Название | Ich glaube an die Tat |
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Автор произведения | Hatune Dogan |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783765573422 |
Hatune Dogan
Tonia Riedl
Ich glaube an die Tat
Im Einsatz für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak
Alle Namen von beteiligten Personen
wurden aus Sicherheitsgründen geändert und die Herkunftsorte
und Lebensumstände so weit verfremdet, dass die betreffenden
Menschen nicht identifizierbar sind.
Redaktionsschluss: 3.2.2015
Wir danken dem Verlag Herder, Freiburg, für die Erlaubnis, für den
ersten Teil des Buches (S. 13-68; 1. Absatz S. 33 ergänzt) Auszüge aus
dem ersten Buch von Hatune Dogan zu nutzen:
Hatune Dogan/Cornelia Tomerius, „Es geht ums Überleben.
Mein Einsatz für die Christen im Irak“, © Verlag Herder GmbH,
Freiburg i. Br. 2010, S. 10-29, 36-57, 59-66.
Die folgenden Überschriften wurden dabei verändert: „Indien“
(neu: Schicksalsmoment in Indien); S. 41 Mitte des Herder-Buches
Überschrift eingefügt (neu: Ich gehe meinen Weg); „Gronau, zum
Zweiten“ (neu: Ruf in den Nahen Osten).
© 2015 Brunnen Verlag Gießen
www.brunnen-verlag.de Umschlagfotos: privat Umschlaggestaltung: Ralf Simon Satz: DTP Brunnen ISBN 978-3-7655-4258-9 eISBN 978-3-7655-7342-2
Der Wein ist das Symbol des Friedens.
Denn nur in einem langen Frieden kann man
einen Weinberg pflegen.
Für meinen Vater, der neun Weinberge anlegte, pflegte und bewachte, der sie verlassen musste und sie so gern nur noch ein einziges Mal wiedergesehen hätte.
Inhalt
Teil 1: Weil ich selbst ein Flüchtling bin …
Teil 2: Kein heimatliches Land – Naher Osten 2014
Zukunftsaussichten für kleine Engel
Syrien – ein Paradies wird zur Hölle
„Diese Fanatiker werden wir in tausend Jahren nicht los“
Die Stiftung Helfende Hände für die Armen
Prolog: Erste Begegnung
„Das Kloster liegt ganz nah am Bahnhof“, hatte mich die warme, aber energische Stimme am Telefon wissen lassen, als wir uns für ein erstes Gespräch zur Vorbereitung dieses Buches verabredeten. Nun, ich würde nicht den Zug nehmen, sondern mit dem Auto anreisen.
Dreimal fahre ich an der angegebenen Adresse vorbei. Fast mitten auf der Straßenkreuzung, so kommt es mir vor, steht das alte, ein wenig verschachtelte und nicht sehr geräumig wirkende Fachwerkhaus. Es ist mit Baugerüsten umgeben, einige Fenster sind mit Plastik verkleidet. Auf dem Bürgersteig und dem kleinen Gartenstück liegen verstreut Bauschutt und auch neues Baumaterial, und auf dem Gerüst über der Haustür geht es geschäftig und recht laut zu. Ein Kloster? Ein Ort der Stille und Meditation? Ein Ort für ein Leben aus Gottesdienst und Gebet?
Aber es gibt keinen Zweifel: Die Hausnummer weist mich direkt zu dieser Baustelle. Und schließlich entdecke ich im Türglas auch das unauffällige Schild: Schwester Hatune Stiftung – Helfende Hände für die Armen. Ich parke den Wagen und bin gespannt, was mich hier erwartet.
Hinter der mit Sägespänen bedeckten, staubigen Glastür des Eingangs hat Schwester Hatune mich bereits entdeckt und begrüßt mich zum Lärm der Hammerschläge, mit denen über mir auf dem Gerüst die Zimmerleute gerade einen neuen Balken ins alte Gewerk einziehen. „Willkommen im Kloster! Komm herein!“
Mit einer herzlichen Umarmung werde ich in den Flur und von da direkt in die Küche gezogen. Die macht den Eindruck, als lebe hier tatsächlich nicht nur eine Schwester. Und so ist es auch: Im Wohnzimmer ist gerade Hatunes Vater eingezogen, der durch sein Alter und eine Erkrankung pflegebedürftig geworden ist. Ein Mitbruder von Schwester Hatune, Priester der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Deutschland und selbst aus der Südosttürkei stammend, wird mir vorgestellt. Er scheint der gute Geist des Hauses mit den praktischen Händen zu sein und packt bei den Bauarbeiten tatkräftig mit an. Zum Beispiel, indem er beginnt, über dem Küchentisch, an dem wir sitzen, die Küchendecke einzuschlagen – auch hier muss ein Balken erneuert werden. Na ja, nicht ganz direkt über unserem Sitzplatz. Ich bin offensichtlich in ein Haus geraten, in dem man schlagkräftig zu handeln weiß. Und im Lauf der nächsten beiden Tage werden noch etliche weitere Gäste auftauchen. Das „Kloster“ erweist sich als Baustelle der besonderen Art.
Nach ein paar Worten, mit denen wir uns ein wenig näher