen und es warten z. B. noch Robinie und Douglasie), und gerade viele kleine und relativ unbekannte Baumarten wie Steinweichsel oder Stechpalme waren noch nicht an der Reihe.

      3 Kurzvita Dr. Silvius Wodarz (nach www.baum-des-jahres.de)

      Dr. SILVIUS WODARZ wurde am 14.12.1930 in Ratibor/ Oberschlesien geboren und starb am 29.12.2018 in Marktredwitz/Fichtelgebirge. Sein Name ist eng verknüpft mit einer ganzen Reihe von Modernisierungen der Berufsausbildung zum Forstwirt, bekannt wurde er zunächst durch seine Arbeit im Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF). Viele kennen ihn vor allem durch seine spätere Arbeit als Initiator und langjährigen Vorsitzenden des Vereins Baum des Jahres e.V., der „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ und des Kuratoriums „Baum des Jahres“. Ab 1958 war WODARZ in der schleswig-holsteinischen Landesforstverwaltung tätig und leitete von 1966 bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Forstdienst im Jahr 1995 die Lehranstalt für Forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Bad Segeberg, zuletzt als Forstdirektor. Maßgeblich wirkte er an der Verordnung über die Ausbildung zum Forstwirt von 1974 ebenso mit wie an der „Forstwirt-Mappe“, kurz FOMA genannt, aus der später das Lehrbuch „Der Forstwirt“ (Waldarbeitsschulen 2004) hervorging.

       Abbildung 2: Auch seltene und bis dahin relativ unbekannte Baumarten wie Speierling und Elsbeere sind durch die Ausrufung zum Baum des Jahres (1993 und 2011) bekannter geworden und werden dadurch auch in der Forstwirtschaft stärker beachtet und gefördert (hier starke Elsbeere im „Elsbeerreich“ bei Wien).

      Ideenreich und öffentlichkeitswirksam gründete WODARZ 1972 den Umweltschutzverein Wahlstedt (Schleswig-Holstein) und gilt daher als einer der Umwelt- und Naturschützer der „ersten Stunde“. Bewegt durch die Waldsterben-Diskussion der 1980er Jahre und angeregt durch die Wahl eines „Vogel des Jahres“ kam er Ende 1988 auf die Idee, analog dazu für jedes Jahr auch einen „Baum des Jahres“ auszurufen, beginnend mit der Stiel-Eiche 1989. Der Umweltschutzverein Wahlstedt wurde in der Folge zum Verein Baum des Jahres e. V. umbenannt, und WODARZ rief im Jahr 1991 das „Kuratorium Baum des Jahres (KBJ)“ als Fachbeirat des Vereins ins Leben. Die Baum des Jahres-Aktionen erzielten von Anfang an bundesweit ein großes Medienecho und stießen in der Öffentlichkeit auf viel Interesse.

      WODARZ hat seine Arbeit für Bäume, den Wald und die Umwelt immer weiter verstärkt und gründete im Jahr 2008 die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“. Zusammen mit dem Verein Baum des Jahres e.V. soll sie die Arbeit für den Baum des Jahres sowie für Bäume in Parks, in der Landschaft und im Wald auf der Basis „Menschen für Bäume“ fortsetzen und intensivieren. Mit seiner beharrlichen Arbeit unter dem Motto „Man muss Bäume nicht neu erfinden, man muss sie nur neu entdecken!“ erreichte er, dass sich hierzulande immer mehr Menschen für Bäume interessieren und auch stärker für deren Belange sensibilisiert sind.

       4 Engagement für Baumartenvielfalt und Wissenstransfer

      Seit 1991 bin ich selbst mit dabei und wurde damals als einer der ersten ins Kuratorium Baum des Jahres berufen. Zunächst viele Jahre als Mitglied, war ich dann zunehmend mit der Öffentlichkeitsarbeit mittels des Faltblattes und vieler Vorträge sowie mit der Tagungsorganisation betraut. Dabei hatte ich dann immer häufiger täglichen Kontakt mit WODARZ, bis es schließlich viele Jahre lang durchaus bis zu 20 Telefonate und E-Mails pro Tag wurden. In der Zeit war ich wohl einer seiner wichtigsten Ansprechpartner und kannte ihn schließlich so gut wie nur wenige andere.

       Abbildung 3: Julia Klöckner (Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft) verkündet den Baum des Jahres 2019 bei der Ausrufung am 7. November 2018 in Berlin.

      Der Baum des Jahres war „sein Baby“, um das er sich täglich viele Stunden kümmerte, was angesichts der vielfältigen Aufgaben und Anfragen nicht verwunderte. Über all die vielen Jahre hat dabei beeindruckend