Название | Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Историческая фантастика |
Серия | |
Издательство | Историческая фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745214710 |
„Es tut mir leid, was in der Kathedrale geschehen ist“, sagte Gorian. „Ich war unbedacht und unwissend.“
„Das waren wir alle zu gewissen Zeitpunkten unseres Lebens“, gab Aberian zurück. „Und genau die Momente, in denen wir uns am schwächsten zeigten, waren diejenigen, in denen wir am meisten innerlich gewachsen sind. Das wird bei dir nicht anders sein.“
„Heißt das ... dass ich die Ausbildung fortsetzen darf?“, fragte Gorian.
Aberian lächelte mild. „Du hast doch noch gar nicht damit angefangen. Alles, was du bis jetzt weist, ist ein Nichts gegenüber dem, was es noch zu erkennen gilt. Und glaub mir, dieser Zustand wird sich selbst dann nicht ändern, wenn du die Meisterschaft errungen hast – gleichgültig, in welchem Haus dies auch sein mag.“
In diesem Augenblick öffnete sich wieder die Tür der Kanzlei, und Meister Thondaril trat ein. Sein Blick glitt von Gorian zum Hochmeister, dann verneigte er sich kurz und sagte: „Wie ich sehe, werde ich bereits erwartet.“
„Du hast einen mächtigen und wortgewandten Fürsprecher, Gorian“, sagte Aberian und deutete mit einem Kopfnicken auf Thondaril. „Und wir haben lange über dich und dein Schicksal im Entscheidungskonvent beraten. Über dich und das Zeichen, unter dem du geboren wurdest, den fallenden Stern und die besondere Affinität, die du offenbar zum Sternenmetall hast, aber auch über deinen Vater, den wir nicht nur in einem freundlichen Licht sehen. Wie du verstehen wirst, hat all das bei unserer Entscheidungsfindung eine Rolle gespielt.“
Aberians Blick ruhte, während er sprach, auf Gorian, und dieser fühlte sich zunehmend unwohl in seiner Haut.
„Nun sagt ihm schon, wie die Entscheidung ausgefallen ist, werter Hochmeister“, sagte Thondaril schließlich. „Oder wollt Ihr bereits prüfen, wie viel Talent er für das Haus der Seher von Natur aus mitbringt, obwohl ihn sein Vater in dieser Kunst garantiert nicht unterwiesen hat?“
„Wir haben uns entschlossen, dir die Ausbildung in allen fünf Häusern zu gestatten, Gorian“, erklärte Aberian daraufhin. „Der Verborgene Gott allein weiß, ob die Hoffnungen, die wir in dich setzen, gerechtfertigt sind. Aber andererseits sind wir nicht blind gegenüber den Zeichen, und wenn eine Möglichkeit besteht, dass deine Schicksalslinie einst die von Morygor kreuzen und sie beenden kann – oder auch nur in einer für uns günstigen Weise beeinflusst -, wäre es fahrlässig von uns, dich abzuweisen.“
„Ich ... ich danke Euch!“, stieß Gorian überwältigt hervor und konnte im ersten Moment sein Glück kaum fassen.
„Heilerin Hebestis hält deine magische Grundbegabung für außerordentlich groß“, äußerte Meister Thondaril in einem eher nüchternen Tonfall. „Sie könnte unter Umständen ausreichen, um tatsächlich in allen fünf Häusern die Meisterschaft zu erreichen – auch wenn du nicht damit rechnen darfst, dass deine Fortschritte überall gleich schnell vonstatten gehen.“
„Ich werde alles tun, was notwendig ist“, erklärte Gorian, und plötzlich hatte er das Gefühl, dass ihn ein Strom innerer Kraft durchfuhr und jede Faser seines Körpers und jeden Winkel seiner Seele erreichte. Die Schwäche, die ihm seit dem Vorfall in der Kathedrale anhaftete, schien auf einmal wie weggeblasen. Und selbst die tiefe Trauer und Verstörung, die der Tod seines Vaters und die nachfolgenden Ereignisse in ihm ausgelöst hatten, traten in den Hintergrund. „Ihr werdet sehen, ich werde mich als würdig erweisen, werter Hochmeister.“
Aber weder Aberian noch Thondaril zeigten sich von diesem Versprechen beeindruckt. Nein, diese gestandenen Ordensmeister konnte man nur mit Taten beeindrucken, das wurde Gorian in diesem Moment klar.
Kapitel 17: Prüfungen
Für Gorian wurde ein spezieller Ausbildungsplan erstellt, der es ihm erlaubte, dem Unterricht in allen fünf Häusern beizuwohnen. Darauf, dass seine Fortschritte in der jeweiligen Hausmagie unterschiedlich groß sein würden, hatte man Gorian mehrfach hingewiesen. Thondaril ließ es sich jedoch nicht nehmen, es ihm noch einmal in einem längeren Gespräch deutlich zu machen. „Nicht alles kann man gleich schnell erreichen, aber ich denke, du wirst selbst erkennen, wo du zunächst Schwerpunkte setzen musst und welche Ziele noch Zeit brauchen. Und über die wichtige Rolle, die der Faktor Zeit bei der Entfaltung eines magischen Talents spielt – mag es auch noch so erstaunlich groß sein –, haben wir ja schon gesprochen. Es wird daher Geduld und sehr große Disziplin deinerseits bedürfen, vor allem einer Disziplin des Geistes ...“
Gorian verbrachte die Tage vorwiegend mit den Übungen, die ihm von den Lehrmeistern der jeweiligen Häuser aufgetragen wurden. Dazu kam der Unterricht in alt-nemorischer Sprache, die er zwar schon recht gut beherrschte, aber deren Kenntnisse trotzdem noch erheblich erweitert und vertieft werden mussten. So erkannte er während des Unterrichts bei dem uralten Meister Kenniak vom Haus der Seher, der den Schülern die Sprache der Magie beibrachte, dass jedes alt-nemorische Wort neben der vordergründigen Bedeutung mindestens noch zwei oder drei weitere hatte, die erst aus dem Zusammenhang heraus erschlossen werden konnten und geeignet waren, den Geist in die Ebene der Magie zu entführen. Manche der Axiome, die Gorian schon hundert Mal gelesen hatte, erhielten auf diese Weise eine völlig neue Aussage.
Heilerin Hebestis persönlich überwachte Gorians Ausbildung im Haus der Heiler. „Großes Talent schützt nicht vor großer Dummheit“, mahnte sie ihn, und ihr faltiges Gesicht erinnerte Gorian in diesem Augenblick an die schuppenartige Haut der Wald-Warane, die in Thisilien jeden Herbst an die Küste kamen, um dort bei Ebbe die Krebse aus dem Schlick zu picken. „Die Konstellation deiner Geburt und all deine Kraft werden dir nicht helfen, wenn du letztere nicht auch zu nutzen verstehst.“
„Dann lehrt mich, wie man sich selbst heilt!“, bat Gorian.
„Ein Lähmzauber für deine Zunge würde dich auf jeden Fall davor bewahren, vorlaute Forderungen zu stellen!“, erwiderte Hebestis. „Dazu bedürfte es noch nicht einmal der speziellen Magie der Heiler, und doch würdest du von deinem schlimmsten Leiden erlöst.“
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