Название | Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Историческая фантастика |
Серия | |
Издательство | Историческая фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745214710 |
„Um ehrlich zu sein, war mein Vater kein Mann großer Worte und ausgedehnter Erzählungen“, erwiderte Gorian.
Die Stirn des Kaisers umwölkte sich leicht. „Ich verstehe“, murmelte er und hustete leise. Von dem chronischen Atemleiden, das ihn schon seit seiner Kindheit plagte, hatten ihn selbst die Ordensheiler nicht befreien können. Sie hatten ihm zwar Linderung verschafft, aber das war alles, was sie in diesem Fall zu leisten imstande gewesen waren, und dies wiederum erinnerte so manchen im Orden auf unangenehme Weise daran, dass auch die Alte Kraft nur begrenzte Möglichkeiten eröffnete.
Dann aber beugte sich der Kaiser vor, und er sprach leise, so als wären seine Worte ganz allein für Gorian bestimmt und für sonst niemanden. „Ich werde deinen Weg aufmerksam verfolgen, Gorian aus Twixlum. Sehr aufmerksam.“
„Herr, darf ich Euch um etwas bitten?“
„Aber gewiss. Bitte, worum immer du willst, und falls es in meiner Macht steht, werde ich erwägen, dir deinen Wunsch zu erfüllen“, versprach Corach.
Er hustete noch einmal, holte ein parfümiertes Tuch hervor und hielt es sich unter die Nase, was den Hustenreiz etwas milderte.
„Ich bitte Euch, nutzt die Zeit, um Verbündete zu suchen. Ihr werdet sie bald brauchen, denn Morygors Angriff in diesem Sommer wird – wie Ihr schon richtig sagtet - nicht der letzte Vorstoß seiner Horden nach Süden gewesen sein. Sein Reich dehnt sich unaufhaltsam aus, und wenn der Schattenbringer einen noch größeren Teil der Sonne verdeckt, sodass die Kälte das ganze Jahr über regiert, werden die Frostkrieger zurückkehren. Darum schmiedet jetzt Bündnisse. Schickt Gesandte ins Basilisken-Reich, zu den Greifenreitern und ins Ogerland. Gewinnt das Westreich und die Caladran als Eure Bundesgenossen, dann ist es vielleicht möglich, Morygors Horden mit vereinten Kräften zu schlagen.“
Der Kaiser wirkte vollkommenen perplex. Zunächst zeigte sich pures Befremden, gepaart mit einem Ausdruck der Überraschung in seinen Zügen, dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. Doch dieses Lächeln war nicht ohne Zynismus, und so ließ es den Herrscher eher überheblich als sympathisch wirken.
Er steckte das Riechtuch ein und klatschte in die Hände. „Bravo! Du scheinst nicht nur in der Magie bewandert, wie man es von einem Ordensschüler erwarten darf, sondern taugst sogar zum Kanzler.“ Er kicherte. „Für einen Herzog oder gar Kaiser fehlt dir ja leider die edle Geburt. Und die kann auch ein Himmelszeichen wie jenes, das dein Hochmeister erwähnte, nicht ersetzen.“
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„Eine feine Schau war das!“, keuchte Torbas, ein paar Tage später, als der Tross des Kaisers die Ordensburg längst wieder verlassen hatte, um von der Gabelung des Gont aus in Richtung Estia zu ziehen, wo sich alles auf den kommenden Heiligreichstag vorbereitete. „Wie vor dem Hochmeister, so vor dem Kaiser! Alle Achtung, das macht dir so schnell keiner nach!“
Er packte den Griff eines Schwertes mit beiden Händen, täuschte einen Angriff vor und hieb dann in Kopfhöhe auf Gorian ein, der diesen Schlag allerdings mit Leichtigkeit parierte. Ein Dutzend Mal in rascher Folge prallte der Stahl ihrer beider Klingen gegeneinander. Torbas trieb Gorian ein Stück zurück, doch dann gewann dieser wieder die Oberhand.
Die Augen beider waren vollkommen schwarz. Es war eine der zusätzlichen Übungsstunden, die sie zusammen abhielten und in denen sie sich in der Vervollkommnung der Schwertmagie übten.
Sie lösten sich voneinander und hielten inne.
Torbas hatte in letzter Zeit sehr an Schnelligkeit und Gewandtheit gewonnen, und er verstand es immer besser, sich in den Gegner hineinzuversetzen und vorauszuahnen, was er als Nächstes tat. Es war so, wie zu vermuten gewesen war: Was das Talent anging, war er Gorian ebenbürtig, und das zeigte sich immer mehr, je weiter die Ausbildung fortschritt und Torbas nachholte, was Gorian bereits von seinem Vater gelernt hatte.
Das Wichtigste war natürlich die ständige Übung.
„Ich mache keine Schau!“, sagte Gorian sehr ernst. „Für niemanden. Ich will nicht beeindrucken, sondern das erreichen, was ich für richtig halte und wovon ich überzeugt bin, dass es notwendig ist.“
„Dann versucht du etwa nicht Eindruck auf eine gewisse Heilschülerin zu machen?“ Torbas grinste ihn an, dann zuckte er mit den Schultern. „Aber warum solltest du nicht? Das kann ich verstehen. Doch dem Kaiser Ratschläge zu geben, dass er sich Verbündete suchen soll?“ Er kicherte, schüttelte aber dann energisch den Kopf. Seine Augen verloren die schwarze Färbung, da er die innere Sammlung, die für einen einigermaßen gefahrlosen Übungskampf vonnöten war, nicht mehr aufbrachte. Seine Körperhaltung entspannte sich, und er stützte die Arme auf sein Schwert. „Also das war wirklich dreist, Gorian. So dreist, dass man schon fast wieder Respekt davor haben muss.“
„Aber es ist doch die Wahrheit!“, erregte sich Gorian. „Du bist den Frostkriegern nie begegnet. Du hast nicht erlebt, mit welcher Macht sie ins Land einfallen, mit welch dämonischer Kraft sie zu kämpfen verstehen und mit welcher Grausamkeit sie alles Lebendige auslöschen. Selbst Schwertmeister können nur mit Mühe gegen sie bestehen, und wenn das Frostreich erst zum großen Schlag ausholt, wird die Kälte das Land erfassen, sodass sich diese untoten Bestien darin wie zu Hause fühlen und noch an Kraft gewinnen.“
„Aber der Kaiser hatte doch Erfolg“, erinnerte Torbas. „Sein Sieg wird überall durch seine Herolde im wahrsten Sinn des Wortes herausposaunt!“
„Sieg nennst du das?“, höhnte Gorian. „Ein Sieg gegen ein paar geschwächte Verbände, die entweder versprengt, sich selbst überlassen und ohne Führung oder sowieso schon auf dem Rückzug waren. Das ist nichts, woraus man Hoffnung für die Zukunft schöpfen kann.“
Torbas atmete tief durch. Er spürte wohl, wie ernst es Gorian damit war. „Und glaubst du vielleicht, deine Ratschläge an den Kaiser hätten irgendeinen Erfolg gehabt? Ich will dich ja nicht entmutigen, aber mir scheint, Corach ist mehr damit beschäftigt, seine eigene Herrschaft auf dem Heiligreichstag zu festigen und die Kaiserkrone möglichst auch noch für seinen Erstgeborenen zu sichern. Nur dafür sucht er Verbündete, unter anderem unseren verehrten Hochmeister, wie ich stark annehme. Westreichische Galeeren, die Krieger des Basilisken-Reichs, irgendwelche Oger-Söldner oder ein Luftheer der Greifenreiter nutzen ihm da nichts.“
„Aber allein werden wir das Heilige Reich nicht verteidigen können. Es ist ein Riese auf tönernen Füßen, und Morygor holt bereits zum entscheidenden Schlag aus, um diesen Riesen zu Fall zu bringen. Vermutlich wartet er nur auf den astrologisch genau vorausberechneten Zeitpunkt, an dem sich irgendwelche metamagischen Kraftlinien des Polyversums schneiden. Er ist uns voraus, Torbas. Wie immer geht sein Blick viele Jahre weiter als der unserer besten Seher, und wir sind wie ein blinder Oger-Ringer auf dem Jahrmarkt, der nicht zu sehen vermag, wann der Angriff seines Gegners erfolgt.“
„Ich schlage vor, du wirst Hochmeister und versuchst dann irgendwann, den Kaiser in deinem Sinn zu beeinflussen“, meinte Torbas. „Aber dazu solltest du vielleicht wenigstens in einem Haus die Prüfung eines Meisters abgelegt haben. Die anderen wirst du dann sicherlich in Windeseile nachholen.“ Spott schwang in seinen Worten mit.
„Wir haben keine Zeit mehr, um auf irgendetwas zu warten, Torbas.“
Das Gesicht des Angesprochenen nahm daraufhin ebenfalls einen sehr ernsten Ausdruck an. Er trat auf Gorian zu, blieb nur zwei Schritte vor ihm stehen. „Was sollte deiner Meinung nach geschehen?“
„Das, was ich immer schon gesagt habe: Morygors Schicksalslinie muss gekreuzt werden.“