Название | Jungsteinzeit |
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Автор произведения | Silviane Scharl |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170367425 |
Eine Zeit des Umbruchs – Klima- und Landschaftswandel
Die ab dem frühen Holozän einsetzende Wiedererwärmung brachte einen enormen Landschaftswandel mit sich, der u. a. mithilfe der Pollenanalyse untersucht wird. Hierfür werden in sog. Pollenarchiven wie Seen oder Moorablagerungen Bohrkerne gewonnen und die darin enthaltenen Pollen ausgezählt und zeitlich eingeordnet. Anhand dieser Untersuchungen können dann z. B. Aussagen zur Waldzusammensetzung in bestimmten Zeiten, zu Waldauflichtungen oder generell zu Vegetationsveränderungen getroffen werden.
Der im Holozän einsetzende Landschaftswandel betraf sowohl die Küsten, die sich durch das abschmelzende Eis deutlich veränderten, als auch das Festland, das durch die steigenden Temperaturen eine massive Vegetationsveränderung erfuhr (
Der Klimawandel veränderte aber auch unsere Küsten (
Abb. 4.2: Von links nach rechts im Uhrzeigersinn: typische Vegetation und Fauna des Alleröd, der Jüngeren Dryas (beide am Ende des Pleistozäns), des Präboreal und des Boreal in Mitteleuropa.
führte zu einem deutlichen Anstieg des Meeresspiegels (an der Nordseeküste 120 m vom niedrigsten Stand während des letzten glazialen Maximums bis zum Ende des Mesolithikums; sog. eustatischer Meeresspiegelanstieg), wodurch sich die Küstenlinien des nördlichen Mitteleuropas weit in das bis dahin bestehende Hinterland verschoben. Doggerland – das Festland, das in den pleistozänen Kaltzeiten die britischen Inseln mit dem Kontinent verbunden hatte – wurde zu einer Insel in der Nordsee, die jedoch unter dem weiter steigenden Meeresspiegel am Ende des 7. Jahrtausends v. Chr. ganz verschwand. Um diese Zeit brach auch die bis dahin noch bestehende Landverbindung zwischen Südengland und dem Kontinent endgültig ab5.
Auch die heutige Ostsee durchlief durch den Meeresspiegelanstieg ebenso wie durch die Hebung des Landes infolge verminderten Drucks durch das abschmelzende Eis (sog. Isostasie) eine deutliche Veränderung. Am Beginn des Holozäns handelte es sich um ein mit Gletscherwasser
Abb. 4.3: Zeitlich differenzierte Kartierung der Küstenlinie und der Vergletscherung in Mittel- und Nordeuropa. Hellblaue Signatur: große Seeflächen.
verfülltes Becken, das als »Baltischer Eisstausee« bezeichnet wird. Durch den Meeresspiegelanstieg bildete sich jedoch am Ende des 10. Jahrtausends v. Chr. eine Verbindung zum Meer aus und das sog. Yoldiameer entstand, benannt nach einer in dieser Zeit dort vorkommenden Muschelart, der sog. Yoldia arctica. Die isostatische Landhebung führte jedoch im 9. Jahrtausend v. Chr. dazu, dass diese Verbindung erneut abriss, sodass nun der sog. Ancylussee entstand, benannt nach der dort vertretenen Süßwasserschnecke Ancylus fluviatilis. Im 7. Jahrtausend v. Chr. kam es erneut zu einem Durchbruch zum Meer und das sog. Littorina-Meer entstand (benannt nach der »Großen Strandschnecke« Littorina littorea). Diese vergleichsweise rasche Abfolge von Meeres- und Seestadien brachte einen wiederholten Wechsel der Fauna (marine Arten wechselten mit aquatischen Arten) und damit einhergehend der Nahrungsgrundlagen mit sich6.
Da sich die Küstenlinie während des Mesolithikums deutlich ins Landesinnere verschob, wurden Lagerplätze entlang ihres ehemaligen Verlaufs überschwemmt. Frühmesolithische Küstenfundplätze werden in Nord- und Ostsee daher mithilfe der Taucharchäologie entdeckt und erforscht. Im Inland hinterließ das abschmelzende Eis ebenfalls Wasserflächen und das gestiegene Grundwasser führte z. B. im Gebiet der heutigen Nordseeküste und ihrem Hinterland im Lauf der Zeit zur Bildung zahlreicher Niedermoore.
Holozäne Wildbeuter im archäologischen Befund und die Frage nach Kontinuität
Die Menschen im Mesolithikum lebten – wie schon zuvor in der Altsteinzeit – als mobile Jäger und Sammler. Aber die veränderte Umwelt machte auch veränderte Jagd- und generell Subsistenzstrategien notwendig. Im archäologischen Fundmaterial ist dies z. B. an den im Vergleich zur vorangehenden Altsteinzeit veränderten Steingerätetypen erkennbar. So gewannen die bereits erwähnten Mikrolithen nun massiv an Bedeutung. Diese dienten als Geschossspitzen (
Dabei unterliegen die Mikrolithen stilistischen (sog. typologischen) Veränderungen, die eine interne zeitliche Gliederung des Mesolithikums ermöglichen, auch wenn keine absoluten Daten zur Verfügung stehen. Für das frühe Mesolithikum sind einfache Spitzen kennzeichnend, die dann von sog. Dreiecksmikrolithen abgelöst wurden. Die Feuersteinklingen, die zur Herstellung dieser Geschoss-Spitzen und anderen Feuersteingeräten genutzt wurden (