Название | Don Bosco - eBook |
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Автор произведения | Teresio Bosco |
Жанр | Философия |
Серия | |
Издательство | Философия |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783769880144 |
„Bring sie mir, dann wirst du schon sehen, was geschieht.“ Der Ton Margheritas war entschlossen. Giovanni nahm die Rute und legte sie weit weg von der Mutter auf den Boden: „Ihr werdet mich doch nicht damit schlagen?“ „Warum denn nicht, wenn du solche Dinge lieferst?“ „Mama, ich tus nie wieder!“ Margherita musste lächeln, und Giovanni auch.
An einem heißen Sommertag kamen Giovanni und Giuseppe einmal vom Weinberg zurück und waren fast am Verdursten. Margherita ging zum Brunnen, zog einen Eimer frischen Wassers herauf und gab mit einem Schöpflöffel zuerst Giuseppe zu trinken. Giovanni zog ein langes Gesicht. Diese Bevorzugung hatte ihn gekränkt. Als die Mutter dann auch ihm zu trinken geben wollte, tat er so, als wolle er nichts mehr. Margherita sagte kein Wort, trug den Eimer in die Küche und schloss die Tür.
Nur einen Augenblick war sie drinnen, da stand Giovanni schon hinter ihr: „Mama …“ „Was gibts?“ „Bekomm ich auch etwas zu trinken?“ „Ach so, ich dachte, du hättest keinen Durst mehr.“ „Verzeih, Mama!“ „So ist es gut.“ Dann reichte sie auch ihm einen Schöpflöffel voll Wasser.
Inzwischen war Giovanni acht Jahre alt geworden, ein richtiger Junge, und er konnte schallend lachen. Er war etwas klein gewachsen, aber kräftig, hatte dunkle Augen und dichtes, gelocktes Haar wie die Lämmer. Eine besondere Vorliebe zeigte er für Abenteuer und Wagnis. Über aufgeschlagene Knie jammerte er nicht.
Jetzt konnte er auch schon auf so manche Bäume klettern und Vogelnester ausrauben. Einmal erging es ihm übel dabei. Ein Kohlmeisennest steckte tief in einer Spalte. Giovanni hatte den Arm bereits bis über den Ellbogen hineingesteckt, da merkte er, dass er ihn nicht mehr herausbrachte. Immer wieder versuchte er es, aber dabei schwoll der Arm an. Giuseppe, der von unten aus zuschaute, musste die Mutter holen. Margherita kam mit einer kleinen Leiter. Aber auch ihr gelang es nicht, den Arm zu befreien. Sie musste einen Bauern suchen, der mit einem Stemmeisen zu Hilfe kam. Giovanni stand der Schweiß in dicken Perlen auf der Stirn. Von unten rief Giuseppe, der noch mehr Angst hatte als Giovanni selbst: „Halt dich fest, sie kommen!“
Der Bauer wickelte den Arm des Jungen in Margheritas Schürze. Dann begann er, mit Hammer und Stemmeisen zu arbeiten. Sieben oder acht Schläge genügten, und der Arm rutschte wieder heraus. Margherita hatte nicht mehr den Mut, Giovanni zu schimpfen. Er stand da wie ein begossener Pudel. Sie sagte nur: „Stell doch nicht immer wieder etwas Neues an!“
Der „Teufel“ auf dem Dachboden
An einem Herbstabend war Giovanni zusammen mit seiner Mutter beim Großvater in Capriglio. Die große Familie saß beim Abendessen um den Tisch. Das kleine Öllämpchen vermochte das Dunkel kaum zu durchringen. Da – plötzlich ein verdächtiges Geräusch über den Köpfen. Es wiederholte sich ein-, zwei-, dreimal. Alle schauten nach oben und hielten den Atem an. In der Stube wurde es mäuschenstill. Und wieder kam vom Dachboden das geheimnisvolle Geräusch, gefolgt von einem langen, dumpfen Schleifen. Die Frauen machten das Kreuzzeichen, die Kinder drückten sich an ihre Mutter.
Eine alte Frau begann mit verhaltener Stimme zu erzählen, wie früher einmal auf dem Dachboden ein lang gezogenes Geräusch, ein Ächzen und entsetzliche Schreie zu hören gewesen waren. „Das war der Teufel – und jetzt kommt er zurück“, murmelte sie und bekreuzigte sich dabei. Dann trat wieder Stille ein. Giovanni aber brach das Schweigen und sagte gelassen: „Ich glaube, dass das ein Marder ist und nicht der Teufel.“
Wieder herrschte Stille. Da – noch ein dumpfer Schlag und ein lang gezogenes Schleifen. Die Zimmerdecke, zu der alle ängstlich aufschauten, war aus Holz. Über ihr befand sich der Dachboden, der als Getreidespeicher diente.
Giovanni sprang plötzlich hoch und rief: „Schauen wir doch nach!“ „Du bist verrückt! Margherita, halt ihn zurück! Mit dem Teufel ist nicht zu scherzen!“ Aber Giovanni war schon auf den Beinen, nahm eine Laterne, zündete sie an und griff nach einem Stock. Margherita meinte: „Wäre es nicht besser, bis morgen früh zu warten?“ Er entgegnete nur: „Mama, habt vielleicht auch Ihr Angst?“ „Nein“, sagte sie darauf, „gehen wir zusammen.“
Sie stiegen die Holztreppe hinauf. Auch die anderen folgten mit Laternen und Stöcken. Giovanni stieß die Tür auf und hob die Laterne hoch, um besser sehen zu können. Schon hörte man den ängstlichen Schrei einer der Frauen: „Da, in dieser Ecke, schaut!“
Alle schauten. Ein umgestürzter Getreidekorb schwankte und bewegte sich umher. Giovanni trat einen Schritt vor. „Nein, Vorsicht! Das ist ein verhexter Korb!“, warnten sie ihn. Giovanni aber packte den Korb mit einer Hand und hob ihn hoch. Eine große, zerzauste Henne, die wer weiß wie lange darunter gefangen gewesen war, schoss wie eine Gewehrkugel heraus und gackerte heftig.
Um Giovanni herum lachte alles schallend. Der Teufel hatte sich als Henne entpuppt. Der leichte Korb, der an der Wand gelehnt hatte, war dort nicht festgemacht gewesen. In seinem Geflecht hatten noch einige Weizenkörner gesteckt, die die Henne hatte herauspicken wollen. Dabei war der Korb über sie gestürzt und hatte sie gefangen gesetzt. Das arme Tier hatte sich zu befreien versucht und war dabei hin- und hergerannt, sodass der Korb an Gegenstände gestoßen war und das Gepolter verursacht hatte.
Oje, der Ölfleck!
Jeden Donnerstag ging Margherita zum Markt nach Castelnuovo. Sie nahm zwei Bündel mit Käse, Hühnern und Gemüse mit, um es zu verkaufen. Zurück kam sie mit Leinen, Kerzen, Salz und einigen kleinen Geschenken für die Kinder, die ihr immer entgegenliefen, sobald die Sonne unterzugehen begann.
An solch einem Donnerstag, während des Lippa-Spiels, landete einmal der Stock auf dem Dach. „Auf dem Küchenschrank gibt es noch einen,“ sagte Giovanni, „ich hole ihn.“ Er rannte in die Küche. Der Schrank aber war zu hoch für ihn. Deshalb stieg er auf einen Stuhl, griff mit dem Arm auf den Schrank und – krach! – lag der Ölkrug in Scherben auf dem Boden.
Das Öl rann über die roten Ziegelsteine. Als Giuseppe merkte, dass Giovanni nicht zurückkam, rannte auch er ins Haus. Da sah er die Katastrophe und hielt sich die Hände vor den Mund: „O je, wenn Mama heute abend zurückkommt …“
Sie versuchten, den Schaden zu beseitigen und nahmen dazu den Besen. Die Scherben waren schnell zusammengekehrt, aber der Ölfleck wurde immer größer und mit ihm wuchs auch ihre Angst. Giovanni war eine halbe Stunde ganz still. Dann zog er sein kleines Messer aus der Tasche, ging zur Hecke und schnitt eine Gerte ab. Damit verschwand er in einer Zimmerecke und begann, an der Gerte zu schnitzen. Aber auch in seinem Kopf arbeitete es. Er überlegte sich, was er zur Mutter sagen sollte. Zum Schluss war die Rinde auf verschiedene Weise eingeritzt und die Gerte so verziert.
Bei Sonnenuntergang gingen sie der Mutter entgegen. Giuseppe blieb unsicher etwas zurück. Giovanni dagegen rannte zu ihr: „Guten Abend, Mama, wie geht es Euch?“ „Gut – und dir? Warst du brav?“ „Hm, Mama, schaut!“ Dabei zeigte er ihr die verzierte Gerte. „Was hast du denn angestellt?“, fragte sie ihn. „Diesmal verdiene ich wirklich Prügel. Mir ist etwas Schlimmes passiert … Ich habe den Ölkrug zerbrochen.“ Dann erzählte er in einem Atemzug, wie das geschehen war, und schloss: „Ich habe Euch eine Rute mitgebracht, weil ich sie wirklich verdient habe. Nehmt sie, Mama!“
Er reichte ihr die Rute noch einmal hin und schaute Margherita von unten her an, mit Augen, aus denen halb Reue und halb Schläue blitzte. Auch Margherita schaute ihn einige Augenblicke an. Dann aber musste sie lachen, und auch Giovanni lachte jetzt. Die Mutter nahm ihn an der Hand, und so gingen sie zusammen ins Haus. „Weißt du, dass du dabei bist, ein schlauer Fuchs zu werden? Um den Krug tut es mir nicht leid, doch ich bin froh, dass du nicht gelogen hast. Pass aber das nächste Mal besser auf, denn auch das Öl ist teuer.“
Jetzt kam Giuseppe hinzu, nachdem er bemerkt hatte, dass der Sturm vorüber war. Giuseppe war damals neun Jahre alt, sehr sanft und ruhig, und besaß nicht die Lebhaftigkeit und Ausgelassenheit seines kleineren Bruders Giovanni. Er war schweigsam