Название | Seewölfe Paket 14 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397723 |
Delamottes Miene hatte sich merklich aufgehellt, jetzt lachte er sogar.
„Das ist ja kaum zu fassen!“ rief er. „Mon Dieu, Sie schickt wirklich der Himmel, Monsieur Killigrew! Steigen Sie erst mal an Bord, damit ich Sie gebührend empfangen kann!“
So gingen die Jollen bei der „Mercure“ längsseits, und wenig später enterten die Seewölfe an der Jakobsleiter auf.
Delamotte empfing sie mit aufgeräumtem Gebaren auf dem Hauptdeck, führte sie dann aufs Achterdeck, ließ Wein bringen, stieß reihum mit ihnen an und sagte: „Ich will ganz ehrlich sein. Sie helfen mir aus der Klemme, meine Herren. Die ‚Mercure‘ ist nämlich total unterbemannt.“
Hier lag nun der Gedanke nahe, mit der kompletten „Isabella“-Crew auf der französischen Galeone anzuheuern, doch Hasard mußte rasch feststellen, daß Delamotte damit nun wieder überfordert gewesen wäre. Acht Männern konnte der Dreimaster Logis und Arbeit bieten, nicht aber einer Gruppe von vierundzwanzig Mann. So blieb es bei dem ursprünglichen Vorhaben: Ferris und seine Männer würden sich in die Musterrolle eintragen.
Vorher aber fragte Hasard Delamotte: „Sind Sie denn wirklich auf dem Rückweg nach Frankreich?“
„Aber gewiß doch“, erwiderte der Kapitän. „Unser Heimathafen ist Brest, wir haben Gewürze geladen. Eigentlich hätten wir schon längst ankerauf gehen und absegeln müssen, doch – wie gesagt – es fehlte uns an den nötigen Besatzungsmitgliedern. Ich wollte schon versuchen, an Land ein paar Leute zu pressen, so weit war ich, stellen Sie sich das vor! Aber jetzt sind Sie hier, meine Freunde, und ich muß Ihnen gestehen: Ich bin wirklich entzückt.“ Mit diesen Worten sah er zu Ferris Tukker, zu Carberry, der Sir John auf seiner linken Schulter sitzen hatte, zu Stenmark, dem Kutscher, Blacky, Jeff Bowie, Bill und Luke Morgan und nickte ihnen anerkennend zu.
„Sie könnten jetzt also sofort ankerauf gehen?“ erkundigte sich Ferris noch einmal der Vorsicht halber.
„Natürlich“, erwiderte Delamotte. „Es ist mir eine Freude, denn Damiette geht mir allmählich auf die Nerven. Ich kann den Singsang der Muezzins nicht mehr ertragen, verstehen Sie?“
„Ja, das verstehen wir sehr gut“, sagte Hasards rothaariger Schiffszimmermann grinsend. „Da geht’s uns nicht anders.“
„Wollen wir darum die erforderlichen Formalitäten gleich erledigen?“ fragte Pierre Delamotte.
Das wollten die Seewölfe, sie waren einverstanden, denn Delamotte schien ihnen ein Mann zu sein, auf dessen Schiff man die Überfahrt bis nach Brest getrost antreten konnte. Delamotte, das sollte sich noch herausstellen, war eine Mischung aus Spitzbube, Geschäftsmann und Spaßmacher, dabei aber auch ein harter Brocken von Kerl und ein exquisiter Seemann. Mit den Spaniern stand er grundsätzlich auf dem Kriegsfuß, weil diese ihm schon mehrere Male Ladungen, die er aus dem Orient nach Frankreich bringen wollte, beschlagnahmt oder, wenn man es anders ausdrücken wollte, „entsteißt“ hatten. Er segelte auf eigene Rechnung, und wenn er eine Ladung bis nach Brest durchbrachte, erzielte er einen ansehnlichen Gewinn.
So schien die Ferris-Tucker-Gruppe nun doch das beste Los gezogen zu haben. Sie blieb auf der „Mercure“ und trat an das Schanzkleid, während Hasards und Bens Gruppen wieder an der Jakobsleiter in die Boote abenterten.
Es gab einen kurzen, wehmütigen Abschied, und ausgerechnet Batuti, diesem Herkules von Menschen, rollte dabei eine dicke Träne über die Wange. Er schämte sich ihrer nicht, und er fand auch nicht, daß es etwas Schlimmes war, wenn man bei einem solchen Anlaß rührselig wurde.
Schließlich ging es seinen Kameraden nicht anders, nur wollten sie es nicht so offen zeigen. Da wurde gehüstelt und gefrotzelt, man sprach leere Worte und versuchte zu lachen. Dan O’Flynn wollte einen Witz anbringen, aber der mißlang, und Ferris Tucker trat schon wieder von einem Fuß auf den anderen.
„Na, dann macht’s mal gut!“ rief Hasard zuletzt noch. Besonders geistreich war das auch nicht – aber was sollte er sonst sagen? „Es bleibt dabei, wir treffen uns entweder bei Doc Anthony Freemont oder bei Nathaniel Plymson in der ‚Bloody Mary‘ wieder!“
„Aye, Sir!“ rief Ferris. „Also, gute Reise!“
„Ja, die wünschen wir euch auch.“
Doc Freemont oder Plymson in der „Bloody Mary“ – das klang fast so, als stünden deren Häuser drüben, im Hafen von Damiette, als könne man zu ihnen hinüberspucken. Doch sowohl Freemont als auch Plymson saßen daheim in Plymouth und hatten keine Ahnung davon, daß die Seewölfe ihre Adressen als gemeinsamen Treffpunkt vereinbart hatten.
„Auf Wiedersehen“, sagte Ben Brighton. „In drei, vier Wochen schätze ich.“
„Und wenn es fünf werden?“ fragte Blacky von Bord der Galeone aus. „Ist das schlimm?“
„Ach wo“, antwortete Ben. „Nur besteht die Gefahr, daß wir uns in der Zwischenzeit bei Plymson sinnlos vollaufen lassen. Wir sind nämlich auf jeden Fall eher da als ihr, und wenn wir den ganzen Weg mit den verdammten Jollen pullen müssen.“
Wieder wurde ein gezwungenes Lachen laut, und Carberry sagte: „Plymson, ja, der wird sich über unseren Besuch freuen. Wenn er’s doch schon wüßte.“
Ferris mußte jetzt doch grinsen. „Laß nur, Ed, es ist viel schöner, wenn unser Auftauchen zur Überraschung für ihn wird. Die Augen werden ihm aus dem Kopf fallen, das schwöre ich dir.“
Daran und an der Vorstellung, was für eine belemmerte Miene der feiste Plymson wohl ziehen würde, wenn er sie sah, zogen sie sich nun hoch, und sie gaben sich Mühe, den Frosch herunterzuwürgen, der ihnen beim Anblick der ablegenden Jollen im Hals saß.
Die Boote dümpelten immer weiter von der „Mercure“ fort – und dann gab Delamotte den Befehl, den Anker zu lichten. Ferris, der Profos, Blacky und die fünf anderen begaben sich auf ihre Posten. Die Spillspaken wurden in das Gangspill gesteckt, die Männer gingen im Kreis, und ruckend tauchte der Stockanker der Galeone aus dem Wasser auf. Schon kurze Zeit später wurden die Segel gesetzt, und die „Mercure“ lavierte auf See hinaus.
Noch einmal kehrten Ferris Tukker und seine sieben Begleiter an das Schanzkleid zurück und schrien ihr „Arwenack“ über die Reede von Damiette, als letzten Gruß an die Kameraden.
Hasard, Ben und die Männer in den Booten antworteten: „Arwe-nack! Arwe-nack!“
Noch zweimal stieß die Ferris-Tucker-Crew den alten Schlachtruf der Seewölfe aus, dann kehrten sie alle acht auf ihre Posten zurück.
„He“, sagte Ferris dabei zu Carberry. „Was wischst du dir denn im Gesicht herum?“
„Mir ist was ins Auge geflogen.“
„Sand?“
„Nein, ein Belegnagel, du Affenarsch!“ sagte der Profos wild.
In den beiden Booten blickten die Seewölfe recht betrübt und ratlos drein, aber Hasards Befehl purrte sie aus ihren bitteren Überlegungen hoch und holte sie zurück in die Wirklichkeit.
„An die Schoten!“ rief er. „Wir brechen ebenfalls auf!“
Keine halbe Stunde nach dem Auslaufen der „Mercure“ segelten also auch sie los, umrundeten Ras el-Bahr an der Mündung des östlichen Nil-Armes und steuerten an der Küste entlang westwärts.
11.
Die „Arwenack“-Rufe waren im Hafen von Damiette keineswegs ungehört geblieben. Hier, zwischen den Dhaus und Feluken, lag eine spanische Galeasse namens „San Antonio“. Ihr Kapitän Juan de Faleiro stand schon seit einiger Zeit an Deck und beobachtete die französische