Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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ja“, sagte Matt Davies, „ich finde das auch nicht sehr lustig. Ob wir die sechs Kerle einbuddeln?“

      „Hast du ’n Spaten?“

      „Nein.“

      „Na also.“

      Schweigen. Dann: „Ed?“

      „Ja?“

      „Ist in deiner Buddel noch was drin?“

      Der Profos klatschte sich an den Kopf. „Klar, Mann! Hab’ ich doch glatt vergessen.“

      Matt trank den ersten Schluck in Richtung der Toten und sagte: „Möge Allah ihnen gnädig sein.“

      „Du sagst es.“ Und auch Carberry widmete seinen Schluck dem toten Gegner. Er fügte hinzu: „Dummköpfe – sterben wegen ’ner fremden Ankertrosse. Das muß man sich mal vorstellen. Hätten sie nicht abhauen können, als sie uns sahen?“

      „Sechs gegen vier, Ed. Da meinten sie, uns einen überbraten zu können.“

      Sie redeten hin und her und waren froh, den Rum dabeizuhaben. Dann meinten sie, erneut angegriffen zu werden, aber die Gestalt näherte sich aus Richtung „Santa Barbara“ und entpuppte sich als Mac Pellew. Er brachte den beiden Mannen „Atzung“, wie er sich ausdrückte. Und auch eine Flasche Rum zauberte er aus dem Segeltuchsack.

      „Hervorragende Idee mit dem Rum, Mac“, lobte Matt Davies. „Meine Kehle ist völlig ausgetrocknet. Also wirklich, daß du daran gedacht hast!“

      Großzügig ließen diese beiden Halunken auch Mac Pellew aus der Pulle schlucken, während sie mit Heißhunger kalten Braten und Fladenbrot verdrückten.

      Inzwischen lief das Wasser wieder auf. Als Mac zur „Santa Barbara“ zurückkehrte, patschte er bereits durch Lachen und Pfützen. Für Carberry und Matt Davies wurde es ungemütlich. Ringsum regte es sich, es schmatzte und gurgelte. Das Watt veränderte sein Gesicht von einer Minute zur anderen. Wo Sand gewesen war, erschienen plötzlich blinkende Wasserflächen. Es wurde kühler.

      Als der Wachwechsel erfolgte, standen die beiden Männer bis über die Knie im Wasser. Die beiden Jollen tauchten auf. Eine blieb bei der Ankerstelle, die andere brachte Carberry und Matt zurück und übernahm dann ebenfalls ihren Wachdienst.

      Gegen drei Uhr morgens schlugen beide Jollen den Angriff mehrerer Boote des Gegners ab, der noch einmal versuchte, die Ankertrosse zu kappen.

      Von da ab herrschte Ruhe. Die Piraten von Abu Dhabi zeigten sich nicht mehr. Vielleicht hatte ihr Häuptling eingesehen, daß er die Existenz seines Stammes aufs Spiel setzte, wenn er weitere Angriffe riskierte.

      Es waren vier Boote gewesen, die den letzten Versuch unternahmen, doch noch an die Ankertrosse heranzukommen. Doch die Teufel hatten Tromblons und Flaschenbomben eingesetzt.

      Am Morgen wuchteten die Arwenacks am Gangspill und schafften es, ihre „Santa Barbara“ von der Sandbank zu ziehen. Sie hievten den Anker kurzstag, brachen ihn aus dem Grund, setzten die Segel und nahmen Kurs auf die Bahrein-Inseln im Nordwesten …

      ENDE

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       1.

      Mit elf Jahren verlor Ahmed seinen Vater. Sie lebten damals in dem Inselgewirr von Abu Dhabi und waren einfache Fischer. Morgens fuhren sie mit einer winzigen Nußschale aufs Meer hinaus, und gegen Abend kehrten sie mehr oder minder erfolgreich vom Fischfang zurück. Meist reichte es gerade aus, um ein karges Leben zu fristen.

      Dann, als sie eines Tages wieder draußen waren, begegneten sie einer unheimlichen schwarzen Sambuke. Dieses Schiff war mit einer wilden Horde übler Kerle bemannt.

      Ahmeds Vater wurde blaß und fing an zu zittern.

      „Es sind die Piraten des ehemaligen Beduinenstammes der Beni Yas“, sagte er. „Hoffentlich lassen sie uns in Ruhe. Wir haben ja nichts weiter als ein paar Fische.“

      Aber die grausamen Männer ließen sie nicht in Ruhe. Mit langen Haken zogen sie den Fischernachen zu sich heran und lachten roh.

      Ahmed blickte in die unrasierte Fratze eines wilden Mannes, der ihn höhnisch angrinste. Es war Ali Ben Chufru, ein grausamer Mann, der den Küstenstrich von Abu Dhabi beherrschte, der mit Sklaven handelte, plünderte, mordete und brandschatzte. Er war bis weit hinaus an der Küste Quatar gefürchtet, und er war berüchtigt dafür, daß er mit Vorliebe die Perlenfischer ausplünderte.

      Aber zum Glück hatten sie keine Perlen, nur ein paar Fische, eine karge Ausbeute, die knapp zum Überleben reichte.

      „Ihr habt Perlen gefunden“, sagte Ali. „Ihr habt sie versteckt, ihr Halunken.“

      „Wir haben keine Perlen, Sidi“, beteuerte Ahmeds Vater. „Wir sind arme Fischer, die ihr täglich Brot verdienen. Das Perlenfischen überlassen wir anderen.“

      „Bastarde seid ihr“, sagte Ali kalt. „Außerdem fischt ihr in meinen Gewässern, und das hat euch niemand erlaubt.“

      „Allah hat die Seen und Gewässer für alle geschaffen, Sidi, damit jeder davon leben kann.“

      „Hat Allah dir das selbst gesagt, oder ist das deine eigene Weisheit?“

      Der Fischer schluckte hart, als sie ihn verhöhnten. Sie hielten das kleine Boot immer noch mit ihren mörderischen Haken fest.

      „Also, wo sind die Perlen?“ fragte Ali herrisch. „Heraus damit, und ihr könnt weiterziehen.“

      Als Ahmeds Vater erneut beteuerte, sie hätten keine Perlen, sprangen auf Alis Befehl zwei Mann in das Boot. Rücksichtslos drängten und stießen sie die beiden Fischer zwischen die Duchten.

      Dann nahmen sie sich den Krug mit Oliven vor und zertrümmerten ihn mit dem Knauf einer silberbeschlagenen Pistole. Sie gossen das Öl aus und warfen die Scherben ins Meer. Einer der Kerle stopfte sich eine Olive in den Mund und kaute darauf herum. Dann spie er sie angewidert aus. Den Rest der Oliven warf er gleich hinterher.

      Dabei lachten sie ununterbrochen. Aber es war ein böses und gefährliches Lachen, das Ahmed zutiefst erschreckte.

      Auch die paar Datteln und Feigen, die sie mithatten, wurden zermatscht und zerdrückt und schließlich ins Meer geworfen.

      „Die Hundesöhne haben ganz sicher Perlen!“ rief Ali. „Seht überall genau nach!“

      Viel nachzusehen gab es in dem winzigen Boot nicht. Sie fanden auch keine einzige Perle.

      Einer von Alis Unterführern deutete auf das außenbords hängende Netz, in dem sie ihren kargen Fang hatten. Sie ließen die Fische immer außenbords im Netz, damit sie frisch blieben.

      „Ich weiß, wo die Perlen sind!“ brüllte er. „Sie haben sie den Fischen in die Mäuler gesteckt, damit sie keiner findet.“

      Er holte mit einem Ruck das Netz hoch und schüttete den zappelnden Inhalt auf die Gräting.

      Es waren nur acht kleinere Fische, manche davon nicht länger als eine Hand, und sie zappelten wild durcheinander.

      Die rohen Kerle nahmen ihre Messer und schlitzten den Fischen Köpfe und Bäuche auf. Als sie nichts fanden, warfen sie die Fische zurück in Meer.

      „Sidi“, rief Ahmeds Vater flehentlich, „laßt uns bitte die paar Fische! Es ist unsere Nahrung für zwei Tage.“

      Die Kerle lachten nur. Als auch der letzte Fisch über Bord geflogen war, packte Ali den Fischer an den Haaren.

      Ahmed sah voller Entsetzen die grinsenden Fratzen, die schmutzigen Gesichter, die vielen Messer und Pistolen. Die Horde bereitete sich einen Spaß daraus, sie zu quälen.

      „Du hast also keine Perlen, du Stinktier“, sagte Ali kalt. „Aber du hast einen Bastard von