Jahrbuch der Baumpflege 2019. Группа авторов

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Название Jahrbuch der Baumpflege 2019
Автор произведения Группа авторов
Жанр Социология
Серия
Издательство Социология
Год выпуска 0
isbn 9783878152651



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(UHLEMANN 2016). Die wirtschaftliche Bedeutung der Wasserstraße ging nach 1990 zurück. Sie wird heute vorwiegend von Sportbooten und Ausflugsschiffen befahren.

       3 Was ist ein Damm, was ein Deich?

      Ein Damm, wie er in diesem Beitrag betrachtet werden soll, ist ein Bauwerk zur Stützung eines Wasserstandes und ggf. zusätzlich zum Schutz gegen Hochwasser. Er ist eine längs des Gewässers künstlich errichtete Böschung aus einem natürlichen oder künstlichen Material mit einer geringen hydraulischen Durchlässigkeit. Er dient zur Verhinderung oder Minimierung von Wasserverlusten aus der Wasserstraße. Mitunter unterstützen Spundwände oder andere bauliche Anlagen die Uferbefestigung. Im Vergleich dazu dient ein Deich dem Schutz des Hinterlandes gegen Hochwasser und wird nur bei Hochwasser belastet (Bundesanstalt für Wasserbau 2011). Ein Damm staut also permanent, ein Deich nur bei Hochwasser. Es gibt zum Beispiel auch den Staudamm der – quer zum Gewässer errichtet – das Wasser stauen soll, oder Bahndämme. Diese Dämme sind nicht Gegenstand des folgenden Beitrages.

       4 Dammsanierung an der Stör-Wasserstraße (StW) – Der Planfeststellungsbeschluss 2013

      Die Stör-Wasserstraße, als Teil der Müritz-Elde-Wasser-straße, beginnt am Nordende des Schweriner Sees bei km 44,70 und mündet am Eldedreieck (km 0,00) in die Müritz-Elde-Wasserstraße (MEW) km 55,99. Für das Vorhaben Dammsanierung an der MEW von km 50,600–55,980 und Stör-Wasserstraße (StW) von km 0,000–6,900 wurde ein Planfeststellungsverfahren (PFV 2011) eingeleitet. Zuständig für die Durchführung des Planfeststellungsverfahrens war die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost Magdeburg, nach § 14 Abs. 1 S. 3 WaStrG und den Organisationsregelungen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Dieser Beitrag befasst sich nur mit der Sanierung der Stör-Wasserstraße. Dieser Bereich der Kanal-Allee liegt außerhalb von Siedlungen inmitten von Feldern und Wiesen.

       4.1 Begründung für eine Sanierung der Stör-Wasserstraße (StW)

      Die Dämme an der Stör-Wasserstraße dienen der gezielten Kanalisation von Wasser und dem Hochwasserschutz. Die StW wird nur noch für Sportschifffahrt genutzt, hat aber auch eine Funktion als Vorfluter für die Mecklenburger Oberseen und soll zeitweise auch Hochwasser abführen. Der Wasserspiegel liegt – auch ohne Hochwasser – höher als das auf der Landseite der Dämme angrenzende Gelände. Als Begründung für die Sanierung der StW wurde angegeben, dass die vorhandenen Querschnitte und Dammhöhen größtenteils nicht mehr ausreichend seien und die Gefahr eines Dammbruches oder einer Überflutung bestünde.

      Alle Dämme im Plangebiet sind reine Erddämme, vorrangig sandig mit humosen Anteilen. Eine Gefährdung der Dämme bestand demnach überwiegend durch örtliche Rutschungen und fortschreitende Erosionserscheinungen im Sickerwasseraustrittsbereich der überwiegend zu steil geneigten landseitigen Böschung. Die Dämme sind sehr stark durchwurzelt und nur dadurch wird deren Oberfläche noch gehalten (PFB 2013). Im Bereich der Dammkrone befanden sich Mulden und Sackungen. Einige Bereiche wiesen Kahlstellen in der Grasnarbe auf. Darüber hinaus gab es auch Schadstellen durch Schwarzwild.

       4.2 Die Planung: Dammerhöhung, -verbreiterung und -verdichtung

      Die Dämme sind einer ständigen Belastung durch Wasserdruck ausgesetzt. Um diesem sicher und dauerhaft standzuhalten sowie Sickerwasser schadlos abzuführen, ist ein Mindestquerschnitt der Dämme erforderlich, der laut Aussage der Planungsbehörde in vielen Bereichen nicht vorhanden war.

      Die Dammkronenhöhe wurde auf 1,00 m über Normalstau oder 0,50 m über Hochwasser der Jahresreihen 1971–1990 festgelegt. Der jeweils höhere Wert war maßgebend. Das hieß, dass die Dämme um 20–50 cm erhöht und die Dammkronenbreite auf 3–4 m verbreitert und verdichtet werden sollten.

      270 Bäume, davon 130 Eichen, und etliche Sträucher sollten gefällt bzw. gerodet werden. Zusätzlich zu dem Verlust von mindestens 270 Bäumen bestand die Gefahr, dass die nach PFB (2013) zu erhaltenen 213 Eichen durch Anschüttung bis zu 50 cm sowie einer Verdichtung im Wurzelbereich die Baumaßnahme ebenfalls nicht überstehen würden.

       5 Widerstand gegen die geplanten Baumaßnahmen

      Der Umfang der geplanten Sanierungsmaßnahmen und der Umgang mit den Bäumen entlang der StW waren aus Sicht vieler Anwohner und Umweltverbände nicht gerechtfertigt. Dabei stellte niemand von ihnen die Notwendigkeit einer Sanierung und Instandsetzung der Funktionsfähigkeit der Dämme in Frage. Sie sahen jedoch bei den im Projekt enthaltenen, sich zum Teil widersprechenden Bewertungen und Forderungen, u. a. auch bei den Auflagen für die Bauausführung, erhebliche Konflikte und Widersprüche.

      Laut PFB (2013) sollten beispielsweise „… die Dämme teilweise um etwa 50 cm angehoben werden. Dazu wird der Boden abgetragen und durch verdichteten Kies ersetzt. Die Dämme werden so gebaut, dass auf ihnen ein Betriebsweg für … Dienstfahrzeuge entsteht.“

      Der BUND Mecklenburg-Vorpommern und das Lewitznetzwerk e. V. befürchteten, dass durch eine solche Anschüttung der Wurzeln, Verbreiterung des Dammes und zusätzliche Verdichtung im Bereich der Baumwurzeln die Eichen auf dem Damm stark geschädigt würden (Abbildung 3).

       Abbildung 3: Die Stör-Wasserstraße liegt inmitten von Feldern und Wiesen. Unsere Vorfahren waren sich der Gefahr von Dammbrüchen bewusst und entwickelten ein ausgeklügeltes System des Hochwasserschutzes. Dieses 1739 fertiggestellte, im 19. Jh. perfektionierte und bis heute gepflegte System von Gräben, Schleusen und Wehren hat bisher gut funktioniert.

      Der Wasserstand der Stör-Wasserstraße kann sehr fein justiert werden. Zusätzlich zu den vorhandenen Schleusen und Wehren wäre der Einbau von Überläufen eine sichere Möglichkeit, Dammüberflutungen zu vermeiden. Die Lewitz wird in diesem Bereich von zahlreichen intakten Gräben durchzogen. Die Bereithaltung von Überflutungsflächen im gesamten Gebiet wäre möglich.

      Die Verbände kritisierten außerdem, dass keine Begleitung der Bauarbeiten durch einen Baumsachverständigen oder Maßnahmen, die die Auswirkungen der Baumaßnahme im Wurzelbereich für die Bäume minimieren würden, vorgesehen waren. Aus deren Sicht hätte aber die Machbarkeit eines solchen Bauvorhabens unbedingt mit einem Baumsachverständigen geprüft werden müssen. Die Planungsbehörde sah sich zwar gezwungen, die Eichen, die das Bild der Kanal-Allee ergeben, zu erhalten. Dieses tat sie aber aus Sicht der Verbände nur halbherzig mit einem „Versuch des Erhalts von Gehölzen durch Anschütten“ (PFB 2013).

      Es wurde dargestellt, dass die Aufschüttung im Interesse des Baumerhaltes lediglich mit einer zu tolerierenden Vitalitätsminderung verbunden sei. Ein Fachgutachten, welches entgegen der langjährigen fachlichen Praxis bestätigt, dass mit der Aufschüttung nur eine Vitalitätsminderung ansonsten gesunder Eichen verbunden wäre, wurde allerdings nicht geliefert. Auch eine repräsentative Wurzelsuchgrabung, um zu beweisen, dass in dem überschütteten Bereich keine Wurzeln vorhanden sind, was nach bisheriger Kenntnis über Wurzelwachstum unwahrscheinlich wäre, wurde nicht vorgenommen.

      In den Unterlagen gab es lediglich eine Einschätzung, dass „es sich bei den Bäumen vorwiegend um Eichen … handelt, die sich gegenüber Aufschüttungen im Vergleich zu anderen Baumarten … noch relativ tolerant verhalten …“.

      Die Anschüttung und Verdichtung von Wurzeln widerspricht den eigenen Projektanforderungen an anderer Stelle. So heißt es im Zusammenhang mit dem Erhalt der 213 Bäume: „Sie (die Bäume) sind während der Baumaßnahme entsprechend der DIN 18920 … gegen mechanische Schäden zu schützen. In Frage kommen u. a.:. Verhinderung von Ablagerungen, Verdichtungen im Wurzelbereich der Bäume (entspricht einem Kronentraufbereich zuzüglich eines seitlichen Abstandes von 1,5 m)“ (PFB 2013).

      Neben