Dunkler Paladin. Cole Brannighan

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Название Dunkler Paladin
Автор произведения Cole Brannighan
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783948695378



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Lippe und schluckte es mit ihrem Stolz hinunter.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen die beiden Folterknechte von ihr ab und sperrten die Tür hinter sich zu. Sie gingen zu einer weiteren Zelle und schleiften einen Mann unter Schreien heraus. Auf seiner Brust prangten Brandmale der vorangegangenen Foltersitzung. Er schrie und bettelte, doch das beeindruckte seinen Peiniger nicht, der ihm die Arme nach hinten bog und ihn festhielt.

      »Nein bitte, lasst mich. Ich weiß doch nichts, ich kenne keine Khalea. Ich schwöre es, bitte!«

      Talisa kauerte auf dem Steinboden ihrer Zelle. Blut lief ihr aus der Braue ins Auge. Ihr Mitgefangener wurde härter befragt, viel Zeit würde ihr demnach nicht bleiben, bis es ihr auch so erging. Auch er war wegen Khalea hier.

      »Au!« Das Kreischen des Folteropfers steigerte sich, während die Spitze eines glühenden Eisens seinen rechten Augapfel zum Platzen brachte. Er zappelte vor Qual und trat gegen die Feuerschale. Mehrere Eisen klirrten zu Boden, Funken stoben auf, aber sein Folterknecht fixierte ihn erneut und schnitt ihm die linke Brustwarze ab. Die Hitze versengte das Fleisch und schwängerte die Luft mit einem Duft nach Speck – eine Mahlzeit, die Talisa geflissentlich aus ihrem Speiseplan strich.

      Als der Mann das Bewusstsein verlor, hörten die beiden auf. Sie warfen ihn wieder in seine Zelle und verließen die Folterkammer. Während sie gingen, fiel Talisa ein Eisen am Boden auf. Sie blieb noch eine Weile auf der Seite liegen, bis die Schritte im Gang verklungen waren, und rappelte sich dann unter Schmerzen hoch. Mit den Schrammen und Striemen fühlte sich ihr Leib nach einem Acker an. Sie hielt sich die Seite, biss die Zähne zusammen, richtete sich auf und riss sich beide Ärmel ab.

      »Ja, das ist gut, am besten auch die Brüste. Vater Klein hat lange keine Brüste mehr gesehen«, feixte Schmutzbart, der sich mit großen Augen an die Gitterstäbe klammerte.

      »Was bei den Verfluchten Sieben stimmt mit dir nicht? Halt den Mund oder ich bastle mir einen Winterschal aus deinen Gedärmen!«, zischte sie.

      Ihren Fingern fehlte das Gefühl, sie wollten nicht gehorchen. Es brauchte Zeit, doch Talisa schöpfte Kraft aus der Hoffnung. Knoten um Knoten knüpfte sie sich ein Seil, brach die Holzschale mit den Hannokresten entzwei und band sie daran fest.

      »Jetzt oder nie«, flüsterte sie und schlich sich an die Zellentür. Jeder einzelne Knochen schmerzte. Das Eisen hatte nicht wie die anderen geglüht, daher war es den Folterknechten im Dämmerlicht wohl nicht aufgefallen.

      Zum Glück.

      Sie steckte die Arme durchs Gitter, bis ihre Brust am Metall anschlug und warf das Schüsselstück.

      Es schepperte. Zu laut für ihren Geschmack. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, doch außer dem Stöhnen des Gefolterten, der zu sich kam, war sonst kein Geräusch zu hören.

      Mit dem Seil zog sie das Schüsselstück zu sich heran und warf es erneut. Zwar traf sie das Eisen, doch es blieb erneut nicht hängen.

      Ein anderer Gefangener wuchtete sich am Zellengitter hoch und beobachtete das Spektakel. Seine Nase war platt und das fettige schwarze Haar ergoss sich auf seine Schultern.

      Es erklangen Schritte, ein Schlüsselbund klapperte. Talisa wusste, dass dies ihre letzte Chance sein würde. Sie griff mit schwitzigen Fingern nach der Schale, peilte einen Punkt knapp über dem Eisen an und warf.

      Treffer.

      Schweißtropfen ätzten ihren Rücken hinunter, während sie mit dem Feingefühl eines Kalligraphen das Eisen zu sich heranzog. Erst im letzten Moment fummelte sie das Metall durch die Gitterstäbe und verbarg es unter ihrem Hemd.

      Ein Junge mit einem Eimer in der Hand betrat den Zellentrakt. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und inspizierte misstrauisch den Raum.

      Der Gefangene mit dem Fetthaar reagierte und klapperte mit seiner Holzschüssel gegen die Gitterstäbe. »Hunger, Hunger!«, schrie er.

      »Ist ja gut«, murmelte der Junge, rührte kurz den Eimer mit Hannok um und beförderte dann jeweils einen Klecks davon in Holzschüsseln, die er mit einem Tritt an die Gitterstäbe beförderte.

      Talisa beäugte sein Vorgehen. Der Kleine war kein Idiot, das musste man ihm lassen. Er trat nicht zu nah an die Zellen heran. Zum Glück, denn ihre Bekleidung wölbte sich an der Stelle mit dem Eisen.

      Nachdem er fertig war, las er eine Rattenleiche vom Boden auf, beäugte sie mit der Neugierde eines Kindes und warf sie in den Eimer. »Fleischbeilage«, murmelte er.

      Die Tür knallte hinter ihm zu.

      Talisa warf einen Blick zu Fetthaar, der ihr verschwörerisch zunickte. Sie war froh, dass hier noch jemand bei Verstand war. Langsam, mit der Hand an der Seite, robbte sie zurück an die Wand und versuchte sich vorzustellen, wie sie wieder und wieder mit dem Eisen auf Firuwahrs Narbengesicht einstach. Dieser Dilettant, Gildenmeister aller Vollidioten, sollten ihn doch die Verfluchten Sieben holen. Schmerz und Wut pochten in ihrem Körper und ihrer Seele, aber sie hatte keine Kraft, dagegen anzukämpfen und dämmerte weg.

      Etwas zupfte an ihrem Gesicht. Als sie die Augen aufschlug, erkannte sie die Spitzmaus von Schmutzbart. Sie wischte den Nager weg und blieb noch eine Weile liegen. Talisa wollte nicht mit einer hastigen Bewegung riskieren, von einer Schmerzwelle getroffen zu werden.

      »Lasst mich raus. Ihr müsst mich rauslassen! Ich habe etwas für Euch, das Ihr hören wollt. Ich schwöre es bei allen Göttern, Ihr wollt es hören!«, schrie Fetthaar.

      »Hä?«, grunzte der Folterknecht, während sein Kollege die Glut mit einem Blasebalg anfachte.

      »Sie hat eine Waffe! Die Schlampe dort, sie hat eine Waffe! So, ich habs Euch gesagt, jetzt lasst Ihr mich raus, oder?«

      »Dieser hinterfotzige Drecksack«, dachte sich Talisa und richtete sich auf und mahlte mit den Kiefern.

      Beide Folterknechte wandten sich ihr zu und begegneten ihrem Blick. Das Blitzen der Erkenntnis leuchtete in den Gesichtern der Männer auf. Blut perlte von ihren Ölschürzen herunter, das sie nach einer weiteren Torturrunde aus dem geblendeten Mann heraus geprügelt hatten. Sie holten sich jeweils einen Knüppel von den Haken neben dem Eingang und schlossen Talisas Zelle auf.

      Fetthaar klapperte mit seiner Schale am Gitter, tobte und sprang, als habe ihn der Wahnsinn gepackt. »Es geht los, es geht los, die Schlampe wird jetzt platt gemacht!«

      Talisa setzte alles auf eine Karte, da ihr keine andere Wahl mehr blieb. Gegen die Knüppel hatte sie mit ihrem Eisen schlechte Chancen und die langen Arme der großen Folterknechte machten es nicht leichter. Dabei hatte sie noch nicht die Verletzungen mit einberechnet, die sie bereits erlitten hatte.

      Kämpf um jeden Preis, beiß zu, wenn nötig.

      Sie bleckte die Zähne und spuckte Blut vor die Klumpfüße der Männer. Einer holte aus und hieb nach ihr. Sie duckte sich und stach zu. Leder und Haut teilten sich, Blut sickerte aus einer kleinen Bauchwunde. Der Mann grunzte, schwang erneut die Keule und warf sich auf Talisa. Sie wollte ausweichen und verlagerte das Gewicht, aber der Schmerz in ihrer Seite verlangsamte sie. Der Folterknecht presste sie gegen die Wand und drückte mit der Unerbittlichkeit eines Schraubstocks ihre Waffenhand ans Mauerwerk. Sein Kollege positionierte sich, holte mit der Keule aus und grinste vor Schadenfreude. Talisa ahnte, dass er ihre Hand zerschmettern würde, doch sie weigerte sich, das Eisen loszulassen.

      Kämpfe bis zum Ende, wenn nötig.

      Und sie tat gut daran.

      Lange, schmutzige Arme legten sich um den Hals des Keulenschwingers und zerrten ihn gegen die Gitterstäbe. Schmutzbart stemmte sich mit seinen Knien zwischen den Gitterstäben gegen seinen Rücken und zog mit aller Kraft den Schwitzkasten zu. Äderchen platzten in den Augen des Folterknechts, der seine Waffe fallen ließ und verzweifelt versuchte, sich zu befreien.

      Talisa nutzte ihre Chance. Sie verlagerte ihren Stand, zwang den zweiten Folterknecht in einen Ausfallschritt und rammte ihm mit aller Macht die Stirn gegen die Nase.

      Knorpel knirschten und der Griff um seinen Knüppel lockerte sich. Das musste reichen.