Название | Wenn ich groß bin, werd' ich auch ein Machu Picchu |
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Автор произведения | Gabriela Urban |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958893580 |
Viele Menschen, mit denen ich mich austausche, bewundern immer wieder meinen großen Mut – und gehen davon aus, dass ich perfekt organisiert bin. Sie irren! Ich bin weder besonders mutig noch perfekt organisiert. Allerdings bin ich mittlerweile routiniert und weiß, was auf einer Reise mit Kind besonders wichtig ist. Du solltest
dich im Vorfeld nicht verrückt machen
+ dich mit der Reiseart und dem Land,
für das du dich entscheidest, wohlfühlen
+ die eigene Angst zu Hause lassen
(denn Angst ist ein schlechter Reisebegleiter)
+ stattdessen auf dein Bauchgefühl hören
+ mit viel Respekt und allen Sinnen reisen
+ ruhig weiter atmen, wenn mal wieder nichts nach Plan läuft,
+ dir nach Möglichkeit viel Raum für Spontanität und Flexibilität lassen
= entspannte Familienreise.
Das ist meine Zauberformel fürs Reisen mit Kindern. Mit außergewöhnlichem Mut hat das nichts zu tun – und wenn du das Chaos in unseren Unterkünften oder meiner Handtasche sehen würdest, wüsstest du, dass man auch ohne perfekte Organisation mit einem Kind reisen kann. Mit ein bisschen Willenskraft, Erfahrung und System, die man sich Schritt für Schritt aneignet, ist (fast) alles möglich, und die ganze Welt steht einem offen – auch und vor allem mit Kindern!
Was dich im Folgenden erwartet? Statt dich mit Fakten und Infos zu den gängigen Themen wie Packen, Fliegen, Dokumente, Checklisten und Co. zu erschlagen (die findest du dann gebündelt im Anhang des Buchs), nehme ich dich mit auf unsere zahlreichen Reisen durch nahe und ferne Länder und lasse dich hautnah teilhaben an unserem Leben als Mama und Sohn auf Reisen. Ich erzähle dir Geschichten von wundervollen Erlebnissen und unbezahlbaren Momenten unterwegs – und von Situationen, die einfach nicht so schön waren. Denn auch die Schattenseiten gehören zum großen Abenteuer mit dazu. In 14 Kapiteln findest du eine Menge Tipps, die mein Sohn und ich auf unseren gemeinsamen Reisen durch 35 Länder sammeln durften – und die ich jetzt gerne an dich weitergebe. Außerdem möchte ich vermitteln, was kleine Kinder eigentlich vom Reisen haben, was sie unterwegs lernen und wie ein Masterplan für den Notfall aussehen könnte. Dazwischen findest du Interviews mit anderen reisefreudigen Eltern, die von ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen berichten. Kurz und gut: Dieses Buch soll Eltern, werdenden Eltern, Omas, Opas und anderen reisefreudigen Menschen Mut machen und aufzeigen, was alles möglich ist.
DAS GLEICHNIS VOM FAHRRADVERRÜCKTEN RENTNER
Am Ufer des Mekongs unterhielt ich mich mit einem englischen Rentner. Während Dante Steine in den Fluss warf, die Sonne am Horizont unterging und Fischerboote im gemächlichen Tempo an uns vorbeituckerten, erzählte er mir enthusiastisch von seiner Fahrradtour durch Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam. Vier Monate war er mit seinen rüstigen Kumpels insgesamt unterwegs, und gerade hatten sie die Hälfte ihrer Strecke auf dem Fahrradsattel hinter sich gebracht.
Mit einem Mountainbike bei brütender Hitze auf staubigen Schotterpisten voller Schlaglöcher unterwegs zu sein stellte ich mir mächtig anstrengend vor. Noch dazu in dem Alter! Und mit Gepäck! Das wäre nichts für mich, dachte ich. Doch seine Augen funkelten lebendig, als er mir von seiner Reise vorschwärmte.
Die Sonne war bereits untergegangen, und der abendliche Himmel über dem Mekong hatte sich in ein wunderschönes, knalliges Pink verwandelt, als mich der Rentner interessiert fragte: »Wie ist es denn, allein mit einem Kind zu reisen? Ich stelle mir das extrem strapaziös vor.«
Plötzlich musste ich laut lachen. Genau das Gleiche hatte ich doch gerade über seine Tour durch Südostasien gedacht. »Nicht anstrengender als euer verrückter Fahrradtrip«, entgegnete ich lapidar.
Daraufhin fing der Rentner ebenfalls an zu lachen. In seinen Augen sah ich, dass er mich verstanden hatte.
1. Kapitel
WIR MACHEN DAS JETZT EINFACH
Dantes 1. Reiseland: Indonesien
Dantes Alter: 7 Monate
Sind wir der Herausforderung gewachsen?
36,4 Kilo?! Verstaut in einem großen Koffer, einer überdimensionalen Reisetasche und einem proppenvollen Rucksack. Plus Kinderbuggy, Reisebett, Maxi Cosi, Handgepäck und Winterjacken für zwei Erwachsene und ein Baby, ... Niedergeschlagen warf ich einen Blick auf die Gewichtsanzeige am Check-in-Schalter am Hamburger Flughafen und fühlte mich, als ob ich kläglich gescheitert wäre. Wir hatten uns fest vorgenommen, dass wir nur das Allernötigste für unsere Familienreise nach Bali mitnehmen wollten. Aber die Umsetzung dieses Vorhabens schien einfach unmöglich zu sein. Am liebsten hätte ich noch viel mehr eingepackt: weitere Bodys, Schlafsäcke, Moltontücher, kurze Strampler, lange Strampler und für den Fall, dass unsere fünf Flaschen Sonnencreme nicht ausreichen sollten, einen weiteren beachtlichen Vorrat. Ferner: eine Extrapackung Wundcreme, Feuchttücher, Zäpfchen, ... Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sogar für die kommenden Wochen Babybrei vorgekocht und mit auf die indonesische Insel der Götter geschleppt.
Mein Mann Lars gab nur ein gestöhntes »Puh« von sich. »Da werden wir ja einiges schleppen müssen.« Unsere Stimmung war am Tiefpunkt – und sie sollte noch tiefer in den Keller sinken.
Der Einzige, der blendende Laune hatte, war mein siebenmonatiger Sohn. Freudig aufgeregt zappelte Dante in der Trage vor meiner Brust und schien den Beginn seines großen Abenteuers kaum abwarten zu können. Unsere erste Reise zu dritt. Eine individuelle Koffer-Tasche-Rucksack-Reise durch Bali und Lombok.
Mein Mann und ich hatten uns entschieden, einen Teil unserer gemeinsamen Elternzeit in der Ferne zu verbringen. Wir wollten dem nassgrauen Winter entfliehen und die Auszeit unter Palmen genießen. Die zwei indonesischen Inseln Bali und Lombok schienen uns für dieses Vorhaben perfekt zu sein. Exotisch genug, um den routinierten, getakteten Alltag mit Milchfläschchen, PEKiP-Kursen, Brei kochen, Babymassagen, überquellenden Waschmaschinen und stundenlangen Spaziergängen mit einem sperrigen Kinderwagen für eine Weile zu vergessen. Und doch mit einigen Vorteilen der westlichen Welt ausgestattet – wie luxuriösen Krankenhäusern mit englischsprachigen Kinderärzten, gut sortierten Supermärkten mit einem vielfältigen Windelangebot und durchaus akzeptablen hygienischen Zuständen. Zudem kannte ich Bali, da ich vor meinem Mutterdasein bereits zweimal dort gewesen war. Dementsprechend konnte ich einigermaßen einschätzen, was uns erwarten würde. Lars und ich waren uns einig: Wir machen das jetzt einfach! Das wird ein unvergessliches Abenteuer.
Doch die nähere Umgebung war hinsichtlich unserer Reisepläne weniger euphorisch. »Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr all die Strapazen und den Stress auf euch nehmen wollt, nur um in der Sonne zu liegen?« »Das ist viel zu anstrengend!« »In die Tropen mit Baby? Das ist doch gefährlich!« »Das Baby wird auf dem Flug sicherlich ununterbrochen schreien. Von Hamburg bis Jakarta.«
Zugegeben. Wir waren uns nicht mehr ganz so sicher. Sollten wir das wirklich durchziehen? Waren wir der Herausforderung, mit einem kleinen Geschöpf in unbekannte Gefilde zu reisen, wirklich gewachsen? Wie sollten wir den Flug überstehen? Was sollte unser Sohn essen? Wie würde er mit dem Jetlag klarkommen? Und überhaupt, was würden wir machen, wenn ...? Fragen über Fragen kreisten nachts unentwegt durch meinen Kopf. Denn beide Omas und die vielen, vielen Besserwisser hatten mich mit ihren Gegenargumenten ordentlich ins Wanken gebracht. Dennoch hielten wir an unserem Entschluss fest. Wir wollten unserer Familie ein besonderes Geschenk machen: Die Elternzeit