Название | Wenn ich groß bin, werd' ich auch ein Machu Picchu |
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Автор произведения | Gabriela Urban |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958893580 |
»Du willst waaasss???«, fragte mich Lars ungläubig beim Abendessen, als ich ihm von den gemeinsamen Plänen mit der wildfremden Mama erzählte.
»Aber du hast doch gesagt, dass ich es ruhig machen soll«, erwiderte ich.
»Da hatte ich aber an einen Städtetrip nach Berlin oder vielleicht einen kurzen Ausflug nach Portugal gedacht. Aber Malaysia ...«, versuchte er zu kontern.
Nun gut, ich musste zugeben, dass mein Vorhaben mehr als verrückt klang. Mich mit einer Unbekannten zu treffen, die ich bis jetzt nur von ihrem Profilfoto auf Facebook her kannte, um dann mit einem gemieteten Bus durchs streng muslimische Malaysia zu fahren ... Doch ich konnte nicht anders! Dieses Abenteuer klang einfach viel zu spannend, um es nicht zu wagen. Ich schob all meine Befürchtungen beiseite und traf eine Entscheidung.
Unser Roadtrip durch Malaysia wurde zu einer unvergesslichen Reise, von der ich sicherlich noch meinen Enkelkindern erzählen werde. Wir fuhren quer durchs Land. Wenn uns zur Abwechslung nach Inselleben war, parkten wir unser treues Gefährt auf dem Festland, stiegen in ein Boot und mieteten einen Bungalow direkt am Strand. Während wir Mamas den Blick übers Meer schweifen ließen, tollten die Babys in der riesigen Sandkiste vor unserer Haustür herum, planschten in den seichten Wellen im Südchinesischen Meer oder erholten sich bei ihrem wohlverdienten Mittagsschläfchen unter Palmen. So wie wir Mamas auch. Wenn wir mehr Action haben wollten, kehrten wir der Insel den Rücken zu und fuhren zurück aufs Festland. Wir unternahmen Wanderungen durch den Dschungel, schlenderten in großen Städten und kleinen beschaulichen Orten über Nachtmärkte, wo unsere beiden Babys immer die ganze Aufmerksamkeit der Malaien auf sich zogen und zu absoluten Shootingstars wurden. Wir machten einen kurzen Abstecher nach Singapur und verbrachten insgesamt über 3.000 Kilometer in unserem weißen Bus on the road. Es war der ideale Abschluss meiner Elternzeit, voller Erlebnisse, Begegnungen und Abenteuer an der Seite einer unbekannten Mama und ihres Babys, die schon bald zu den besten Reisebegleitern wurden, die wir uns wünschen konnten. Die gemeinsame Zeit verging wie im Flug. Leider. Und der Abschied verlief sehr tränenreich. Madeline flog zurück nach Deutschland und ich weiter auf die Insel Langkawi, wo ich allein mit Dante eine Woche verbrachte und zusah, wie mein großes, kleines Baby am Strand beim Sonnenuntergang seinen ersten Meilenstein machte: Dante richtete sich freihändig auf, schwankte auf seinen kleinen Beinen hin und her, jauchzte dabei vor Freude, klatschte in die Hände, ging zwei zaghafte wackelige Schritte, plumpste in den warmen Sand und krabbelte mit einem breiten Lachen zum Meer.
REDEN WIR ÜBERSAlleinreisen mit Kind
Was für ein Glück, dass Madeline auf meine Mail geantwortet hat! Denn ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob ich mich zu jenem Zeitpunkt allein getraut hätte. Damals hatte ich viel zu viel Angst, dass ich das nicht gewuppt bekomme. Dementsprechend war ich froh, dass ich durch Zufall eine passende Reisepartnerin gefunden habe – und vor allem, dass mein Mann mir, nachdem er die frohe Kunde beim Abendessen einigermaßen verdaut hatte, den Rücken stärkte. Natürlich war er traurig, dass er auf unseren Sohn und mich so lange verzichten musste, doch er konnte gut nachvollziehen, dass ich diese Gelegenheit nutzen wollte.
Vielen Müttern und Vätern, ob alleinerziehend oder nicht alleinerziehend, ergeht es ähnlich wie mir. Sie hätten die Zeit und gegebenenfalls auch finanzielle Mittel, um mit ihrem Kind zu verreisen, aber sie trauen sich nicht. Zugegeben, mit dem Nachwuchs allein dieses Abenteuer zu wagen, erfordert eine Extraportion Mut und selbstverständlich auch eine gute Belastbarkeit und Organisation. Vor allem beim ersten Mal! Aber im Grunde ist das Alleinreisen mit einem Kind oder gar mehreren Kindern ähnlich, wie auf eine befristete Zeit alleinerziehend zu sein – nur halt in einer deutlich entspannteren Atmosphäre als zu Hause. Die alltäglichen Aufgaben, Verpflichtungen und Herausforderungen mit Kind kennt man ja bereits von daheim, allerdings fallen im Urlaub in der Regel viele Tätigkeiten im Haushalt weg, wie zum Beispiel Kochen, Wäsche, Aufräumen, Einkaufen oder Kücheputzen. Das ist eine enorme Entlastung. Was allerdings neben der Reiseplanung und dem Gepäck hinzukommt, ist in erster Linie das erdrückende Gefühl, dass man auf sich allein gestellt ist und eine enorme Verantwortung trägt, die man nicht kurz mit jemandem teilen kann. Zudem auf unbekanntem Terrain! Dementsprechend ist die erste große Hürde, sich von dieser Angst zu befreien. Ich weiß, keine einfache Aufgabe! Aber mal angenommen, diejenigen von uns, die nicht alleinerziehend sind, müssten auf einmal ihren Alltag mit Kind für ein gewisses Zeitfenster allein stemmen. Ohne jegliche Hilfe und Unterstützung. So wie es Alleinerziehende tagtäglich tun. Würden wir diese Herausforderung nicht auch meistern?
Trau dich!
Ganz klar. Nicht alle Mütter und Väter fühlen sich dabei wohl, allein mit ihrem Kind die Welt zu entdecken. Und das ist absolut okay, denn es ist wichtig, dass jeder Mensch die eigene Belastungsgrenze kennt. Wer diese deutlich überschreitet, wird auch im Urlaub keinen Spaß haben. Jedoch gibt es viele Eltern, die darüber nachdenken, aber noch etwas Motivation benötigen, um den ersten Schritt zu tun. Für euch möchte ich liebend gern die Rolle des Motivators übernehmen: Liebe Mutter oder lieber Vater, trau dich! Wenn du dem familiären Alltag zu Hause gewachsen bist, dann kannst du auch allein mit deinem Kind verreisen. Und im Grunde entscheidest du, mit welcher Art von Reise du dich in Begleitung deines Nachwuchses wohlfühlst und was dich nicht überfordert. Ob es nun der entspannte Urlaub in der Hängematte am Strand, ein aufregender Städtetrip wenige Stunden von der eigenen Haustür entfernt oder eine abenteuerliche Rundreise in der Ferne ist, entscheidest du. Glaub mir, allein mit dem eigenen Kind unterwegs zu sein ist eine wunderbare Erfahrung, die eure Beziehung um Welten intensivieren wird.
Wie hole ich meinen Partner mit ins Boot?
Mal angenommen, du hast für dich die Entscheidung getroffen, dass du gerne mit deinem Kind das Abenteuer wagen würdest, dann gilt es natürlich, auch die nächste große Hürde in Angriff zu nehmen – und zwar: Wie spreche ich mit meinem Partner oder dem anderen Sorgeberechtigten darüber? Und wie hole ich ihn mit ins Boot? Leider kann ich hierfür kein Patentrezept liefern. Dennoch kann ich dich nur ermutigen, mit dem Vater oder der Mutter über diesen Wunsch zu sprechen. Ihm oder ihr zu erklären, warum du das machen möchtest. Verdeutliche, wieso die Gelegenheit gerade perfekt ist. Zeige auf, dass auch andere alleinerziehende oder nicht alleinerziehende Eltern dieses Abenteuer wunderbar meistern.
Ich selber habe Blut und Wasser geschwitzt, bevor ich meinem Mann von meinen Reiseplänen erzählte. Natürlich wusste ich, dass ich ein enormes Opfer von ihm forderte, weil er so lange auf seine Familie verzichten sollte. Doch nach anfänglichem Knurren und Brummen, gönnte Lars mir und Dante die Auszeit. Außerdem sah er ein, dass er an meiner Stelle sicherlich einen ähnlichen Wunsch gehabt hätte. Wenn er ebenfalls die Zeit gehabt hätte, wäre auch er gerne mit Dante auf Reisen gegangen. Und vor allem wusste er von unserer gemeinsamen Bali-Reise, wie sehr Dante die Zeit unterwegs genossen hatte.
Der Survival-Guide für allein reisende Mütter und Väter
Vor allem bei Reisen außerhalb Europas ist es wichtig, dass allein reisende Elternteile eine unterschriebene Einverständniserklärung des anderen Sorgeberechtigten dabeihaben. Das gilt auch für alleinerziehende Mütter oder Väter, die nicht das alleinige Sorgerecht haben. Ohne diese Einverständniserklärung kann es passieren, dass Grenzbeamte die Einreise oder bereits die Abreise nicht genehmigen. Vom ADAC gibt es eine kostenfreie Vorlage, die in verschiedene Sprachen übersetzt ist. Zusätzlich sollte man eine Kopie des Reisepasses des anderen Sorgeberechtigten dabeihaben, damit die Unterschrift abgeglichen werden kann.
Eine internationale Geburtsurkunde des Kindes (Kosten etwa 20 Euro) sollte ebenfalls immer im Handgepäck dabei sein, vor allem wenn man einen anderen Nachnamen trägt als das Kind.
Alleinerziehende Elternteile, die das alleinige Sorgerecht haben, brauchen vom