Grüner Hund. Kinga Rybinska

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Название Grüner Hund
Автор произведения Kinga Rybinska
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783956930584



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Ressourcen gerecht verteilt sind und keine Gruppe bevorzugt oder vernachlässigt wird. Ökonomische Nachhaltigkeit betrifft eine Wirtschaftsweise, die auf langfristigen Erfolg ausgerichtet ist, Ressourcen sparsam einsetzt und Prozesse effizient gestaltet. Nach eben diesen Kategorien habe ich auch die Themen, Interviewpartner, Manufakturen und Konzepte ausgewählt, die hier vorkommen: gute Konzepte, umweltfreundliche Materialien, biologisch erzeugte Lebensmittel mit kurzen Transportwegen, mitarbeiterfreundliche Arbeitsmodelle, soziale Werkstätten, langfristige Strategien. Für mich persönlich bedeutet Nachhaltigkeit vor allem aber die dauerhafte Fähigkeit zu teilen: Denn regionale Manufakturen mit grünen Zielen geben anderen sehr viel ab. Sie zahlen bessere Löhne, kaufen teurer ein, unterstützen oft Menschen mit Behinderung, erlauben eigenen Mitarbeitern eine gute Work-Life-Balance, spenden an den Tierschutz, gewähren Tieren mehr Lebensraum und schenken ihnen eine längere Zeit auf Erde. Kurzum: Sie teilen gerne.

       Die Grenzen der Nachhaltigkeit

      Bei meinen Recherchen habe ich gezielt nach "grünen Überzeugungstätern" gesucht, die mit ihrem Engagement zugunsten der Umwelt, des Menschenwohls und des Tierschutzes keine – primär – wirtschaftlichen Ziele verfolgen. Es gibt schließlich genug Unternehmen, die den Begriff Nachhaltigkeit oder Corporate Social Responsibility nur für Werbezwecke missbrauchen. Die Spreu vom Weizen zu trennen – also die echten Macher von den Wort-Jongleuren zu unterscheiden – war noch relativ einfach. Das Feuer und die Leidenschaft – selbst wenn sie auf leisen Sohlen kommen – lassen sich ja auf Dauer nicht vortäuschen. Viel schwieriger war es, die Grenzen der Nachhaltigkeit zu akzeptieren oder auch kleine Zwischenschritte als grüne Erfolge zu honorieren.

       Mein Anliegen

      Mit meiner Wahl der Gesprächspartner habe ich versucht, ein ganzes Spektrum der modernen, nachhaltigen Hundehaltung abzubilden: von der Adoption über Ernährung und therapeutische Behandlungen bis zum Zubehör für Hund und Halter. Ich habe eingefleischte Experten, aber auch blutige Anfänger zu Wort kommen lassen. In meinem Buch erscheinen Unternehmer, die mit ihren grünen Konzepten bereits auf dem Markt etabliert sind, Privatpersonen, die ihr Leben dem Tierschutz gewidmet haben, und Ärzte oder Therapeuten, die nach Lösungen in der Natur statt im Arzneimittelverzeichnis suchen. Sie alle sind ein lebender Beweis dafür, dass grüne Aktivitäten nicht nur möglich, sondern auch sinnstiftend und – angesichts der erschreckenden Entwicklung weltweit – auch unbedingt notwendig sind. Die breite Palette der unterschiedlichen grünen Alternativen soll möglichst viele Hundehalter zum Nachdenken und Nachahmen anstiften – auch, wenn sie sich nur für die eine oder andere Änderung in ihrem Leben entscheiden.

       Ein alternatives Handbuch

      Es ist mir durchaus bewusst, dass dieses Handbuch ein eher ungewöhnliches Format hat: "Grüner Hund" ist kein herkömmliches Nachschlagewerk mit rein wissenschaftlichen, alphabetisch gelisteten Inhalten. Vielmehr findet man hier Reportagen und Interviews zu ausgewählten Sachfragen. Deswegen ist "Grüner Hund" eine Art Handbuch für Enthusiasten, die sich Zusammenhänge erlesen.

       Ein letzter Dank

      Meiner Schwester Kasia möchte ich für ihren unerschöpflichen Optimismus danken, mit dem sie mich immer wieder ansteckt. Matthias danke ich für seine Geduld und den Glauben an mich. Ein Fels in der Brandung. Meinen Freunden verdanke ich ihre Zeit, ihr Know-how und ihre guten Vibrations, die mich durch das ganze Projekt begleitet haben. Den vielen – mir bekannten und auch fremden – Unterstützern, die das Crowdfunding-Projekt für sinnvoll erachtet haben, bin ich sehr verbunden. Ohne euch gäbe es das Buch nicht. Danke.

      Nachhaltigkeit nach dem Drei-Säulen-Modell

      Zum Wohle der tierischen Freunde: Zwischen Hundeliebe und Kuhkonsum

      Eigentlich ist mein ganzes Buch dem Tierschutz gewidmet. Denn in meinen Augen gehört dazu nicht nur, dass man ab und an für bedürftige Tiere spendet. Der Tierschutz fängt im Futternapf der Haustiere an. Oder sogar schon im Stall der Nutztiere, die später im Futternapf landen. Tierschutz heißt auch: schonende, nach Möglichkeit chemiefreie Behandlung im Krankheitsfall, naturbelassene Pflegemittel oder unbedenkliches Zubehör, mit dem der Hund in Berührung kommt.

       Das ewige Dilemma

      Tierschutz ist extrem vielschichtig, weil wir – wie es Melanie Joy treffend formuliert – "Hunde lieben, Schweine essen und Kühe tragen" und den Widerspruch meist erfolgreich ausblenden.2 Doch er existiert. Die Nutztiere, die später in dem Napf unserer ach so geliebten Hunde landen, verdienen ebenfalls Respekt und ewige Dankbarkeit. Viele Tierschutzorganisationen greifen diesen Widerspruch auf und plädieren für vegetarische oder vegane Ernährung, wie etwa die PETA, die Albert Schweitzer Stiftung oder die SOKO Tierschutz. Die wenigsten Tierhalter würden in der Konsequenz für ihren Hund einen veganen Lebensstil wählen. Trotz des Schicksals der Nutztiere argumentieren Tierhalter mit der artgerechten Ernährung der so genannten Carnivoren (Fleischfresser). Ich gehöre auch dazu, bin allerdings überzeugt, dass auch moderate Mengen von hochwertigem Fleisch im Hundenapf langfristig eine Verbesserung für die Nutztiere nach sich ziehen. Vorausgesetzt, mehr Menschen reflektieren ihr Konsumverhalten. Und vorausgesetzt, die Politik macht mit. Die Massentierhaltung in der heutigen Form gehört jedenfalls schnellstens verboten. Nicht nur im Interesse der Nutztiere, sondern auch zum Wohle der Menschen (und ihrer Haustiere), die dadurch vor ungesunden Zusätzen, die im Billigfleisch vorhanden sind, und klimaschädlichen Auswirkungen der ausbeuterischen Landwirtschaft verschont werden.

       Weltweiter Fleischkonsum steigt

      Der Fleischkonsum in Deutschland fällt seit einigen Jahren. Die positive Entwicklung ändert aber leider nichts an der Zahl der Tierschlachtungen, weil das überschüssige Fleisch exportiert wird: In Ländern wie China oder Brasilien konsumieren die Menschen im Zuge ihres steigenden Wohlstands nicht nur selbst mehr Fleisch, sondern halten auch mehr Haustiere, die ebenso Fleisch bzw. viel mehr fleischbasiertes Futter bekommen. Noch ist der Trend zu mehr Fleisch global unaufhaltsam. Doch gibt es Zeichen, die auch in eine andere Richtung weisen.

       Gut für die Seele

      Aktuell haben 44 Prozent aller deutschen Haushalte einen tierischen Mitbewohner. Das wirkt sich aufs Gemüt aus – und zwar äußerst positiv, besonders im Falle der Hundehalter. Zahlreichen Untersuchungen zufolge fördern Hunde soziale Kontakte3, lindern Stresssymptome4 und beruhigen. Menschen mit Tieren haben einen niedrigeren Blutdruck im Vergleich zu Menschen unter ähnlichen Lebensumständen ohne Tierkontakt5. Hundehalter leiden zudem seltener an saisonal bedingten Depressionen, dem sogenannten "Winter-Blues". Chronisch kranke oder frisch operierte Menschen, die einen Hund an ihrer Seite haben, sind entspannter, spüren weniger Schmerzen und benötigen weniger Medikamente. Das Beobachten von Tieren, Streicheln und Körperkontakt zu ihnen bauen Aggressionen ab. Tierkontakt wirkt auch angstmindernd, vor allem Hunde reduzieren Ängste bei Menschen. Regelmäßige Bewegung mit dem Tier beugt Übergewicht vor, unterstützt das Immunsystem und senkt Cholesterinwerte. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus. Laut der Heimtierstudie6 der Universität Göttingen erspart die Hundehaltung dem deutschen Gesundheitswesen jährlich 1,5 bis 3 Milliarden Euro. Unter diesem Gesichtspunkt bieten Hunde die beste Grundlage, um positiv gestärkt und im Einklang mit der Natur zu leben – sie machen uns jedenfalls leicht, auf grünen Wegen unterwegs zu sein. Eigentlich.

       Schlecht fürs Klima

      Bei den unumstrittenen Vorteilen der Haustierhaltung und ihrer positiven Auswirkung auf die menschliche Psyche darf aber fairerweise auch die Tatsache nicht verschwiegen werden, dass Hunde (und Katzen) mit ihrer fleischhaltigen Nahrung einen beträchtlichen Treibhausgas-Ausstoß verursachen. Die Umweltfolgen einer fleischbasierten Ernährung sind weitaus größer als die