Bier vor Ort. Volker R. Quante

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Название Bier vor Ort
Автор произведения Volker R. Quante
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783944369631



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      Gasthausbrauerei, Likör- & Wurstmanufaktur

      Donauring 71a

      76 344 Eggenstein-Leopoldshafen

      Baden-Württemberg

      Deutschland

      +49 7247 963 200

      Brauhaus »Zum Sternen«, Hambrücken

      »Rindvieh!«

      »Was? Ich habe doch gar nichts gemacht!«

      »Nein, nicht Du! Da, auf dem Bürgersteig!«

      Und in der Tat: Mitten auf dem Bürgersteig an der Hauptstraße in Hambrücken steht ein Rindvieh. Schwarz und aus Plastik. Ein richtiger Stier sogar, mit bedrohlich spitzen Hörnern. Auf der Flanke groß die Aufschrift »Hambrücker Wurst- und Brauhaus« und daneben das schmucke Wappen des Brauhaus »Zum Sternen«.

      Nix wie hinein.

      Statt der unterbewusst erwarteten typischen Gasthausbrauereiatmosphäre (glänzende Kupferkessel, Bier-Memorabilia allerorten) empfängt mich eine urgemütliche kleine Gastwirtschaft, die so aussieht, als würde es sie schon immer geben. Ein wenig altmodisch, das Motto verkörpernd: »Wenn was geändert werden müsste, dann täten wir das ja schon, aber es ist doch gut so, wie es ist!« Eine kleine Theke mit vier Zapfhähnen, eine Reihe von Holztischen mit Stühlen rundherum, ein Nebenraum. Die Eckkneipe nebenan.

      Brauerei? Auf den ersten Blick: Fehlanzeige. Auf den zweiten: Ja, in der Karte ist die Rede von Sternenbräu. Und an der Theke hängt eine Kreidetafel: Sternenbräu Festbier. Weihnachten ist schon eine Weile vorbei, also schnell das Festbier bestellt, bevor es vielleicht bald alle ist. Hellbernsteinfarben mit einem kräftigen Schaum steht es vor mir im hübschen Glaskrug. Das gleiche Wappen wie draußen auf dem Rindvieh leuchtet mich an.

      Der Geschmack? Kräftig, herb, süffig. Nicht glatt und gefällig, sondern knackig. Ordentlich herb, leicht malzaromatisch. Tolles Bier.

      »Und das ist hier gebraut? Ich seh ja gar nix von einer Brauerei?«, flachse ich die freundliche Bedienung an. »Doch, doch! Kommen Sie mal mit. Die ist ganz winzig, hier, im Nebenraum!« Eine Aufschrift auf der Holztür im Treppenhaus verspricht: Sudhaus. Die Dame öffnet die Tür zu einer winzigen Kammer, und da steht sie, die Brauerei. Eingezwängt in ein kleines, gefliestes Räumchen. Eine simple Konstruktion aus Stahl, auf Zweckmäßigkeit getrimmt, schmucklos. Kein Aushängeschild, das man sich mitten in die Gaststube stellt, sondern ein Arbeitsgerät.

      Zwei Fragen schießen mir sofort durch den Kopf. Erstens: Wie kann der Brauer sich in diesem winzigen Raum überhaupt bewegen?, und zweitens: Wozu braucht es eigentlich andernorts all die auf Hochglanz polierten Luxus-Sudwerke, wenn doch hier, auf dieser einfachen Anlage, so ein wunderbares Bier entsteht?

      Mit dem festen Vorsatz, hier möglichst bald wieder einzukehren, um auch die anderen Biersorten zu verkosten, steige ich wieder ins Auto und fahre in die neblige Nacht. Aber meine Gedanken bleiben noch eine Weile in dieser kleinen und idyllischen Gastwirtschaft, in der die Welt einfach noch in Ordnung zu sein scheint.

      Das Wirtshaus ist im Jahr 1904 gebaut worden und befindet sich seit 1907 bis heute im Besitz der Familie Grub. Die winzige Brauerei wurde 2006 installiert, und seitdem gibt es vier Biersorten im Angebot. Helles, Schwarzes und Hefeweizen als Standardbiere und dazu ein regelmäßig wechselndes Saisonbier – zum Zeitpunkt meines Besuchs eben das Festbier. Neben dem Brauereibetrieb wird hier auch noch selbst geschlachtet; die in der Speisekarte aufgeführten Fleisch- und Wurstgerichte sind aus eigener Herstellung.

       Das Brauhaus »Zum Sternen« ist dienstags, mittwochs und sonntags ab 12:00 Uhr geöffnet, donnerstags und freitags ab 15:30 Uhr und sonnabends ab 16:30 Uhr. Montags ist Ruhetag. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Hambrücken nicht so einfach zu erreichen – die nächste Bahnstation ist gut zwei, drei Kilometer entfernt. Aber mit dem Wagen ist es problemlos, und entlang der Hauptstraße kann man gut parken.

       Brauhaus »Zum Sternen«

      Hauptstraße 160

      76 707 Hambrücken

      Baden-Württemberg

      Deutschland

      +49 7255 5198

      BAYERN

      Berghof Babel, Wald

      Es gibt Orte und Momente, in denen präsentiert sich das Allgäu so überirdisch perfekt, dass es nur noch kitschig ist, gar nicht mehr anders als kitschig sein kann.

      Leicht wellen sich die Hügel des Voralpenlands, die Straße schlängelt sich in gleichmäßigen, ruhigen Windungen hinauf und hinab. Am Horizont grüßen die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Nach den Regenfällen der vergangenen Tage steht das frische Gras leuchtend grün und saftig; noch saftiger und noch satter leuchten die buttergelben Köpfe des Löwenzahns.

      Allgäuer Frühling.

      Vor uns auf dem Hügel taucht ein großes, sehr gepflegtes Gehöft auf – der Berghof Babel. Die Häusergruppe liegt etwas außerhalb des Örtchens Wald. Der Kies knirscht leise unter den Reifen, als wir auf den Parkplatz rollen. »Walder Käskuche« steht an der Hauswand, und darunter »Schaukäserei, Brauerei«.

      »Mutig, mutig!«, denke ich, Käsebakterien und Bierhefe traut vereint unter einem Dach, das wird wohl eine echte Herausforderung an die Betriebshygiene und die Qualitätskontrolle sein.

      Das Erdgeschoss des Gebäudes ist nicht nur groß, sondern auch großzügig. Eine einladende Käsetheke für den Direktverkauf gleich rechts, eine blitzblank polierte Brautheke der Firma Kaspar Schulz gleich links. Ein Großserienprodukt, gewissermaßen, aber doch immer wieder sehenswert. Vor uns der Schankraum mit überraschend wenig Tischen, dafür aber viel Platz davor, und rechts hinten hinter Glas die Schaukäserei.

      Staunend starren wir durch die großen Fenster. Blitzblank ist alles, sauber hergerichtet, effizient angeordnet. In unseren Gedanken sehen wir den Käser zwischen den Bottichen hin und her laufen, sehen, wie er die Käseharfe durch die eingedickte, langsam ausflockende Flüssigkeit zieht.

      Doch halt, wir sind ja nicht wegen des Käses, sondern eigentlich eher wegen des Biers hier. Flugs also einen Platz gesucht. Blitzschnell kommt die freundliche Bedienung angelaufen und empfiehlt uns, als hätte sie unsere Fragen schon geahnt, die Tiroler Brotzeitplatte, da seien mehrere Käsesorten aus eigener Produktion dabei, luftgetrockneter Schinken, und natürlich ein Glas des hier gebrauten Biers, des Hellen. Daneben gäbe es aber auch immer ein Weißbier und zur Zeit auch einen Maibock als Saisonbier.

      Na wunderbar, das lässt sich gut an.

      Die Brotzeitplatte schmeckt hervorragend, lediglich das simple Graubrot ist ein wenig einfallslos – etwas mehr als nur ein ganz normales Mischbrot hätte es gerne sein dürfen. Das Wald Bräu Hell dazu ist frisch, leicht herb, sehr solide und ordentlich. Und vor allem: keine Spur einer Kreuzinfektion mit den Käsebakterien.

      Die zweite Sorte, das Hefeweißbier. Eigentlich ja nicht so meins, ich mag den Stil nicht, aber dieses hier schmeckt. Feine Bananennoten, vollmundig, fruchtaromatisch und fast schon ein wenig sämig.

      Und schließlich die dritte Sorte, das Saisonbier: Walder Maibock! Ich mache große Augen. Pechschwarz mit einem leicht beigefarbenen, kremigen Schaum steht das Bier vor mir. Ein kräftiger Schluck. Malzig, voll, ein bisschen nach Röstmalz schmeckend, vielleicht sogar auch ein Hauch Färbemalz. Ein ganz exzellentes Bier, kräftig, nahrhaft, wärmend, sättigend. Aber ganz bestimmt kein Maibock! Ein Maibock ist hell, höchstens mal bernsteinfarben und hopfig-herb!

      Dieser Bock hier ist tiefschwarz und malzig. Damit gibt er einen ausgezeichneten Christ-, Oster-, Doppel-, Schwarz-, Fest- oder Wasweißich-Bock ab, und zwar