Название | Don Bosco - eBook |
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Автор произведения | Teresio Bosco |
Жанр | Философия |
Серия | |
Издательство | Философия |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783769880144 |
Giovanni war mutlos und müde. Er brach in verzweifeltes Weinen aus: „Nehmt mich doch, in Gottes Namen! Ihr braucht mir nichts zu zahlen. Aber schickt mich nicht nach Hause! Da, seht,“ sagte er mit dem Mut der Verzweiflung, „ich setze mich hier auf die Erde und geh nicht mehr weg. Tut mit mir, was Ihr wollt, aber ich geh nicht fort.“ Und weinend begann er, die herumliegenden Weidenruten zu sammeln, um sie aufzubinden.
Luigis Frau, Dorotea, die 25 Jahre alt war, ließ sich erweichen: „Nimm ihn, Luigi, versuchen wir es wenigstens für einige Tage.“ Auch Teresa, ein 15-jähriges Mädchen, hatte Mitleid. Sie war die jüngste Schwester des Bauern und hatte die Kühe zu hüten. Sie meinte: „Ich bin groß genug, um mit euch auf dem Feld zu arbeiten. Für den Stall wäre er gerade recht.“
Und so begann Giovanni Bosco im Februar 1828 sein Leben als Stallknecht. Die Moglias waren eine begüterte Bauernfamilie, auch wenn alle selbst mit Hand anlegen mussten. Sie bearbeiteten den Boden, das heißt die Weinberge und Felder, und versorgten das Vieh. Sie beteten auch zusammen. Jeden Abend versammelte sich die ganze Familie zum Rosenkranzgebet um den Herd. Am Sonntag fuhr Luigi alle zum Hochamt, das der Probst Francesco Cottini in Moncucco feierte.
Dass Giovanni als Stallknecht arbeitete, war nichts Außergewöhnliches. Ab März gab es in dieser Gegend viele, die auf fremden Höfen als Stallknechte dienten. Das war der normale Weg für Jungen aus armen Familien. Am Fest der Verkündigung des Herrn, dem 25. März, gingen die Hofbesitzer in die Dörfer oder auf die Märkte, um Jungen als Saisonarbeiter anzuwerben. Für acht Monate harter Arbeit erhielten diese als Vergütung Kost und Logis sowie 15 Lire für Kleidung. Es gab aber auch welche, die nur für Kost und Logis arbeiteten.
Giovanni Bosco aber unterschied sich von all den anderen Knechten. Er war ungewöhnlich jung und trug einen Traum in seinem Herzen, den er eines Nachts gehabt hatte. Er selbst erzählte ihn uns später:
Ein Traum, der den Weg weist
„Mit neun Jahren hatte ich einen Traum, der mir mein ganzes Leben im Gedächtnis blieb. Mir schien, als wäre ich in der Nähe unseres Hauses, auf einem weiten Hof, wo eine große Schar Jungen spielte. Einige lachten, nicht wenige fluchten. Als ich das Fluchen hörte, stürzte ich mich sofort auf sie und versuchte, sie mit Schlägen und Schimpfen zum Schweigen zu bringen.
In diesem Augenblick erschien ein ehrwürdig aussehender, vornehm gekleideter Herr. Sein Gesicht leuchtete so stark, dass ich es nicht anschauen konnte. Er rief mich beim Namen und sagte: ‚Nicht mit Schlägen, sondern mit Güte und Liebe wirst du sie als Freunde gewinnen. Fang sofort an, zu ihnen über die Hässlichkeit der Sünde und die Kostbarkeit der Tugend zu sprechen.‘ Erschrocken und völlig verwirrt antwortete ich, dass ich ein armer, unwissender Junge sei.
In diesem Augenblick hörten die Jungen auf zu raufen und zu lärmen und versammelten sich um diesen Herrn. Fast ohne zu wissen, was ich sagte, fragte ich ihn: ,Wer seid Ihr, dass Ihr mir Unmögliches befehlt?‘ ,Gerade weil es dir unmöglich erscheint, musst du es möglich machen, durch Gehorsam und durch den Erwerb von Kenntnissen.‘ ,Aber wie soll ich denn diese Kenntnisse erwerben?‘ ,Ich werde dir eine Lehrmeisterin geben. Unter ihrer Führung wirst du weise werden.‘ ,Wer seid Ihr eigentlich?‘ ,Ich bin der Sohn der Frau, die dreimal am Tag zu grüßen deine Mutter dich lehrte. Nach meinem Namen frag meine Mutter.‘
In diesem Augenblick sah ich neben dem Herrn eine Frau von majestätischem Aussehen. Sie trug einen Mantel, der glänzte wie die Sonne. Weil sie merkte, dass ich ganz durcheinander war, winkte sie mich zu sich und nahm mich gütig an der Hand. ,Schau!‘, sagte sie. Ich schaute und bemerkte, dass alle Jungen verschwunden waren. An ihrer Stelle sah ich viele Ziegen, Hunde, Katzen, Bären und einige andere Tiere. ,Siehst du, das ist dein Arbeitsfeld. Werde demütig, tüchtig und stark, und was du jetzt an diesen Tieren geschehen siehst, das sollst du für meine Kinder tun.‘
Ich schaute. Da erschienen plötzlich anstelle der wilden Tiere sanfte Lämmer, die um den Herrn und die schöne Frau herumsprangen und blökten. Ich begann zu weinen und bat die Dame, mir das doch zu erklären. Ich wusste ja nicht, was es bedeuten sollte. Da legte sie mir die Hand auf den Kopf und sagte: ,Zur rechten Zeit wirst du alles verstehen.‘
Kaum hatte sie das gesagt, da wurde ich von einem Geräusch wach, und alles war verschwunden. Ich war völlig durcheinander. Mir kam es vor, als täten mir die Hände weh von den Schlägen, die ich ausgeteilt hatte, und als würde mein Gesicht brennen von den Ohrfeigen, die ich von diesen ungezogenen Jungen erhalten hatte.
In der Frühe habe ich den Traum zuerst meinen Brüdern erzählt, die darüber lachten, dann meiner Mutter und der Großmutter. Jeder legte ihn auf seine Weise aus. ,Du wirst ein Hirte werden‘, meinte Giuseppe; ,ein Räuberhauptmann‘, sagte Antonio bissig. Meine Mutter aber sagte: ,Wer weiß, vielleicht wirst du Priester.‘ Die Großmutter schließlich gab die definitive Antwort: ,Auf Träume kann man nichts geben.‘ Ich war der gleichen Ansicht. Trotzdem aber wollte mir dieser Traum einfach nicht aus dem Kopf gehen.“
Alle folgenden Jahre im Leben Giovanni Boscos waren von diesem Traum gekennzeichnet. Mama Margherita hatte es verstanden – und bald sollte es auch Giovanni verstehen –, dass dieser Traum ihm den Weg gewiesen hatte.
Don Boscos „Erinnerungen“
Mit 58 Jahren erinnert sich fast niemand mehr an das, was fünf Jahre zuvor passiert ist. Aber fast alle wissen noch ganz deutlich – so, als wäre es erst gestern gewesen –, was sie mit neun, elf oder 15 Jahren erlebt haben. Man spürt an seinen Knien förmlich noch die raue Rinde der Bäume, auf die man damals geklettert war, und es scheint einem, als hätte man erst gestern noch das warme Fell des Hundes berührt, neben dem man einst dahinrannte.
Mit 58 Jahren schrieb Don Bosco seinem eigenen Zeugnis zufolge im Auftrag des Papstes die Geschichte seiner ersten Lebensjahrzehnte nieder. Mit seinem beinahe fotografischen Gedächtnis füllte er drei große Hefte mit insgesamt 180 Seiten. Mit den Daten kam er dabei zuweilen etwas durcheinander. Aber die Episoden zeigen eine außerordentlich lebendige Frische. Und so können wir den Erlebnissen des Bauernjungen Giovanni Bosco aufgrund dieser „Memorie“ („Erinnerungen“) auch heute noch bis in viele Einzelheiten folgen.
Hunger und Krieg
„Der Name meiner Mutter war Margherita Occhiena aus Capriglio, Francesco der meines Vaters. Sie waren Bauern, die durch Arbeit und Sparsamkeit ihr Brot ehrlich verdienten.“ So schrieb Don Bosco in seinen „Memorie“. Giovanni Bosco wurde am 16. August 1815 geboren. Seine Mutter nannte ihn „Giuanín“, eine Kurzform seines Namens Giovanni, wie sie in ganz Piemont üblich war.
Giovanni Boscos erste Erinnerung ist die an den Tod seines Vaters. Francesco Bosco hatte ein kleines Haus und ein wenig Grund gekauft. Um die fünf Personen, für die er zu sorgen hatte, ernähren zu können, musste er zusätzlich bei einem begüterten Nachbarn arbeiten. Eines Abends, als er schweißgebadet vom Feld kam, ging er gedankenlos in den kalten Weinkeller seines Arbeitgebers. Einige Stunden danach überfiel ihn ein heftiges Fieber. Wahrscheinlich hatte er sich eine doppelseitige Lungenentzündung zugezogen. Ein paar Tage später starb er, mit nur 33 Jahren.
„Du hast keinen Vater mehr“
„Ich war noch keine zwei Jahre alt,“ so erzählte Don Bosco, „als mein Vater starb. Ich erinnere mich nicht einmal daran, wie er ausgesehen hatte. Ich weiß nur noch, dass meine Mutter sagte: ,Jetzt hast du keinen Vater mehr, Giuanín.‘ Alle gingen aus dem Sterbezimmer hinaus, aber ich wollte unbedingt bleiben. ,Komm, Giuanín‘, sagte meine Mutter sanft, aber bestimmt. ,Wenn der Vater nicht mitkommt, geh ich auch nicht‘, antwortete ich. ,Komm schon, Kleiner, du hast keinen Vater mehr.‘ Bei diesen Worten brach meine Mutter in Tränen aus und nahm mich mit. Ich weinte, weil sie weinte. Was kann ein Kind in diesem Alter schon verstehen? Aber der Satz: ,Du hast keinen Vater mehr‘ ist mir im Gedächtnis geblieben. Das ist das erste Ereignis, an das ich mich erinnere.“
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