Название | Seewölfe Paket 14 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397723 |
„Habt ihr gehört, was Ben und ich gesprochen haben?“ fragte er sie.
„Ja, Sir“, erwiderte Old O’Flynn stellvertretend für alle anderen. „Und ich muß hinzufügen, daß die Küstenfahrt mit der gesamten Mannschaft in nur zwei Booten wirklich viel zu gefährlich wäre – ein seemännischer Unsinn wäre das.“
„Ja, das ist uns allen klar“, sagte nun auch Shane.
„Augenblick“, sagte Dan. „Was ist mit dem Franzosen, den ich vorhin auf der Reede gesichtet habe? Wäre das nicht der richtige Kahn für uns? Wir könnten ihn wenigstens mal wahrschauen und fragen, was er davon hält, uns gegen Bezahlung mitzunehmen.“
„Meinetwegen.“ Hasard fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte den feinen Schweißfilm ab, der sich gebildet hatte. „Aber bei dem Pech, daß wir haben, glaube ich nicht an einen Erfolg. Überhaupt, ich bin ziemlich mißtrauisch. Damiette ist eigentlich nur ein Hafen für die Araber- und Türkenschiffe, wie ich eben schon sagte. Ich frage mich ernsthaft, ob das ein echter Franzose ist – oder ob man uns wieder eine Falle stellt.“
Sein Argwohn war berechtigt, und dies war nun eben die Lehre, die man aus den Ereignissen in Ägypten ziehen mußte: Keinem Menschen durfte man mehr trauen, auch dem freundlichsten Kerl nicht, denn jeder konnte ein Schauspieler und Blender wie Ali Abdel Rasul sein, einer, der sich der überzeugendsten Masken und Verkleidungen bediente. Nichts war unmöglich, überall lauerten Heimtücken und Fallen. Hasard vergaß dies nicht einen Augenblick, und er war nicht bereit, sich auf neue fragwürdige Abenteuer einzulassen.
„Teilen wir erst mal die Gruppen ein“, sagte er. „Ben, du übernimmst die eine, Ferris, du die andere. Die dritte untersteht meinem Kommando. Wir sind vierundzwanzig Mann, die Zwillinge mitgerechnet, das läßt sich durch drei teilen. Acht Mann in jeder Gruppe also.“
„Dad!“ rief Philip junior. „Wir bleiben doch bei dir, nicht wahr?“
„Natürlich“, erwiderte sein Vater. „Also: Philip junior und Hasard junior, außerdem Dan, Shane, Gary, Batuti und Matt – ihr gehört zu meiner Gruppe. Wir nehmen auch Arwenack mit, er fühlt sich bei Dan und bei Batuti ja am wohlsten. Hat jemand Einwände zu erheben?“
Die hatte keiner anzumelden, Hasard konnte fortfahren. „Ben, du übernimmst Pete, Al, Smoky, Sam Roskill, Bob Grey, Will und Donegal“, sagte er. „Zufrieden?“
„Aye, Sir.“
„Ferris, demnach bleiben in deiner Gruppe noch genau sieben Mann: Ed, Stenmark, der Kutscher, Blacky, Jeff Bowie, Bill und Luke.“
„Richtig, Sir. In Ordnung.“
Der Seewolf nahm nun drei Hölzchen in die Hand, von denen das eine kürzer als die anderen war. Er hielt sie so, daß sie alle dieselbe Länge zu haben schienen, dann ließ er Ben und Ferris je eins davon ziehen. Wer das kürzere Hölzchen erhielt, würde mit seiner Gruppe ohne Boot sein.
Sie verglichen ihre Lose miteinander. Ferris hielt das kürzere zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand. Er nickte und versuchte zu grinsen. „Gut, das wär’s dann wohl.“ Er drehte sich zu seiner Gruppe um, die sich inzwischen von den beiden anderen Achter-Trupps abgesondert hatte. „Wir bleiben also ohne Boot, Leute, und müssen sehen, wie wir uns weiter durchschlagen.“
Der Profos kratzte sich an seinem mächtigen Kinn. „Das mit dem Franzosen – wir sollten es ruhig mal prüfen, finde ich. Ich denke, der Bursche wird uns nicht gleich einen Schuß vor den Bug setzen, wenn doch, haben wir ja immer noch zwei Höllenflaschen.“
Blacky sagte: „Vielleicht ist das doch eine reelle Chance für uns. Wie ist es, Sir, stellst du uns die eine Jolle noch zur Verfügung, damit wir bis zur Reede segeln können?“
„Das ist doch selbstverständlich“, erwiderte der Seewolf und ihm wurde immer elender zumute.
Ferris Tucker trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Ja, also dann – wir verabschieden uns wohl schon mal voneinander, ich meine, das wäre doch das – äh, ach, verdammt, hol’s der Teufel, mir fallen jetzt nicht die richtigen Worte ein.“
Hasard räusperte sich. „Aber mir. Es ist doch wohl Ehrensache, daß wir alle euch zu dem Franzosen begleiten, und das mit dem Abschied können wir also vorläufig noch mal verschieben. Los, auf was wartet ihr noch? Zurück in die Boote!“
Sie stiegen wieder ein und lösten die Leinen, dann legten sie ab und setzten die Segel. Hölle und Teufel, dachte Ben Brighton, während sie Kurs auf die Reede von Damiette nahmen, was ist das bloß für eine beschissene Situation!
Sie waren zwar alle harte Kerle, und es war auch nicht das erste Mal, daß die Crew der „Isabella“ auseinandergerissen wurde, aber die bevorstehende Trennung ging ihnen allen doch sehr nahe.
Schweigend verrichteten die Männer in beiden Jollen die erforderlichen Manöver. Hoch am Wind liegend glitten sie auf den Hafen von Damiette zu, dessen Piers, Kaimauer und Häuser sich nun immer deutlicher vor ihnen abhoben.
Die Silhouette des französischen Schiffes zeichnete sich gestochen scharf im Sonnenlicht vor ihnen ab, und bald vermochten sie den Namen am Heck zu erkennen: „Mercure“.
„Merkur, der Götterbote“, brummte Ben Brighton. „Na, wunderbar. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen.“
„Das weiß der Henker“, sagte Ferris Tucker. „Die Frage ist eben, ob er zurück nach Frankreich segelt oder nicht. Was mag wohl sein Heimathafen sein?“
Darauf konnte vorerst niemand eine Antwort geben, doch sie sollten es noch erfahren. Die „Mercure“ entpuppte sich vor ihren Augen als eine nicht besonders große Galeone mit drei Masten. Fockmast und Großmast waren vollgetakelt, der Besanmast führte ein Trapezsegel an einer langen Rahrute.
„Bewaffnet ist der Kamerad auch“, sagte Dan O’Flynn. „Ich sehe vier Stückpforten an der Backbordseite der Kuhl, also werden es auf der anderen wohl auch vier sein.“
„Außerdem hat er noch zwei Drehbassen achtern und zwei weitere vorn“, fügte Hasard hinzu.
„Wahrschau!“ erklang in diesem Augenblick ein Ruf von Bord der Galeone. „Wer seid ihr? Was wollt ihr?“ Der Ausguck hatte sie längst entdeckt, aber erst jetzt, da er ganz sicher war, daß die beiden Jollen das Schiff anliefen, meldete er sich.
Hasard erhob sich und legte beide Hände als Schalltrichter an den Mund.
„Philip Hasard Killigrew und seine Crew von der ‚Isabella‘!“ rief er zurück. Die französische Sprache beherrschte er leidlich gut, er gab sich Mühe, die richtigen Ausdrücke zu benutzen. „Ich möchte mit eurem Kapitän sprechen!“
„Dreht bei!“ rief der Franzose. „Wartet!“
„Na, dann warten wir mal“, sagte Hasard. Es klang nicht sehr zuversichtlich. Warum verließ ihn ausgerechnet jetzt, da sie sich trotz aller Widrigkeiten bis zur Mündung des Nils durchgekämpft hatten, der Mut? Er wußte es selbst nicht.
Ein paar Minuten vergingen, dann erschien über ihnen – am Schanzkleid des Hauptdecks der Galeone – eine bemerkenswerte Gestalt – ein kleiner, ungemein drahtiger und vital wirkender Mann, grauhaarig, mit einem ledrigen Gesicht, wasserhellen Augen und einer schmalen, etwas gekrümmten Nase. Diese Einzelheiten konnten die Seewölfe mit dem bloßen Auge erkennen, denn sie waren inzwischen nah genug heran.
„Mein Name ist Pierre Delamotte!“ rief der Kapitän. „Wer, zum Teufel, seid ihr, Männer? Engländer?“
Sehr freundlich klang das nicht, und Hasard bereute schon, den Franzosen überhaupt angepreit zu haben. Aber ein Zurück gab es jetzt nicht mehr.
„Killigrew heiße ich“, erwiderte er. „Das habe ich Ihrem Ausguck eben schon gesagt, Capitaine. Wir sind alle waschechte Engländer, bis auf unseren schwarzen Kameraden aus Gambia und Stenmark, den Schweden.“
„Dagegen habe ich nichts einzuwenden!“ sagte Delamotte