Название | Dunkler Paladin |
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Автор произведения | Cole Brannighan |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948695378 |
»Ihr lügt, der König würde niemals meine Männer gefangen nehmen!«
Firuwahr lachte auf. »Einem Mann das Lügen vorzuwerfen, ist sehr unhöflich. Und mir scheint, dass Ihr nicht versteht, dass sich die Zeiten seit dem Tod von General Kasturon geändert haben. Ihr seid eine Antiquität, wenn auch eine sehr interessante. Und nun ist es an der Zeit, dass sich unsere Wege trennen.« Er griff in die Öffnung seines Reitergewands und holte eine Maske heraus, die von allein hielt, als er sie an sein Gesicht presste. Rotgoldener Schimmer floss wie Wasser durch die Ornamente, die sich von den Wangen bis hinauf zur Stirn zogen, um dort zu einer Glyphe zusammenzufließen. Sie stellte einen Raben dar, vor dem ein Flimmer der Unschärfe flackerte. Eine seltsame Energie durchzog die Luft.
Einen Lidschlag lang blieb Talisa der Atem weg und ihre Knie wurden weich. Ihr Sichtfeld schrumpfte auf einen Tunnel zusammen.
»Verehrte Talisa, Ihr mögt bereits ahnen, dass wichtige Angelegenheiten nach meiner Person verlangen. So sehr ich es auch will, ich kann Euch keine Gesellschaft leisten. Es gibt Angelegenheiten, in die Ihr Euch lieber nicht einmischen solltet. Abgesehen davon weiß ich bereits, dass Ihr nicht über die Informationen verfügt, die ich benötige. Demnach seid Ihr wertlos für mich.«
Seine Worte drangen in ihre Ohren, dröhnten und verursachten einen stechenden Schmerz. Ein Teil von Talisas Verstand klammerte sich an den Rest rationalen Denkens. Es ist nur ein Trick, Beeinflussung, sonst nichts, dachte sie. Doch sie konnte die Furcht nicht abschütteln, die sie in die Verzweiflung hinabzog. Unfähig, den Blick von der Maske abzuwenden, versagten ihre Beine den Dienst und sie klappte zusammen.
Plötzlich erschien Gundurlak der Menschenhändler, sein schlaffes Glied baumelte wie Gedärm unter dem Wanst. Er ließ die Schultern durchhängen und schleifte Ketten hinter sich her. Ihr Klirren rang mit dem Schnaufen Gundurlaks, der sie mit seinen Schweinsäuglein fixierte. Sie waren Knöpfe in einem Gesicht, das seine Konturen eingebüßt hatte.
»Nein … bitte, ich kann nicht mehr«, flehte Talisa auf Knien.
Firuwahr zog sein Bastardschwert und warf es vor sich auf den Boden. »Ist mir ohnehin zu schwerfällig. Tötet sie, während sie gegen die Magie ihrer Erinnerungen ankämpft«, befahl er und ging über die Landebrücke an Bord.
Sogleich ließ der arkane Bann nach und Talisa erholte sich. Ihr Blick drehte sich noch, während sie sich auf die Beine kämpfte und ihren Körper zu beherrschen versuchte. Im Wirbel der Eindrücke zuckte eine Speerspitze auf sie zu.
Kämpfe, schrie ihr Verstand. Ich kann nicht, ihr Leib.
Unvermittelt brach der Speerschaft unter einem Keulenhieb. Ein zweiter schlug Helm und Kopf zu Brei.
Schmutzbart drehte sich aus dem Angriff des verbliebenen Kriegers heraus und schmetterte ihm die Keule gegen das reche Knie. Unter Schmerzensschreien ging der Mann zu Boden und wurde augenblicklich still, als Schmutzbart ihm mit der Kraft eines Mühlsteins die Brust zerschmetterte.
»Vater Klein sagt, du hättest warten sollen«, bemerkte Schmutzbart unter schweren Atemzügen. Er schaute zur Barke hoch, die an Höhe gewann.
»Sieh nicht hin!«, alarmierte ihn Talisa. Sie selbst richtete den Blick zu Boden, die Hände auf die Knie gestützt und zerrissen in ihrem Kampfesmut.
»Vater Klein mag diese Maske nicht. Er würde sie gern kaputt machen.« Die Erwiderung Schmutzbarts offenbarte nicht mehr Raffinesse als seine anderen Kommentare, mit denen er seine Umwelt verpestete.
»Vater Klein fragt sich, wieso du ihn laufen lässt?« Schmutzbart blickte auf sie herab und schien verwirrt. Auf seiner Robe klebte Blut.
Talisa schaute zu ihm hinauf und begriff nicht, wieso die Maske keine Wirkung auf ihn gehabt hatte. Möglich, dass ihn sein Wahnsinn vor psychischen Angriffen schützte.
Nur sehr zaghaft traute sie sich, den Blick auf die Barke zu richten. »Diese Maske, sie macht etwas mit mir, dass … « Es war das erste Mal, dass sie sich geschlagen fühlte.
Gib niemals auf, lass niemals jemanden über dich triumphieren.
Sie sah Schmutzbart an, der seinen Bart oder auch den Nager darin kraulte. Wahnsinn kann eine mächtige Waffe sein.
Talisa hob ihr Bastardschwert auf und atmete durch. Mit dem Griff um ihre Waffe fühlte sie sich wieder stärker. Und sie würde sich noch stärker fühlen, sobald sie ihre Männer aus der königlichen Inhaftierung in Tilayndor befreit hatte.
»Ihrer Gaben beraubt, darben Leviathane in der Dämmerung zwischen Wachen und Schlafen. Sie teilen ihr Schicksal mit anderen mächtigen Wesenheiten, die Opfer ihrer Gier wurden.«
– Auszug aus dem Dämmerepos von Eron dem Barden.
Kapitel Fünf
Dem Tod so nahe
Khalea schmeckte Sand. Sie rappelte sich hoch und blickte der Sonne entgegen, die sich ein Loch durch die Wolkendecke gestanzt hatte. Das Meer trug Welle um Welle an den Strand, schwemmte Holztrümmer und Kisten heran. Mit den Trümmern kam die Erinnerung.
Sie verkrampfte. Ein Höllenschwamm, ein Wesen aus Legenden, ein Unsterblicher. Tentakel der Angst krochen durch ihren Verstand und ließen ihren Körper erzittern. Der Wind hatte gedreht und kühlte sie unter der feuchten Kleidung aus.
Wie lang hatte sie am Strand gelegen? Vor ihr krabbelten zwei Krebse über eine leere Weinflasche mit einer Meeresschnecke darin. Sie bedrohten sich mit ihren Scheren und stritten um die Beute.
Khalea knüpfte sich den Mantel zu und taumelte los. Unter ihren Füßen konnte sie den Sand spüren, so dünn waren ihre Sohlen. Neue Schuhe wären gut, vielleicht auch ein Gürtel, der die Hanfschnur um ihre Taille ersetzen würde. Wie hatte das alles passieren können? Unsterbliche, Kampfpriester, Firuwahr … Alles überschlug sich und wollte nicht zum Stillstand kommen.
Keine Zeit zum Verschnaufen, keine Zeit zum Innehalten.
Das Meer hatte sie wieder an Land gespült – irgendwo, wo es keine Schiffe mehr gab. Links war eine Steilwand, rechts die See, die unablässig Trümmer an den Sandstrand trug.
Bis hierher hatte Khalea viele Opfer gebracht und es waren immer noch nicht genug. In zwanzig Schritten Entfernung erblickte sie einen Körper, gehüllt in einen Mantel aus Indigo. Ohne Regung lag er auf dem Bauch, die Gischt der Wellen zupfte an seinen Stiefeln.
In Khalea regte sich die Diebin. Bootsnieten stachen ihr in die Fußsohle, während sie sich dem Menschenbündel näherte. Sie fischte eine Latte aus dem Sand und hob den Umhang hoch. Mehrere Schnitte und Schürfwunden bedeckten Finns fahles Gesicht. Die Lippen waren bläulich, die Lider geschlossen. Eine Platzwunde prangte unter seinen kurzen silbrigen Haaren und Blut sickerte aus einer Schnittwunde in seiner Flanke. Was es auch war, das ihn dahingerafft hatte, sein Amulett mit dem Flammenschwert hatte ihn davor nicht bewahrt.
Sie hob sein rechtes Bein und wollte den Stiefel fleddern, da meinte sie ein Röcheln zu hören. Khalea setzte seinen Fuß ab und legte ihm zwei Finger an den Hals. Schwach. Sehr schwach. Aber es steckte noch Leben in dem Kampfpriester. Sie überlegte kurz, dann zog sie ihm die Schuhe aus und den Gürtel ab. Er war selbst schuld. Jeder wählte sein eigenes Schicksal. Sie überließ ihn den Krabben und fand eine abgewetzte Steintreppe, die durch die Steilwand nach oben führte. Seltsam, dass sie die Treppe bei ihrem ersten Besuch an der Trümmerküste übersehen hatte.
Über ihr lag die Antwort. Brombeerbüsche hatten ein Dach über dem Aufgang gebildet. Von oben konnte niemand die Passage zur Bucht erkennen. Auf den letzten Stufen kämpfte sie sich durch Zweige und Dornen, die ihre Arme, Kapuzenrobe und ihre Haut zerkratzten. Gefühlt dauerte es eine Stunde,