Wenn ich groß bin, werd' ich auch ein Machu Picchu. Gabriela Urban

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Название Wenn ich groß bin, werd' ich auch ein Machu Picchu
Автор произведения Gabriela Urban
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783958893580



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gemeinsame Elternzeit in Australien, Südafrika oder Costa Rica zurückblicken und sich voller Wehmut an das große Familienabenteuer erinnern? An die wundervolle, unbeschwerte Zeit, reich an Erlebnissen und Begegnungen. Ach, wie schön, dass wir es einfach gemacht haben!

       Ruhig weiteratmen und nicht verrückt machen

      Reisen mit Kindern ist anstrengend? Auf jeden Fall! Und meistens liegt es daran, dass wir Eltern uns im Vorfeld zu viel Stress machen – und nicht an unseren kleinen Reisebegleitern. Diese ewigen Fragen, die mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit in unserem Kopf kreisen, uns zermürben und fast verrückt machen. Dieser Gedanke, dass wir die Kontrolle abgeben müssen und nicht zu 100 Prozent wissen, was genau uns erwartet. Hinzu kommen die ganzen Vorbereitungen, das Packen (im Idealfall unter 36,4 Kilo!) und das Gefühl, dass man dem ganzen Abenteuer nicht gewachsen ist – und schon würde man lieber im dunklen Kämmerlein die Bettdecke über den Kopf ziehen, statt ins Flugzeug Richtung unbekanntes Terrain steigen. Ich kann nur sagen: Alles ganz normal! Und ja, dieses beklemmende Gefühl in der Brust, diese pochende Frage, ob man wirklich an alles gedacht hat, oder den flatterigen Zustand, der sich wie eine lähmende Panikattacke anfühlt, kenne ich nur zu gut. Und bis jetzt bin ich noch keinen Eltern begegnet, die sich vor ihrer ersten Familienreise nicht so gefühlt haben. Da hilft nur eins: ruhig weiteratmen, sich bloß nicht verrückt machen und schön entspannt bleiben.

      Was sich gerade wie der gut gemeinte Rat einer Hebamme für die anstehende Geburt anhört, ist bereits die halbe Miete für eine stressfreie Familienreise. Denn sind die Eltern entspannt, sind es die Kinder in der Regel auch. Das gilt zu Hause, aber vor allem in der Ferne. Der Rest der Miete sind zum kleineren Teil eine gute, systematische Vorbereitung und vor allem, dass die Eltern sich wohlfühlen. Mit ihrer Entscheidung. Mit dem Ziel. Und auch mit der Art und Weise, wie sie ihren Urlaub verbringen. Ob es ein Pauschalurlaub im Luxusresort auf Mauritius, eine individuelle Koffer-Tasche-Rucksack-Reise mit dem Mietwagen durch Neuseeland oder ein wagemutiger Backpacker-Trip durch Kolumbien ist, müssen Eltern für sich entscheiden. Seinen eigenen Weg finden, heißt die goldene Regel. Trotz des kleinen Reisebegleiters. Oder vielleicht gerade wegen ihm.

       FÜNF DINGE, DIE ICH AUF BALI GELERNT HABE

       All meine Befürchtungen und Ängste waren unbegründet. Wieso sollten wir der Herausforderung und Verantwortung, mit unserem Kind zu reisen, eigentlich nicht gewachsen sein? Die Herausforderung, Eltern zu werden, ist um einiges größer!

       36,4 Kilo Gepäck ist viel zu viel. Egal wie weit und wie lang man unterwegs ist. Das Gepäck war auf unserer Bali-Reise die schwerste Belastung. Mit der Hälfte wären wir ebenfalls klargekommen. Und wahrscheinlich sogar mit noch weniger!

       Von wegen das Kind wird den ganzen Flug weinen! Ich habe S-Bahn-Fahrten erlebt, die stressiger waren als der Flug nach Indonesien, den Dante zum größten Teil in seinem super gemütlichen Baby-Bassinet verschlafen hat.

       Jetlag? Halb so wild! Wir waren ja im Urlaub und konnten alles mit viel Ruhe angehen.

       Auch ohne selbst gekochten Babybrei kam mein Sohn wohlgenährt von Bali zurück.

       MEIN STECKBRIEF FÜR BALI

      Geeignet für: Reiseanfänger

      Beste Reisezeit: Mai bis Oktober (Trockenzeit)

      Kosten: günstig

      Visum: für deutsche Staatsangehörige nicht notwendig bis zu 30 Tagen Aufenthalt, keine Option auf Verlängerung

      Am besten fortbewegen mit: Moped, Taxi, privatem Fahrer

      Highlights mit Kindern: Monkey Forest (Ubud), Tempel, Turtle Conservation and Education Center (Sanur), Butterfly Park (Tabanan), Delfine beobachten (Lovina), Waterbom-Park (Kuta)

      Unsere schönsten Momente: erstes Weihnachten zu dritt am Strand, der Ausblick vom Infinity-Pool auf die malerischen Reisfelder in Sidemen

      Unsere größten Herausforderungen: die Speedbootfahrt nach Lombok, das Gepäck und nichts zu verlieren

      Lieblingsorte: Sidemen, Nusa Penida, Jimbaran, Amed

      Auf keinen Fall verpassen: Canggu, Dreamland Beach bei New Kuta, Wanderung durch Reisfelder bei Sidemen, Tempel Tanah Lot, faule Strandtage auf Gili Meno oder Gili Air

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      2. Kapitel

       ROADTRIP MIT EINER WILDFREMDEN INTERNETBEKANNTSCHAFT

       Dantes 3. Reiseland: Malaysia

       Dantes Alter: 10 Monate

       Kann ich auch allein mit meinem Kind reisen?

      Ich hatte sie bereits aus weiter Entfernung gesehen. Die Frau kam direkt auf uns zu. Die letzten Meter schien sie sogar zu laufen. Ich hielt den Atem an, weil ich gleich einen fürchterlichen, ohrenbetäubenden Schreikrampf erwartete. Nur noch drei Meter, zwei Meter, einen ... Als die komplett verhüllte Frau bei meinem Baby und mir ankam, kniff ich die Augen zu. Gleich würde es losgehen. Dante würde wie am Spieß schreien, weil er Angst vor der unbekannten Frau in Schwarz haben würde. Schließlich hatte er noch nie eine Burka gesehen. Ich wartete und wartete. Doch ich vernahm kein Kreischen, stattdessen quiekende Laute. Als ich wieder meine Augen öffnete, konnte ich sehen, wie mein Sohn die Frau in der Burka anstrahlte. Sie hatte sich zu ihm runtergebeugt und sogar den dunklen Schleier vor ihrem Gesicht etwas angehoben. Sie machte lustige Faxen und prustende Geräusche. Dante konnte sich nicht einkriegen vor Lachen. Die Frau bedeutete mir, dass sie mein Baby auf den Arm nehmen wollte. Ich zögerte kurz. Doch das strahlende Gesicht meines Sohnes ließ meine Zweifel verfliegen. Ich reichte Dante der Frau. Sogleich wurde sein Quieken noch lauter. Ich beobachtete die beiden. Sie hatten sichtlich Spaß miteinander. Die Frau fing an, ihn zu kitzeln. Ich konnte erkennen, wie entzückt sie von dem kleinen blonden Jungen war.

      Auch meine Reisepartnerin Madeline, die neben mir stand, beobachtete aufmerksam das Geschehen. Sie war meine Internetbekanntschaft, und ich war ihr und ihrem Baby Phil vor 14 Stunden das erste Mal begegnet. Das war am Flughafen in Penang gewesen. Sie hatte uns mit einem gemieteten weißen Bus abgeholt. Wir wollten gemeinsam einen Roadtrip durch Malaysia machen. Sechs Wochen lang. Nur wir zwei Mamas und unsere beiden Babys ... Madeline lächelte mir komplizenhaft zu und nickte, als sie ihren Kopf zu Dante und der Frau in der Burka drehte. Phil blieb von dem ganzen Ereignis völlig unberührt. Mit wackeligen Schritten kämpfte er sich auf seinen zarten Beinchen vorwärts. Er hatte erst vor Kurzem das Laufen gelernt. Das war jetzt wichtiger, als schwarz verhüllte Frauen.

      Es war zwei Wochen her, dass ich Madeline aus einer undefinierbaren Laune heraus bei Facebook angeschrieben hatte. Ich hatte in einer Gruppe mitbekommen, dass sie allein mit ihrem Kind in Thailand unterwegs war. Seit ich mit meiner Familie von unserer gemeinsamen Elternzeit auf Bali zurückgekommen war, wollte ich nur noch eins: Das Ende meiner Elternzeit nutzen, um noch mal in die Ferne zu reisen. Lars konnte nicht dabei sein, da seine Elternzeit mittlerweile vorbei war, dennoch ermutigte er mich, mit Dante zu verreisen. Allerdings war ich mir nicht so sicher, ob ich es schaffen würde. Allein mit meinem Kind zu reisen schien mir zu jenem Zeitpunkt einfach unmöglich zu sein. Ich redete mir ein, dass ich dem ganzen Vorhaben nicht gewachsen war. Der lange Flug, nicht allein auf Toilette gehen zu können, die komplette Verantwortung zu tragen, ... Und wie um Himmels willen sollte ich das Gepäck plus Baby gleichzeitig managen?

      Aber mein Fernweh ließ mir keine Ruhe, pochte immer wieder auf die perfekte Gelegenheit, drängte mich zum Handeln. Kurzerhand schrieb ich Madeline eine Nachricht. Ich stellte mich kurz vor und fragte sie salopp, ob sie sich nicht vorstellen könnte, dass wir uns zeitnah irgendwo in Asien treffen würden. Ehrlicherweise