Название | Verhaltenstherapeutische Paartherapie |
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Автор произведения | Elisa Ewald |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170351127 |
Zudem gehen psychisch beeinträchtigte Menschen mit höherer Wahrscheinlichkeit Partnerschaften mit anderen ebenfalls psychisch auffälligen Personen ein. Das Zusammenleben mit einer Person, die eine psychische Störung aufweist, wirkt sich unabhängig von der Art der Störung negativ auf die anderen Familienmitglieder aus (Baronet 1999). Im Einzelfall bleibt es schwierig zu klären, ob die familiäre bzw. partnerschaftliche Interaktion zur Entwicklung einer psychischen Störung beigetragen hat oder eine aufrechterhaltende Bedingung ist und nicht andere Faktoren (z. B. genetische, biologische, soziodemografische) einen ähnlichen Erklärungswert besitzen.
3.1.2 Körperliche Erkrankungen
Neben den vorgestellten Befunden zur psychischen Gesundheit fokussieren zahlreiche Studien die Rolle der Partnerschaft im Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen. Bereits der Beziehungsstatus scheint sich hierbei auf das individuelle Befinden und die körperliche Gesundheit auszuwirken. Verheiratete Personen, insbesondere verheiratete Männer, zeichnen sich bspw. im Vergleich zu geschiedenen oder verwitweten Personen durch ein besseres Befinden, eine längere Lebensdauer, ein geringeres Risiko für akute oder chronische Erkrankungen und eine niedrigere Mortalitätsrate aus (Hughes und Waite 2009). Insbesondere die niedrigere Mortalitätsrate für verheiratete Personen bleibt auch bestehen, wenn potenzielle Einflussvariablen, wie das Alter oder Geschlecht, der sozioökonomischer Status und die Nationalität, kontrolliert werden (Carr und Springer 2010).
Zusätzlich wirkt sich die Partnerschaftsqualität indirekt auf das individuelle Gesundheitsverhalten und direkt auf kardiovaskuläre, endokrinologische, immunfunktionelle, neurosensorische und weitere physiologische Mechanismen aus (Kiecolt-Glaser und Newton 2001). Vor allem förderliches soziales Unterstützungsverhalten in einer Partnerschaft stärkt hierbei kardiovaskuläre, neuroendokrine und immunfunktionelle Systeme (Uchino 2006), wohingegen das Risiko für ischämische Herzkrankheiten und Tod infolge von Herzinsuffizienz nach Trennungen steigt (Kriegbaum et al. 2008). Chronisch unglückliche Beziehungen gehen mit einer Schwächung des Immunsystems durch einen chronisch erhöhten und später sinkenden Kortisolspiegel sowie einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit einher (Gruenewald et al. 2006; Kiecolt-Glaser et al. 2005; Robles und Kiecolt-Glaser 2003). Im Umkehrschluss wirkt sich insbesondere bei Frauen ein regenerationsförderndes Zuhause i. S. einer positiven partnerschaftlichen Interaktion günstig auf die individuellen Kortisolprofile aus (Saxbe und Repetti 2010). Auch die Wundheilung wird positiv durch die Partnerschafts- und Interaktionsqualität beeinflusst (Kiecolt-Glaser et al. 2005; Whisman und Sbarra 2012). Da Partnerschaftskonflikte auch mit einer stärkeren Unterdrückung immunologischer Reaktionen und vermehrt auftretenden Entzündungsprozessen einhergehen, gilt das Risiko für Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Arthritis und Alzheimer als erhöht (Kiecolt-Glaser et al. 2010).
Um die Auswirkungen der Partnerschaftsqualität auf die körperliche Gesundheit differenzierter zu betrachten, bringen Rosland et al. (2012) in ihrem systematischen Review positives und negatives Partnerschaftsverhalten mit verschiedenen somatischen Störungen (z. B. Arthritis, chronische kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Niereninsuffizienz) in Verbindung. Hierbei zeigt sich, dass günstiges Partnerschaftsverhalten negativ mit somatischen Beschwerden korreliert ist, sodass paarbezogene Interventionen zunehmend relevanter für die Behandlung diverser Erkrankungen werden (z. B. bei Arthritis, chronischen Schmerzen, kardiovaskulären Erkrankungen und Typ-2-Diabetes).
Vom bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell zur we-disease
Schwere oder chronische Krankheiten, Behinderungen oder psychische Störung betreffen oftmals nicht nur den Erkrankten selbst, sondern auch dessen Angehörige. In Paarbeziehungen leidet vor allem der Partner mit und ist bspw. von einer Tumorerkrankung (Zettl 2011; Zimmermann 2019) oder affektiven Störungen (Revenson et al. 2016) in einem besonderen Maße mit betroffen.
Bodenmann (2000) greift diese wechselseitige Betroffenheit auf und distanziert sich von der Annahme des bisherigen bio-psycho-sozialen Störungsverständnisses, in dem der Gesunde den Kranken unterstützt. Vielmehr sind durch die Interdependenz bezüglich der Bedeutung einer Erkrankung aber auch des resultierenden Befindens beide Partner beeinträchtigt und zur Bewältigung herausgefordert (Bodenmann 2016). In diesem Störungsverständnis wird das Paar zu einer Einheit und einem Team, dessen gemeinsame Aufgabe die Bewältigung der jeweiligen Belastung oder Erkrankung ist (dyadisches Coping;
Im Sinne einer sogenannten we-disease trägt jeder Partner im Rahmen seiner Möglichkeiten zur Bewältigung bei und die Rollen des Gesunden und Kranken werden aufgelöst. Die gemeinsame Bewältigung wirkt sich wiederum günstig auf den Krankheitsverlauf aus und kann die Rückfallwahrscheinlichkeit reduzieren (Bodenmann 2016).
Da diese interpersonelle Sicht auf somatische Erkrankungen und psychische Störungen oftmals auch für die betroffenen Paare neu ist und das Ablegen der festen Rollen eines Erkrankten und Gesunden herausfordernd sein können, eignen sich die nachfolgenden Fragen für einen Einstieg in dieses Krankheitsverständnis und die Sensibilisierung beider Partner für ihre jeweiligen Beiträge (Bodenmann 2016, S. 319):
• Welches sind die wichtigsten oder stärksten Veränderungen für das Paar, seit die Diagnose bekannt wurde?
• Wie geht das Paar damit um?
• Welche Beiträge zur Überwindung der Störung kann jeder leisten?
• Wie kann man sich gegenseitig verstehen und unterstützen?
• Was macht man als Paar trotz der Erkrankung weiterhin besonders gut?
• Wo sind Schwachstellen und Schwierigkeiten?
• Wo braucht man auch Unterstützung von außen durch das soziale Netz (z. B. Freunde, Verwandte, Bekannte) oder Professionelle?
• Was hat die Diagnose auch an Gutem?
3.1.3 Elterliches Erziehungsverhalten und kindliche Gesundheit
Während eine positive und liebevolle Beziehung zwischen den Eltern zur psychischen Gesundheit ihrer Kinder beiträgt, sind Paarkonflikte und psychische Störungen der Eltern mit gegenwärtigen und zukünftigen Verhaltensproblemen der Kinder (z. B. psychische Störungen, geringe Schulleistung, Beziehungsschwierigkeiten mit Gleichaltrigen) assoziiert (Lexow et al. 2008; Mattejat und Lisofsky 2000). Das Ausmaß der Beeinträchtigung bei Kindern und Jugendlichen hängt dabei vom Schweregrad der partnerschaftlichen Auseinandersetzungen ab. Häufige, intensive und offene Konflikte zwischen den Eltern stellen leicht eine emotionale Überforderung für Kinder und Jugendliche und ein unangemessenes Modell für Problemlösestrategien dar. Außerdem verstärken Eltern in konfliktreichen Beziehungen oder mit psychischen Beeinträchtigungen häufiger intermittierend unerwünschtes kindliches Verhalten, greifen eher zu unangemessen harten Disziplinierungsmaßnahmen und zeigen vergleichsweise wenig liebevolle Zuwendung, Akzeptanz und Unterstützung ihren Kindern gegenüber als zufriedene und psychisch gesunde Eltern. Allerdings gelten elterliche Konflikte und kindliche Auffälligkeiten als bidirektional: Nicht nur Partnerschaftskonflikte beeinträchtigen die Anpassung der Kinder, sondern Auffälligkeiten der Kinder und Jugendlichen können ebenso die elterliche Beziehung belasten.
3.2 Grundlegende theoretische Modelle
In der Regel sind Paare zu Beginn ihrer Partnerschaft glücklich miteinander. Die weitere Partnerschaftsqualität und -stabilität wird mit einer Vielzahl an individuellen und paarorientierten Merkmalen in Zusammenhang gebracht (z. B. demografischen Daten, Persönlichkeitsmerkmalen, Übereinstimmung der Merkmale der Partner), wobei die meisten dieser Merkmale nur einen geringen Beitrag zur Varianzaufklärung leisten