Название | Medienpsychologie |
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Автор произведения | Sabine Trepte |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170391567 |
VerfahrenWelche physiologische Aktivität wird gemessen?Mit welcher Apparatur wird was gemessen?Auf welchen psychologischen Prozess wird geschlossen?Medienpsychologische Beispieluntersuchung
Magnetresonanztomografie (fMRT) Stoffwechselaktivitäten. Während mit EDA und EKG Reaktionen des peripheren Nervensystems beobachtet werden, untersucht man mit EEG und fMRT funktionale Aktivitäten des autonomen Nervensystems und auch, wie bestimmte Teile des Gehirns in Verbindung stehen (Turner et al., 2019). Im Vordergrund stehen beispielsweise Fragestellungen zu Einstellungen und Einstellungsänderung (
Wie in der obigen Definition deutlich wird, beinhaltet Psychophysiologie immer zwei Schritte: Erstens die Messung eines körperlichen Zustandes oder einer körperlichen Reaktion; zweitens den Rückschluss auf kognitive, emotionale Prozesse oder verhaltensbezogene Phänomene. Bei diesem Rückschluss ergeben sich zwei Probleme: Das Problem der Messartefakte und das Valenzproblem. Als Nachteil psychophysiologischer Maße gilt, dass bei der Messung psychophysiologische Reaktionen erfasst werden, die nicht aufgrund der Medienstimuli, sondern aus anderen Gründen entstehen. Manche kann man zuordnen, andere werden evtl. falsch zugeordnet und resultieren in Messartefakten.
Psychophysiologische Daten verraten der Forscherin oder dem Forscher nur wenig über die Valenz, also die subjektive Bedeutung einer Reaktion. Wir vermuten bei einer steigenden Herzrate, dass eine Aufmerksamkeitsallokation stattfindet, wissen jedoch nicht, ob sich der damit verbundene Erregungszustand »gut anfühlt«, also als positive Spannung erlebt oder aber als unangenehmer Stress wahrgenommen wird. Psychophysiologische Daten erlauben Aussagen über die Potenz (Stärke) einer Reaktion, nicht über ihre Valenz (Bedeutung, Bewertung). Eine Ausnahme ist das EMG, mit dem die Muskelaktivität im Gesicht erfasst und damit auf (z. T. sehr subtile, nicht mit bloßem Auge beobachtbare) freudige und traurige Mimik geschlossen werden kann. Bei den anderen psychophysiologischen Methoden helfen ergänzende Befragungen weiter.
Bis heute gibt es ein erhebliches Interesse, aber – verglichen mit Experimental- oder Befragungsstudien – deutlich weniger Forschung, die mit psychophysiologischen Daten arbeitet. Dies ist vermutlich auf den großen Aufwand und die Anschaffungskosten zurückzuführen. In der Regel können nur ein oder zwei Versuchspersonen gleichzeitig beobachtet werden. Auch aufgrund des Aufwandes werden insbesondere fMRT-Studien mit kleinen Stichproben und geringer Power durchgeführt (Turner et al., 2019). Es kann also sein, dass bestimmte, kleinere Zusammenhänge und Effekte nicht signifikant werden und schlimmstenfalls sogar weniger veröffentlicht werden (
2.5 Qualitative Methoden
Wie fühlen sich Menschen, die sich gegen die Nutzung sozialer Netzwerkseiten im Clearnet entschieden haben und stattdessen unter einem Pseudonym ein soziales Netzwerk im Darknet nutzen? Wenn ein Forschungsfeld wenig bekannt ist und exploriert werden soll, wenn situative Strukturen sowie Prozesse des Erlebens und Verhaltens besonders tiefgehend analysiert werden sollen, so eignen sich qualitative Verfahren.
Definition
Qualitative Methoden sehen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Einzelfall vor. Die qualitative Forschung ist induktiv, schließt also von Beobachtungen des Einzelfalls auf allgemeinere Zustände, Prozesse oder Typen. Die Rekonstruktion und das Verstehen des Einzelnen bzw. eines bestimmten Phänomens stehen im Vordergrund. Basierend darauf werden Aussagen über Zusammenhänge, Ursache-Wirkungsbeziehungen oder Verhaltensmuster getroffen.
Die qualitative Forschung hat zum Ziel, die Realität in ihrer vollen Komplexität zu beobachten, zu beschreiben und zu verstehen. Es geht darum, die Bedeutungszuschreibungen und Sinngebungen handelnder Subjekte nachzuvollziehen. Im Vordergrund steht die sogenannte Rekonstruktion, also die genaue Aufarbeitung der beobachteten Prozesse mit dem Ziel einer realitätsgetreuen Abbildung (Gläser & Laudel, 2020).
Während quantitative Verfahren (z. B. standardisierte Befragungen oder psychophysiologische Methoden) Merkmale mithilfe von vorher festgelegten Indikatoren erfassen und sie dadurch quantifizierbar machen, werden mit qualitativen Verfahren diese Indikatoren im Material rekonstruiert und beschrieben.
Eine systematische Grundlage und Leitlinie der qualitativen Forschung ist die Grounded Theory-Methode (Glaser & Strauss, 1967). Sie fasst Ziele, Vorgehensweisen und methodologische Ausgangsüberlegungen der qualitativen Forschung zusammen. Sie beinhaltet, dass theoretische Vorannahmen und in der qualitativen Studie gefundene Erkenntnisse gleichermaßen relevant sind und verknüpft werden und dass qualitative Forschung als ein iterativer Prozess zu verstehen ist. In vielen aktuellen methodologischen Überlegungen sind Ideen der Grounded Theory wiederzufinden. Das Ziel der Grounded Theory-Methode ist, systematisch Theorien zu entwickeln. Darüber hinaus gibt es weitere theoretische Zugänge der Rekonstruktion und Theoriebildung (vgl. im Überblick Mikos & Wegener, 2017).
Zu den qualitativen Verfahren zählen beispielsweise das qualitative (Leitfaden-)Interview, das narrative Interview, die Gruppendiskussion (als eine spezifische Form der Befragung), die teilnehmende Beobachtung, biografische Methoden, Medientagebücher, Kinderzeichnungen und die qualitative Inhaltsanalyse (Mayring, 2016; Mikos & Wegener, 2017). In der Medienpsychologie sind hauptsächlich qualitative Interviews vertreten und diesen möchten wir uns deshalb im Folgenden widmen.
Das qualitative Interview wird auch als Leitfaden-, Expert:innen- oder problemzentriertes Interview bezeichnet und ist eine Form der mündlichen Befragung, bei der Einzelpersonen zielgerichtet hinsichtlich einer bestimmten Forschungsfrage bzw. Problemstellung befragt werden (Gläser & Laudel, 2020). Die Befragung kann dabei z. B. in Form eines halb-strukturierten Interviews durchgeführt werden, wobei der Interviewer oder die Interviewerin einem Gesprächsleitfaden folgt, in dem zentrale Fragestellungen festgehalten sind. Das Gespräch ist dabei aber nicht auf einen festen Ablauf festgelegt und kann vom Leitfaden abweichen. Auch nicht-strukturierte Formen der Befragung sind möglich (z. B. das narrative Interview), bei dem die Befragten aufgefordert werden, zu einem bestimmten Thema frei zu erzählen, und größtmöglichen Spielraum bei der Ausgestaltung der Erzählung haben. Maßgebend ist hier nicht die