Название | Medienpsychologie |
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Автор произведения | Sabine Trepte |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170391567 |
Computational Social Science und auch die automatisierte Inhaltsanalyse wird in psychologischen Studien angewendet. Beispielsweise analysierten Youyou et al. (2015) inwiefern die Likes von Internetnutzer:innen einen Rückschluss auf ihre Persönlichkeit zulassen. In einem ersten Schritt wurden Persönlichkeitstests mit den Likes der User:innen abgeglichen und nach Mustern gesucht. Dazu griffen die Autor:innen auf kurze Persönlichkeitsfragebogen, die 70 000 Facebook-Nutzer:innen auf Facebook ausgefüllt hatten, und auf die Likes dieser Personen zurück. Beides wurde den Autor:innen von Facebook zur Verfügung gestellt. Die Autor:innen entwickelten einen Algorithmus zur Identifikation von Zusammenhängen zwischen spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen und Likes. Im nächsten Schritt sagten die Autor:innen die Persönlichkeit der User allein anhand der Likes vorher. Diese Vorhersage fiel ähnlich gut, teilweise sogar besser aus als eine Vorhersage der Persönlichkeit durch Freunde oder Bekannte. Dieses Vorgehen wird in ganz ähnlicher Weise in der Markt- und Meinungsforschung und zur Aussteuerung von Werbung in Form von Behavioral Targeting verwendet.
Für die medienpsychologische Forschung sind Inhaltsanalysen von großer Bedeutung. Sie ermöglichen uns, Medien, deren Inhalte und Beschaffenheit, als »Stimuli« des menschlichen Erlebens und Verhaltens besser zu verstehen. Ein tiefgehendes Verständnis der Medienangebote ist erforderlich, um Rückschlüsse auf das Erleben und Verhalten zu ziehen. Darüber hinaus liefern vor allem automatisierte Inhaltsanalysen den Vorteil, dass sie auch die Kommunikation der Nutzenden erfassen. Ethisch bringen die Computational Methods viele offene Fragen mit sich. Können wir öffentlich verfügbare Daten zur Kommunikation der Nutzenden ohne Abstimmung und ohne ihr Einverständnis verwenden? Öffentliche Verfügbarkeit von Daten ist nicht gleichbedeutend mit dem Einverständnis der Verwendung für die Forschung. Eine ethische Debatte wird dazu zunehmend geführt (Breuer, et al., 2020; Collmann & Matei, 2016; Zimmer & Kinder-Kurlanda, 2017).
Zusammenfassung
Medienpsychologische Erkenntnisse basieren auf empirischen Untersuchungen. Immer entscheidet die Qualität einer empirischen Studie darüber, welche Ergebnisse und Erkenntnisse überhaupt gewonnen werden können. Dementsprechend ist für die Interpretation von medienpsychologischen Studienergebnissen und auch Theorien bedeutsam, auf welchen Methoden sie basieren und wie gemessen wurde. In der Medienpraxis und in der Wissenschaft ist deshalb der erste Schritt vor der Verwendung eines Ergebnisses ein Blick in den »Methodenteil« des Artikels oder des Forschungsberichts.
Alle Methoden haben ihre berechtigten Einsatzgebiete, ihre Vor- und Nachteile. Im Experiment können auch weniger zugängliche Reaktionen erhoben werden, denn Medieninhalte werden in einem Stimulus dargeboten und im Vergleich zur Kontrollgruppe kann gemessen werden, ob eine spezifische Reaktion auf diesen spezifischen Stimulus erfolgt. Die Befragung wird meistens eingesetzt, wenn man Menschen zutraut, dass sie selbst Auskunft geben können, und wenn man auf eine festgelegte Grundgesamtheit schließen möchte. Psychophysiologische Methoden und Apparaturen gehen noch weiter unter die Bewusstseinsgrenze, z. B. indem Emotion und Aktivation über die Beobachtung der Gehirnaktivität, Blickbewegungen und Herzrate gemessen werden. Natürlich gibt es auch medienpsychologische Problemstellungen mit wenig bestehender Forschung und vielen offenen Fragen. Dann eignen sich besonders qualitative Verfahren. Sowohl standardisiert als auch offen und explorativ kann auch bei der Inhaltsanalyse von Log-Daten vorgegangen werden, die mithilfe von Computational Methods analysiert werden. Dazu werden die »Spuren« der Internetznutzung angesehen und ausgehend davon auf Gewohnheiten und Verhaltensmuster geschlossen.
Grundsätzlich gilt für die genannten Verfahren, dass sie vor allem in Kombination, in der sog. Triangulation, zum Erfolg führen. Das kann bedeuten, dass verschiedene Methoden zum Einsatz kommen, um dieselbe Fragestellung mit verschiedenen Methoden zu beantworten. Es kann auch bedeuten, dass verschiedene Hypothesen einer Studie mit jeweils unterschiedlichen Methoden adressiert werden. Die Triangulation (Verknüpfung verschiedener Methoden) und die Replikation (Wiederholung einer Studie) sind wichtiger Teil des medienpsychologischen Forschungsrepertoires. Nur wenn dieselben Forschungsfragen wiederholt gestellt werden, können wir sichergehen, dass sie sich in anderen Laboren, Kontexten, Zeiten und Kulturen replizieren lassen. Und nur wenn diese Wiederholungen gelingen, können wir uns auf die Ergebnisse der Studien verlassen.
Literaturempfehlungen
Döring, N. & Bortz, J. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften (5. Aufl.). Springer.
Fahr, A. & Hofer, M. (2013). Psychophysiologische Messmethoden. In W. Möhring & D. Schlütz (Hrsg.), Handbuch standardisierte Erhebungsverfahren in der Kommunikationswissenschaft (S. 347–365). Springer VS.
Gläser, J. & Laudel, G. (2020). Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen (7. Aufl.). Springer VS.
Koch, T., Peter, C. & Müller, P. (2018). Das Experiment in der Medien- und Kommunikationswissenschaft: Grundlagen, Durchführung und Auswertung experimenteller Forschung. Springer VS.
Mikos, L. & Wegener, C. (Hrsg.). (2017). Qualitative Medienforschung: Ein Handbuch (2. Aufl.). UVK Verlag.
Möhring, W. & Schlütz, D. (2019). Die Befragung in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Eine praxisorientierte Einführung (3. Aufl.). Springer VS.
Potter, R. F. & Bolls, P. D. (2012). Psychophysiological measurement and meaning: Cognitive and emotional processing of media. Routledge.
Rössler, P. (2011). Skalenhandbuch Kommunikationswissenschaft. Springer VS.
Fragen zur Selbstüberprüfung
1. Erklären Sie den Forschungsablauf anhand eines von Ihnen selbst erdachten medienpsychologischen Beispiels.
2. Definieren Sie interne und externe Validität. Warum ist das Problem der internen und externen Validität in der medienpsychologischen Forschung besonders brisant?
3. Was sind typische Merkmale eines Experiments?
4. Welche Vorteile haben Befragungen und welche Arten von Befragungen werden in der Medienpsychologie am häufigsten eingesetzt?
5. Welche methodischen Probleme sind mit dem Einsatz von Befragungen verknüpft?
6. Welchen Vorteil haben Panelbefragungen im Vergleich zu Befragungen mit nur einem Messzeitpunkt?
7. Nennen Sie fünf psychophysiologische Methoden und was diese messen.
8. Worin bestehen die wesentlichen Unterschiede zwischen qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden?
9. Beschreiben Sie den Ansatz der Computational Social Science und zeigen Sie die Bedeutung der Computational Social Science für die Medienpsychologie auf.
10. Warum sind automatisierte Inhaltsanalysen besonders gut geeignet, um in der Medienpsychologie neue Perspektiven aufzuzeigen?
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