Название | Verhaltenstherapeutische Paartherapie |
---|---|
Автор произведения | Elisa Ewald |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170351127 |
Alle drei genannten Ansätze zielen auf den Austausch von Bedürfnissen und Gefühlen der Paare ab. Bspw. wird das Aussprechen von Wünschen (»Ich-Botschaft«) in systemischen Ansätzen und im Kommunikationstraining der KVPT besonders gefördert. Wenn sich zu Behandlungsbeginn einer KVPT beim Aufbau positiver Reziprozität verstärkendes Verhalten des einen auf das Verhalten des anderen Partners auswirkt und die Rate positiver Verstärker sukzessive ansteigen soll, so lässt sich dasselbe Verhalten – gerade basierend auf sozialen Lerntheorien beschrieben – auch kommunikationstheoretisch bzw. systemisch verstehen. Auch ein Vorgehen der EFPT, die jeweiligen Bedürfnisse und Bemühungen der jeweiligen Partner herauszustellen, lässt sich während der psychoedukativen Vermittlung des Zwangsprozesses in der KVPT gut integrieren. Bei akzeptanzfördernden Interventionen der KVPT werden zirkuläre Interaktionsmuster wie in der EFPT veranschaulicht.
Häufig sind jedoch die intendierten Veränderungen theoretisch anders begründet und die Vorgehensweisen der jeweiligen Ansätze schließen sich gegenseitig aus. So kommen auch Interventionen in der KVPT zur Anwendung, die von den Vertretern der jeweils anderen Ansätze abgelehnt werden. Bspw. wird das Training von kommunikativen Fertigkeiten als zentraler Bestandteil einer KVPT angesehen. Wiebe und Johnson (2016) nehmen jedoch an, dass die emotionale Verbundenheit i. S. eines bindungstheoretischen Konstruktes – einmal wiederhergestellt – ein derartiges Training für Paare überflüssig macht. Während die KVPT großen Wert auf die Transparenz des Vorgehens legt, werden in systemischen Ansätzen Betroffene durch (möglicherweise paradox gemeinte) Interventionen zu Reaktionen und Verhandlungen provoziert, deren Ziel und Ergebnis (zunächst) nicht zu erkennen sind.
Eine Bewertung der EFPT und der systemischen Ansätze hinsichtlich ihrer allgemeinen und differentiellen Wirksamkeit, insbesondere im Vergleich zu der häufig untersuchten KVPT, ist derzeit nicht möglich (
3 Wissenschaftliche und therapietheoretische Grundlagen
Eine Vielzahl von Studien haben sich mit der Wechselbeziehung zwischen der Partnerschaftszufriedenheit bzw. Partnerschaftsqualität und dem psychischen und/oder körperlichen Wohlbefinden beschäftigt (für einen Überblick zu psychischen Störungen: Whisman und Baucom 2012; zu körperlichen Erkrankungen: Fischer et al. 2016; Martire et al. 2010; 2017; Rosland et al. 2012). In den nachfolgenden Kapiteln sollen die wesentlichen Befunde dargestellt und hinsichtlich ihrer Bedeutsamkeit für die KVPT erläutert werden.
3.1 Partnerschaftsunzufriedenheit und Auswirkungen
Unzufriedenheit in einer Partnerschaft, aber auch Trennung und Scheidung, gehen nicht nur kurz-, sondern auch langfristig mit einer Verschlechterung der allgemeinen und psychischen Gesundheit einher. Vor allem Partner in Langzeitpartnerschaften mit niedriger Partnerschaftsqualität, die trotz hoher Unzufriedenheit zusammen bleiben, weisen eine geringere Lebenszufriedenheit, einen niedrigeren Selbstwert und ein allgemein verringertes psychisches und körperliches Wohlbefinden auf als glückliche Paare, und berichten sogar von noch geringerer Zufriedenheit als geschiedene Personen (Hawkins und Booth 2005).
Chronische Paarkonflikte korrelieren bspw. mit:
• höheren Prävalenzraten für psychische Störungen (z. B. Depression, Angst- und Zwangsstörungen);
• einem höheren Ausmaß an akuten und chronischen Erkrankungen (z. B. grippale Infekte, Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen);
• einem höheren Rückfallrisiko für episodisch verlaufende psychische Störungen (z. B. bei schizophrenen und depressiven Störungen);
• einer höheren Prävalenz von internalisierenden und externalisierenden Störungen bei Kindern.
3.1.1 Psychische Störungen
Bisherige Studien zeigen, dass Partner mit einer niedrigen Partnerschaftsqualität mit höherer Wahrscheinlichkeit eine psychische Störung aufweisen als Partner mit einer hohen Qualität (Whisman 1999). Zudem stellte sich die Partnerschaftsqualität als eine spezifische aufrechterhaltende Bedingung für fast alle der psychischen Störungen heraus (Whisman et al. 2000). Diese Befunde werden mithilfe einer Wechselbeziehung zwischen der Partnerschaftsqualität und der psychischen Gesundheit erklärt (Whisman und Baucom 2012): Während sich schwere und/oder chronische Partnerschaftskonflikte ungünstig auf das individuelle Stresserleben auswirken und Stress wiederum die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Beeinträchtigung erhöht, wirken sich psychische Störungen, in Abhängigkeit davon, wie gut mit den Auswirkungen einer solchen als Betroffener oder Angehöriger umgegangen werden kann, auf die Zufriedenheit in der Partnerschaft aus – ein Teufelskreis entsteht.
Verschiedene Quer- als auch Längsschnittstudien zeigen insbesondere den Zusammenhang zwischen Partnerschaftskonflikten und depressiven, substanz- und angstbezogenen Störungen (Whisman und Baucom 2012). Eine niedrige Partnerschaftsqualität war mit folgenden Störungen assoziiert (Whisman 1999):
• Major Depression und Dysthymie,
• Panikstörungen,
• Agoraphobie,
• generalisierter Angststörung,
• posttraumatischer Belastungsstörung,
• Alkohol- und Drogenkonsum.
Darüber hinaus fokussieren zunehmend mehr Untersuchungen die Beziehung zwischen gestörtem Essverhalten (z. B. Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Binge Eating Disorders) und einer geringeren Partnerschaftsqualität. Sowohl die allgemeine Unzufriedenheit mit der eigenen Figur (Friedman et al. 1999) als auch konkrete Störungsbilder wie die Anorexia nervosa, Bulimia nervosa (Bussolotti et al. 2002) und die Binge Eating Störung (Whisman et al. 2012) gehen hierbei mit einer niedrigeren Partnerschaftszufriedenheit einher. Da Essstörungen auch mit einer Reihe von sexuellen Funktionsstörungen assoziiert sind (z. B. Appetenzstörungen, Pinheiro et al. 2010; Orgasmusstörungen, Morgan et al. 1995), gelten auch sexuelle Beeinträchtigungen als relevanter Faktor im Zusammenhang mit der subjektiv wahrgenommenen Partnerschaftsqualität.
Bei episodisch verlaufenden Erkrankungen (z. B. affektiven Störungen und Substanzabhängigkeit) gelten Paarkonflikte zusätzlich als negativer Prädiktor für den Behandlungsverlauf. Bei Schizophrenie, depressiven sowie bipolaren Störungen besteht zudem in einem Familienklima mit häufiger Kritik, Feindseligkeit und emotionalem Überengagement (vgl. Konzept der Expressed Emotion) ein erhöhtes Rückfallrisiko (Butzlaff und Hooley 1998; Hooley 2007). Im Bereich der Angststörungen liegen hingegen heterogene Befunde für den Behandlungsverlauf vor. Bspw. kann bei Vorliegen einer Agoraphobie eine negative Partnerschaftsqualität ein besonderer Ansporn sein, sich auf eine Exposition einzulassen, um sich bspw. aus der Abhängigkeit in der Partnerschaft zu befreien. Im Vergleich dazu gibt es bei Zwangsstörungen allerdings Hinweise, dass eine negative Partnerschaftsqualität langfristig den Therapieerfolg mindert.
Natürlich stellt das Zusammenleben mit einem psychisch beeinträchtigten Familienmitglied eine Belastung für die Partner und Angehörigen dar, die sich besonders in akuten Krankheitsphasen negativ auf das Familienleben auswirken kann (Friedmann et al. 1997). Hierbei werden objektive und subjektive Belastungsfaktoren unterschieden. Während unter der objektiven Belastung unmittelbar beobachtbare Einschränkungen durch die Störung (z. B. finanzielle Kosten, mangelnde Unterstützung durch den Patienten, Einschränkungen des Freizeitverhaltens und der Berufsausübung) subsummiert werden, gilt die Einschätzung der Situation durch die Angehörigen als subjektive Belastung. Eine höhere subjektive Belastung geht oft mit einem resignativen Bewältigungsstil und negativen Kausalattributionen einher. Letztere schreiben die Symptome und den Verlauf der Störung dem eigenen Versagen zu. Akzeptanz und Optimismus sind hingegen mit geringerer Belastung assoziiert. Insgesamt weisen Angehörige von psychisch erkrankten Menschen selbst eine überdurchschnittlich starke gesundheitliche Beeinträchtigung