Название | Verhaltenstherapeutische Paartherapie |
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Автор произведения | Elisa Ewald |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170351127 |
Th.: Sie hatten bereits in der letzten Sitzung beschrieben, dass Sie nur noch wenig miteinander unternehmen. Und dass dies eigentlich im Kontrast zu der Zeit stehe, als Sie noch keine Kinder hatten.
Frau: Ja, das stimmt!
Mann: Mmh! (nickt)
Th.: Wenn ich mich richtig erinnere, sagten Sie (wendet sich zu dem Mann), dass Sie schon auch Lust haben, mehr mit Ihrer Frau zu unternehmen; Sie sprachen von dem Rockkonzert und Motorradfahren.
Mann: Ja, genau!
Th.: Nun hatten Sie ja in der vergangenen Woche die Aufgabe, den anderen zu beobachten und zu bemerken, was der andere Ihnen Gutes tut. Ich bin gespannt, was Sie entdeckt haben.
Mann: Tatsächlich sind wir am Sonntag mit den Motorrädern unterwegs gewesen. Das war eine echt tolle Zeit!
Frau: Ja, ich habe mich mal darauf eingelassen.
Th.: Oh, das kostete sicherlich zunächst etwas Überwindung; wie wirkte sich Ihr Verhalten auf die Beziehung aus?
Frau: Da hat mein Mann Recht; es war eine schöne Zeit. (Pause) Auf dem Parkplatz (schaut zu ihrem Mann) haben wir uns sogar geküsst.
Th.: Aha! (nickt) Das heißt, Sie haben sich überwunden und investiert und Sie beide haben eine für beide angenehme Zeit gemeinsam verbracht. Mal schauen, was Sie noch entdeckt bzw. gemacht haben. Was haben Sie denn notiert? (Frage an den Mann)
3.2.3 Systemisch-transaktionales Modell
Während sich kritische Lebensereignisse (z. B. schwere Erkrankungen) zunächst positiv auf die Paarkohäsion auswirken (z. B. »Wir stehen das gemeinsam durch«) und erst bei dauerhafter Einwirkung problematisch werden können, untergraben alltägliche Stressoren langfristig die Paarbeziehung und wirken sich negativ auf die Partnerschaftsqualität und den -verlauf aus (Bodenmann und Cina 1999, 2000; Bodenmann et al. 2007). Gleichzeitig nehmen die Alltagsbelastungen im Verlauf einer Partnerschaft und entsprechend der verschiedenen Stationen im Familienzyklus (
Bodenmann (1995, 2000) hat in diesem Zusammenhang das systemisch-transaktionale Stressmodell (STM) entwickelt, welches mittlerweile als international anerkannt gilt und sich auf die Stressbewältigung in Partnerschaften und Familien bezieht. Dem STM liegen folgende Kernannahmen zugrunde:
1. Alltagsstress hat einen längerfristig negativen Einfluss auf die Partnerschaftsqualität sowie den Verlauf und die Stabilität einer Beziehung.
2. Stress wirkt sich in Paarbeziehungen auf beide Partner aus.
3. Paare verfügen über individuelle und dyadische Coping-Ressourcen.
4. Im Rahmen der Stressbewältigung werden zunächst individuelle, dann dyadische und im letzten Schritt professionelle Unterstützungsangebote genutzt.
5. Dyadisches Coping ist ein Hauptprädiktor für das Funktionsniveau des Paares (z. B. Reduktion des Stressniveaus, Festigung des Wir-Gefühls und der Intimität des Paares).
Aus dem Modell gehen sowohl ein Selbstbeurteilungsverfahren (siehe Dyadisches Coping Inventar, Bodenmann 2008) zur Diagnostik als auch ein Präventionsprogramm für Paare (Paarlife, www.paarlife.ch, Bodenmann et al. 2008) hervor.
Das Konzept des dyadischen Copings ist ein wesentlicher Bestandteil des STMs. Die Grundlage dieser Bewältigungsstrategie bildet der Trichter des psychischen Erlebens, wobei sich das Paar gemeinsam von der oberflächlichen Situation als das eigentliche Stressereignis, mit seinen faktischen Umständen in die Tiefe arbeitet, um sowohl leicht zugängliche oberflächliche Emotionen (z. B. Gereiztheit, Unruhe, Anspannung, Ärger) als auch tieferliegende Gefühle (z. B. Scham, Angst, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Ekel) benennen zu können. Ziel dieses »Abtauchens« der sogenannten Trichtermethode (
Formen des dyadischen Copings
Positives supportives dyadisches Coping beschreibt problem- (z. B. Ratschläge, materielle Unterstützung, Entlastung des Partners) und emotionsbezogene (z. B. Wertschätzung/Verständnis, Interesse am Stress des Partners) sowie Unterstützungsangebote von Partner B, die Partner A bei der Stressbewältigung unterstützen sollen.
Negatives supportives dyadisches Coping umfasst verschiedene Unterformen:
a. Hostiles dyadisches Coping meint direkt feindselige verbale und non-verbale Äußerungen von Partner B auf Stressäußerungen von Partner A (z. B. »Entspanne dich doch mal«, »Jetzt hör mit dem Gejammer auf, das macht alles nur schlimmer«, gereizter Tonfall, distanzierte Körperhaltung).
b. Beim ambivalenten dyadischen Coping gibt Partner B zwar Unterstützungsangebote, aber sein eigener Beitrag wird als unnötig oder belastend erlebt und ist durch subtile, meist non- oder paraverbale Anzeichen der fehlenden oder mangelhaften Motivation gekennzeichnet (z. B. »Jetzt sag dem doch mal, dass man mit dir nicht machen kann, was man will. Wenn ich dich mit Klaus vergleiche: Der wehrt sich immer…«).
c. Floskelhaftes dyadisches Coping beschreibt unengagiertes und ohne Motivation erfolgende, leere Worthülsen (z. B. »Du, alle haben heute Stress«).
Delegiertes dyadisches Coping beschreibt die vollständige Übernahme von bestimmten, stressrelevanten Aufgaben oder Tätigkeiten durch Partner B (z. B. Entlastung durch die Übernahme von Einkäufen, Haus-/Wohnungsputz).
Gemeinsames dyadisches Coping umfasst sämtliche problem- und emotionsbezogenen Bemühungen beider Partner, um eine Stresssituation, die beide betrifft, mit vereinten Kräften zu bewältigen (z. B. gemeinsame Problemlösung, gemeinsame Spaziergänge zum Abschalten).
3.3 Rechtliche und ethische Voraussetzungen bei Paartherapie
Unabhängig von ihrem Einsatz in Paar-, Familien oder Individualtherapien setzen paarorientierte Interventionen rechtliche und ethische Rahmenbedingungen voraus. Diese sollten unbedingt vor der aktiven Interventionsphase bedacht, kritisch geprüft und gegenüber den Paaren, Familien und/oder Patienten/Klienten klar kommuniziert werden.
3.3.1 Rechtliche Voraussetzungen
Wenn Partner oder nahe Angehörige in eine Individualtherapie einbezogen werden, sollte vorher mit dem Patienten festgelegt werden, welche bisher mitgeteilten Inhalte im Rahmen der Einzelbehandlung der Schweigepflicht unterliegen. Persönliche Geheimnisse dürfen bspw. rechtlich nicht ohne Einwilligung des Einzelpatienten im Paargespräch offengelegt werden. Im Einzelfall kann hieraus ein ethischer Konflikt aufseiten des Therapeuten resultieren (z. B. bei verheimlichten Infektionen durch HIV bzw. sexuell übertragbaren Erkrankungen), der sich wiederum negativ auf die jeweilige Behandlung und das Paargespräch auswirken kann. Die Entbindung der Schweigepflicht kann jederzeit – auch im laufenden