Название | Stills Faszienkonzepte |
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Автор произведения | Jane Stark |
Жанр | Медицина |
Серия | |
Издательство | Медицина |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783941523548 |
Man berichtet, Still habe kurz nach der Veröffentlichung von PMP die Auslieferung des Buches gestoppt und versucht, die schon verkauften Exemplare zurückzuholen, da er der Überzeugung gewesen sei, das Buch spreche eine zu deutliche Sprache, und befürchtet habe, unzureichend vorgebildete Menschen könnten es unsachgemäß anwenden.334 In PMP scheinen zwei Still-Bücher kombiniert zu sein:
eine Ausarbeitung der in Philosophy of Osteopathy dargestellten Still’schen Philosophie unter Einbeziehung eines Großteils seiner viszeralen Methode, ergänzt um das Biogen-Kapitel, und ein noch nicht ausgereifter Vorläufer von Stills letztem Buch Research and Practice, in dem es um eine regionale Betrachtungsweise des Körpers geht.
Goodman schreibt über PMP auch:
„Noch rätselhafter ist, dass Still kurz nach dem Erscheinen einen sofortigen Stopp der Veröffentlichung verfügte. Daher wurden keine weiteren Exemplare verbreitet. So plötzlich, wie das geheimnisvolle Buch erschienen war, verschwand es auch wieder von der Bildfläche. Es verblieben so wenige Exemplare, dass viele Leute sogar die Existenz des Buches an sich in Frage stellten. Im Lauf der Jahre wurde es zu einer Rarität und heute ist es eines der am schwersten zugänglichen Dokumente in der Geschichte des osteopathischen Berufsstands.335
Georgia Walter, zwischen 1969 und 1986 Bibliothekarin im Kirksville College of Osteopathic Medicine Museum, erinnert sich an „Gerüchte“, wonach Still das Buch zurückgezogen habe, konnte dafür jedoch keinen Beweis finden. Zwar besaß, wie sie sagt, das Museum, dieses Buch noch nicht, als sie dort zu arbeiten begann, bekam allerdings später einige Exemplare von ehemaligen Studenten geschenkt.336
Folglich war PMP 80 Jahre lang nahezu verschwunden, bis es Osteopathic Enterprise, eine 1986 u. a. von den osteopathischen Ärzten Jerry Dickey und Larry Bader gegründete Firma von dem Exemplar, das Stills Enkelin Mary Jane Denslow besaß, reproduzierte. Doch auch heute werden davon nur etwa 100 Exemplare pro Jahr verkauft.337 Dass das Buch nicht sehr verbreitet war, zeigen einige Zusammenfassungen von Stills Werk. Shilton Webster-Jones, Korektorin der British School of Osteopathy (ausgebildet von John Martin Littlejohn) stellte Stills Schriften 1954 überblicksartig in der J. Martin Littlejohn Memorial Lecture dar,338 erwähnte aber dabei PMP ebenso wenig wie Jocelyn C. P. Probys ein Jahr zuvor in ihrer Zusammenfassung Still’scher Bücher im Rahmen der gleichen Vorlesung.339 Auch Robert Suter erwähnte PMP nicht, als er über die Beziehung von A. T. Still und Sir William Osler schrieb. Er spricht dort nur von Stills „drei Hauptwerken“.340 Allerdings ist es interessant, dass Robert Fulford D.O. offenbar sehr vertraut mit PMP war, denn er schrieb: „Bei Problemen, die mir nicht lösbar erscheinen, greife ich zu Dr. Stills Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy“.341
Da, soweit es Anzahl und Inhalt von Stills Bezugnahmen auf die Faszien anbelangt, ein Unterschied besteht zwischen Philosophy of Osteopathy und PMP, wird behauptet, dass man durch Vergleichen der beiden Bücher eine die Faszienkonzepte betreffende Entwicklung in Stills Denken zur Zeit der Jahrhundertwende nachverfolgen kann. Anders als in Philosophie der Osteopathie werden die Faszien in PMP nicht in einem eigenen Kapitel behandelt. Allerdings befasst sich ein kleiner Abschnitt am Anfang des Buches mit diesem Thema. Darüber hinaus findet man in beiden Büchern verstreut viele, zum Teil sehr profunde Bezugnahmen auf die Faszien.
Was PMP in puncto Faszien fehlt, macht es durch seine Bezugnahmen auf die Membranen und die Behandlung der Eingeweide wett. Für das Faszienkapitel in der vorliegenden Studie werden Stills Membranenkonzepte eine breite Basis bilden.
PMP ist aber nicht nur wegen des aussagekräftigen Abschnitts über Faszien wichtig für diese Studie, sondern auch, weil es Licht auf einige sehr bedeutende Einflüsse in Stills Leben wirft – vor allem, wenn man die Entstehung des Biogen-Kapitels verfolgt.
OSTEOPATHY RESEARCH AND PRACTICE
Stills viertes Buch, Osteopathy Research and Practice (1910), ähnelt im Stil zeitgenössischen medizinischen Lehrbüchern,342 was vor allem aus der Gliederung und den Abschnitten über Definitionen, Symptomatiken, Ätiologien, Prognosen und Behandlungen hervorgeht.343 Er schrieb es, um „die Wahrheit so genau wie möglich darzustellen und den Osteopathen dabei zu unterstützen, von der sichtbaren Wirkung auf die oft unsichtbare Ursache zu schließen.“344 Berichten zufolge fand auch dieses Buch nur wenige Leser, weil es jahrelang vergriffen war.345 Osteopathy Research and Practice erweist sich als aufschlussreich, weil es relativ wenig über Faszien enthält und den Fokus auf Membranen und viszerale Osteopathie richtet. Als Stills letztes Buch ist es relevant in Bezug auf die Entwicklung seiner Konzepte sowie auf die Bedeutung, die diese über die Zeit für ihn hatten.
WEITERE BÜCHER VON STILLS
Es gibt einige Hinweise darauf, dass Still noch andere Publikationen vorbereitet hat. Illustrated Practise [sic] of Osteopathy und Variationen dieses Titels erschienen im JO zwischen 1900346 und 1902.347 Womöglich handelt es sich dabei um frühe Bezugnahmen auf Osteopathy Research and Practice. In der Tat wurde aber am 18. Dezember 1899 das Copyright für Illustrated Practice of Osteopathy erteilt.348 Im August 1900 berichtete das JO, dass Still eine „Praxis“ vorbereite, die bald erscheinen und als Lehrbuch der Osteopathischen Praxis eingeführt werden solle.349 Und im Januar 1902 hieß es, er stelle seine „Praxis der Osteopathie“ fertig.350
Still beantragte offenbar zwei Copyrights – 18. Dezember 1899351 und 9. Februar 1900352 – für Illustrated Practice of Osteopathy und damit für ein Buch, das gar nicht zu existieren scheint, denn keiner der beiden Copyright-Anträge bestätigt die Einreichung der erforderlichen zwei Beleg-Exemplare. Von Interesse ist, dass Still die Illustrationen aus A Textbook of Anatomy by American Authors353 als begleitendes Bildmaterial für seine Practice of Osteopathy erbat.354 Dass offenbar einige Still-Artikel wie The Buzzard355 aus dem Manuskript von Dr. A. T. Still’s system [System?] on Independent Philosophy entnommen wurden, besagt folgender kurzer Hinweis im JO: „Die veröffentlichten Artikel stammen aus dem Manuskript Dr. A. T. Still’s system [System?] on Independent Philosophy, das bald erscheinen wird.“356 Es scheint allerdings keinerlei Beleg für diese Publikation zu geben.357 The Publishers’ Printing Company (New York) schrieb am 28. Oktober 1897 an Stills Freund John Musick: „Wir haben das Manuskript, die Schnitte und den Scheck für das neue Buch von Dr. A. T. Still erhalten. Wir werden mit der Bearbeitung beginnen und Ihnen sobald wie möglich Fahnen zukommen lassen.“ Debra Loguda-Summers, Kuratoriums-Assistentin am Still National Osteopathic Museum und am National Center for Osteopathic History konnte bestätigen, dass alle im Kirksviller Museum vorhandenen Still-Bücher entweder von ihm selbst oder vom Verlag des JO verlegt worden sind.358 Am 30. August 1897 beantragte Still ein Copyright für Obstetrics und für Osteopathy, A text book devoted to the principles and practice of Osteopathy as applied to the treatment of disease.359 Eine von Lawrence W. Onsager veranlasste Suche nach Bestätigungen für Stills Copyrights begann allerdings erst mit dem Jahr 1898, schloss das Jahr 1897 also nicht mit ein.360
Nach dem Tod seines Freundes Musick (13. April 1901) äußerte Still: „Ich bin bereit, für ihn [Musick] ein weiteres Buch zusammenzustellen, und zwar A. T. Still’s Complete Work of Osteopathy.“361 Aber auch für das Erscheinen