Название | Dunkler Paladin |
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Автор произведения | Cole Brannighan |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948695378 |
»Todfeinde sind gut, uns gefällt das. Aber ich glaube nicht, dass deine Männer noch kommen.«
Talisa mahlte mit dem Kiefer. Ihre Bezwinger hatten sich noch nie verspätet. Sie waren eine loyale Einheit, zusammengeschmiedet in der Enge der Schlacht von Larden. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie vor vier Jahren ein Kavallerieregiment von achthundert Mann unter dem Kommando von Hauptmann Kasturon dem Schlitzer ganz allein den Belagerungsring um den Lardischen Hafen durchbrochen hatte. Was keinem anderen gelungen war, vollbrachte Kasturon an einem Tag. Das Massaker mit über zweitausend Toten überlebten allein Talisa und zwanzig Männer. Der Schlitzer wurde getötet.
Als sie blutüberströmt und mit blutunterlaufenen Augen vor den Schiffen gestanden hatten, warfen sich einige Besatzungsmitglieder in die Fluten, weil sie dachten, dass Dämonen vor ihnen stünden. Es war der Tag, an dem sie ihre Taufe erhielt: Hauptmann, Bezwingerin der Enge von Larden.
Talisa ballte die Fäuste, dabei stieß sie versehentlich gegen ihr Bierglas, das vom Tresen fiel und vor den Füßen des Wirts zerschellte.
Der Mann plusterte sich auf, vor Zorn zitterten seine Hängebacken. »Was soll das?«, fragte er mit dem melodischen Akzent der Wranier.
»Gib mir einen Grund.« Talisas Miene war verzerrt, ihre Worte eiskalt. Sie wusste, dass Selbstsicherheit schmolz, wenn man sie auf die Probe stellte.
Der Wirt blinzelte, schaute Talisa und Schmutzbart an, zapfte ihr ein neues Bier und stellte den Krug vor sie. Da seine Hände zitterten, schwappte etwas Schaum über den Rand. Danach drehte er ihr den Griff zu und polierte die bereits sauberen Krüge in seinem Regal.
Sie kippte den Humpen mit einem Zug hinunter und wischte sich die Lippen mit dem Ärmel der Robe ab. Als ihre Unterwäsche im Schritt juckte, verfluchte Talisa die Diebin, da das Miststück allem Anschein nach ein reges Sexualleben mit den Kötern auf der Straße geführt hat.
Den Bezwingern war etwas zugestoßen, so viel war klar, doch darum würde sie sich später kümmern. »Dann legen wir allein los«, raunte sie finster und erhob sich.
Schmutzbart nahm die Keule, die auf dem Tresen ruhte, und schlug sich in die leere Hand. »Wir drei gegen alle. Vater Klein findet das gut.« Sein Grinsen zeugte nicht von Geistesgesundheit.
»Du kannst doch nicht Vater Klein dazu zählen«, begann sie, gab es dann aber auf. Was war so schlimm daran, mit einem Irren und einem Nager in den Krieg zu ziehen, solange es Tote gab?
Sogar Dreck ist besser als nichts.
Talisa blickte auf den Grund ihres Krugs und dachte an den Racheplan, den sie schon während des Flugs nach Wranis immer wieder in ihrem Kopf durchgegangen war.
»Ein Dieb! Haltet ihn!«, schrie Schmutzbart über die Menge auf dem Basar hinweg.
Die Menschen drehten sich um, prüften an Gesäß, Gürtel und Westentasche den Sitz ihrer Wertsachen und blickten sich dann nach allen Seiten um.
»Da vorn! Fasst ihn! Er hat mich beklaut«, rief Schmutzbart. Er hatte die Kapuze über den Kopf gezogen und sich klein gemacht.
Talisa stand auf dem Dach des Gewürzhändlers, der mit zwei Stockwerken eines der besseren Häuser in dem Viertel besaß, und lehnte sich über die gemauerte Brüstung, um das Meer aus Marktbuden und Menschen im Blick zu behalten. Gerüche nach Unrat und frisch gebackenem Fladenbrot zogen an ihr vorbei. Unter der Hitze der Sonne rann ihr Schweiß hinunter, brannte in jeder Wunde und jedem Kratzer.
Die Sonne stand im Zenit. Die Einheimischen würden erst abends wieder auf die Straßen gehen. Anders verhielten sich Neulinge, Besucher und Händler, die mit ihren Gewohnheiten auch in der Hitze von Wranis nicht brachen und mit dicken Börsen und Schmuck unterwegs waren, ohne an die Existenz von Dieben zu denken.
Talisa schüttelte die schwarze Mähne und fuhr sich mit der Hand hindurch. Der Sand klebte auf ihrer Kopfhaut. Sie fasste die Haare zum Zopf zusammen und fixierte sie mit einer Buchenholzfibel, die sie in den Taschen ihrer gestohlenen Bekleidung gefunden hatte. Nachdem sie den Sitz geprüft hatte, kratzte sie sich noch im Schritt und verfluchte wieder die Dirne, die ihr die Filzläuse geschenkt hatte.
Vielleicht hatte Schmutzbart recht und es wäre doch klüger gewesen, die Kleine gleich zu töten.
Am Rande der Menge bog eine geduckte Gestalt von der Hauptstraße ab, spähte kurz nach hinten und setzte dann ihren Weg fort.
»Wie eine Ratte, die flüchtet, wenn man auf den Busch klopft. Das ist also einer der hiesigen Diebe«, murmelte sie und stieg auf die Kante des Dachs. Sie maß die Distanz ab und sprang aufs nächste Dach. Wäscheleinen mit Pluderhosen versperrten ihr die Sicht. Sie arbeitete sich durch und blickte in die schmalen Gassen hinab.
Der Mann bog in die nächste Straße ab.
Talisa riss einen Salwar herunter, rollte ihn zusammen und warf ihn in hohem Bogen Richtung Basar. Der Stoff entrollte sich und segelte nach unten. Nachdem sie ihr Signal für Schmutzbart hinterlassen hatte, folgte sie dem Dieb über die Welt der Dächer.
Nach einer ganzen Serie von Sprüngen blieb sie für einen Augenblick stehen. Ihre harten Sandalen eigneten sich nicht für die Jagd und zu allem Überfluss meldete sich nun auch ihre schmerzende Seite. Talisa biss die Zähne zusammen. Firuwahr würde so einen Tritt in den Wanst bekommen, dass sein Hintern nur noch Köttel von sich geben würde.
Sie blickte sich um. Wäscheleinen oder Wäsche hatte sie länger nicht mehr gesehen. Wieder juckte es im Schritt. Sie zog die Unterhose aus, rollte sie zusammen und warf sie in die Luft. Hoffentlich konnte der Irre sie sehen, denn das bisschen Stoff segelte ohne die Eleganz einer Pluderhose durch die Luft. Sollten doch die Filzläuse zu Tode stürzen.
Sie stellte sich erneut an die Dachkante und blickte hinab. Zu ihrem Erstaunen näherte sie sich dem Händlerviertel.
Eine alte Dame, die auf dem nächsten Flachdach stand, machte einen verwirrten Gesichtsausdruck, als Talisa wie aus dem Nichts neben ihr auftauchte und ihr eine Wasserkaraffe aus Ton entriss. Sie trank die Hälfte, den Rest schüttete sie sich über den Kopf und gab das Behältnis zurück. Dann sprang sie mit Anlauf aufs nächste Dach.
Blutrote Beeren lagen zum Trocknen auf einem Bettlaken in der Sonne. Talisa stibitzte eine Handvoll und spuckte sie wieder aus. Das Zeug schmeckte bitter.
Sie nahm das Laken, schüttelte die Beeren ab und rollte wieder eine Kugel. Die kurze Pause tat ihr gut, denn die Hetzjagd war anstrengender, als gedacht. Dabei bemerkte sie, dass eine ihrer Sandalen fehlte. Es musste ja so kommen. Sie holte kurz aus und beförderte den Stoff mit einem Ächzen in die Luft.
Auf dem nächsten Haus sah sie einen Mann, der seine Traubenauslage auf dem Flachdach begutachtete. Sie nahm Anlauf, sprang rüber, prallte gegen die Kante und rutschte ab. Ihre Hände schossen automatisch nach vorn und krallten sich in letzter Sekunde an der weiß gekalkten Fassade fest.
»Wartet«, rief der bärtige Mann. Er bückte sich zu ihr hinunter und half ihr, sich hochzuziehen.
»Danke«, presste Talisa zwischen zwei Atemzügen hervor und legte sich zum Luftschnappen auf den Rücken.
»Was macht Ihr hier oben?« Der Mann rückte sich den Schal um den Kopf zurecht.
Talisa stand auf, begutachtete ihre Schürfwunden an den Unterarmen und schnickte mit einem Fußtritt die letzte Sandale übers Dach. Wieder juckte es im Schritt. »Ausziehen, alles«, befahl sie dem Mann und zog sich selbst aus.
Er starrte auf ihre Brüste, ihre Scham und auf den blauen Fleck an ihrer Seite. Lust und Angst rangen in seinem sonnengegerbten Gesicht um die Vorherrschaft.
»Wirds bald?!« Sie hatte ein Messer in der Hand, das sie den Dieben abgenommen hatte, und funkelte ihn blutrünstig an.
Seine