Название | Stills Faszienkonzepte |
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Автор произведения | Jane Stark |
Жанр | Медицина |
Серия | |
Издательство | Медицина |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783941523548 |
„Mir scheint das eine klassische viktorianische Allegorie zu sein, in der die Gebärmutter als Anfang oder Startpunkt verwendet wird … „Abtreibung“ ist hier in dem Sinn zu verstehen, dass Behandlungen Migränen oder andere Krankheiten abtreiben, dass also eine frühe Intervention die volle Entwicklung einer Krankheit und deren Symptome verhindert.“ 444
Zusammenfassung
„Durch das Gesetz des Wissens und der Intuition gelangen alle Menschen zum Erfolg. Daher sollten wir nicht einfach damit zufrieden sein, dass wir Recht haben, sondern dies auch genau empfinden und mit Energie an der Anpassung arbeiten. Dann werden unsere Erfolge mit der Zeit wachsen.“ 445
In diesem Abschnitt wurde gezeigt, dass eine kritische Durchsicht der gesamten von Still verfügbaren Schriften erweiterte Einsichten in seine Philosophie und in beeinflussende Faktoren erbringt. Dieses Vertrautsein mit seinen Texten erleichtert das Interpretieren seiner manchmal sehr eigenen Wortwahl und Ausdrucksweise.
Stills Rede- und Schreibstil ist unverwechselbar seiner. Er umfasst eine vielfältige Sammlung geläufiger Gedanken und ausgefallener Ideen. Um sein Publikum zu erreichen, verwendete Still auch schon für die damalige Zeit archaisch anmutende Metaphern und Allegorien.
Die Aufgabe der Forschung besteht darin, den allegorisch ausgedrückten Sinn aus Stills Texten herauszufinden. Diese Fertigkeit erlangt man durch sorgfältiges Untersuchen seiner Schiften, durch Einholen der Meinungen derer, die ihn kannten, sowie durch ein Vertrautsein mit den Geistesströmungen der damaligen Zeit. Das Problem einer exakten Deutung von Stills Äußerungen wird im nächsten Kapitel, wo es um das Thema Faszien und Membranen geht, erneut auftauchen.
Bestimmende Einflüsse
„Um Dr. Stills Verstand würdigen zu können, ist es notwendig, einige Faktoren zu analysieren, die seine Sichtweise bestimmen.“ 446
Stills Werke in dem Kontext zu betrachten, in dem sie verfasst wurden, wird dazu beitragen, den Mann, seine Entdeckung, also die Osteopathie, aber vor allem seine Faszienkonzepte besser zu verstehen. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den bedeutenden Geistesströmungen des 19. Jahrhunderts, die Stills Leben beeinflusst und ihre Spuren in seinen Texten hinterlassen haben. Norman Gevitz und Carol Trowbridge haben ausführlich über die intellektuellen Einflüsse auf Still geschrieben. Ihre Arbeiten wurden zunächst genau studiert und dienten dann als Ausgangsbasis, um die für die Entdeckung der Osteopathie und für Stills Faszienkonzepte relevanten Themen zu identifizieren und zu klären. Zu diesen Themen gehören Stills Philosophie, seine Annäherung an die Medizin, seine Religion und vor allem die Ideen und Überzeugungen, die er aus dem Spiritismus bezog.
Der Abschnitt beginnt mit einer Durchforsten von Stills Bibliothek nach Inhalten, die ihn als Leser beeinflusst haben. Dann werden die Einflüsse der Jacksonschen Demokratie und des aufklärerischen Denkens beschrieben, die in den intellektuellen Kreisen von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika vorherrschten. Stills philosophische, medizinische, biologische, religiöse Perspektiven und seine Sicht der Natur des Menschen werden zunächst skizzenhaft dargestellt, um eine Basis für das Verständnis seiner Schriften und seines Stils sowie einen Leitfaden zum Analysieren seiner Faszienkonzepte zu gewinnen.
Lektüre
„Viele Jahre lang habe ich gewissenhaft die Werke antiker und moderner medizinischer Autoren gelesen.“ 447
Anders als beispielsweise Charles Darwin (1809–1892), der über die Literatur, die er gelesen hatte, Buch führte,448 ließ Andrew Taylor Still über seine Lektüre nichts verlauten außer der Mitteilung, er habe im Bereich der Medizin viel gelesen. In diesem Abschnitt wird dargestellt, wie A. T. Still in der kulturellen Einöde des Grenzlandes Mitte des 19. Jahrhunderts Bücher bekommen und lesen konnte. Dazu werden Details seiner persönlichen und medizinischen Bibliothek erörtert. Man geht davon aus, dass Still trotz seines Lebensortes im Grenzland des Mittleren Westens Zugang zu einer Fülle von Zeitungen, periodisch erscheinenden Zeitschriften, literarischen und medizinischen Büchern hatte, wobei es auch Bücher zu Stills persönlichen Interessen, nicht zuletzt periodische Zeitschriften zum Spiritismus gab.
Zugang
Still war offenbar ein unersättlicher Leser. Sogar in seinen frühen Lebensjahren besaß die Familie sowohl literarische Werke (wie etwa Miltons Paradise lost) als auch medizinische Werke, die von den Stills reichlich studiert wurden.449 Im Alter von 16 Jahren las Andrew Taylor bereits Anatomiebücher.450 Und als er erwachsen war, fand McConnell zufolge „der Buchhändler stets einen geneigten Käufer in ihm“.451 „Wissenschaftliche Bücher interessierten ihn, falls sie nicht mit zu viel Theorie aufgepolstert waren.“452 Als Still 85 Jahre alt war und seine Augen nachzulassen begannen, las ihm jemand mindestens zwei Stunden am Tag vor.453
A. T. Still sagte, er könne dank „wissenschaftlicher Elektrizität“ der neuesten medizinischen und geisteswissenschaftlichen Literatur Rechnung tragen.454 Schon im 18. Jahrhundert konnten sich Amerikaner laufend über die medizinische Szene in Europa informieren. Die Lokalzeitungen brachten medizinische Nachrichten und das Gentleman’s Magazine druckte medizinische Artikel ab. Aus Europa importierte Fachbücher kamen innerhalb eines Jahres nach der Veröffentlichung in die USA. Auch europäische Zeitschriften gab es zu kaufen.455 Um 1800 waren in Amerika 51 medizinische Bücher einheimischer Autoren, 49 Neudrucke und Übersetzungen sowie sieben Abhandlungen akademischer Gesellschaften456 im Umlauf.
Um 1855 gab es in Kansas sechs Zeitungen. 1874 waren es schon148, die auch Landkreise wie Douglas457 erreichten, wo Still lebte. Und da Nachrichten aus Kansas bis nach England gelangten458, werden sie auch den umgekehrten Weg gefunden haben.
Im nahe gelegenen Lawrence, Kansas, das den Spitznamen „Die Bildungs-Stadt“ trug, gab es Leute, die aus den hoch gebildeten und kultivierten Kreisen Neu Englands und New Yorks stammten. Zur Verfolgung ihrer sozialen und literarischen Interessen organisierten sie Gesellschaften, deren Ziel die Förderung von Wissenschaft, Kunst und Literatur war.
Dass Bücher für Interessierte schon Ende des 18. Jahrhunderts immer zu haben waren, selbst in Gegenden fernab der Zivilisation, bestätigte auch Lois Vines, Professor für moderne Sprachen an der Universität Ohio.459 So erreichte damals beispielsweise das Werk von Edgar Allan Poe (1809–1849) sogar Kroatien und Estland.460
Man gründete literarische Zirkel, um Lektüre miteinander zu teilen.461 In den Bibliotheken konnte man Bücher ausleihen. Kirksville war offenbar „gut versorgt“ mit literarischen Gesellschaften, die seit den frühen 1870ern existierten.462 Am Ende des Jahrhunderts stellte Still fest: „Wenn Europa glaubt, es hätte ein neues Heilmittel gegen Krankheiten entdeckt …, dann weiß dies ganz Nordamerika so schnell, wie die Nachricht mittels wissenschaftlicher Elektrizität zu uns gelangt.“463 Die 1865 eröffnete Lawrence Circulating Library of Kansas erweiterte ihren Anfangsbestand von sechzig Bänden innerhalb eines Jahres auf 1000 und hatte auch die damals größten Zeitschriften auf Lager.464 Da es in dieser Bibliothek, die heute Lawrence Public Library heißt, keine Aufzeichnungen mehr über den vor 1905 geführten Buchbestand gibt, war es nicht möglich, festzustellen, welche Bücher zu Stills Zeiten zirkulierten oder welche er ausgeliehen hatte.465 Die Verfügbarkeit von Büchern und Zeitschriften zum Thema Spiritismus ist für die Untersuchung von Einflüssen auf Still besonders relevant. 1857 gab es in den USA zu diesem Themenbereich mindestens 57