Verhaltenstherapeutische Paartherapie. Elisa Ewald

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Название Verhaltenstherapeutische Paartherapie
Автор произведения Elisa Ewald
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783170351127



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die zudem länger anhielten (z. B. Gottman und Notarius 2000). Darauf aufbauend wurde das Kommunikations- und Problemlösetraining (image Kap. 5.1.3 und image Kap. 5.1.4) als heutige Standardinterventionen der verhaltenstherapeutischen Paar- und Familientherapie erprobt. Während dieser Trainings vermittelt der Therapeut zunächst hilfreiche und auf Fairness basierende Sprecher- und Zuhöreregeln, um anschließend die Partner für regelkonformes Verhalten während der Interaktionen kontingent zu verstärken. Im Rahmen einer familientherapeutischen Maßnahme werden diese Standardinterventionen zu Hause mit Angehörigen durchgeführt.

      Wie auch bei der verhaltenstherapeutischen Einzeltherapie wurde das paartherapeutische Vorgehen später durch kognitive Interventionen (image Kap. 5.1.5) ergänzt (Baucom und Lester 1986), sodass heute von einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Paartherapie (KVPT) gesprochen werden kann. Der erweiterten Modellbildung folgend (Epstein und Baucom 2002), sollen Therapeuten Erwartungen, Zuschreibungen und Überzeugungen der einzelnen Partner identifizieren und mithilfe von Techniken der kognitiven Umstrukturierung modifizieren. Außerdem werden repetitive Interaktionsmuster dem Paar psychoedukativ verdeutlicht und Gedanken, Gefühle und Motive identifiziert, modifiziert sowie umetikettiert (Jacobson 1989).

      Während die bisher vorgestellten kognitiv-behavioralen Interventionen alle veränderungsorientiert sind, setzt ein neuerer Ansatz der KVPT auch auf Akzeptanz von ggf. auch unveränderlichen Unterschieden der Partner (Jacobson 1992). Akzeptanzbasierte Interventionen (image Kap. 5.1.6) versuchen das Verständnis für den anderen zu fördern, eine Distanz zum konflikthaften Thema zu schaffen, die Toleranz gegenüber den aversiven Verhaltensweisen des anderen zu erhöhen und die Autonomie beider Partner zu steigern (Jacobson und Christensen 1998). Im Vergleich zur KVPT zeigte sich, dass Paare von akzeptanzfördernden Strategien kurz- und langfristig hinsichtlich verschiedener Erfolgsmaße profitieren (Roddy et al. 2016).

      Bereits früh bestand ein internationaler Austausch mit deutschen Wissenschaftlern (z. B. Jacobson et al. 1984), was sich auch durch die Veröffentlichung eines deutschsprachigen Manuals zeigt (Schindler et al. 2019). Zudem wurde der kognitiv-behaviorale Ansatz auf das Verständnis von sexuellen Störungen (image Kap. 5.2.3) und deren Behandlung angewendet (Zimmer 1985). Außerdem wurde im deutschsprachigen Raum das herkömmliche Vorgehen modifiziert, um die partnerschaftliche Unterstützung und Bewältigung externer Belastungen zu fördern (bewältigungsorientierte Interventionen, BOI; Bodenmann 2004, image Kap. 5.1.7). So zeigte sich in einer kontrollierten Studie, die beispielhaft herausgegriffen wird, dass BOI im Vergleich zu individualtherapeutischen Ansätzen der interpersonellen Therapie bzw. der kognitiven Verhaltenstherapie bei Depression vergleichbare Ergebnisse hinsichtlich der Depressionswerte und Zufriedenheit mit der Partnerschaft erzielte (Bodenmann et al. 2008). Allerdings war der Ausdruck von Emotionen in der BOI-Bedingung zusätzlich verbessert, wodurch die Rückfallwahrscheinlichkeit sinkt.

      Wie aus der bisherigen Darstellung hervorgeht, ergibt sich aus dem Selbstverständnis der KVPT-Vertreter, dass diese nicht nur klinisch tätig sind und Modell- bzw. Prozessannahmen aufstellen, sondern auch die Wirksamkeit der Behandlung und deren Wirkfaktoren möglichst empirisch überprüfen. Früh lagen erste Meta-Analysen zur KVPT vor (Hahlweg und Markmann 1988; Dunn und Schwebel 1995).

      Zudem wurde das Anwendungsspektrum erweitert, indem das herkömmliche Vorgehen zu differenzierten Ansätzen bei besonderen Herausforderungen (z. B. dem Umgang mit Paaren nach der Offenlegung von partnerschaftlicher Gewalt, image Kap. 5.2.4, oder Offenlegung einer sexuellen Außenbeziehung, image Kap. 5.2.2) angepasst wurde. Außerdem sind Ansätze der partner- bzw. familienunterstützenden Behandlungen psychischer Störungen und körperlicher Erkrankungen systematisch erprobt worden (für eine Übersicht Baucom et al. 1998): So gibt es bspw. Anleitungen für eine partnerunterstützte Exposition bei Agoraphobie (Abramowitz et al. 2011), für die verhaltenstherapeutische Familienbetreuung schizophren bzw. bipolar erkrankter Angehöriger (Hahlweg et al. 2006) oder für die dyadische Unterstützung von Tumorerkrankungen (Heinrichs und Zimmermann 2008). Hervorzuheben ist auch die Entwicklung, breite Anwendung und Evaluation von Präventionsprogrammen für Paare (für einen Überblick siehe Job et al. 2014), die angesichts der gesundheitlich negativen Auswirkungen von Trennungen mehr Verbreitung finden sollten.

      2 Verwandtschaft mit anderen Verfahren

      Neben der KVPT ist die emotionsfokussierte Paartherapie (EFPT) ein weiterer empirisch-fundierter Ansatz. Dieser wurde von der kanadischen Paartherapeutin Dr. Susan Johnson in den 1980er Jahren entwickelt und basiert im Wesentlichen auf bindungstheoretischen, neurowissenschaftlichen und systemischen Annahmen (Greenman et al. 2019). Das primäre Ziel der EFPT ist der Aufbau von funktionalen Interaktionsmustern, die auf die spezifischen Bindungsbedürfnisse beider Partner abgestimmt sind (Johnson 2019). Hierzu wird in einem ersten Schritt das emotionale Erleben der Partner durch den Therapeuten zugänglich gemacht und aktiviert. In einem zweiten Schritt werden die Interaktionsmuster der Partner restrukturiert. Dysfunktionale Interaktionsmuster zwischen den Partnern entstehen nach EFPT als Resultat von unsicheren Bindungserfahrungen und führen dazu, dass Bindungsstress maladaptiv ausgedrückt wird und zur Distanzierung der Partner beiträgt. Durch das Bewusstmachen von intrapsychischen und interpersonellen Aspekten der dysfunktionalen Interaktionsmuster sollen sichere Bindungserfahrungen zwischen beiden Partnern gestärkt werden. In der EFPT werden Paare systematisch angeleitet, die eigenen Emotionen und Bedürfnisse wahrzunehmen, auf die des anderen einzugehen und sich dyadisch für die Partnerschaft zu engagieren. Inzwischen wurde das manualisierte Vorgehen nicht nur bei unzufriedenen Paaren, sondern auch zur Behandlung von Depression und Posttraumatischen Belastungsstörung bzw. zur gemeinsamen Bewältigung von Erkrankungen eines Kindes oder eines Partners angewendet (Wiebe und Johnson 2016). Im Vergleich zur verhaltenstherapeutischen Paartherapie – also der älteren Form, basierend auf sozialen Lerntheorien – zeigten sich in einer Meta-Analyse vergleichbare Effekte (Rathgeber et al. 2018).

      Im deutschsprachigen Raum besonders verbreitet haben sich systemisch-orientierte Formen der Paartherapie. Sie beziehen sich auf eine Reihe von Therapieansätzen, die auf kommunikations- und systemtheoretischen sowie konstruktivistischen Annahmen basieren (z. B. Rohrbaugh und Shoham 2015; Simon 2015). Im Sinne der systemisch-orientierten Therapieansätze wird die Paardynamik von der Wechselwirkung von biologischen, intrapsychischen, interpersonellen und gesellschaftlichen Einflussfaktoren beeinflusst. Die zentrale Frage ist hierbei, welche »zirkulären Prozesse« die Paarkonflikte aufrechterhalten. Durch die Einbeziehung des sozialen Kontextes wird die Wechselbeziehung der Partner und der weiteren Umwelt auf der Ebene der Wirklichkeitskonstruktionen, des Verhaltens und der Interaktionsmuster betrachtet. In der systemischen Paartherapie werden überwiegend zirkuläre Interaktionsmuster fokussiert. Dabei wird angestrebt, dass Paare funktionalere Interaktionsmuster finden, neue Lösungsversuche unternehmen, flexibler auf die/den Partnerin/Partner reagieren können und funktionale Narrative über sich als Person und Paar konstruieren. Jedoch lässt sich die Wirksamkeit dieser systemisch-orientierten Formen der Paartherapie auf die Partnerschaftszufriedenheit aufgrund der derzeitigen Studienlage nicht