Seewölfe Paket 14. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 14
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397723



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wandten sich um und gewahrten nun die Fahrzeuge, die sie schon vor Bubastis beobachtet hatten: Kähne mit kurzen Pfahlmasten und riesigen Dreieckssegeln an überlangen Rahruten. Sie verfolgten die Jollen der „Isabella“ und waren dank ihrer ausgefallenen Takelung natürlich schneller. Rasch holten sie auf. Es waren fünf. Die Männer, die darin saßen, waren mit Pfeil und Bogen, Speeren und Messern ausgerüstet.

      Hasard fackelte nicht lange, er stand in seinem Boot auf und rief seinen Männern zu: „Klar bei Musketen! Legt an auf diese Hundesöhne, wir begrüßen sie, ehe sie ihre Pfeile abfeuern können!“

      „Aye, Sir“, sagten die Männer, und dann gingen sie auch schon hinter Dollbord und Duchten in Deckung und zielten auf den heranrauschenden Feind. Auch hier – wie bei den Beduinen – brauchte nicht erst lange herumgerätselt zu werden, ob man etwa einem Irrtum erlag und Freund mit Feind verwechselte: Die Kerle in den Verfolgerbooten stimmten ein derartiges Gebrüll an, daß Zweifel über ihre Absichten nicht offenblieben.

      „Zielpunkt Wasserlinie!“ schrie Hasard. „Feuer frei!“

      Die Musketen krachten, die Eingeborenen in den Booten antworteten mit einem wahren Teufelsgeheul.

      „Zielt auch auf die vordere Verstagung ihrer Rahruten!“ rief der Seewolf.

      Dann legte er selbst mit seiner Muskete an und sandte eine Kugel zu den Verfolgern hinüber.

      Zweiundzwanzig Musketen, ein Hagel von Geschossen flog zu den fünf Booten. Mehrere der finsteren Gestalten brachen zusammen. In Hasards Jolle luden die Zwillinge, bei Ben Brighton, Bill und Will Thorne die Musketen nach, und schon wenige Augenblicke später waren die Seewölfe wieder zum Feuern bereit.

      Ferris schwang eine seiner Höllenflaschen, doch dann gelang Dan O’Flynn ein solcher Meisterschuß, daß der Einsatz der Bombe schon gar nicht mehr erforderlich war.

      Bei den gegnerischen Booten war die vordere Verstagung der Rahruten in der Bugspitze verankert. Dan hatte genau dieses kurze Stück Tau bei dem vordersten Verfolger anvisiert und nun auch getroffen – er hatte eben doch die besten Augen von allen Männern der „Isabella“.

      Die Rute und das Segel schlugen zur Seite, das Boot trieb quer. Das nachfolgende prallte mit dem Bug gegen den Rumpf des ersten, die Kollision war perfekt, beide Fahrzeuge waren rettungslos ineinander verhakt. Das erste schlug quer, das zweite ging plötzlich ebenfalls auf Tiefe. Es schien ein Leck zu haben. Sie sanken beide, und ihre Besatzungen stießen schrille Laute der Verzweiflung aus.

      Dazu bestand wahrhaftig aller Grund. Schon schoben sich an beiden Ufern des Flusses die Krokodile ins Wasser und schwammen auf die Verunglückten zu.

      Das dritte Boot, von den Musketenschüssen ebenfalls leck geschossen, begann ebenfalls zu sinken, und das Geschrei der Eingeborenen nahm unglaubliche Ausmaße an. Gestalten sprangen ins Wasser und versuchten, sich so schnell wie möglich in die Nähe der beiden anderen Boote zu bringen. Plötzlich wurde das Wasser von vielen wild rudernden Armen und Beinen aufgewühlt.

      Die Mannschaften der beiden letzten Boote hatten alle Hände voll zu tun, um die Schiffbrüchigen zu übernehmen, und konnten sich um die „verfluchten Giaurs“ nicht mehr kümmern – zumal die Krokodile inzwischen beängstigend nah heran waren.

      Auf dem sonst so still und friedlich dahinfließenden Nilarm herrschte plötzlich hektischer Zustand. Die von den Schüssen aufgescheuchten Wasservögel lamentierten und zeterten zusammen mit den abgeschlagenen Verfolgern, und irgendwo flatterte auch aufgeregt Sir John und trachtete, wieder Anschluß zu den Jollen der „Isabella“ zu kriegen, ehe diese hinter der nächsten Biegung des Flusses verschwanden.

      Hasard hatte das Feuer einstellen lassen.

      „Fragt sich nur, ob die Kerle jetzt wirklich die Nase vollhaben, oder ob sie später noch einmal versuchen, uns zu überrumpeln“, sagte er zu Ben Brighton, dessen Boot jetzt sehr dicht neben dem seinen dahinglitt.

      „Du meinst, wir müssen heute nacht die Augen offenhalten?“

      „Ja. Wir werden auf jeden Fall doppelte Ankerwachen einteilen“, sagte der Seewolf.

      9.

      In dieser Nacht ankerten sie in einem der toten Nilarme. Seinen Zugang hatten sie am späten Nachmittag nur durch Zufall entdeckt. Er war sehr schmal und hinter Schilf versteckt.

      Carberry, Dan O’Flynn, Blacky, Ferris Tucker, Al Conroy und Bill übernahmen auf Hasards Anweisung hin die erste Ankerwache, die bis Mitternacht dauern sollte. Mit schußbereiten Waffen kauerten sie in den Booten, während die Kameraden schliefen, und behielten durch den Schilfvorhang hindurch den eigentlichen Fluß unausgesetzt im Auge.

      Lange brauchten sie nicht zu warten, bis sich tatsächlich etwas ereignete. Um kurz vor zehn Uhr – das Stundenglas verriet ihnen die genaue Zeit – segelten sechs Boote an dem toten Arm vorbei.

      „Das sind die Kerle, ich schwör’s“, zischte Dan O’Flynn. „Seht ihr, wie stark die Kähne bemannt sind? Die haben Verstärkung geholt und wollen es uns elenden Christenhunden jetzt mal richtig zeigen.“

      „Wenn du weiter so herumtönst, haben wir sie gleich am Hals“, raunte der Profos.

      Sie schwiegen und beobachteten die Boote. Ja, ihrem aufgebrachten Gebaren nach suchten die Männer dort draußen wirklich die Auseinandersetzung mit den „Giaurs“, und so mancher arabische Fluch wehte zu den Seewölfen herüber.

      Doch vorerst entdeckten sie den Gegner nicht. Sie segelten an dem Zugang vorbei und verschwanden. Bald hatte die Nacht die Umrisse ihrer Boote verschluckt.

      Carberry hielt es für richtig, die Sache dem Seewolf zu melden, also balancierte er durch das leicht schwankende Boot zu ihm hinüber und berührte ihn an der Schulter.

      Hasard war sofort wach.

      „Eigentlich sollten wir froh sein, daß sie uns nicht entdeckt haben“, sagte er leise. „Aber ich bin der Ansicht, daß wir auch jetzt nicht unvorsichtig sein dürfen.“

      „Ganz meine Meinung, Sir“, brummte Carberry.

      „Sie werden uns eine Falle stellen, sobald sie sich davon überzeugt haben, daß wir nicht mehr vor, sondern hinter ihnen sind. Weiter flußabwärts suchen sie sich eine geeignete Stelle für ihr Vorhaben aus, und wir müssen auf eine unangenehme Überraschung gefaßt sein.“

      „Ja“, sagte Ferris Tucker, der sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte. „Diese verbohrten Muselmanen lassen also nicht locker. Wie wäre es, wenn wir ihnen ein Schnippchen schlagen? Was hältst du davon, Sir?“

      „Eine ganze Menge. Ich schätze, sie bauen eine Matten-Barriere quer über den Fluß oder sonst irgendein Hindernis, um uns den Weg zum See zu versperren.“

      „Der Teufel soll sie holen“, sagte der Profos ärgerlich. „Wir müssen ihnen zuvorkommen.“

      „Wie?“ fragte Ferris.

      Der Seewolf lächelte plötzlich.

      „Hört mal her“, sagte er. „Ich halte es für richtig, den Kerlen sofort, aber unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen zu folgen – damit wir rechtzeitig am Mann sind, falls sie den Fluß wirklich blockieren.“

      „Allgemeines Wecken also?“ fragte Carberry. „Alle Mann auf Manöverstation?“

      „Ja, Ed.“

      Carberry begann sofort, die Schlafenden in Boot eins wachzurütteln, Ferris Tucker kehrte in Boot zwei zurück, das unmittelbar neben dem anderen lag, und gab erst Ben Brighton und dann den anderen Kameraden Bescheid.

      So war binnen kurzer Zeit wieder alles wach, und auch Arwenack krabbelte zwischen den Beinen der Männer herum. Den Papagei allerdings griff sich Carberry rechtzeitig, ehe er davonfliegen und den Gegner womöglich auf sie hinweisen konnte.

      Er stopfte ihn sich ins Hemd, das er während der Nacht trug, knöpfte es bis zum Hals hinauf zu und sagte drohend: „Laß dich bloß