Название | Der tadellose Herr Taft |
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Автор произведения | Husch Josten |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862800759 |
© Brigitta Leber Poisonpix
Husch Josten
geboren 1969 in Köln, studierte Geschichte und Staatsrecht und arbeitete als Journalistin. Heute lebt sie als Schriftstellerin in Köln. Ihr Debütroman »In Sachen Joseph« (2010) wurde für den aspekte-Literaturpreis nominiert. 2012 legte sie den vielgelobten zweiten Roman »Das Glück von Frau Pfeiffer« vor; 2013 erschienen die Kurzgeschichten »Fragen Sie nach Fritz«.
Zum Buch
Dass ich Soldatin bin, finden die Menschen bestenfalls exotisch, oft merkwürdig und für einige wenige bin ich gestört, martialisch, eine Kampflesbe oder ein Neonazi. Ich bin daran gewöhnt und kann damit umgehen. Bei dir, Taft, ist es jedoch anders. Ich bin mir sicher, dass du eigentlich nicht so tickst. Hinter all deinen Fragen verbirgt sich eine einzige, über die du bislang nicht und dafür heute die ganze Nacht nachgedacht hast, aber für deren Beantwortung du viel zu betrunken bist: Wofür würdest du kämpfen?
»Diesen Namen muss man sich merken: Husch Josten formuliert klar, mit Temperament und warmer Intelligenz.«
FELICITAS VON LOVENBERG, FAZ
»Wenn die Kölnerin Husch Josten von den Spielarten der Liebe erzählt, dann durchmisst sie nicht nur Hoffnungen und Enttäuschungen, sondern die ganze Welt.«
WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG
Daniel Taft verliert die Orientierung. Sang- und klanglos von seiner gerade erst geheirateten Frau verlassen, gibt der Dreißig-jährige die solide Karriere und das schöne Leben in Paris auf, zieht in Veronikas deutsche Heimatstadt, hofft und wartet dort auf ihre Rückkehr.
Was zunächst ein Akt der Verzweiflung ist, erweist sich als Beginn einer Karriere mit ungeahnten Möglichkeiten. Neue Bekanntschaften und insbesondere eine resolute junge Soldatin stellen ihn auf die Probe. Themen, die ihm fern liegen, verlangen bald schon Tafts ganze Aufmerksamkeit, und er begreift: Das eigene, kleine Leben ist Teil eines größeren, das private ein Teil des politischen Lebens.
Husch Josten erzählt in ihrem Roman die kuriose Lebens- und Liebesgeschichte eines Mannes, der nichts will und alles erreicht. Dabei zieht sie ihre Leser nicht nur in das spannende Beziehungsgeflecht ihrer Figuren, sondern auch mitten hinein in die Verwicklungen politischer Zeitläufte. So stellt sich am Ende die Frage: Wie tadellos kann ein Leben im 21. Jahrhundert sein?
Husch Josten
Der tadellose Herr Taft
Roman
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Alle Rechte vorbehalten
© by Berlin University Press in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2014
Der Text basiert auf der Ausgabe Berlin University Press, Berlin & Köln 2014
Lektorat: Christian Döring
Covergestaltung: Groothuis. Gesellschaft der Ideen und Passionen mbH
Hamburg Berlin
eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-86280-075-9
www.verlagshaus-roemerweg.de/Berlin_University_Press/
Inhalt
4. Als die Hauptpost noch eine war
Für Lotte, die eine Liebesgeschichte wollte.
Wer niemals Zweifel, niemals Befremden,
niemals (sit venia verbo) ein wenig Grauen
erregt, wer einfach immer nur geliebt wird, ist
ein Trottel, eine Lichtgestalt, eine ironische Figur.
Ich habe keinen Ehrgeiz in dieser Richtung. ---
(Thomas Mann, Mai 1904, an Katia Pringsheim)
1. Wie Taft zur Theorie kam
Er hatte seine Orientierung verloren. Das war kein räumliches Problem. Daniel Tafts Sinne waren gestört. Er, der immer seinen Weg gekannt und grundsätzlich die Richtung gewusst hatte, taumelte durch die Tage. Zuerst wurde ihm die Zeit gleichgültig, kurz darauf fanden seine Gedanken keinen Halt mehr, weder Ruhe noch Richtung. Taft bemühte sich, aber es gab kein Sujet, das sein Gehirn in Schach halten konnte. Dabei lagen die Themen auf der Straße. Mehr als genug. Nur fassbar waren sie nicht mehr. Unfassbar stattdessen ohne Veronika, seine Frau. Nichts wusste er mehr einzuordnen seit jenem 16. Juli, an dem sie verschwunden war. Keine Kategorien mehr für all die Angelegenheiten. Alles gleich interessant und uninteressant. Alles wichtig, alles unwichtig. Daniel Taft hatte die Urteilskraft verloren. Er war seinen Empfindungen ausgeliefert.
Aus diesem Grund eröffnete er ein Geschäft. In Veronikas Heimatstadt, vom Zentrum nicht weit entfernt. Alte Straße. Ein zwanzig Quadratmeter kleiner, für eine geringe Summe zu mietender Raum im Erdgeschoss eines denkmalgeschützten Hauses. Renovierungsbedürftig. Ohne funktionierende